Bibliotheca Dracula



  • Von Werwölfen und anderen Tiermenschen. Dichtungen und Dokumente. Hrsg. Klaus Völker

    Bibliotheca Dracula im Carl Hanser Verlag, 1972. 452 Seiten.


    Erzählungen u.a. von Saki, Kafka, Mérimée, Voltaire, Blixen, und Kipling (in einer Übersetzung von Gustav Meyrink). Sagen, Berichte und historische Dokumente, u.a. von Ovid, Plinius, den Gebrüdern Grimm. Ausführliches Nachwort und mehrseitige, internationale Bibliografie zum Thema.


    Das wirklich wunderschön aufgemachte Buch (mit exzellenter Papierqualität und nicht ganz jugendfreiem Cover :D) geht das Thema auf vielschichtige Weise an, vereint Literatur mit Non- Fiction und umspannt Jahrhunderte. Daher ist es sehr abwechslungsreich zu lesen, zumal es eben nicht nur um Wolfsmenschen, sondern jedwede Mischform geht; Realismus steht neben Symbolismus, sanfter Grusel neben Märchen und Zeitungsnotizen aus dem 17. Jahrhundert.


    Interessant finde ich, dass in außergewöhnlich vielen Geschichten christliche Protagonisten vorkommen: eine Priorin, Pastoren und streng gläubige ‚Privatpersonen‘. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein anderes phantastisches Motiv so sehr in Verbindung mit bzw. im Gegensatz zu christlichen Lebensweisen angelegt gewesen wäre.


    Ein toller Band, den ich als junger Teenager von meiner Mutter ‚vorab-geerbt‘ und gerade noch mal neu gelesen habe.

  • Schöner Beitrag zu einer legendären Reihe. Die Bände der Bibliotheca Dracula - insbesondere die vier Anthologien - sind eigentliche alle empfehlenswert. Die meistens für eingefleischte Phantastik-Leser sogar essentiell.

  • Tintenkiller : Gerne. Sehr schön, wenn es dich interessiert. :)


    Die Bände der Bibliotheca Dracula - insbesondere die vier Anthologien - sind eigentliche alle empfehlenswert.

    Danke für die Erwähnung! Da ich vor 40 Jahren meiner Mutter das Buch abgeschwatzt hatte, und quasi dazu gekommen bin, wie die Jungfrau zum Kinde, entdeckte ich erst heute beim Wiederlesen im Innencover die anderen Bände. Die Romane kenne ich fast alle im Orignal (obwohl Frankenstein ne Versuchung ist; verdammt schöne Aufmachung).


    Hab mir gerade die Schwarze Messen- Anthologie von 1970 bestellt; befürchte nur, zu dem geringen Preis ist das nicht die bibliophile Ausgabe mit dem Cover von Uwe Bremer. Nach Künstliche Menschen schaue ich, wenn auf meinem Konto nicht mehr Ebbe ist. Das interessiert mich eigentlich am meisten.

  • Interessant finde ich, dass in außergewöhnlich vielen Geschichten christliche Protagonisten vorkommen: eine Priorin, Pastoren und streng gläubige ‚Privatpersonen‘. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein anderes phantastisches Motiv so sehr in Verbindung mit bzw. im Gegensatz zu christlichen Lebensweisen angelegt gewesen wäre.

    Vor Lovecraft (bzw. dem modernen Horror) beruhte fast aller Horror auf christlichen Motiven, es ging immer um Katharsis. Das sorgt leider dafür, dass mich heutzutage praktisch alle alten Genretexte ärgern. Wenn man das Motiv einmal durchblickt hat, springt es einen von der ersten Seite an. Klar nahm damals die Kirche eine wichtigere Stellung im Leben der Menschen ein (heutzutage glücklicherweise nicht mehr - ich warte nur darauf, dass sämtliche Religionen verschwinden ... was wahrscheinlich nie geschehen wird), trotzdem kann ich alte Texte daher nicht mehr geniessen.


    Für "Von Werwölfen und anderen Tiermenschen" heisst das für mich, dass ich trotz grossem Interesse die Finger davon lasse.

  • Der Vampir Band ist auch sehr gelungen

    Ja, ich hab auch gesehen, dass der Suhrkamp Verlag was in der typischen pink-lila SciFi-Aufmachung als TB rausgebracht hat, das ist auch eine hübsche Alternative.


    Hallo HarryW ,


    Ja, das geht mir ganz genauso, ich bin damit extrem empfindlich und würde keinen Text lesen, der eine dezidiert christliche (oder andere monotheistische) Erzählperspektive hat. Nicht, dass ich dir das Buch aufschwatzen wollte, aber vllt. an andere, die hier mitlesen: Keine der Erzählungen ist Religionsmarketing oder eine christliche Parabel. Die o.g. Priorin ist zum Beispiel selbst ein Halbwesen.


