Beiträge von Strach

    Es stimmt.


    "Abseits der Geographie"


    Inhalt:

    Begleitwort von Lars Dangel

    Lisa Honroth-Loewe - Die Kakteen

    Joachim Ringelnatz - Abseits der Geographie

    Fritz Reck-Malleczewen - Tempel der Toten

    Hans Watzlik - Der silberne Kegel

    Faber - R7

    A. M. Frey - Lawinensport

    Anonym - Die Seele ohne Körper

    Georg von der Gabelentz - Der Haimensch

    Gérard de Nerval - Die bezauberte Hand

    Kurt Münzer - Pygmalion

    Carl Lindow - Die Kammerzofe des Tutenchamun

    Ernst Wiechert - Das Kind und die Wölfe

    A. M. Frey - Humaner Vorschlag

    Otto Moser - Die Krötenhexe von Oldisleben

    Franz Johannes Weinrich - Der Fremde von Verdun

    Georg von der Gabelentz - Das Seegespenst

    A. M. Frey - Einhorn und Löwe

    F. Cusimak - Die Eier vom Tanganjika-See

    Everard Jack Appleton - Blutspiegel

    Hans Watzlik - Das Auge des Tertulin

    Friedrich Freksa - Stimme aus Sternenferne

    A. M. Fellmann - Die Blumen der Mumie Neith

    Kurt Münzer - Die Strafe

    Fürst zu Lynar - Vampyre

    Quellenverzeichnis

    Eben diese tatsächlich sehr schöne Ausgabe (Cover ist zum Anbeißen) von Zwielicht habe ich gelesen.

    Ich bedanke mich bei allen Menschen ,die sich Mühe gegeben haben, diese Beiträge und die Ausgabe selbst möglich zu machen.


    M.R. James - Welt in Deutschland wartet noch auf ihre tiefe Erschließung. Leider kann ich nicht Englisch und sehe mir die Bände von seligem Ash-Tree-Press-Verlag mit echtem Neid an.


    Mit dem kopletten Band von S.Hodgson wäre eine großartige Sache !

    In einer alten Ausgabe von Zwielicht habe ich eine interessante Information über Sheila Hodgson gelesen.Und dazu noch eine Erzählung.

    Es ist gut zu wissen, ob alle Erzählungen von ihr ins Deutsche übersetzt wurden. Gibt es vielleicht ein einzelnes Buch ?

    Teil 10.


    Anfang 1836 hat sich sein gesundheitlicher Zustand (Tuberkulose) zunehmend verschlechtert. Eine Homöopathische Behandlung hat nichts gebracht. Im Sommer 1836 begibt sich Perovskij in Begleitung seiner Schwester und seines Neffen nach Nizza zur Behandlung. Auf dem Wege dahin ereilt ihn der plötzliche Tod in Warschau am 9. (21) Juli 1836. Der Schriftsteller wurde auf dem orthodoxen Friedhof neben dem Wolski-Friedhof in Warschau beigesetzt.


    A.Perowskij war nie verheiratet und hatte deswegen keine direkten Nachfahren. Alles, was er besaß, vermachte er den beiden von ihm aufrichtig geliebten Menschen: der Schwester und dem Neffen.


    Bibliografie der Fantastik von Pogorelskij in deutscher Sprache


    „Die Mohnkuchenfrau von Lafertowo“ in deutscher Sprache erschien zum ersten Mal 1835.


    „Phantastische Geschichten aus dem alten Rußland“ (Übersetzer: Gundula Bahro)




    „Die Mohnkuchenfrau von Lafertowo“


    „Die Unheimliche Wahrsagung, Erzählungen der russischen Romantik“ (Rütten & Loening 1969, S.Fischer 1971)





    „Die Mohnkuchenfrau von Lafertowo“


    „Russische Geistergeschichten“ (1990, Verlag:Raduga-Verlag, Moskau)





    „Die Mohnplätzchenfrau von Lefortowo“ (Übersetzer: Marga Erb)


    „Russische Romantik. Ein Lesebuch für unsere Zeit“ (1989,Verlag: Aufbau Taschenbuch Verlag,Berlin)



    „Die Mohnkuchenfrau von Lafertowo“


    „Der Doppelgänger oder meine Abende in Kleinrussland“ (2006 , Mitteldeutscher Verlag)




    "Das schwarze Huhn oder die unterirdischen Bewohner"


    Teil 9.


