• Jedoch fraglich, ob die Hufe an dem Ort tatsächlich klappern ... Gar nicht so einfach, eine geeignete Formulierung dafür zu finden.

    Danke schön, das ist ja super! Das reguläre Wort wäre Hufschlag - hatte ich in einer älteren Geschichte auch so, aber irgendwie dachte ich im Kopf diesen Erzählers an Klappern. Wie Hufschlag klingt, hängt - wie du sagst - stark vom Untergrund ab, auf Gras, Baumnadeln oder aufgeweichter Erde klappert natürlich nix, ist der Boden fest und trocken und/oder es gab Frost, klingt es durchaus laut und klar, viel weniger dumpf (bin auch mal geritten, du hast auf nicht-asphaltierten, festgetretenen Wegen ein ganz anderes Geräusch als auf Waldwegen) und es mag an mir liegen, aber ich finde Pferde schon im Schritttempo ziemlich 'laut' - nicht unangenehm natürlich, aber selbst bei einem kleineren Hackney trifft da ja ein halber Zentner den Boden, und dann noch im Galopp ... Irgendwie hatte ich im Kopf, dass er es in der Kutsche nochmal verstärkt hören würde, aber das war einfach intuitiv gedacht und mag nicht stimmen - denn die Räder und vllt. noch die Aufhängung machen sicher den allermeisten Krach.)


    Weiteres Hufklappern eher nicht, weil das fast zählbar klingt - ich will nicht, dass Ernst da viel umstellen muss und gehe rein über die Zahlen, in Zukunft würde ich aber einfach wieder Hufschlag o.ä. nehmen.

    :* [Cof] Lieben Dank noch mal für dein gutes Auge! Ich freue mich immer riesig über sowas.

  • Rast der Kraniche

    Die Geschichte wirkte beim Lesen, als sei sie von jemandem geschrieben worden, der sein Handwerk versteht, der einen Blick für die Menschen hat und eine reizvolle Mischung aus Empathie, Destruktivität, Sehnsucht und Realitätsnähe literarisch zu verknüpfen weiß, dessen Schreibstil lebendig und natürlich herüberkommt und der mit seiner Geschichte in einer international erfolgreichen Anthologie neben literarischen Weltgrößen bestehen könnte.

    Die Geschichte erfüllte meine Ansprüche und übertraf meine Erwartungen. Allerdings verliert sie etwas an Größe durch ihr Erscheinen in einem Horrormagazin. Für das Erscheinen in einem Horrormagazin fehlt ihr ein Beweis, dass das Apokalyptische/ Höllische/ Übernatürliche tatsächlich passiert ist und nicht nur ein Traum/ eine Vision/ eine Wahnvorstellung war.

    Rast der Kraniche hat mich emotional wirklich gepackt und das schaffen nur wenige Geschichten in so kurzer Zeit. Dass das phantastische Moment nur ein Traum ist, stört mich dabei nicht, zumal es einen nicht unerheblichen Raum einnimmt. Das täte es vielleicht, wären alle Geschichten so gestrickt, sind aber bisher gerade nicht. Und warum die Geschichte deiner Meinung nach durch ein Erscheinen in Zwielicht entwertet würde, verstehe ich nicht ganz. Sicherlich würde ein Suhrkampband eher die Aufmerksamkeit des Feuilleton erhalten, aber wofür wäre das ein Masstab. Für mich zeichnet sich Zwielicht gerade durch dei große Spannbreite der Spielarten, Themen und Stile, die alle zur dunkeln Phantastik und Horror gehören, und da hat diese Geschichte für mich auf alle Fälle einen passenden Platz gefunden, gerade auch weil sie etwas anderes funktioniert als die vorherigen.

  • Und warum die Geschichte deiner Meinung nach durch ein Erscheinen in Zwielicht entwertet würde, verstehe ich nicht ganz.


    Allerdings verliert sie etwas an Größe durch ihr Erscheinen in einem Horrormagazin. Für das Erscheinen in einem Horrormagazin fehlt ihr ein Beweis, dass das Apokalyptische/ Höllische/ Übernatürliche tatsächlich passiert ist und nicht nur ein Traum/ eine Vision/ eine Wahnvorstellung war.

    Das sollte keine Kritik an ZWIELICHT sein, sondern - durch den zweiten Satz erläutert - eine Kritik an der Geschichte.

    Meines Empfindens nach ist ein Traum/ Alptraum, der nicht mehr ist als nur ein Traum, zu wenig, um das Kriterium einer Grusel-, Horror- oder Phantastik-Geschichte zu erfüllen.