    Mit den Erzählstrukturen hast du selbstverständlich recht, wobei ich denke, dass es einige Texte gibt, die davon abweichen. The Monk z.B. endet zwar christlich-moralisch, aber das Buch insgesamt ist dezidiert antireligiös. Da ist schon ein früher Einfluss durch de Sade sichtbar, der ja kurz vor den ersten Gothic Novels der 'Terror'-Variante veröffentlicht wurde. (Okay, auch bei de Sade gibt es Katarsis, aber die wirkt meist willkürlich drangeklatscht. Seine Erzählweise ist ja eher modern-assoziativ.) Andere Gothic Erzählungen richten sich eher nach der klassischen Antike aus; und ich denke, die französische Revolution hat bereits einen deutlichen Bruch in die christlich geprägten Erzählperspektiven gebracht.


    Es ist halt allgemein zum Haareausreißen, dass jegliche vorchristliche Traditionen, Schriften und Kulturen in Europa verlorengegangen sind, weil alles von christlichen Schreibern notiert wurde. Und die hatten alles zerstört und umgeschrieben, gemäß dem einzigen ‚Heidentum‘ interpretiert, das sie kannten: die klassische Antike.

    Keine europäische neoheidnische Tradition ist originalgetreu; eine Rekonstruktion kann nur die Archäologie leisten (und auch die ist nicht immer frei von abrahamistischem Denken). Daher hat es, wie du sagst, eben so lange gedauert, bis sich Erzählstrukturen und Motivik/Symbolik daraus befreien konnten. *rant over* [Cof]

  • the_seus 8| in der Tat!


    Wow, ich wußte nicht, dass der Einband goldfarbig ist, das sah auf anderen Photos immer nur so undefinierbar dunkel aus. Oh je, ich hoffe so sehr, dass das die Ausgabe ist, die ich geschickt bekomme! Von 1970 gibt es ja noch die nicht-bibliophile, die hübsch ist ... wenn man diese nicht kennt. :D


    Was mir auch so gut gefällt ist, dass der Buchschnitt oben schwarz ist (das hat mein Buch so, und von den Photos her ist das bei allen der Reihe). Bei meinen Tiermenschen gibt es auf dem Buchrücken ne tolle Vignette, nämlich das offene Maul vom Titelbild. Das sind schon echt ziemlich perfekt aufgemachte Bücher.


    Bitte an die lieben Mods:

    Könnte jemand den Thread hier bitte umbenennen in: Bibliotheca Dracula

    Herzlichen Dank, erscheint mir inzw. viel sinnvoller, als die Bände getrennt zu sehen.

  • Die Einbände sind wahrlich großartig anzusehen. Aber allzu oft anfassen sollte man sie nicht, da die Folie sehr empfindlich ist und schnell einreißt. Daher haben meine Ausgaben noch einen zusätzlichen transparenten Schutzumschlag erhalten.

  • Shadowman

    Hat den Titel des Themas von „Von Werwölfen und anderen Tiermenschen“ zu „Bibliotheca Dracula“ geändert.
  • Shadowman - lieben Dank nochmal! :*


    Damn, sori, ich war sicher, beim Bearbeiten wäre die Titelzeile nicht 'zugänglich'. EDIT: Check, gefunden. War nur ein anderer Bearbeiten-Button. ?§"

  • Hab mir gerade die Schwarze Messen- Anthologie von 1970 bestellt; befürchte nur, zu dem geringen Preis ist das nicht die bibliophile Ausgabe mit dem Cover von Uwe Bremer. Nach Künstliche Menschen schaue ich, wenn auf meinem Konto nicht mehr Ebbe ist. Das interessiert mich eigentlich am meisten.

    Welche Ausgabe ist es letztlich geworden?

  • the_seus ,


    jaha, das weiß ich noch nicht. Das Buch ist in Deutschland, meine Mutter hatte zu viel anderes zu erzählen und jetzt hab ich ein Problem mit skype/meinem Kopfhöreranschluß. 8oWenn das alles gelöst ist und ich das Buch auch gelesen habe, schreibe ich aber sicher hier was dazu. Lieb, dass du nachfragst!

  • the_seus Tja, sehr witzig, gestern hat meine Mutter das mal ausgepackt und das Buch hat gar keinen Schutzumschlag. :rolleyes: Ich hatte beim Bestellen dem Verkäufer eine Notiz hinterlassen, dass er sich bitte melden soll, falls das Buch keinen Umschlag mehr hat, weil ich es dann nicht haben möchte.


    Jetzt lasse ich mir das wohl trotzdem schicken, weil mir gerade das Geld fehlt, einen anderen Band zu kaufen. Bissl ärgerlich, aber der Inhalt ist ja der gleiche, und das Buch war auch echt billig. Zumindest ist es in neuwertigem Zustand, ansonsten.