Beiträge von Arkham Insider Axel

    Ich will ja kein Erbsenzähler sein, aber das klingt eher nach Bestialität. Oder kommt auch Sodomie vor und das war das größere Problem?

    Was ist denn der Unterschied zwischen Sodomie und Bestialität? In der Ankündigung steht ja wie folgt:

    daß seine Gattin die Frucht eines perfiden Experiments ist, in welchem ein Gepard mit einer Hure Geschlechtsverkehr hatte.

    Ich dächte, Geschlechtsverkehr zwischen Mensch und Tier würde als Sodomie bezeichnet. Allerdings lege ich den Begriff nicht dogmatisch aus, sondern kann gut mit der Bedeutung im Sinne von "widernatürlich" leben. So lässt sich das Wort "sodomitisch" jedenfalls in diversen Wörterbüchern nachschlagen.


    Bei Josef Dvorak ("Satanismus") lesen wir übrigens, dass Sodomie = "Sex mit Engeln und Tieren" sei. Aber das steht schon wieder vor dem biblischen Background, für den mir das Interesse fehlt …

    Ich bin nun auch mit dem Film durch – er stand schon etwas länger auf meiner Wunschliste, – und finde ihn fabelhaft!


    Den nahliegenden Vergleich mit der literarischen Vorlage versuche ich zu vermeiden. Immerhin liegen rund 30 Jahre zwischen Buch und Film. Letzteren sehe ich verortet in einer sehr zeittypischen cineastischen Ästhetik namentlich des europäischen Kinos. Bevor ich also Vergleiche mit dem Roman anstelle, fallen mir eher Filmtitel ein wie:

    • Traumstadt von Johannes Schaaf (1973, nach Roman von Alfred Kubin)
    • Das Sanatorium zur Todesanzeige von Wojciech Has (1973, nach Erzählung von Bruno Schulz)
    • Robin Hardys The Wicker Man (1973)
    • Nosferatu von Werner Herzog (1979)

    etc. pp. ein. Und selbst einen späteren Film wie Momo (1986) sehe ich noch in dieser barock-surrealistischen Kostümfilmtradition.


    Die Filme unterliegen natürlich einem stärkeren Alterungsprozeß als die literarischen Vorlagen. Ich erinnere mich, dass ich mich (aufgewachsen als Kind der 1980er Jahre) für die alten Stumm- und Schwarzweiß-Filme erst einmal erwärmen musste. Auch heute noch verlangen mir diese Streifen Eingewöhnung und Mitarbeit ab und sind kaum etwas für den schnellen, "geistlosen" Konsum. – Und das trifft wohl auch auf die Malpertuis-Verfilmung zu (das sind aber nur die Gedanken eines aus der Generation X, also bitte nicht auf die Goldwaage zu legen).


    Einige meiner Highlights:

    • die verlassenen Straßenzüge in Gent und Brüssel
    • der Farbenladen mit dem schönen Jugendstilglas-Fenster
    • die Trinität von Alice/Euryale/Nancy
    • die Dornschwanzagame im Park von Villers-la-Ville
    • der krasse Szenenwechsel am Ende mit der Concorde (bzw. überhaupt diese eigenständige Schluss-Idee)

    Wer hat das Buch schon gelesen?


    Auffallend ist die Länge der beiden ersten Geschichten, die sich danach merklich verkürzen, von ca. 40 bis 30 auf rund 15 bis 10 Seiten. Hier meine obligaten 2 Pfennige:


    Der purpurne Saphir (hinterlegt vom Professor für Mineralogie)

    Die typische Geschichte von dem Ding, das nicht weichen will – und dessen Besitz nicht glücklich macht. Erinnerungen an: W. W. Jacobs „Die Affenpfote“ oder mehr noch an F. de la Motte Fouqués „Galgenmännlein“ bzw. R. L. Stevensons „Flaschenteufel“ (allerdings ohne Wunsch-Motiv). Hier ist es der besagte Edelstein, der unweigerlich zu seinem Besitzer zurückfindet. Eine leichte sexuelle Komponente gibt der Story etwas Hintergründiges.