    Auch 1829 erscheint noch eine kurze fantastische Erzählung von Pogorelskij «Посетитель магика» („Besucher des Magiers“), eine Fortsetzung der Ahasver-Legende. Wie der Autor selbst als Bemerkung mitteilt, ist das eine Übersetzung aus dem Englischen (Henry Neele «The Magician’s Visitor»,1828).Zum Magier Agrippa kommt ein Unbekannter, der von einer Erfindung eines Zauberspiegels des Magiers erfuhr. Mit der Hilfe des Spiegels kann man die Toten sehen.


    1830 wird die Zeitschrift „Literaturzeitung“ in Sankt-Petersburg gegründet. Gleich in den ersten Heften werden die beiden ersten Kapitel des neuen Romans von Pogorelskij „Магнетизёр“ („Magnetiseur“)veröffentlicht. In den gemütlichen Alltag einer Kaufmannsfamilie dringt das Geheimnisvolle ein. Leider blieb der Roman unvollendet.


    Im März 1830 verlässt er endgültig den Staatsdienst. Die Zeit danach lebt er vorwiegend in seinem Landsgut Pogoreltzi, befasst sich weiter mit der Erziehung seines Neffen, Literatur, Lieblingsbotanik und Gärtnerei. Ab und zu besucht er Moskau, das nicht so weit liegt und wo seine Mutter immer noch lebt. Er liebte schon immer Moskau mehr als Sankt-Petersburg.


    Nach seinem Rücktritt vom Staatsdienst 1830 begann Pogorelski an seinem einzigen Roman «Монастырка» (Monastirka ist eine Schülerin der Bildungseinrichtung am Kloster) zu arbeiten. Es handelt sich um die Abenteuer einer jungen Frau, die nach dem Abschluss der Bildungseinrichtung am Smolny-Kloster in Sankt-Petersburg in die ukrainische Heimat zurückkehrt. Das Buch wurde zu einem der ersten Sittenromane in Russland. Ethnografisch gesehen ist der Roman auch hoch interessant, weil darin der Alltag und Charaktere der Nordukrainer sehr genau beschrieben sind.


    Der erste Teil des Romans erschien 1830 und hatte großen Erfolg beim Publikum.1833 erschien der zweite Teil des Buches.



    A. Perovskij war ein ausgesprochener Kunstkenner und leidenschaftlicher Kunstsammler. Das brachte es mit sich, dass er viel in Europa herumreiste, und immer wieder nahm er auch den Neffen mit. 1831 reist er nach Italien, wo er für Aljoscha die Welt der alten italienischen Maler entdeckt, bedeutende Bilder für seine Kunstsammlung erwirbt. In Rom trifft er den großen und berühmten russischen Maler Karl Brüllow. Pogorelskij beauftragt Brüllow, Porträts von sich selbst, seiner Schwester und seinem Neffen zu malen. Die Versprechung ließ auf sich 4 Jahre warten.


    Im Dezember 1835 kommt der Maler auf dem triumphalen Weg von Italien nach Sankt-Petersburg in Moskau an. Seit einigen Monaten spricht die kulturelle Welt über sein grandioses Gemälde „Der letzte Tag von Pompeji“. In Moskau erinnerte Perowskj Brüllow an sein Versprechen und bot ihm ein gutes Honorar für 3 Porträts an. Gut wissend, dass Brüllow kein genauer und sehr launischer Mensch war, bringt Perowskj den Maler ins Haus seiner Mutter mit der Bedingung, dass dieser solange im Hause bleibt, bis die Arbeit fertig wird. Der Meister durfte in der Zeit keine Aufträge von außen annehmen. Am Anfang fühlt sich Brüllow durch seine Lage im Haus sehr geschmeichelt und demonstriert absolute Zufriedenheit mit dem Gastgeber.


