
Nils So, angehört, das ist ja eine absolut exzellente Sendung (auf beiden Seiten des Mikrophons), danke noch mal! Es geht auch nicht nur um das Gebäude, sondern um Energie-/Umwelt- und Städteplanungsfragen, die alle extrem intelligent und gut formuliert geäußert werden.
Der Interviewte hat mit seinem Architekturkolletiv ANA ein Buch dazu gemacht, das beim Spector Verlag erschien und das ich mir gerade bestellt hab. Da ich als Wiesbadenerin oft in Frankfurt (auf dem Flohmarkt, in den Museen, auf der Buchmesse ...) war, sagt mir auch Offenbach noch vage etwas. Wie in der Sendung erwähnt, zu der Zeit eher negativ. Scheint ein spannender Stadtteil zu werden.
Das Gothaer Haus hat offenbar eine sehr ähnliche Geschichte wie drei Londoner brutalistische Großprojekte für die Mittelklasse: Das Barbican Estate, Trellick Tower und Balfron Tower (alle drei Listed Grade II und absolut atemberaubende Bauten). Die genau das Konzept eines sehr gut funktionierenden kulturellen und sozialen Mikroklimas verwirklichen (dort mithilfe von Portiers / nicht-öffentlichem Zugang), von dem auch im Beitrag erzählt wird.
In der Sendung werden auch Fakten thematisiert, die Dr. Barnabas Calder in seinen absolut wunderbaren, hochspannenden Vorträgen und Publikationen (v.a. Raw Concrete sowie Architecture: Buildings and Energy from Prehistory to the Present) ausführt: Alte Betonbauten werden unter dem Deckmantel "Umweltschutz = energie-effizientere Neubauten" abgerissen. Das Abreißen, der Abtransport und das Entsorgen des ganzen Schutts / Materials, und dann der Neubau, der ja meist ebenfalls mit Beton und inzw. auch viel Kunststoff/Plastik gebaut wird ist aber so derart energieaufwändig, dass sich ein Neubau unterm Strich erst 60 Jahre in der Zukunft beginnt, zu rentieren. Nimmt man die Spanne, die Neubauten heute existieren dürfen, sind das nur 10-40 Jahre. Die Neubauten werden also niemals faktisch energie- (und material-)effizient!
Genau wie in der Sendung angesprochen, ist Erhaltung von alten (1940er-1980er) Betonbauten sehr viel sinnvollerer Umweltschutz, denn hier lässt sich gut klimatechnisch 'aufrüsten', mit Isolierungen innen, neuen Heizsystemen etc. - selbst bei denkmalgeschützten Objekten.
Super, wirklich klasse! Radio at its best, würde ich mal sagen.
Das Buch gibt es natürlich auch auf Deutsch, mag sein, dass ich es mir irgendwie automatisch auf Englisch bestellt hab ...
