Teil 9.
Auch 1829 erscheint noch eine kurze fantastische Erzählung von Pogorelskij «Посетитель магика» („Besucher des Magiers“), eine Fortsetzung der Ahasver-Legende. Wie der Autor selbst als Bemerkung mitteilt, ist das eine Übersetzung aus dem Englischen (Henry Neele «The Magician’s Visitor»,1828).Zum Magier Agrippa kommt ein Unbekannter, der von einer Erfindung eines Zauberspiegels des Magiers erfuhr. Mit der Hilfe des Spiegels kann man die Toten sehen.
1830 wird die Zeitschrift „Literaturzeitung“ in Sankt-Petersburg gegründet. Gleich in den ersten Heften werden die beiden ersten Kapitel des neuen Romans von Pogorelskij „Магнетизёр“ („Magnetiseur“)veröffentlicht. In den gemütlichen Alltag einer Kaufmannsfamilie dringt das Geheimnisvolle ein. Leider blieb der Roman unvollendet.
Im März 1830 verlässt er endgültig den Staatsdienst. Die Zeit danach lebt er vorwiegend in seinem Landsgut Pogoreltzi, befasst sich weiter mit der Erziehung seines Neffen, Literatur, Lieblingsbotanik und Gärtnerei. Ab und zu besucht er Moskau, das nicht so weit liegt und wo seine Mutter immer noch lebt. Er liebte schon immer Moskau mehr als Sankt-Petersburg.
Nach seinem Rücktritt vom Staatsdienst 1830 begann Pogorelski an seinem einzigen Roman «Монастырка» (Monastirka ist eine Schülerin der Bildungseinrichtung am Kloster) zu arbeiten. Es handelt sich um die Abenteuer einer jungen Frau, die nach dem Abschluss der Bildungseinrichtung am Smolny-Kloster in Sankt-Petersburg in die ukrainische Heimat zurückkehrt. Das Buch wurde zu einem der ersten Sittenromane in Russland. Ethnografisch gesehen ist der Roman auch hoch interessant, weil darin der Alltag und Charaktere der Nordukrainer sehr genau beschrieben sind.
Der erste Teil des Romans erschien 1830 und hatte großen Erfolg beim Publikum.1833 erschien der zweite Teil des Buches.
A. Perovskij war ein ausgesprochener Kunstkenner und leidenschaftlicher Kunstsammler. Das brachte es mit sich, dass er viel in Europa herumreiste, und immer wieder nahm er auch den Neffen mit. 1831 reist er nach Italien, wo er für Aljoscha die Welt der alten italienischen Maler entdeckt, bedeutende Bilder für seine Kunstsammlung erwirbt. In Rom trifft er den großen und berühmten russischen Maler Karl Brüllow. Pogorelskij beauftragt Brüllow, Porträts von sich selbst, seiner Schwester und seinem Neffen zu malen. Die Versprechung ließ auf sich 4 Jahre warten.
Im Dezember 1835 kommt der Maler auf dem triumphalen Weg von Italien nach Sankt-Petersburg in Moskau an. Seit einigen Monaten spricht die kulturelle Welt über sein grandioses Gemälde „Der letzte Tag von Pompeji“. In Moskau erinnerte Perowskj Brüllow an sein Versprechen und bot ihm ein gutes Honorar für 3 Porträts an. Gut wissend, dass Brüllow kein genauer und sehr launischer Mensch war, bringt Perowskj den Maler ins Haus seiner Mutter mit der Bedingung, dass dieser solange im Hause bleibt, bis die Arbeit fertig wird. Der Meister durfte in der Zeit keine Aufträge von außen annehmen. Am Anfang fühlt sich Brüllow durch seine Lage im Haus sehr geschmeichelt und demonstriert absolute Zufriedenheit mit dem Gastgeber.
Zuerst malt Brüllow den jungen Aleksei Tolstoi im Jagdkostüm. Die Familie war entzückt. Dieses Bild schmückt immer noch die Kunstsammlung im Russischen Museum in Sankt-Petersburg. Als er mit dem Porträt von Perowskij anfing, meldete sich die Langweile bei ihm. Er verließ oft das Haus von Perowskij, um an der Gesellschaft von heiteren Saufgesellen teilzunehmen. Perowskij musste in milder Form dem Maler die Leviten mehr als einmal vorlesen. Die Geduld von Brüllow platzte. Letztendlich vollendete Brüllow das Porträt von Perowskij nicht und flüchtete Hals über Kopf ohne Koffer aus dem Haus seines Gastgebers. Das Porträt der Schwester von Perowskij wurde gar nicht gemalt.
Karl Brjullow.Autoporträt.
Karl Brjullow.Der letzte Tag von Pompeji.
Karl Brjullow. Das Porträt von Aleksej Tolstoj (Neffe von Pogorelskij).