Beiträge von Felix

    Die ersten siebzig Seiten habe ich in einem Rutsch auf einer Zugfahrt gelesen. Da sgimng flott von der Hand, ohne dass ich stark involviert gewesen wäre. Würde es sich um einen Film oder ein Hörspiel handeln, hätte ich gut noch etwas parallel dazu machen können.


    Bei einer Nacherzählung, Adaption (wie auch immer ...) kommt es ja daraif an, was die Autor:in Eigenständiges dem Werk hinzufügt. Ansonsten ließe sich ja auch einfach das Original lesen. Poes Erzählung habe ich vor Jahren gelesen, meine mich aber doch klar zu erinnern, dass dort der Untergfang des Hauses Usher in doppeltet Hinsicht im Zentrum stand: Das Haus als Gebäude und das Haus als Familie. Überraschenderweise verschiebt Kingfisher diesen doppelten Fokus bisher weg vom Kern des Originals. Es steht die Hauptfigur (und deren geschlechtliche und berufliche Identität) sowie die Umgebung des Hauses im Fokus, nicht aber das Gebäude und das Geschiwsterpaar. Das irritiert mich doch ein wenig und ich frage mich gerade, ob und wann der Schwenk ins Zentrum der Geschichte kommt, denn so viel Raum ist ja doch nicht mehr.


    Unbedingt positiv anmerken möchte ich aber die Aufmachung des Buches. Die gefällt mir richtig gut.

    Die Geschichte wird ja als "Nacherzählung von Edgar Allan Poes Klassiker" beworben,

    Der Verlag hat dies ja sogar werbewirksam zum Teil des Buchtitels gemacht: Was die Toten bewegt (Eine packende und atmosphärische Nacherzählung von Edgar Allan Poes Klassiker „Der Untergang des Hauses Usher“) (Kingfisher). Damit wird das Buch auf alle Zeit auch dann aufgestöbert wird, wenn man nach Poe oder Usher sucht. Bisher kannte ich die Staregie vor allem vom Selfpublishing, weniger von Verlagen. Aber warum nicht ...

    Okay, den ersten Teil habe ich durch und gestehe mir jetzt ein, dass dies nicht mein Stück Literatur ist. Deshalb klinke ich mich jetzt schon wieder wie ein schlechter Gast aus: Erst zu spät dazukommen, dann zu früh gehen. Oder gibt es doch etwas, das mich motivieren sollte, weiterzulesen?

    Mittlerweile habe ich "Hochmoor" gelesen. Der Roman hat, abgesehen von dem in meinen Augen etwas holprigen Beginn, im ersten und letzten Drittel wirklich starke Szenen, dazwischen hängt er etwas durch. Zum Ende teile ich auch den Eindruck, vor allem einen recht langen Prolog gelesen zu haben, der zwar Lust auf mehr macht, aber mich nicht in brennende Spannung versetzt hat.


    Ich denke, Julia hätte ruhig ihren Fähigkeiten mehr trauen können und weniger Detailerklärungen liefern; andererseits hab ich bis zur Buchmitte damit gehadert, dass Olve keinen Gedanken an bürokratische und persönliche Konsequenzen in der 'Oberwelt' verwendet: aufgelöste Wohnung mit sicher Vernichtung sämtlicher persönlicher Gegenstände darin, abgelaufene Ausweise usw. wobei eine realistische Erklärung seiner Abwesenheit eine Einlieferung wahrscheinlich machte.

    Das kann ich voll unterschreiben. Ich glaube aber, dass es nicht nur an dem Vetrauen an die eigenen Fähigkeiten liegt, was ja ein Problem auf Seiten der Autorin wäre, sondern anders gelagert ist. Und damit schreibe ich etwas, was weit von Hochmoor wegführt. Im professzionellen Musikbereich ist es ganz normal, dass Musiker:innen sich mit Produzent:innen (z.T. über Jahre hinweg) zusammentun, die im Studio den kreativen Prozess begleiten, helfen, das bestmögliche herauszuholen, und zugleich die Künstler:inne aufbauen und in Ihrer weiteren Entwicklung unterstützen. So etwas fehlt im deutschsprachigen Kleinverlagsbereich einfach. Die Gründe sind vielfältig (Geld spielt eine Rolle, fehlende Ausbildung eine andere ...). Lektorate beschränken sich meiner Erfahrung nach in der Regel auf die Orthografie, Wortwiederholungen oder kleinere Korrekturen. Ein Austausch über Stärken und Schwächen findet selten statt. Die Textstruktur wird in der Regel vernachlässigt, die Dramaturgie bleibt außen vor. Das Ergebnis: Autor:innen wentwickeln sich weniger weiter, als sie könnten; Romane bleiben unter ihren Möglichkeiten.


    Um zu Hochmoor zurückzukommen: Es wäre nicht all zu aufwändig gewesen, aus diesem guten Roman einen sehr guten zu machen, denn die Versatzstücke sind alle da. Ich nehme an, dass er dadurch etwas kürzer geworden wäre, die von Katla genannten Reflexionen der Hauptfigur stärker beinhaltet und die komplexe Beziehung von Olve zu Nihil stringenter auserzählt hätte. Damit wären möglicherweise in doppelter Weise die konfliktbehafteten Herausforderungen, die das Phantastische, Seltsame und Grausame an Olve stellen, in dieser Figur verankert gewesen, was Olve und damit die Lesenden stärker involviert, statt sie beobachten zu lassen. Zumindest mir ist dies etwas zu kurz gekommen.

