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Wenn es um maritimen Horror geht, gibt’s an William Hope Hodgson (1877 – 1918) kein Vorbeikommen. Ich bin mir sicher, dass der britische Autor vielen hier im Forum nicht mehr vorgestellt werden muss (auch wenn ein biografischer Abriss zu gegebener Zeit nicht fehl am Platz wäre). Neben den erwähnten maritimen Horrorgeschichten und den phantastischen Romanen sind es die Fälle des okkulten Detektivs Carnacki, die im deutschsprachigen Raum am stärksten mit seinem Namen verbunden sind.
Wie also mal wieder William Hope Hodgson in Spiel bringen? Vielleicht ist zum Einstieg ein pointierter Überblick wegweisender Veröffentlichungen in Deutschland interessant. — Hier dürften wir schließlich größtenteils unsere ersten Hodgson-Erfahrungen gesammelt haben. Neben den Standards, namentlich in den Verlagen Insel, Suhrkamp und Festa, liste ich noch einige Obskuritäten, Raritäten und Adaptionen auf. Eventuell sind dabei ja noch neue Entdeckungen für den einen oder die andere möglich …
Anmerkung: Meine Liste basiert auf der umfangreichen WHH-Bibliografie von Robert N. Bloch, erweitert um zwei Einträge aus meiner eigenen Bibliothek.
1. Die Jahre 1969 bis 1987: Erste Veröffentlichungen
1969 — Die (bisher) bekannteste früheste deutschsprachige Veröffentlichung „Die Stimme aus der Nacht“ („The Voice in the Night“) ist enthalten im 15. Band von Ullsteins Kriminalmagazin.
1970 — In der Bibliothek des Hauses Usher (Insel Verlag) erscheint das Buch Stimme in der Nacht mit vier von Hodgsons gruseligen Seegeschichten, darunter der Kurzroman Die Boote der ›Glen Carrig‹ (The Boats of the ›Glen Carrig‹). Diesem Buch folgt 1973 Das Haus an der Grenze, das neben dem Titelroman (The House on the Borderland) drei weitere Stories enthält: allesamt Fälle des paranormalen Ermittlers Carnacki.
1982 — Bastei Lübbe veröffentlicht mit Das Nachtland den visionären Endzeitroman The Nightland. Auf der Rückseite ist das Urteil eines gewissen „H. P. Lovekraft“ abgedruckt: „Eines der machtvollsten Werke düsterer Imagination, das je geschrieben wurde.“
1987 — Die Phantastische Bibliothek (Suhrkamp Verlag) würdigt Hodgson mit dem Band Geisterpiraten und andere schauerliche Seegeschichten. Dank des Titelromans liegt nun der vierte von Hodgsons Romanen auf Deutsch vor.
2. Die Jahre 2003 bis 2017: William Hope Hodgson im Festa Verlag
2003 — Festas hauseigenes Magazin Omen bringt in seiner ersten Ausgabe die See- und Abenteuergeschichte „Die Insel des Ud“ („The Island of the Ud“). Leider kappt das Satzprogramm den Schluss der Story, so dass sie noch einmal vollständig in Omen 2 (2005) abgedruckt wird.
2004 — Festa wagt sich an eine Neuausgabe von Das Haus an der Grenze. Übersetzt von Michael Siefener und mit aufschlussreichem Vorwort von Brian Stableford versehen, kann diese Fassung problemlos neben der früheren Insel-Veröffentlichung bestehen.
2007 — Die Anthologie Die Pflanzen des Dr. Cinderella. 25 Unheimliche Geschichten liefert mit „Der Spuk auf der Jarvee“ („The Haunted Jarvee“) einen Carnacki-Vorgeschmack. Es handelt sich um eine – freilich mittelmäßige – Verquickung von okkulter Detektiv- und unheimlicher Seegeschichte.
2017 — Unverzichtbar im Festa-Programm: das Buch Carnacki, der Geisterdetektiv, das 2017 erstmals sämtliche Geschichten um die übersinnliche Spürnase auf Deutsch versammelt. Zum Reiz der Publikation trägt noch ein Aufsatz von Mark Valentine bei; der britische Autor, Herausgeber und Büchersammler befasst sich seit den 1980er Jahren mit William Hope Hodgson.
3. Obskuritäten, Raritäten und Adaptionen
1988 — „Geschichten, die nach Salzwasser schmecken“ präsentiert der bekannte Autor Alexander Kent (d. i. Douglas Reeman) in der Sammlung Kapitänsgarn (Sea Captains’ Tales). Ohne dezidiert der Phantastik zu frönen, enthält das Buch aus dem Ullstein Verlag den Sargassosee-Klassiker „Das Ungeheuer im Beerentang“ („The Thing in the Weeds“).
1998 — Abseits von Meeresungeheuern und Geisterdetektiven präsentiert die Anthologie Räuber, Schurken, Lumpenpack (The Mammoth Book of Historical Detectives) Hodgson als Verfasser einer historischen Kriminalerzählung: „Das Wirtshaus zur Schwarzen Krähe“ („The Inn of the Black Crow“). Das Buch erscheint bei Bastei Lübbe; Herausgeber Mike Ashley ist u. a. bekannt durch seine Algernon Blackwood-Biografie Starlight Man.
2004 — In Arcana Nr. 6 wird auf einen Privatdruck hingewiesen: William Hope Hodgson. Das Rufen des Meeres. Gedichte. Der Druckt ist limitiert auf 100 Exemplare, übersetzt und herausgegeben von Denis Vidinski; das Vorwort stammt von Boris Koch. Kernstück ist die Ballade „Die Stimme des Ozeans“ („The Voice of the Ocean“), die Robert N. Bloch mit Colerdiges „Ancient Mariner“ vergleicht.
2016 — Unter der Regie von Jörg Buttgereit und Bodo Traber entsteht das Hörspiel Fungus – Pilz des Grauens, basierend auf der Geschichte „The Voice in the Night“, erweitert um einen japanischen Schauplatz und eine vom Original abweichende Figurenkonstellation. Ausstrahlungen 2016 vom WDR und 2017 vom Deutschlandfunk.