Ein neuer Privatdruck: Henry de Vere Stacpoole - Tod, der Ritter und die Dame. Eine Geistergeschichte

  • Einfach eine Konversation mit openupandbleed starten, das ist die frühere PN oder auch PM, je nachdem, ob deutsch oder englisch gesehen.

    Am Besten auf sein Profil gehen, die 3 Punkte anklicken und dann Konversation starten wählen.



    Möchte dieses hier nochmals in Erinnerung rufen. Es sind ein paar Mails an den ADMIN dieses Boards eingegangen und der hat mit dieser Aktion nichts zu tun. ;)

  • Hallo, also ich würde auch noch ein Exemplar nehmen, wenn noch eines übrig ist. Wenn der Stoff es hergibt, wäre sogar eine Hörspielumsetzung möglich.

    "If all of the possible hypotheses are eliminated except for one, then that hypothesis, no matter how unlikely, is the correct hypothesis."

  • Inhalt

    Das Buch besteht im Kern aus dem bestürzenden Bericht der todgeweihten Beatrice Sinclair. Diese erzählt, wie sie – von ihrem Liebhaber verlassen und verarmt – durch eine unerwartete Bekanntschaft auf den Straßen Londons gerettet wird. Ihr Retter James Wilder entpuppt sich als reicher Mann, der sie ausstattet und auf sein Anwesen in Yorkshire bringen lässt. Erst dort begreift Beatrice, wie ihr Schicksal und das ihrer Familie mit dem düsteren Los ihres Gönners verbunden ist. Sie verliebt sich in Geraldine, James Wilders blutjunge Tochter. Ein düsterer Zauber geht von diesem androgynen Geschöpf aus, das auf dem riesigen Anwesen wie ein Vogel im goldenen Käfig gehalten wird. Gemeinsam mit Geraldine verstrickt sich Beatrice heillos in der trügerischen Romantik eines vergangenen Zeitalters …


    Eindruck

    Ein Familienfluch, eine verhängnisvolle Romanze, ein Spuk aus alten Zeiten … aus bekannten Zutaten bereitet Henry de Vere Stacpoole eine komplizierte und tragische Liebesgeschichte. Die Erzählung steht ebenso unter dem Einfluss der Dekadenz (z. Bsp. eines Oscar Wilde) wie unter der morbiden Ästhetik eines E. A. Poe (z. Bsp. „Ligeia“ oder „Der Untergang des Hauses Usher“). Die Motivik ist mit meiner kurzen Beschreibung längst noch nicht erschöpft; ich habe den Eindruck, der Autor hat die Fülle seiner Ideen so gerade eben noch bändigen können. Einiges bleibt beim (erstmaligen) Lesen rätselhaft, vielleicht auch unrund – was freilich nichts an der allgemeinen Sympathie ändert.


    Zur Ausgabe

    Die Übersetzung fängt den Ton des ausgehenden 19. Jahrhunderts adäquat ein. Manch witziges Bild, manch einprägsames Symbol ist schön ins Deutsche übertragen worden – ja, auch abseits der interessanten Story hat mir die Lektüre daher Vergnügen bereitet. Als Treffer möchte ich nicht zuletzt die Titelillustration von Björn Ian Craig erwähnen, die abgewandelt als Vignette im Text auftaucht: schauriger Verkünder drohenden Unheils, wenn man so will.


    Zitat

    Er bedeckte meine Hände mit Küssen, dann stürzte er aus dem Zimmer. Mittlerweile bin ich mir fast sicher, daß er verrückt war, diese Geistergesichter und das Opium – oh, da konnte es kaum einen Zweifel geben. Der Gedanke gefiel mir irgendwie, er ließ mich weniger Angst vor etwas haben – etwas, ich weiß nicht genau was, eine Art Grauen verfolgte mich den ganzen Tag, eine Vorahnung seltsamer und schrecklicher Dinge, die noch kommen würden. Wir alten Familien haben diese Gabe des zweiten Gesichts, zumindest die Familien im Norden des Landes. ‚Wir alten Familien‘, vielleicht lachen Sie über diese Worte aus meinem Mund, na ja – lachen Sie nur.

    Fazit

    Im selben Jahr (1897) wie Stokers Dracula und Marshs The Beetle veröffentlicht, erscheint Death, the Knight and the Lady wie das zurückgebliebene Stiefkind der viktorianischen Gespenstergeschichte. Völlig zu unrecht, wie die Lektüre aufzeigt. Der kompletten Herausgeberschaft gebührt für das sträflich vernachlässigte und charmante Werk in der vorliegenden Aufmachung unser Dank.


    5 von 5 Daumen


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  • Mir hat es gefallen! Es hat sicherlich nicht die Größe seines Zeitgenossen Draculas, aber hat aber erzeugt eine wunderbar seltsame Atmosphäre und wirkt durch das Spiel der Geschlechter und mit Geschlecht moderner als viele Texte der letzte Dekade. Dass daraus ein echter Grusel entstehen kann, lässt sich aber vermutlich nur angesichst der gesellschaftslicher Vorstellungen der damaligen Zeit verstehen. Toll ist auch die Aufmachung. Gerne mehr davon, openupandbleed!