    Zuerst malt Brüllow den jungen Aleksei Tolstoi im Jagdkostüm. Die Familie war entzückt. Dieses Bild schmückt immer noch die Kunstsammlung im Russischen Museum in Sankt-Petersburg. Als er mit dem Porträt von Perowskij anfing, meldete sich die Langweile bei ihm. Er verließ oft das Haus von Perowskij, um an der Gesellschaft von heiteren Saufgesellen teilzunehmen. Perowskij musste in milder Form dem Maler die Leviten mehr als einmal vorlesen. Die Geduld von Brüllow platzte. Letztendlich vollendete Brüllow das Porträt von Perowskij nicht und flüchtete Hals über Kopf ohne Koffer aus dem Haus seines Gastgebers. Das Porträt der Schwester von Perowskij wurde gar nicht gemalt.


    Karl Brjullow.Autoporträt.




    Karl Brjullow.Der letzte Tag von Pompeji.



    Karl Brjullow. Das Porträt von Aleksej Tolstoj (Neffe von Pogorelskij).

    Teil 8.




    1828 schrieb Pogorelski das allererste russischsprachige Kunstmärchen in Prosa für die Kinder, vermutlich speziell für seinen Neffen Aljoscha. Das Werk hat überhaupt autobiografische Motive. 1829 wurde das Märchen unter dem Titel«Чёрная курица, или Подземные жители» („Das schwarze Huhn oder die unterirdischen Bewohner“)in der kurzlebigen Zeitschrift „Schmetterling“ veröffentlicht. Aljoscha Tolstoj hatte das Märchen in einem Zug durchgelesen und ist in Tränen ausgebrochen, als der tapfere Minister mit der gefesselten Hand zum Abschied gewunken hatte. Die gewöhnlichen Leser-Zeitzeugen haben das Märchen nicht so besonders hoch eingeschätzt. Eigenartiges Märchen, in dem sich die in Fesseln angelegten Verbannten hinziehen !


    Dieses schöne Märchen wurde mehrmals ins Deutsche unter den verschiedenen Namen übersetzt:


    1)Das schwarze Huhn oder die unterirdischen Bewohner (diese Titel-Übersetzung ist am genauesten)


    2)Das schwarze Huhn oder Die Bewohner der Unterwelt


    3)Die kleine schwarze Henne


    4)Das schwarze Huhn



    Eine Rezension (Internet,deutsch)



    Eines Tages rettet der Schüler Aljoscha einer kleinen schwarzen Henne das Leben, indem er sie der Köchin abkauft. Noch in derselben Nacht führt ihn eben diese Henne in ein unterirdisches Reich und verwandelt sich dort in den Minister eines Zwergenvolkes. Der König der Zwerge gewährt Aljoscha als Dank einen Wunsch. Da wünscht sich Aljoscha, dass er von nun an alle Schulaufgaben bewältigen kann, ohne je wieder dafür lernen zu müssen. Zwar erfüllt der König diesen Wunsch, aber nur unter einer Bedingung: Niemals darf Aljoscha das Geheimnis der Zwerge preisgeben ...

