Alexander Blumtritt - Die verschwiegene Schlucht

  • Hallo Ngranek - Mir fällt noch der Hirnkost Verlag ein, der nicht nur Das Science Fiction Jahr verlegt, sondern auch eine ganze Bandbeite verschiedener Themen / Genres. Sehr gute Druckqualität und auch mit ISBNs.


    Gratulation zur Shortlist. Meine Stimme ist ganz unter anderem auch dran schuld. [Nerdine]

  • Frag vielleicht auch makbei Yellow King an, die sind sehr heimatverbunden vom Gefühl her und habe auch schon mit Max P. Beckers "Alpträume in Norwegen" einen Band der Goblin Press wiederveröffentlich (zumal als ebbok).

  • Mist, mir war so, als hätte ich hier schon meine Meinung zu dem Buch kundgetan ... habe ich aber gar nicht.


    Ich habe das Buch ebenfalls sehr gerne gelesen und mich vor allem über das interaktive Lesen (siehe Beilage) gefreut. Aber auch ohne Goodies und Aufmachung weiß die Erzählung zu gefallen. Perspektive, Persönlichkeitswandlung, Beobachtungen, alles in sich ergab einen abseitigen Sinn und war vor allem sehr, sehr stimmungsvoll. Gerne mehr!

  • Für mich ist das Buch von Alexander Blumtritt ein wirklich überraschendes Leseereignis.


    Ich zitiere einmal H.P. Lovecraft, da seine eigene Aussage zu seinen Texten mir häufiger vor Augen steht:


    „Die Atmosphäre, nicht die Handlung ist es, die in der übernatürlichen Geschichte mit besonderer Sorgfalt gestaltet werden muss. [ .… ] Eine übernatürliche Geschichte kann ernsthaft nichts Anderes sein als ein lebhaftes Bild einer bestimmten Art menschlicher Gefühle“ Aus einem Brief Lovecrafts an Fritz Leiber vom 9.11.1936.


    Ich sehe die Erzählung von Alexander Blumtritt auch in diesem Zusammenhang, denn der Titel „Die verschwiegene Schlucht“ deutet ja schon an, dass ein besonderer Ort die tragende Kraft des Textes sein könnte. Eine „Schlucht“ evoziert schon ein besonderes Bild, die „Verschwiegenheit“ etwas Geheimnisvolles. Dazu die im Text eingestreuten historischen Stiche von alpinen Landschaften.


    Beim Lesen entfernt man sich durch die Augen des Erzählers allmählich aus der uns bekannten Realität und wird an einen unbekannten Ort geführt, der tatsächlich so existieren könnte. Durch besondere Umstände entsteht auch ein geändertes Verhältnis zur Dauer, den Tagen, Wochen, Monaten, Jahreszeiten. Der Autor schafft es, den Leser durch den Erzähler an diesen Ort außerhalb der Zeit zu schicken. Nebenbei wird hier auch die alte Frage berührt, welche bereits Aristoteles beschäftigte und Newton keinen Schlaf finden ließ: Leben wir in der „Zeit“ oder lebt die „Zeit“ vielleicht nur in uns? Blumtritts Sprachkunst trägt den Leser durch Wanderungen, Ausblicke, Bilder, Geräusche, Erlebnisse fort aus der eigenen Zeit, der eigenen Umgebung und lässt ihn eintauchen in die Gedankenwelt des Autors, der die Ereignisse so beschreibt, als hätte er sie selbst erlebt. Die Sprache atmet etwas Altes, etwas Sorgfältiges und Behutsames. Man merkt, dass der Autor großen Respekt vor den gewählten Wörtern hat. Ebenso vor der sich verändernden Menschlichkeit des Ich-Erzählers. Wie dessen Wahrnehmung sich schleichend wandelt, sein und unser Leben mit anderen Augen betrachtet ist großartig ausformuliert, gelassen und konsequent in Szene gesetzt.


    Das Nachwort ist sehr gelungen, da man sich zunächst nicht aufmachen muss, um sich mit Sekundärtexten zur (Krypto-)Zoologie zu beschäftigen, denn automatisch möchte man mehr erfahren. Damit bettet der Autor seine rundum gelungene phantastische (?) Erzählung in einen größeren Zusammenhang. Ich setze das Fragezeichen, da ich Blumtritts Text trotz einer vorzüglich phantastischen Atmosphäre eigentlich keinem Genre zuordnen würde, denn ein Etikett ist selten hilfreich, sich Literatur wirklich vorurteilsfrei zu erschließen.

  • Ich habe gerade erst diesen Thread und das Buch entdeckt. Wenn ich das richtig sehe, dann ist das Buch inzwischen vergriffen. Auch die 2. Auflage.


    Gibt es hier jemand, der das Buch gekauft hat, aber nicht behalten möchte? Wenn ja, würde ich es gerne kaufen und würde mich über eine Kontaktaufnahme freuen.


    Hat der Autor eine Homepage?

  • Moin benzol-bill,

    hier schreibt der Autor :)

    Tatsächlich hab ich mich ein bissel verzählt: drei Stück hab ich noch! Ich schick dir gleich eine PN.

    Vielen Dank noch den Vorrednern für die Hinweise zur Verlagssuche, Kobat für die tollen Gedanken zum Buch und Vincent für das Lob sowie das schöne Interview.

  • Das Werk ist nun auch mit dem 3. Platz des Vincent Preis 2020/21ausgezeichnet worden. Wieviel nachträgliche Aufmerksamkeit die Platzierung dem schönen Buch verschafft bleibt spekulativ, aber es wäre der Arbeit des Autors nur zu wünschen. Hoffentlich ist es erst der Anfang einer langen und aufregenden Geschichte ...