    Hätte die Hauptperson einen Gegenstand aus der Traumwelt mitgebracht oder im Traum eine Verletzung oder so davongetragen, die auch nach dem Aufwachen noch vorhanden ist, oder hätte sich in der realen Welt/ Gegenwart durch den Traum nachweislich (nicht nur als Ahnung) was verändert, oder wäre die Hauptperson mittels eines "Schlüssels" oder einer "Pforte" in die Traumwelt hineingelangt, dann wäre es für mich eine Horrorgeschichte, die in ein Horrormagazin passt.

    Die geisterhaften Nebel-Erscheinungen in "Der vierte apokalyptische Reiter" wären mir auch zu wenig gewesen, aber der dortige Bericht von der Expedition und dann der seltsame Tod haben die Geschichte für mich zu einer Gruselgeschichte gemacht.

    Wenn ich der Herausgeber von ZWIELICHT 15 gewesen wäre, hätte ich "Rast der Kraniche" wahrscheinlich auch mit ins Buch genommen, weil die Geschichte zumindest ungefähr hineinpasst und einfach zu gut ist, um sie abzulehnen.

    Ich bin jedenfalls froh, dass ich die Geschichte habe lesen können.


    EDIT: Ich habe die Geschichte eben noch einmal gelesen. Der Traum verläuft ja so, als wäre er kein Traum, sondern grausame Realität. Der Frau gelingt es dann im Traum oder "Nicht-Traum", mit dem Schaffner und dem Erlöser einen Tauschhandel abzuschließen und erweckt damit die Menschen und Kraniche wieder zum Leben.

    Mir persönlich hätte es - wie schon ursprünglich erwähnt - in einer Storysammlung des Autors vollkommen genügt, dass man nicht genau weiß, ob es Traum oder vorübergehende Wirklichkeit war, aber in einem Horrormagazin wünschte ich mir in der Geschichte einen Beleg dafür, dass es mehr als nur ein Tagtraum war.

    Auch möglich, dass der Traum zwar nur ein Tagtraum war, aber sich in ihm die Gedankenwelt und der Glaube ihrer Ex-Freundin widerspiegeln und sogar manifestieren, so dass die Frau schließlich selbst daran glaubt und einen Ausweg aus ihrem gefühlt trostlosen Leben darin zu sehen meint. Das würde der Geschichte für mich zusätzlich ein Thriller-Element verleihen.

    Da die Hauptperson vor den (gedanklichen) Rückblenden in ihre Jugend und dem unheimlichen Tagtraum aber bereits emotional ausgebrannt und nervlich ziemlich angeschlagen ist und zudem "Stimmen hört" (glaubt, dass ein anderer Spaziergänger sie herablassend ansieht und ihr eine geheimnisvolle Botschaft zuruft), könnte es in der Geschichte auch um eine Frau gehen, die aufgrund ihrer belastenden Lebensgeschichte und -situation und final ausgelöst durch die erhaltene Postkarte ihrer Ex-Freundin psychisch erkrankt ist und zunehmend an Wahnvorstellungen und suizidalen Gedanken leidet. Dann wäre auch die Frage, ob ein Horrormagazin für die Geschichte der passende Veröffentlichungsort war/ ist. (Ich habe spontan keine Antwort darauf.)

  • Holger Vos - Rast der Kraniche

    Eine gute Story, die schön mit den Zeitebenen und durch den Hale Bopp auch einem schönen Nostalgiefaktor, zumal wohl auch auf die Heaven´s Gate Sekte angespielt wird.


    Vos schafft es, in kurzer Zeit eine ganz starke Atmosphäre aufzubauen.



    Die Protagonistin ist doppelt unfrei, einmal in den Rückblenden an ihr Leben in der (vermutlich unterdrückten) Subkultur in der DDR und dann nach dem Fall der Mauer im Gefangen sein in der Beziehung mit einem Mann, den sie offenbar nicht liebt. Dazu die Sehnsucht nach der Frau, mit der sie erst wohl wegen des gesellschaftlichen Drucks nicht zusammen sein wollte (oder konnte) und der sie, als sie soweit war nicht folgen konnte. (evtl. ein Verweis auf Adorno mit seinem "Es gibt kein richtiges Leben im falschen?)

    Als Weg in die Freiheit bleibt also nur der Tod, für die Freundin wohl durch Suizid und diesen Weg scheint die Protagonistin am Ende der Geschichte auch in Erwägung zu ziehen. Der Kranich steht übrigens für Glück, Treue und Weisheit und bei den Flugformationen, die auch Vos beschreibt, geben die erfahrenen Vögel die Route vor (ich weiß das, weil eine Arbeitskollegin neulich an einem Kranichefalten für irgendwas Karikatives teilgenommen hat und ich das Infoblatt gelesen habe :D ). An dieser Stelle interpretiere ich vielleicht zu viel, aber es passt einfach super gut.