    Sybil Gräfin Schönfeldt ist es in ihrer Nacherzählung gelungen, genau den Ton der russischen Originalgeschichte von Antonij Pogorelskij zu treffen. Der Künstler Gennadij Spirin hat detailreich eine Lieblingsgeschichte aus seiner Kindheit illustriert und darin seinen kleinen Sohn porträtiert. Das Buch entführt in ein Russland vergangener Tage. (Esslinger Verlag. Kinderbuch)


    Eine andere Rezension (Internet,deutsch)


    In einem Internat bei St. Petersburg begann für den 10 jährigen Aljoscha, der gewöhnt war an elterliche Aufmerksamkeit, ein neues Leben. In den Ferien bleibt er als einziges Kind in dem Internat und hat oft Heimweh. Eines Tages erfindet Aljoscha in seine Fantasie eine magische Welt voller unterirdischen Bewohnern, mit einem König und seine Untertanen, die sehr stark den Menschen ähnelten die rund um den Jungen sind. Aljoscha erlebt viele Abenteuer in dieser geheimnisvollen Welt. Allerdings konnte er das Geheimnis über die unterirdische Welt in dem realen Leben nicht für sich behalten. Und die unterirdischen Bewohner verließen ihn für immer.


    Am Anfang gab es überhaupt keine Bilder zu diesem Märchen. Sie entstanden viel später und zwar nach und nach. In der Zwischenzeit gibt es jede Menge davon. Man könnte sogar ein schönes Bilderalbum daraus zusammenstellen.


    Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt. 1975 entstand ein Puppentrickfilm (UdSSR) nach diesem Märchen. 1980 erschien die gleichnamige Verfilmung in der Sowjetunion. Die Filmhandlung weicht etwas von dem Original ab. Es gibt kaum spezielle Effekte. Die Ära von solchen Filmmärchenmeistern wie Ptuscko und Rou war schon zum damaligen Zeitpunkt vorbei. Der Film macht einen melancholischen und düsteren Eindruck auf die Zuschauer und wurde unter den Kinokunstkennern hoch geschätzt. Man bezeichnet diesen Film mitunter als eine philosophische Parabel. Manche zählen ihn zu sowjetischer Kino-Gotik. Der Film in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln ist z.B. über Amazon zu kaufen. Die Verfilmung bekam viele internationale und nationale Kino-Preise.




    Es gibt auch ein Bühnenstück,ein Opera-Musical und ein Diafilm nach dem Pogorelskij-Märchen.

    Teil 7.


    1828 erscheint sein erstes Buch "Der Doppelgänger oder Meine Abende in Kleinrussland", das eng mit der deutschen fantastischen Tradition verbunden war.


    Das Buch vereint vier Novellen, die mit dem Rahmensujet verbunden sind. Eine davon ist schon uns bekannte „Die Mohnkuchenfrau von Lafertowo“. Die erste Novelle heißt „Isidor und Anjuta“ mit melodramatischem Inhalt ohne richtige fantastische Elemente, aber mit der Schauerstimmung. Die zweite Novelle„Verderbliche Auswirkungen einer ungezügelten Phantasie“ ist eindeutig eine Anlehnung an „Sandmann“ von E.T.A.Hoffmann. Und die letzte Novelle „Die Reise mit der Postkutsche“ erzählt eine unglaubliche Geschichte einer Beziehung zwischen einem Menschen und Affen.


    Zwischen den Novellen führt der Autor Unterhaltungen zu verschiedenen Themen mit seinem Doppelgänger.




    Eine deutsche Rezension berichtet: „In seinem 1828 erschienen Roman 'Der Doppelgänger' spinnt Antonij Pogorelskij ein dichtes Geflecht unterschiedlichsten Inhalts, zusammengehalten von dem roten Faden eines lebhaften Dialogs mit seinem Alter Ego, dem 'Doppelgänger'. In den kurzweiligen Geschichten ist Platz für Spuk und Hexerei, Liebeleien und Romanzen, einen Puppenautomaten und die gefährlichen Abenteuer eines von Affen adoptierten Jungen im südasiatischen Urwald. Pogorelskij widmet sich zugleich ernsthafteren Themen, er sinniert über die Grenzen des menschlichen Verstandes oder über das Potenzial des Menschen im Vergleich zu hoch entwickelten Tieren. Letztlich ergibt sich für den Leser ein faszinierendes Bild von den Denkmöglichkeiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit zum Teil bis heute aktuellen Bezügen.“



    Noch eine Rezension (Internet):


    Antonij Pogorelskij: "Der Doppelgänger oder Meine Abende in Kleinrussland"


    A Ein Kleinod der russischen Romantik




    Aus dem Russischen von Svetlana Schick und Roland Flammiger.