  • Ich hoffe auch! Vielen Dank allen, die für die Schlucht gestimmt haben. Für einen selbstpublizierten Debutroman ist so eine Bronzemedaille doch gar nicht verkehrt.. :) Ich freu mich!!

    Ich habe jetzt übrigens wieder 50 Exemplare vorrätig. Wer also gern noch eins möchte, kann mich hier direkt anschreiben.

  • Ohne dafür einen eigenen Account aufzumachen *gn*, bestelle ich einfach mal ganz herzliche Grüße von meiner 81-jährigen Mutter und richte aus: Sie hat das Buch in zwei Tagen (und einer halben Nacht) verschlungen und ist sehr begeistert. Da sie grad vollkommen im Die Drehung der Schraube-Fieber ist und seit Wochen fast von nix anderem redet (sie hat sich inzw. 18 verschiedene Interpretationen notiert!), befürchtete ich, sie könne sich nicht auf anderes einlassen: weit gefehlt!


    Wir haben durchaus verschiedene Vorlieben, aber unsere Einschätzungen sind ähnlich: Sie sagt, der Stil sei extrem mitreissend, alles sehr sympathisch, spannend, und nachvollziehbar ohne vorhersehbar zu sein. Ihr hat sehr gefallen, wie das Zurückgezogensein in der Hütte beschrieben ist, das unters-Bett-Ziehen (das bei der ersten Beobachtung des Erzählers seltsam anmutet, aber dann im Dreh vollkommen natürlich und folgerichtig erscheint), hat die Zustände bei Überdosierung, die ... öh ... 'Aktionen' in der Unterwasserhöhle und auch das Ende richtig gefeiert.


    Ich erwähnte ja sicher schon Hundert Mal, dass ich vor knapp 45 Jahren durch meine Mutter zur Phantastik & SF kam (Lovecraft, Gothic Tales, Lem, Crichton ...), aber nachdem ich mit 12 so richtig da eintauchte, fing meine Mutter an, nach Neuem zu suchen und verbrachte die näxten 40 Jahre mit aktueller oder expressionisischer Prosa und Sachbüchern: Kronauer, Kafka, Wittgenstein, Moliere ... Aber seit letztem Jahr hab ich es geschafft, sie wieder in die Dunkle Phantastik zu ziehen. Henry James war ihr Impuls (ich hab das immer noch nicht gelesen) und dass sie jetzt ein echter Fan von der verschwiegenen Schlucht ist, finde ich richtig klasse.


    Ngranek Sie hat sich auch sehr über die beiden Photokarten gefreut (eine davon luchse ich ihr wohl ab *gn*), und ist extrem gespannt, was sonst noch so von dir kommt. Da sie auch Lovecraft-Fan ist, freut sie sich schon, falls entsprechendes veröffentlicht werden wird.

    Dein ältester Fan? [Gho]

  • Hi Katla ,

    das ist wirklich schön, besten Dank für die Grüße! Sag ihr bitte, ich freu mich sehr über ihr Lob, und richte ihr aus, dass unsere lovecraftige Sammlung definitiv in den nächsten Monaten erscheinen wird. Es hat sich natürlich schon wieder alles nach hinten verschoben, woran diverse Seuchen nicht ganz unschuldig sind, aber ich habe heute erst das Lektorat gegengelesen und am Cover gebastelt. Es wird, es wird!
    Und zur Sache mit dem ältesten Fan: Der Rekord liegt momentan (zumindest soweit ich weiß) bei 94. :)

    Hatte ich dir etwa keine Photokarten beigelegt?

  • Mich hat die rege Beteiligung auch sehr neugierig gemacht! Nachdem das ursprüngliche Bestellformular leider nicht mehr funktioniert habe ich dem Autor vor über einer Woche eine Mail an eine Adresse (Gmail) geschrieben, die ich irgendwie über Google finden konnte, aber bisher keine Antwort erhalten. Weiß jemand, wie man Alexander Blumtritt erreichen kann? Hier im Forum war er schon eine Weile nicht mehr online...


    Ich habe jetzt übrigens wieder 50 Exemplare vorrätig. Wer also gern noch eins möchte, kann mich hier direkt anschreiben.

  • Ia ia,


    ich habe einigen schon direkt geschrieben, die um den Hinweis gebeten hatten, aber vielleicht interessiert es hier auch andere: Ab sofort ist die Lovecraft-inspirierte Kurzgeschichtensammlung von Philipp Knespel und mir (Alexander Blumtritt) vorbestellbar. Geliefert wird ab 9. Dezember. Ist wirklich äußerst schick geworden! Hardcover, farbige Zeichnungen, zehn Geschichten insgesamt und limitiert auf 100 Exemplare. Diesmal von einem kleinen Berliner Ein-Mann-Label für Musik und Bücher verlegt. Hier kann bestellt werden: https://bleedingheartnihilist.de/books/de/shop/hardcov/396

    Wenn mysteriöse Monolithen, Kornkreise, pandimensionale Körperfresser, Cthulhu, apokalyptische Visionen, gefährliche Drogen, Schamanenkulte und schreckliche Dinge im hohen Norden zu den Dingen zählen, die euch faszinieren, wird euch das Buch höchstwahrscheinlich gefallen. :)


    Ich sage herzlich Danke, solltet ihr zuschlagen!

    Grüße, Alex