    Die Traumsequenz und den Kometen könnte man imho auch als kleine Hommage an den kosmischen Schrecken sehen. Zumal der Komet die Geschichte für mich "rund" macht, wobei diese auch ohne das Element ausgekommen wäre. Wäre dann aber nicht so gut. :)


    Für mich ist "Rast der Kraniche" ein Highlight des Bandes.


    Christophe Nicolas - Der Pitch


    Eine bitterböse kleine Geschichte und ein Fuckoff an die Karrieristen unter uns. Die Story trieft vor Zynismus an unsere moderne Arbeitswelt und die damit einhergehende "Selbstverwirklichung". Eine schöne Auflockerung bei den bisher doch ernsten Themen und ein klarer Kontrapunkt zur "Rast der Kraniche".


    Karin Reddemann - Teuflische Flüche

    Ein Setting, welches an die viktorianische Zeit erinnert mit seinem Thema der Séance, schön in die Gegenwart transportiert mit jeder Menge Unsympathen als handelnde Personen. Die what you deserve is what you get - Thematik

    ist sicher nicht neu, aber wie Karin Reddemann die Geschichte erzählt, hätte sie auch für "Geschichten aus der Gruft" verfilmt werden können. Es war eine große Freude beim Lesen. :*


    Vincent Voss - Das Ordnungsamt und das Hexenhaus

    Herrlich, einfach nur herrlich. Jeder, der mal mit Behörden zu tun gehabt hat, kennt die Charaktere (inkl. des Protagonisten) zur Genüge und kann sich mit Hagen freuen und mit ihm leiden.

    Nur um Bedolph hat es mir leid getan, der konnte ja nix dafür.

  • Dirk Ryll - Wohin der Grimm der Toten verschwindet

    Schöne Sicht auf das "Leben nach dem Tod". Liebevoll geschrieben und mit unerwarteter Wendung. Nette kleine Story.


    Martin Mächler - Verschränktes Schicksal

    Für mich leider der Durchhänger im ganzen Band. Die Figuren sind leider sehr seicht, es gibt keine Wendung, das Ende war mir zu zahm.

    Wobei mir der Grundgedanke der Story gefallen hat...



    Arthur J. Burks - Stalagmiten

    Gute und kurzweilige Story, die altersbedingt etwas brav rüberkommt, dafür aber zum Schmunzeln anhält. Sie hat mich gut unterhalten, war aber dann auf einmal vorbei und ich habe immer noch nicht verstanden, wie die beiden Hauptfiguren das Ganze nun überlebt haben.


    Ralph Williams - Kleines Missverständnis

    :S, einfach nur :S

    Algernon Blackwood - H.S.H.

    Starke Story. Blackwood lockt den erfahrenen Leser mehrfach für kurze Zeit auf die falsche Fährte, dann hat man den Antagonisten aber doch vor der Aufklärung enttarnt. Hat mir gut gefallen, auch weil das vermeintliche Happy End durch den letzten Absatz noch mal ein Geschmäckle bekommt.



    Fazit


    Alles in Allem eine sehr schön zusammengestellte Storysammlung mit wenigen schwächeren, aber dafür vielen starken Beiträgen. Ich bin weiter gespannt auf unseren Austausch hier und sage Danke an Mammut für das Initiieren der Leserunde und die gesponserten Bücher. :*

  • Fazit


    Alles in Allem eine sehr schön zusammengestellte Storysammlung mit wenigen schwächeren, aber dafür vielen starken Beiträgen. Ich bin weiter gespannt auf unseren Austausch hier und sage Danke an Mammut für das Initiieren der Leserunde und die gesponserten Bücher. :*

    Ich bedanke mich für die Rückmeldung. Ich denke, auch für die jeweiligen Autoren sind dieses Details Feedback wichtig.


  • (...)
    Mir persönlich hätte es - wie schon ursprünglich erwähnt - in einer Storysammlung des Autors vollkommen genügt, dass man nicht genau weiß, ob es Traum oder vorübergehende Wirklichkeit war, aber in einem Horrormagazin wünschte ich mir in der Geschichte einen Beleg dafür, dass es mehr als nur ein Tagtraum war. (...)

    Das wird allerdings aufgeklärt

  • DIE RAST DER KRANICHE

    Wie schon an anderer Stelle geschrieben, hatte ich mir nach Erstlektüre direkt die Sammlung von Holger Vos besorgt.

    Großartige Stimmung und fabelhaftes Show-don't-tell. Andrea scheint sich mit ihrer Lebenswahl selbst für ihre Feigheit bestrafen zu wollen, sich nicht für eine zweifellos schwierige (aufgrund des Umfelds) Zukunft mit Isabelle entschieden zu haben.

    Das Gespräch einige Jahre später, ist so genial aufgebaut, dass selbst dem Leser mit der Erwähnung der Außerirdischen die Kinnlade runterklaopt. Andrea wird komplett der Boden und letzte Anker weggezogen.