    Illustrationen von Olena Fedotowa.

    Mitteldeutscher Verlag, 2006. 192 Seiten.


    Der Doppelgänger, ein überaus beliebtes Motiv der Romantiker, zu deren russischen Vertretern Antonij Pogorelskij zählt, ein Autor, der im deutschsprachigen Raum bisher weitgehend unbekannt geblieben ist, der aber durchaus wert ist, auch hierzulande von einer größeren Leserschaft entdeckt zu werden.


    Gleich auf den ersten Seiten des Buches liefert uns der Autor sein Bekenntnis zur Romantik ab. "Welcher Mensch auf dieser Welt kann sich rühmen, irgendwann und irgendwo einmal ganz und gar glücklich gewesen zu sein?" fragt er, um ein paar Zeilen später hinzuzufügen: "Wenn dir das Glück auch immer hold ist, wird es dich dennoch nicht dahin führen, wohin du strebst." Das Entwurzelte, die Heimatlosigkeit des Romantikers spricht aus diesen Worten, sein ewiges Suchen, das Unerfüllbare seiner Sehnsucht und auch seine Einsamkeit. "Du bist verdammt dazu, allein zu sein", schreibt Antonij Pogorelskij an anderer Stelle. Aber gleichzeitig empfindet der romantische Mensch auch ein Grauen vor dieser Einsamkeit, wie Ricarda Huch in ihrer Studie über den romantischen Charakter treffend bemerkt. Und oft ist eben das Bedürfnis nach Gesellschaft und Bindung, die er in seinem fleischlich-menschlichen Gegenüber nicht finden kann, so stark, dass er sich einen Doppelgänger erschafft. Die Imaginationen der romantischen Fantasie verselbstständigen sich und beginnen, ein Eigenleben zu führen, schließlich kreißt die Einbildungskraft und gebiert den immateriellen Leib des Doppelgängers. Novalis äußerte sich wie folgt zu diesem Themenkomplex: "Niemand kennt sich, insofern er nur selbst und nicht auch zugleich ein anderer ist. Eine nicht synthetische Person ist eine Person, die mehrere Personen zugleich ist, ein Genius. Sie vermag in mehrere Personen geteilt, doch auch eine zu sein. Unser Denken ist also Zwiesprache."


    Auch Pogorelskij hält Zwiesprache mit seinem Doppelgänger. Sie parlieren über philosophische Themen oder erzählen sich gegenseitig Geschichten. In sechs Kapitel ist der Roman, der im Grunde gar kein Roman ist, eingeteilt. Jedes dieser Kapitel hat die Gespräche eines Abends zwischen dem Ich-Erzähler und seinem Doppelgänger zum Inhalt. Es sind Geschichten mit typisch romantischen Inhalten wie dem Geheimnisvollen, Rätselhaften, der Liebe, Spuk und übersinnlichen Erscheinungen. In der Tat handelt es sich hier zumeist um Gespenstergeschichten oder diesem Genre verwandte Erzählungen, die meist in knapper, anekdotischer Form gehalten sind. Einige dieser Geschichten sind immerhin so originell, dass es gelohnt hätte, sie literarisch weiter zu verarbeiten, sie etwa in eine größere Form wie in eine Kurzgeschichte oder Novelle münden zu lassen. Stilistisch wie auch inhaltlich lehnen sich die Geschichten Pogorelskijs stark an die Erzählungen E. T. A. Hoffmanns an. Auch unter Hoffmanns Erzählungen findet sich eine mit dem Titel "Der Doppelgänger", und auch sonst spielt das Doppelgängermotiv eine zentrale Rolle in Hoffmanns Werk. Hier, bei Pogorelskij, schlüpft der Doppelgänger in die Rolle des Zweiflers. Ausgerechnet er, die Erscheinung des Doppelgängers, bezweifelt immer wieder die Möglichkeit von Erscheinungen überhaupt. Ein Schuss Ironie also, die ja ebenfalls einen Wesenszug des romantischen Charakters darstellt.


