So, ich bin durch und nicht begeistert.
Das liegt zum einen an reinen Geschmacksachen, ich mag nicht:
- exzessive Dialoge (also einen Roman, der nur durch Zweier- oder Dreiergespräche nahezu immer der gleichen Figuren erzählt wird)
- Erzählungen rein zur Unterhaltung, ohne Meta-Ebenen oder Verschlüsseltes
- Unmotivierte Romantik und
- zu viel Rumgeflapse / "lustige" Sprüche
Und es liegt auch am Buch selbst, bzw. am Handwerklichen:
- ständiger Erklärbär
- die zweite Hauptperson (späterer love interest) ist eigentlich nur dazu da, dass wörtliche Rede anstatt innerner Monolog verwendet bzw. damit die Haltung / Herkunft des Protas hervorgehoben wird oder man sich - s.o. - Sachen gegenseitig erklären kann
- In Szenen, in denen der Prota nicht vorkommt (wenn Leute vom Werwolf gejagt werden), wird aus auktorial-personaler Sicht der Beteiligten erzählt, sodass ich den Eindruck einer ruckelnden Perspektive habe
- Zu viele Themen, die reim-dich-oder-ich-schlag-dich verknüpft wurden: Scheidungsprobleme, Drogenbosse, Erdbeben, das Problem "USA/Amis" und eben Werwölfe.
- Unfreiwillig lustige bzw. sehr ungelenke Sprache, vor allem, wenn es um Action oder Gewalt geht
- Comic relief an unangemessenen Stellen (meist in blutigen Szenen)
Bei Baby Doc Duvalier muss ich mich korrigieren - ich dachte, er sei bereits vor 2014 gestorben, das muss also kurz nach Fertigstellung des Romans passiert sein. Die potentielle Storyline bleibt ungenutzt und beschränkt sich auf name dropping, ein Interview, eine Szene mit Autocorso. Da steckte ja massig Sprengstoff hinter, und Konflikte.
Gelernt habe ich eine Sache: wie ich mir auch dachte, ist der Werwolfglaube aus Frankreich eingeschleppt worden, aber in Afrika gab es eine Wer-Hyäne, und hier im Buch ist es ein Mischwesen, also Wer-Wolfhyäne. Im Grunde eine geile Idee, weil Hyänen ja an sich schon unglaubliche Kampfmaschinen sind. Aber außer Beschreibungen, "groß", "riesiges Gebiß" und solche Floskeln, bleibt diese sehr interessante Gestalt ungenutzt.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Buch für Leser wunderbar funktioniert, die gern stellenweise witzigen, lockeren Horror lesen, keine besonders individuelle Sprache brauchen und einfach nur unterhalten werden wollen.
Daher fällt mir ein Fazit echt schwer. Nach meinem Geschmack 1 Punkt, ich könnte mir aber unter anderer Sicht auch 5 oder mehr vorstellen.
Falls jemand glaubt, das Buch könnte mehr seinen Geschmack treffen, oder wer einfach neugierig ist: Ich würde es noch für einen Artikel verwenden, aber im Frühsommer verschenken (gegen Porto, ich denke so um € 5,-). Einfach PN, bitte.