    Den ganzen "Traumteil" habe ich auch nicht einordnen können, hat mich aber hier nicht gestört. Die letzten Sätze wirken tatsächlich, als wolle Andrea Selbstmord begehen.

  • Das wird allerdings aufgeklärt

    Eines der faszinierenden Elemente an "Rast der Kraniche" und am Schreibstil des Autors ist, dass alles bewusst und weitsichtig formuliert zu sein scheint und dabei gekonnt mit absichtlich unklaren/ mehrdeutigen Stellen gearbeitet wird.


    Die Interpretation im Spoiler scheint mir nur eine mögliche Interpretation zu sein. Die Worte des Schaffners könnten auch ein ganz gewöhnlicher Spruch eines Unterhaltungs-/ Ausflugsbahnschaffners sein, um für eine Fahrt mit seiner Bahn zu werben. In dem Fall würde "sie" schlicht für die Moorbahn stehen. Wie die Frau diese Worte für sich deutet, steht auf einem anderen Blatt.


    Ich habe mir eben auch noch mal den Anfang des "Traums" angesehen. Vor dem "Traum" entfernt die Frau sich ein Stück von ihrer Familie, schließt die Augen und erinnert sich in einer Rückblende an eine Schlüsselszene, in der ihre damalige Freundin und sie sich auf eine für sie beängstigende Weise über Außerirdische, das Verlassen der Erde, den Kometen und das Auswandern in die USA unterhalten.


    Im Nachtrag ("EDIT") innerhalb meines zweiten Beitrags zu "Rast der Kraniche" habe ich für mich selbst bereits reflektiert, dass ich inzwischen zu drei Interpretationsmöglichkeiten komme. Zum Zeitpunkt meines ersten und zu Beginn meines zweiten Beitrags zu "Rast der Kraniche" war ich erst bei einer Interpretationsmöglichkeit angelangt. Durch das erneute Lesen der Geschichte kamen mir weitere Deutungs-/ Verständnismöglichkeiten in den Sinn und brachten mich zum Nachtrag/ "EDIT".

    Ich persönlich tendiere weiterhin dazu, dass es eine Wahnvorstellung oder ein sehr lebhafter Tagtraum war, allerdings nicht für die Hauptperson: Für sie hat sich alles real angefühlt und sie deutet den Traum auch als echtes Erlebnis mit echter (Geheim-)Botschaft für sie.


    inferninho Nur mal weitergedacht: Wie kam es im Detail zur Apokalypse? Wie ließen sich die Lücken am Anfangs der Apokalypse schließen, wenn das Geschehen kein Traum war, sondern Wirklichkeit. Also, die Frau entfernt sich einige Schritte von ihrer Familie, schließt die Augen - und dann ...?

  • DIE RAST DER KRANICHE

    Wie schon an anderer Stelle geschrieben, hatte ich mir nach Erstlektüre direkt die Sammlung von Holger Vos besorgt.

    Ich lese inzwischen "Teufelsauge" von Holger Vos.

    Wie heißt die Sammlung von Holger Vos? (Ich habe nicht gefunden, wo "schon an anderer Stelle geschrieben" ist.)

  • inferninho Nur mal weitergedacht: Wie kam es im Detail zur Apokalypse? Wie ließen sich die Lücken am Anfangs der Apokalypse schließen, wenn das Geschehen kein Traum war, sondern Wirklichkeit. Also, die Frau entfernt sich einige Schritte von ihrer Familie, schließt die Augen - und dann ...?

    ...sind wir bei einem klassischen Motiv der Gruselgeschichte: Sei vorsichtig, was du dir wünschst. [skul]


    Vielleicht interpretieren wir zu viel in die Story hinein. [Skl]

  • ...sind wir bei einem klassischen Motiv der Gruselgeschichte: Sei vorsichtig, was du dir wünschst. [skul]

    O.k. Ich dachte, es ginge mehr in Richtung Science Fiction und Katastrophenfilm und weniger in Richtung Dunkle Magie, aber auch interessant.

    Vielleicht interpretieren wir zu viel in die Story hinein. [Skl]

    Das macht für mich gerade den Reiz aus, besonders im Rahmen einer Leserunde. Aber ich muss gestehen, es ist schon ein wenig anstrengend und zeitaufwendig, sich so intensiv mit den Texten auseinanderzusetzen. Allerdings scheinen "Heimatabend", "Der vierte apokalyptische Reiter" und "Rast der Kraniche" durchaus darauf ausgelegt zu sein, dass man versucht, sie zu entschlüsseln, so dass ich sie auch ohne Leserunde vermutlich etwas gründlicher gelesen hätte.


    Das müsste "Das Dunkel ist nicht leer" sein.

    Dankeschön! [Skl]