    Eine Erzählung, die des dritten Abends, erinnert so stark an Hoffmanns "Sandmann", dass man fast schon von einem Plagiat sprechen kann. Nathanael, Professor Spalanzani und seine Tochter Olimpia, sie sind alle unschwer wieder zu erkennen in Pogorelskijs Figuren, und auch Aufbau und Handlung der Geschichte sind dem "Sandmann" recht ähnlich, den Hoffmann etwa fünfzehn Jahre früher geschrieben hatte. Auch die vermenschlichende Karikatur des Tieres, ganz besonders der Katze, der ja von jeher ein dämonischer Einfluss auf den Menschen zugeschrieben wird, lassen den Leser stark an Hoffmann denken. Von einer Äffin schreibt Pogorelskij beispielsweise in seinem letzten Kapitel: "In meinem ganzen Leben begegneten mir wenige Frauen mit einem solch sanften und guten Charakter und einer derart ungezwungenen Fröhlichkeit."


    Ein etwas aus dem Rahmen fallendes Kapitel bei Pogorelskij beinhaltet eine ziemlich obskure, pseudophilosophische Analyse des menschlichen Verstandes und der mit dem Verstand verknüpften Tugenden und Laster, die von Pogorelskij mit Hilfe von Diagrammen in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Als Fazit lässt sich sagen: ein leicht zu lesendes, unterhaltsam-kurzweiliges Buch. Empfehlenswert.

    Teil 6.


    1825 kehrt Perowski für 5 Jahre als Treuhänder des Schulbezirks Charkow zum Staatsdienst zurück. Unter seinem Fittich befindet sich nicht nur die Universität in Charkow, sondern unter anderem auch das „Gymnasium für höchste Wissenschaften“ in Neschin, wo gerade um diese Zeit Nikolai Gogol lernte. Neue Dienstaufgaben verlangten von Perowskij keine ständige Präsenz in Charkow. Deshalb kehrt er nach Pogoreltzi zurück, wo er viel Zeit der Erziehung seines Neffen widmet. 1826 fährt er wieder nach Sankt-Petersburg zur Verhandlung mit dem Minister für Volksaufklärung A.S.Schischkow wegen der elenden Lage der Universität in Charkow. In dieser Zeit wird er zum Mitglied des Komitees für die Organisation der Lehranstalten. 1826 erhielt er den nächsten Beamtenrang «Der wirkliche Staatsrat» (4.Rang nach der Beamtenrangtabelle, entspricht dem Armeegrad General-Major).Dieser Rang gab das Recht auf Erbadel in Zarenrussland.


    1826 lebte Perowskij lange in Sankt-Petersburg. Nur die Sommermonate verbringt er in seinem Landgut Pogoreltzi. Zwischen Herbst 1826 und Winter 1827 verkehrt er viel zwischen Sankt-Petersburg und Moskau. Moskau wird für ihn besonders begehrenswert, weil dort nun seine Schwester mit Sohn Aleksei verweilt. Auch in Moskau lebt die Mutter von Perowskij, Grafenwitwe. Diese heiratete General-Major Denisjew und erwarb ein großes Anwesen direkt in der alten Hauptstadt. Aleksei stieg bei ihr ab.


