Beiträge von Felix

    Es gibt in jedem Buch leichte oider ausgebautere Verbindungen unter den Beiträgen, aber keine Verbindungen über Buchdeckelgrenzen hinweg. Zumindest fallen mit gerade keine ein.


    Die mittlerweile vier Bücher, die wir als Team Feuerernte realisiert haben, sind aktuell alle über den Blitz-Verlag erhältlich:


    – Die Zeit der Feuerernte

    – Drommetenrot

    – Metempsychosen

    – Kryptologicae

    Auch ganz ohne die Skandalmeldungen, über die ich aber viel zu wenig weiß, um etwas dazu sagen zu können, ist dieser Band keine lohenswerte Anschaffung und wohl eher etwas für Komplettisten des Gaiman'schen Werkes. Denn so stimmungsvoll die Zeichnungen auch durchaus sein mögen, handelt es sich doch um eine auffallend kurze (unter 40 Seiten) Umsetzung einer Kurzgeschichte, die wohl eher ein Sketch ist und so gut wie keine Handlung, Spannung und Figurenzeichnung aufweist. Das Ziel war es wohl, auf kürzestem Platz so viele Klischees aus klassischen Gruselfilmen zusammenzutragen wie eben möglich. Das hat geklappt. Nur ist das erzählerisch halt so gut wie nicht ausgestaltet und gipfelt in einer recht ausgelutschten Pointe. Dreimal so lang und Gaiman hätte seine Qualitäten zeigen können.

    Danke für die Einblicke, Katla! Ich finde, die Übersetzung ist dir auf allen Ebenen richtig gut gelungen.

    Am längsten nachgeschaut habe ich curass = Kürass, was gemeinhin heute eher als Korsage interpretiert wird, nicht als Brustharnisch. [...] Das war das Frickeligste, weil man echt auch sichergehen muss, selbst dasselbe Bild im Kopf zu haben wie der Verfasser.

    Um ehrlich zu sein, hatte ich zunächst gar kein genaues Bild im Kopf. Denn 'Kürass' gehört einfach nicht zu meinem Wortschatz und das so wenig, dass ich gleich doppelt nachgeschaut habe, was es bedeutet und wie so etwas ausschaut. Aber dafür gibt es ja das Internet ...

    Die Insel des kleinen Gottes

    Alexander Pechmann


    ‎Steidl Verlag (25. Oktober 2024)

    Gebundene Ausgabe, 208 Seiten

    ISBN-13: ‎ 978-3969994047


    Klappentext

    David Van Roon arbeitet südlich von Rhode Island an der Karte einer Insel, als er Zeuge eines Unglücks wird: Die Princess Augusta erleidet Weihnachten 1738 vor der Küste Schiffbruch. Obwohl Van Roon einer der wenigen ist, die kurzentschlossen hinausrudern, um zu helfen, plagen ihn Albträume und Gewissensbisse, nachdem er aufs Festland zurückgekehrt ist. Seine Erinnerung an die Katastrophe bleibt merkwürdig lückenhaft. Als ein Jahr später Gerüchte über ein vor der Insel aufgetauchtes Geisterschiff kursieren, fühlt er sich gezwungen, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Überlebende Long Kate berichtet ihm von der monatelangen Überfahrt, von den Leiden der Passagiere, den Verbrechen der Crew und von einem Unheil, das in der Alten Welt seinen Anfang nahm. Doch erst als Van Roon selbst das brennende Schiff vor Block Island sichtet, erkennt er das Ausmaß seiner eigenen Schuld. Alexander Pechmanns historisch-phantastischer Roman basiert auf den zahlreichen Geschichten und Balladen um das Geisterschiff The Palatine Light, sowie auf der Inselchronik von Block Island und der historischen Fahrt der Princess Augusta.

    Schritte voraus ins Dunkel

    Das Buch endet mit dem ganz realen Schrecken, die gelichermaßen körperlich wie psychisch versehrte, depressive Veteranen mit ihrer Rückkehr aus dem Krieg in ihre Familien hereingetragen haben. Insipiriert ist die Geschichte von dem historischen Umstand einer plastischen Chirurgie, die noch nicht in der Lage war, Gefälliges wiederherzustellen, sondern groteske Masken hervorrief. Hierauf verweist auch die absonderliche, hässliche Coverabbildung, die einen sehr tragischen Kern in sich trägt. Die Geschichte selbst ist intensiv, ganz nah an drei Figuren erzählt, die eine Familie bilden, tief in der Realität verwurzelt, zutiefst bitter, traurig und brachte mich abei ziemlich nah an die Grenze, was ich zu lesen bereit bin. So endet die erstaunliche Sammlung mit einer noch einmal herausragenden Geschichte, die allerdings nicht meine liebste ist. (Das ist vermutlich eher "Die Kafiri-Straße".)