    Aalila (hinterlegt vom Professor für Psychologie)

    Die weitreichenden Möglichkeiten technischer Erfindungen – das ist das Thema dieser Episode. Eine Scientific Romance britischer Couleur, mit Betonung des Begriffs „Romance“, in der (einmal mehr) der Planet Venus als Projektionsfläche irdischer Leidenschaften dient.


    Purpura lapillus (hinterlegt vom Professor für Geschichte)

    Eine kurze Geschichte um einen fragwürdigen Leckerbissen, in der sich römische Historie und Londoner Lokalkolorit zu einer vergnüglichen, originellen Mixtur vereinen. Kann man nicht beschreiben, muss man gelesen haben!


    Das stinkende Ding (hinterlegt vom Professor für Zoologie)

    Hier sehe ich den Auftakt zu einer paranormalen Investigation eines Carnacki (W. H. Hodgson) oder John Silence (A. Blackwood). Allein, diese Schilderung einer Attacke aus irgendeiner fremdartigen Daseinssphäre bleibt ungeklärt, mysteriös und reizvoll.


    Die blaue Kakerlake (hinterlegt vom Professor für angewandte Chemie)

    Lebensmittelknappheit, kindliche Gelüste nach Südfrüchten, eine alte – zu alt gewordene – Liebe und eine Vision. Ein weiterer Beweis für die Gabe des Autors aus höchst unterschiedlichen Voraussetzungen etwas Überraschendes zu zaubern.


    Der Dämon (hinterlegt von mir selbst)

    Die Lebedame Cynthia Carlyon war einst der strahlende Stern ihrer Gemeinde. Dann heiratete sie einen Trinker und wurde von einer zehrenden Krankheit befallen; ein jahrelanger, verzweifelter Kampf gegen das Leiden beginnt. Eine unendliche Tragödie, die sich im Stadium wahnsinniger Besessenheit totzulaufen scheint.


    Das Buch (hinterlegt vom Bibliothekar)

    Knüpft an „Der Dämon“ an und ist „eine antiquarische Geistergeschichte in der Tradition von M. R. James über eine Bibliothek schwarzmagischer Bücher, die sich als religiöse Schriften tarnen und vom Geist eines Mönchs heimgesucht werden.“ (Klappentext)


    Der kosmische Staub (hinterlegt vom Professor für Chemie)

    Die traurigen Überreste aus dem „Aalila“-Bericht – ausserirdische Materie in tödlicher Dosis – Einblicke in die Kinderstube der Erdgeschichte – wissenschaftlich sensationell … dazu verdammt, in der Schublade zu verschwinden. Ein Hauch SF à la H. P. Lovecraft schwingt in diesem kosmischen Finale mit.


    Fazit

    Eine irritierende und bestrickende Lektüre. In seiner bunten Vielfalt erinnert die Sammlung an Maurice Renards Einladung an die Furcht. Wie dort bewegen sich die Texte hier zwischen dem Erbe der Gothic Novel und den Vorahnungen spekulativer Literatur. Auch ein kräftiger Schuss Humor darf nicht fehlen – der im vorliegenden Fall natürlich very british ausfällt. Vier von fünf Daumen. :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    nachfolgend eine kleine Übersicht verschollener Reihen der Phantastik.

    Ein löbliches Unterfangen! Interessantes bieten alle Reihen und zu ihrer Beurteilung sollte man m. M. jeden einzelnen Band genau untersuchen.


    Bei den Fischer Büchern fällt zuerst der Wandel der Einbandgestaltung auf. Die Bände aus den 1960er Jahren (z. Bsp. Russische, Französische u. Englische Gespenstergeschichten) haben noch eine sachliche Typografie und verwenden eher abstrakte Illustrationen. In der Werbung wurde die Reihe als Das Gruselkabinett angepriesen. Ich kann ggw. nicht sagen, von wann bis wann genau diese Reihenbezeichnung im Umlauf war. Ein alternativer Reihentitel (in der Werbung) war: Teuflischer Lesespaß, ein anderer Gespenster Vampire Dämonen.