    Im Frühling 1827 stellte Pogorelskij einen Urlaubsantrag für eine Reise nach Karlsbad , die dann letztendlich etwa 6 Monate dauerte. Seine Schwester mit dem Sohn Aljoscha begleiteten ihn unterwegs. In Deutschland hatte die Familie mehrere Anliegen. Ein paar Monate verbrachte Perowskij in Weimar. Es gab dafür einige sowohl private als auch dienstliche Gründe. Ihre Gastgeberin in Weimar hieß nicht weniger und nicht mehr als Maria Pawlowna Romanowa, Großfürstin von Russland, die Schwester des russischen Kaisers Nikolaus I. und Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach also die Frau vom Herzog in Weimar. Der Neffe von Pogorelskij Aljoscha war schon ein Spielkamerad des Erbprinzen Alexander (Sohn von Nikolaus I.). Maria Pawlowna wollte in keiner Weise dem eigenem Bruder Nikolaus nachstehen. So hatte sie ihren Sohn (in der Zukunft Großherzog Karl) auch mit Aljoscha bekannt gemacht. Die Kinder spielten viel und gern in der Palastparkanlage. Das nächste Ziel in Weimar war Goethe. Perowskij hat sich bei Goethe als offizielle Person vorgestellt. Der deutsche Dichter und Staatsmann wurde ja eben zum Ehrenglied der Charkowscher Universität ausgewählt.


    Goethe und Perowskij hatten viele gemeinsame Bekannte. So kannte Goethe gut den Onkel Grigori (Graf Grigori Rasumowskij), der sich für Mineralien interessierte und in Karlsbad sich mit Goethe traf. Beide standen im Briefwechsel und tauschten Bücher und Mineralien. Goethe kannte auch gut den Vater von Pogorelskij, Graf Aleksei Rasumowskij.


    Diese erste Reise nach Deutschland ist für den 10-jährigen Neffen Aljoscha Tolstoj unvergesslich geblieben. Sein Onkel machte ihn mit Goethe bekannt und noch im hohen Alter erzählte Aleksei Konstantinowitsch Tolstoj von dessen Ehrfurcht gebietender, imposanter Erscheinung und vergaß nie zu erwähnen, dass Goethe ihn liebevoll auf den Schoß genommen hatte. Der Dichter schenkte dem kleinem Jungen ein Stück von einem Mammutseckzahn mit der Darstellung einer Fregatte, die Goethe selbst einkratzte.


    Nach der Rückkehr in Russland beschäftigte sich Pogorelskij mehr mit der Literatur als mit dem Staatsdienst. Man muss auch ehrlich sagen, dass er nicht eine besonders tiefe Spur in diesem Tätigkeitsfeld hinterlassen hat.

    Teil 5.(Sergeewa)


    Zwar wird das Fantastische in „Der goldene Topf“ von zwei geschlossenen

    fantastischen Räumen – Archivarius’ Haus und Äpfelweibs Haus – verkörpert, jedoch spielen

    die toponymischen Angaben eine große Rolle: Das Fantastische ist nicht räumlich

    beschränkt, es stützt sich auf die romantische Mythologie und die volkskundlichen Motive

    und wird dazu in einer ganz realen Stadt – Dresden – eingesetzt. Pogorelskij entlehnt von

    Hoffmann folgende Struktur: Die fantastische Handlung spielt in einer realen Stadt und in

    der bestimmten Zeit, doch die anderen Ebenen (mythologischen, volkskundlichen oder

    geschichtlichen), die im Text seiner Novelle erscheinen, spiegeln nichts von der deutschen

    romantischen Tradition wider. Die Mohnkuchenfrau mit ihren schwarzen Kater, dem

    Brunnen und dem Schlüssel, die Brautwerbung, die Figuren selbst sind echt russisch.

    Pogorelskij geht mit seiner fantastischen Welt noch weiter: Die in der Novelle genannten

    Straßen, Stadtviertel und Gebäude erhalten eine zweite irreale, fantastische Gestalt und eine

    zusätzliche russische volkskundliche und geschichtliche Bedeutung. Bei Hoffmann wird das

    Fantastische in das Stadtterritorium eingebaut, gehört nur unvollständig zur Stadt und deswegen ist offenbar exotisch. Pogorelskij lässt die Fremdheit als das potenziell

    Fantastische empfinden, und so ist es sein innovatives Verfahren.