Christopher Blayre - Der Purpurne Saphir und andere posthume Dokumente

  • Fehldruck? Reklamieren? Woher? Das ist eine dieser ganz seltenen Ausgaben, die in kürzester Zeit gewaltige Begehrlichkeiten wecken und dadurch horrende Preise aufrufen werden. :| Ach ne, das war ja Festa.

  • Danke für die Information! Mein Exemplar wollte ich tatsächlich heute bestellen - nun also mit der Anmerkung vor dem Versand nochmal den Druck zu überprüfen ... [Wrt] :D

  • Wer hat das Buch schon gelesen?


    Auffallend ist die Länge der beiden ersten Geschichten, die sich danach merklich verkürzen, von ca. 40 bis 30 auf rund 15 bis 10 Seiten. Hier meine obligaten 2 Pfennige:


    Der purpurne Saphir (hinterlegt vom Professor für Mineralogie)

    Die typische Geschichte von dem Ding, das nicht weichen will – und dessen Besitz nicht glücklich macht. Erinnerungen an: W. W. Jacobs „Die Affenpfote“ oder mehr noch an F. de la Motte Fouqués „Galgenmännlein“ bzw. R. L. Stevensons „Flaschenteufel“ (allerdings ohne Wunsch-Motiv). Hier ist es der besagte Edelstein, der unweigerlich zu seinem Besitzer zurückfindet. Eine leichte sexuelle Komponente gibt der Story etwas Hintergründiges.


    Aalila (hinterlegt vom Professor für Psychologie)

    Die weitreichenden Möglichkeiten technischer Erfindungen – das ist das Thema dieser Episode. Eine Scientific Romance britischer Couleur, mit Betonung des Begriffs „Romance“, in der (einmal mehr) der Planet Venus als Projektionsfläche irdischer Leidenschaften dient.


    Purpura lapillus (hinterlegt vom Professor für Geschichte)

    Eine kurze Geschichte um einen fragwürdigen Leckerbissen, in der sich römische Historie und Londoner Lokalkolorit zu einer vergnüglichen, originellen Mixtur vereinen. Kann man nicht beschreiben, muss man gelesen haben!


    Das stinkende Ding (hinterlegt vom Professor für Zoologie)

    Hier sehe ich den Auftakt zu einer paranormalen Investigation eines Carnacki (W. H. Hodgson) oder John Silence (A. Blackwood). Allein, diese Schilderung einer Attacke aus irgendeiner fremdartigen Daseinssphäre bleibt ungeklärt, mysteriös und reizvoll.


    Die blaue Kakerlake (hinterlegt vom Professor für angewandte Chemie)

    Lebensmittelknappheit, kindliche Gelüste nach Südfrüchten, eine alte – zu alt gewordene – Liebe und eine Vision. Ein weiterer Beweis für die Gabe des Autors aus höchst unterschiedlichen Voraussetzungen etwas Überraschendes zu zaubern.


    Der Dämon (hinterlegt von mir selbst)

    Die Lebedame Cynthia Carlyon war einst der strahlende Stern ihrer Gemeinde. Dann heiratete sie einen Trinker und wurde von einer zehrenden Krankheit befallen; ein jahrelanger, verzweifelter Kampf gegen das Leiden beginnt. Eine unendliche Tragödie, die sich im Stadium wahnsinniger Besessenheit totzulaufen scheint.


    Das Buch (hinterlegt vom Bibliothekar)

    Knüpft an „Der Dämon“ an und ist „eine antiquarische Geistergeschichte in der Tradition von M. R. James über eine Bibliothek schwarzmagischer Bücher, die sich als religiöse Schriften tarnen und vom Geist eines Mönchs heimgesucht werden.“ (Klappentext)


    Der kosmische Staub (hinterlegt vom Professor für Chemie)

    Die traurigen Überreste aus dem „Aalila“-Bericht – ausserirdische Materie in tödlicher Dosis – Einblicke in die Kinderstube der Erdgeschichte – wissenschaftlich sensationell … dazu verdammt, in der Schublade zu verschwinden. Ein Hauch SF à la H. P. Lovecraft schwingt in diesem kosmischen Finale mit.


    Fazit

    Eine irritierende und bestrickende Lektüre. In seiner bunten Vielfalt erinnert die Sammlung an Maurice Renards Einladung an die Furcht. Wie dort bewegen sich die Texte hier zwischen dem Erbe der Gothic Novel und den Vorahnungen spekulativer Literatur. Auch ein kräftiger Schuss Humor darf nicht fehlen – der im vorliegenden Fall natürlich very british ausfällt. Vier von fünf Daumen. :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

  • Vielen Dank für die ausgiebige Rezension.


    Was die Länge der Erzählungen betrifft, wäre noch anzumerken, dass in der ursprünglich geplanten Fassung der Originalausgabe noch 'The Cheetah Girl' hätte folgen sollen, die es locker auf eine Länge von ca. 120 S. bringt.

    [skul] Dance to the beat of the living dead [skul]

  • Was die Länge der Erzählungen betrifft, wäre noch anzumerken, dass in der ursprünglich geplanten Fassung der Originalausgabe noch 'The Cheetah Girl' hätte folgen sollen, die es locker auf eine Länge von ca. 120 S. bringt.

    Ich wäre jedenfalls nicht abgeneigt, wenn da deine Übersetzung noch das Licht der Welt erblicken würde … X/