    Ihr prägendes Erscheinungsbild bekam die Reihe vor allem in den 1970ern durch die Umschläge von Endrikat + Wenn, Pop Art in Reinkultur. Eine Mischung aus Heinz Edelmann und den surrealistischen Umschlagbildern der Bibliothek des Hauses Usher (Ich weiß allerdings nicht, ob in dem Style nicht auch schon Bände in den 60er erschienen).


    Inhaltlich empfehlenswert sind die Originalveröffentlichungen. Also nicht die Übersetzungen einschlägiger Anthologien von Peter Haining, R. Chetwynd-Hayes oder die Neuauflagen der Sammlungen von Meyrink oder Ewers u. a.


    Und da ziehe ich den Band raus:


    Manfred Klein (Hrsg.): Gespenstergeschichten aus dem Baltikum (Okt. 1980), der nicht nur vergessene dt.sprachige Autoren bringt (Otto v. Taube, W. Bergengruen), sondern auch Übertragungen aus dem Litauischen und Lettischen. Das wäre mein Lektüre-Tipp für die kommende Zeit. X/




    Ist die Suhrkamp Ausgabe "Der Mann, der zu weit ging", die letzte gute Veröffentlichung?

    Ob es "die letzte gute Veröffentlichung" ist, kann ich nicht sagen. Ich bin auf dem Stand von 1998: Lexikon d. phantastischen Literatur (Zondergeld, Wiedenstried), da wird der Suhrkamp-Band als eigene Sammlung aufgeführt. Ansonsten finden sich vereinzelt Stories in den einschlägigen Anthologien (Ullstein, Heyne, Diogenes). Allerdings auch Wiederholungen …

    Und dass es 3 Benson-Brüder gab, die Gespenstergeschichten verfassten, ist dir bekannt? Siehe dazu auch das Lexikon oder dieses Buch:

    Mit "Das Tier im Walde" (Arcana No. 4) ist m. M. eine der besten Stories je in dem Magazin erschienen – das ja eh viel Interessantes bot. Die Geschichte (oder Novelle) allein beanspruchte damals ca. 2/3 der Ausgabe: völlig gerechtfertigt.


    Ich freue mich jedenfalls, dass hier eine Sammlung mit einschlägigen Beiträgen der Autorin vorliegt (die selbst einem Hyperkritiker wie Max Geißler einige anerkennende Worte abringen konnte).

    Oliver Kotowski (Hg.): Lasst die Toten ruhen (2012 Atlantis)

    Gerade dieses Buch ist lohnenswert, bringt es doch die mysteriöse (wenn auch aufgeklärte) Vampir-Episode aus Karl Mays "In den Schluchten des Balkan": ein gelungener und selten gewürdigter Beitrag zum Thema.


    Vorher werde ich aber nochmal meine Bibliothek durchsuchen, ob die Geschichte nicht doch schon in einer Anthologie vorhanden ist. Ich habe wohl die umfänglichste Sammlung im Bereich Blutsauger, daher wäre es auf jeden Fall eine riesige Überraschung, wenn mir diese Erzählung noch fehlt.

    Wenn du fündig geworden bist, lass' es uns gerne wissen.

    Das Gespräch mit Nina George hat voll meinen Nerv getroffen bzw. einige der Fragen, die ich mir auch schon gestellt habe. Wie die KI mit einer technischen Vollkommenheit und Rasanz ungestraft die geistigen Werke von Menschen klaut, kopiert und memoriert: das macht einen sprachlos. Und dass das Biest auf unbequeme, entlarvende Fragen – etwa nach klar identifizierten Quellen und Urheberklau – auch schon zu lügen anfängt … oh boy.


    Die Moderatorin stellt einige gut gezielte, provokante Fragen: Gab es das nicht schon immer, dass Menschen die Werke anderer abgeschaut und neugestaltet haben (freundlich ausgedrückt)? Müssen wir im digitalen Zeitalter nicht mal langsam zu einem neuen Kunstbegriff kommen? Frau George nimmt ihr da den Wind aus den Segeln, wirklich sehr hörenswert.