    Beim Titel E/METH muss ich unweigerlich an Judah Löw und seinen Golem denken ... ;)

    Auch wenn auf dem MarburgCon spekuliert wurde, dass es um Crystal Meth gehen, ist das genau die richtige Assoziation. Der Golem kommt im Roman zwar nicht als Figur vor, ganz sicher aber ein Spiel mit Worten, Papier und Leben schon. Daher die Entscheidung, EMETH und METH gleichermaßen in den Titel mit aufzunehmen.

    Heute in einer Buchhandlung entdeckt:


    Jasper Nicolaisen

    Diebesgut

    18 €

    272 S., broschiert

    ISBN: 978-3-89656-342-2


    Ein schräger Schauerroman aus Berlin-Köpenick über ein geheimnisvolles Erbe, eine wilde Schatzjagd und queere Solidarität Nach dem Abitur zieht Stefan nach Berlin, um eine Ausbildung als Bankkaufmann zu beginnen, doch seine Pläne scheitern schon kurz nach der Ankunft. Der Vermieter erscheint gar nicht erst zur Schlüsselübergabe und das windschiefe Haus entpuppt sich als Bruchbude, die bewusst dem Verfall preisgegeben wird, um die letzten Mieter zu vergraulen. Der einzige Lichtblick ist die Hausgemeinschaft, die gegen alle Widerstände zusammenhält. Der Rettungsplan mithilfe eines stümperhaften Banküberfalls entwickelt sich zu einer turbulenten Schnitzeljagd quer durch Berlin.


    Verlagslink: https://www.querverlag.de/diebesgut/

    Mittlerweile habe ich rund ein Viertel des Buches gelesen. Wie viel Printseiten das genau sind, kann ich an meinem eBook nicht ablesen. Ich teile Elmars Eindruck, dass es wie ein Autounfall ist, bei dem man unweigerlich hinschaut, aber ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich von einem solchen Unfall in Romanlänge lesen möchte, zumal die Versatzstücke bisher nichts Überraschendes, nichts Neues, keine ungewöhnliche Perspektive bieten. Natürlich ist es etwas ungerecht, diesen Anspruch an ein Buch aus den 70ern zu richten, aber ich stelle trotzdem fest, dass ich beim Lesen gedanklich ziemlich abschweife. Mal sehen, wie es weiter geht. Den ersten Teil beende ich auf alle Fälle noch.

    aber ich habe mich stellenweise sehr stark an Georg Kleins "Miakro" erinnert gefühlt. War das möglicherweise ein Einfluss?

    Das Buch kenne ich bis auf das Cover nicht. Würdest du es empfehlen? Soweit ich recherchieren konnte, ist Miakro 2018 erschienen, da hatte ich mit E/Meth bereits begonnen. Wäre spannend zu sehen, wie ob es da Parallelen gibt.

    Auf dem MarburgCon haben ja ein paar Forenmitglieder zugegriffen. Habt ihr es schon gewagt, das Buch aufzuschlagen, oder ruhen eure Exemplare bereits mit den anderen bibliophilen Werken der Edition Dunkelgestirn sicher in der Vitrine? Ich freue mich wirklich über jede eurer Rückmeldung.

    Ich sehe gerade, dass ich zu spät komme. Reizvoll fände ich ja auch Sarah Brooks' "Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland". Aber vielleicht bürgert sich ja eine Regelmäßigkeit ein. Dann schlage ich das nochmal vor.


    Beim aktuellen Lesezirkel steige ich übrigens spätestens nächste Woche mit ein.

    Also Mario Heyer zumindest war im oben verlinkten Interview doch ziemlich ehrlich, dass er eine KI einsetzt.


    Wenn ich in dieser Kategorie mit meinem Laienblick abgestimmt habe, bin ich vor der Stimmabgabe die Cover der aktuellen Publikationen durchgegangen und habe geschaut, was wir mir gefällt und was nicht. In den meisten Fällen habe ich schon immer nicht erkannt, welche Soft- und Hardware dabei eingesetzt worden ist. Für dieses Geschmacksurteil ist mir persönlich die Technik erstmal nicht wichtig.


    Um aber zukünftig auch immer dem/der Richtigen den Preis zu verleihen, wäre es vielleicht praktikabel, die Nominbierungsliste (und nicht die ewig lange Liste aller Grafiken) etwas zu spezifizieren. Hier würde ich sicherlich bei einem Werk eher meine Stimme geben, wenn ich weiß, dass daran auch in nennenswertem Maße ein Mensch beteiligt war. Zumindest wenn mir die Grafiken in etwa gleich gut gefallen. Vielleicht gewinnt dann aber auch einfach mal eine KI (oder deren Schöpfer:innen oder alle Künstler:innen, auf deren Werke sie zurückgreift oder ...)