100 Jahre WEIRD TALES - Die Jubiläumsedition

  • Kurz noch zu den 2 Stories, die ebenfalls aus der März-Ausgabe 1923 stammen und es in den Festa-Band schafften:


    DER KORB (THE BASKET) von Herbert J. Mangham (1896 – 1967) berührt auf seltsame Art und Weise und stimmt einen nachdenklich. Gleichwohl hier der Horror-Anteil gegen 0 tendiert.


    DAS GRAB (THE GRAVE) von Orville R. Emerson (1894 – 1945): Eine schaurige Geschichte aus den Gräben des 1. Weltkriegs, die durch Emersons eigene soldatische Laufbahn authentisch wirkt. Neben der Kriegs-Thematik erinnert mich auch das zynische und mitleidlose Ende an Ambrose Bierce.

  • Meine Sendung ist leider immer noch im Status angekündigt. Eure Beiträge bestärken meine Vorfreude. Diese Box dürfte die (hohen) Erwartungen voll erfüllen!

    Was mich im Hause Festa allerdings schon stört, dass man bei limitierten Veröffentlichungen ohne ISBN mittlerweile fast durchwegs auf Schutzumschläge verzichtet. Siehe auch Crowley-Schuber, Pulp Legends, Weird Fiction oder Lovecrafts Bibliothek seit dem Reboot. Das mag vielleicht ein nebensächliches Detail sein, aber angesichts des stolzen Preises, sollte man das schon erwarten können.

  • Wenn man ein Buch limitiert verkauft, kann man es nicht einfach nachdrucken weil die Limitierung eine vertraglich zugesicherte Produktbeschaffenheit ist - zudem mit Wertrelevanz. Von Imagegründen ganz zu schweigen

    Man muss/soll es auch nicht nachdrucken.

    Limitiert - hochwertiges Hardcover, Illustrationen, signiert

    Bei Erfolg danach:

    Nichtlimitiert - Softcover, Abstriche an Illustrationen, nicht signiert.


    Was bei Tartarus-Press möglich ist sollte auch für Verlage wie Festa möglich sein.

    Ah die Diskussionen über Limitierung sind endlos :)

  • Das ist sicherlich auch möglich... über die Gründe dagegen kann man bei Festa natürlich nur spekulieren. Ein gewichtiger Grund dürfte aber die Marktgröße sein. Gut möglich, dass man nach Verkauf des Hardcovers keine ausreichende Nachfrage mehr für das Softcover sieht. Der englischsprachige Markt bietet da eine größere Zielgruppe.

  • Ein gewichtiger Grund dürfte aber die Marktgröße sein. Gut möglich, dass man nach Verkauf des Hardcovers keine ausreichende Nachfrage mehr für das Softcover sieht. Der englischsprachige Markt bietet da eine größere Zielgruppe.

    Zum einen sicher das, was du schreibst. Und zum anderen wohl auch, da man damit das wirtschaftliche Potential der limitierten Hardcover schwächen würde. Wenn jetzt die Kunde wissen, dass da vermutlich eh später eine Taschenbuchausgabe kommen wird, warten viele lieber darauf, als das wesentlich teurere Hardcover zu kaufen. Unterm Strich verdient Festa sicher besser, wenn sie auf Vorzugsausgaben im Direktvertrieb setzen.

  • Band 1/Story Nr. 4


    Zum Titelbild der April-Ausgabe 1923 hat es nicht gereicht, doch HINTER DER TÜR (BEYOND THE DOOR) von J. Paul Suter (1884 – 1970) entwickelte sich zu einer häufig nachgedruckten Geschichte. Sie findet sich unter anderem in der legendären Sammlung Creeps by Night (1931 von Dashiell Hammett herausgegeben).


    Inhalt: Ein spleeniger Insektenforscher wird tot im Keller seines Hauses aufgefunden. Sein Neffe forscht nach den genauen Umständen des Unfalls. Ein Gespräch mit der Haushälterin des Toten sowie dessen Tagebuch öffnen ihm die Augen – und bringen einmal mehr ein düsteres Geheimnis ans Tageslicht …


    Die Geschichte ist vorhersehbar, obwohl Suter uns mit einem Haus voll angepinnter Insekten – ein Luftzug bringt die fragilen Kadaver zum Rascheln – wohl auf eine falsche Fährte führen möchte. Egal, Tragik und Verhängnis des toten Onkels sind überzeugend geschildert. Von den Geschichten, die Suter danach noch für WT verfasste, habe keine mehr an die Wirkung von BEYOND THE DOOR herangereicht, – meint Robert Weinberg.

  • Zitat

    Der englischsprachige Markt bietet da eine größere Zielgruppe.

    Ja, sicher. Aber zur Überlegung mit einzubeziehen: Tartarus Press produziert 300 limitierte HC, die sind je nach Autor*in nach ein paar Monaten oder ein, zwei Jahren weg. Sobald vergriffen kommt bei jenen, für die es weiter Nachfrage gibt, Paperbacks. Das gute daran: die HC von der TP sind so großartig und wunderschön produziert, dass man sie (derzeit so um die 48 Euro bei meinen Bezügen) unbedingt haben will. Belohnung für die, die sich die teureren (aber ganz ehrlich, 48 Euro für die wunderschönen Bücher ist echt ein Okkasion) HC kaufen ist, dass die eine garantierte Preissteigerung erfahren werden, egal ob das Paperback kommt oder nicht.

    Aber der deutschsprachige und der Anglomarkt sind da wahrscheinlich nicht zu vergleichen, bzw. habe ich zu wenig Ahnung von den geschäftlichen Hintergründen. Muss ich auch nicht. Ich bin in erster Linie Leser in diesen Belangen.

  • Habe die story auch gerade gelesen.

    Fand sie sehr lesenswert, auch wenn das motiv der story nicht gerade gut gealtert ist. Die Schilderungen im Tagebuch vom Onkel sorgen für angenehme Gruselstimmung.


    Bin jetzt mit den ersten 4 stories durch. Bis jetzt kein Flop. Macht Spaß zu lesen.

  • Momentan gibt es nichts schöneres, als morgens beizeiten aufzustehen und sich in eine weitere Weird-Tales-Geschichte zu vertiefen. Draußen ist noch alles dunkel, kaum ein Menschen auf den Beinen, seelenruhig läuft der Kaffee durch den Filter …


    H. P. Lovecraft hielt sehr viel von M. Humphreys DAS OBERE STOCKWERK (THE FLOOR ABOVE) – man kann es ihm nicht verdenken: Der Erzähler erhält den Hilferuf eines seit zehn Jahren verschollen geglaubten Freundes aus Baltimore. Umgehend werden die Koffer gepackt, um dem Bedauernswerten beizustehen. Der wohnt zusammen mit einer alten Haushälterin in einem großen, unheimlichen Haus. Unser Chronist quartiert sich rund einen Monat lang ein, – was er hier erleben muss, stellt seine geistige Gesundheit auf eine harte Probe.


    DAS OBERE STOCKWERK ist unfehlbar eine Geistergeschichte; unterm Strich recht konventionell aber on point erzählt (mal wieder in der guten alten Tagebuchform). Wir reden übrigens von der Mai-Ausgabe 1923. Aus dieser stammt auch DAS PURPURROTE HERZ (THE PURPLE HEART) von Herman Sisk – eine deutlich weniger engagierte Geschichte. Potential hat sie, aber – so meine Impression – es wurde nicht gut genutzt.


    Beide, Humphreys als auch Sisk, blieben übrigens unbekannt und traten nicht weiter nennenswert in Erscheinung.