    Saturn verschlingt seinen Sohn

    Zu der Geschichte habe ich keinen Zugang gefunden und müsste sie noch einmal lesen, um ernsthaft etwas dazu schreiben zu können. Vermutlich der falsche Zeitpunkt für eine Lektüre.


    Hakuda Maru & Zana

    Beide Geschichten sind ganz anders als die ersten Beiträge des Bandes, weniger städtisch und weniger auf die Seltsamkeiten der Zivilisation ausgerichtet, dafür fokussieren sie meinem Eindruck nach viel stärker das Empfinden der auf Ihre Arten vereinsamten Hauptfiguren. Während Hakuda Maru vor allem die Geschichte einer großen Trauer ist, stehen bei Zana andere Schmerzen und vielschichtige Verletzungen im Zentrum. Letztere hat mir dabei noch ein Stück weit besser gefallen.

    Ich bin drei Geschichten weiter gekommen und freue mich schon auf den Rest. Bemerkenswert finde ich, dass ich den Hauptfiguren immer wirklich ihre Berufe abnehme. Das habe ich in diesem Forum ja vor gar nicht langer Zeit an anderer Stelle kritisiert. McFarland wirft aber genau die richtigen Häppchen hin, die den Eindruck hinterlassen, dass er ganz genau weiß, worüber er schreibt. Zu diesem Eindruck trägt auch bei, dass immer wieder berufsspezifische Fachtermini verwendet werden, die mir ebenso fremd sind wie sie passend wirken und zugleich nicht den Lesefluss stören. Das zu übersetzen war vermutlich eine echte Herausforderung, Katla, oder? (Mit deiner Übersetzung bin ich überhaupt, ohne das Original zu kennen, sehr zufrieden!)


    Der König der Aale

    Für mich bisher die schwächste Geschichte des Bandes, obwohl mir die Grundidee und Stimmung gefällt, aber die beiden wichtigen Figuren sind mir etwas zu gewollt antipodisch konstruiert und führen deshalb vergleichsweise stereotype Dialoge, die eben ihren gegensätzlichen Positionen entsprechen. Ich frage mich echt, ob McFarland eine Pro-Tierschutz-Botschaft senden will und ob sie auf diese Weise ankommen kann.


    Porphyrie

    Eine Vampirgeschichte, die alles dafür tut, keine zu sein, indem sie Ereignisse medizinisch und vor allem soziologisch ausdeutet. Bei aller Fremdenfeindlichkeit, die der Hauptfigur brachial entgegenschlägt, sind es aber die Details (etwas wird nicht aufgehoben), die zählen und dazu führen, dass eine phantastische Ausdeutung immer möglich bleibt. Hat mir wieder richtig gut gefallen.


    Placide

    Auf Figurenebene sind mir hier Bezüge zu „Der König der Aale“ aufgefallen, wodurch der gemeinsame Schauplatz mancher Geschichten für mich bisher am stärksten zutage tritt. Die Geschichte fügt sich auch ansonsten gut in den Band ein und dies, obwohl sie eher dem nicht-phantastischen Spektrum zugeordnet ist. Aus dem Phantastischen und nicht-Phantastischen eine Einheit und es ohne Unterschied nebeneinander stehen und ineinander wirken zu lassen, ist ohne Frage McFarlands große Stärke.

    Da wird noch etwas mehr kommen...

    Das habe ich mir schon gedacht, nachdem es McFarland sich in dem im Buch mit abgedruckten Interview so explizit wünscht. Finde ich gut!


    Zitat von Wandler23

    "Das Ding unter dem Sitz" ist übrigens die direkte Fortsetzung von "Eine glückliche Familie" erschienen in Wortkette (gemeinsam mit T.E.D. Klein) und macht eigentlich nur dann richtig Sinn wenn man beide nacheinander liest.

    Ach, das ist die Fortsetzungsgeschichte? Das wusste ich nicht. Hier wäre ein Hinweis zu Beginn ganz hilfreich gewesen, dann hätte ich zunächst "Eine glückliche Familie" gelesen.

    Ich monologisiere mal weiter.


    "Die Kafiri-Straße" sehr schöne Außenseiter/Einzelgänger/Schausteller-Geschichte, in der das Menschliche in zwei Figuen monströser und böser erscheint als das Absonderliche. Bis in die Pointe hinein sehr feinfühlig erzählt. Wenigstens so gut wie der erste Titel des Buches!


    Das war insgesamt eine sehr ruhige und dadurch erfreuliche Bahnfahrt mit diesem Buch heute nach Hause.