Tobias Reckermann (Hrsg.) - METEMPSYCHOSEN




  • Tobias Reckermann (Hrsg.) - METEMPSYCHOSEN



    Band 20, Anthologie

    Exklusive Sammler-Ausgabe

    Seiten: 250 Taschenbuch

    VÖ: Oktober 2023

    Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)

    Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)


    Warum träumt eine gesichtsblinde Farbberaterin von einem ausgestorbenen Hund, der auf einem synthetischen Herzen kaut?
    Wer ist dieser Magier, der sich so nonchalant in Lebensgefahr begibt?


    Was kann Dornröschen mit der elektrischen Heckenschere gegen wild wuchernde Stahlmagie ausrichten?


    Und für wen sind all die künstlichen Körperteile gedacht, die über eigene Erinnerungen verfügen?


    Metempsychosen – Seelenwanderungen. Vier verwobene Novellen, die ineinander in eine Zukunft sickern, die jetzt keimen könnte, bereits geschehen ist, immer wieder oder niemals sein wird.


    Ein Novellenkreis des Teams Feuerernte.


    Ina Elbracht, Christian Veit Eschenfelder, Tobias Reckermann und Felix Woitkowski



    Quelle: https://www.blitz-verlag.de/index.php?action=buch&id=3977

  • Das Buch dürfte mittlerweile erschienen sein. Jetzt zähle ich die Tage, bis ich meine Exemplare auf dem BuchmesseCon entgegen nehmen kann.

    Dort habe ich es auch erworben.

    Ina Elbrachts Geschichte Zukunft 2000 über eine Frau , die auf ein künstliches Herz wartet, wird aus Sicht einer unsympathischen Person erzählt, die sich in einer Art Anstalt befindet und deren Geschichte sich ein wenig im Stil von Die Schnecke am Hang der Strugatziki bewegt, surreal und in Zwängen gefangen, eine gleichzeitig innere wie äußere Version von Bürokratie. Zukunft 2000 bietet, wie immer bei Ina, eine großartig geschriebene Geschichte mit Hinweisen auf die nächste, verliert sich aber, so empfinde ich es, ein wenig im Irgendwo.


    Bei Paradigma von Tobias Reckermann ist mir der exzersive Einsatz von Fußnoten aufgefallen, die mich immer wieder aus dem Lesefluss reißen. Zu der Geschichte äußere ich mich später, da ich noch nicht durch bin, aber der eher poetisch formulierte Beginn war eher abschreckend, bis die Geschichte dann stilistisch und inhaltlich in interessantere Fahrwasser einschwenkt.

  • Paradigma von Tobias Reckermann erzählt die Geschichte des Magiers Rastiniak, die sich im Zwischenreich von Realität und Fiktion befindet. Die Story wirkt ein wenig willkürlich, erweckt den Eindruck, den Weg statt des Ziels zu priorisieren, um am Ende dann doch sehr rund zu sein. Aber selbst dort endet das Spiel nicht und der Übergang, ob das was Rastiniak erlebt Realität oder Einbildung ist, bleibt durchlässig. Das Ende ist dann wohl der Startpunkt der nächsten Geschichte.

    Sehr atmosphärische Story, die mir außerordentlich gut gefallen hat und mit den Erwartungen des Lesers spielt.

  • Ich bin die Gärtnerin von Felix Woitkowski bezieht sich auf die Vorgängerin, ohne ihr in irgendeinerweise verbunden zu sein. Die Gärtnerin kämpft gegen einen metallischen Wald, der sich ausbreitet und das Dorf bedroht. Das ganze ist ebenfalls im Stil von Schnecke am Hang, sehr surreal, für meinen Geschmack einen Tick zu lang, aber sehr lesenswert.


    Mit dem Stil von Christian Veit Eschenfelder komm ich leider nicht so klar. So rief Die Mär vom vierten Wind tolle Bilder hervor, aber ich könnte jetzt nicht mehr sagen, worum es geht.


    Insgesamt eine interessante Sammlung, die ich gerne gelesen habe.

  • Ich bin die Gärtnerin von Felix Woitkowski bezieht sich auf die Vorgängerin, ohne ihr in irgendeinerweise verbunden zu sein. Die Gärtnerin kämpft gegen einen metallischen Wald, der sich ausbreitet und das Dorf bedroht. Das ganze ist ebenfalls im Stil von Schnecke am Hang, sehr surreal, für meinen Geschmack einen Tick zu lang, aber sehr lesenswert.

    Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. "Schnecke am Hang" sollte ich wohl mal lesen.

  • Hallo Silke,


    aus Team Feuerernte gibt es drei Bücher bzw. das vierte ist angekündigt für Herbst 2024:

    Zeit der Feuerernte - Themennahe Literatur
    Zeit der Feuerernte - geschrieben in Forum Themennahe Literatur: ...ist der Auftaktband einer Novellenreihe: Zeit der Feuerernte:…
    scifinet.org


    Felix hatte eigentlich Drommetenrot empfohlen, das habe ich ihm dann auch auf dem Bucon abgeluchst:

    https://phantastik-literatur.de/forum/index.php?thread/1903-tobias-reckermann-hrsg-drommetenrot/


    Diesen Band hatte ich aber vorgezogen, schließlich muss ich ja für den Vincent Preis eine Auswahl an gelesenen Bücher für die Abstimmung haben.


    Aber vielleicht kann ja Felix selbst mal was zur Reihe ausposaunen.


    Bis bald,
    Michael

  • Danke sehr, Mammut - die Bücher hab ich auf dem Schirm, klangen mir aber zu mystisch. Mit Mystik - egal, ob klassisch oder postmodern - kann ich nicht so arg gut. Wenn du die Strugatzkis assoziierst, wäre das ja eine ganz andere Richtung.

  • Danke sehr, Mammut - die Bücher hab ich auf dem Schirm, klangen mir aber zu mystisch. Mit Mystik - egal, ob klassisch oder postmodern - kann ich nicht so arg gut. Wenn du die Strugatzkis assoziierst, wäre das ja eine ganz andere Richtung.

    Die Geschichten sind beides. Sie haben einen gewissen SF Bezug, ebenfalls gehen sie in Richtung Mystik, aber generell sind die Stories hier in dem Band eher surreal und haben dieses Unwirkliche, ohne den Bezug zur Realität zu verlieren (Na, zumindest nicht so richtig).

  • Aber vielleicht kann ja Felix selbst mal was zur Reihe ausposaunen.

    Dann ausposaune ich mal.


    Wie es ursprünglich zur Idee gekommen ist, gemeinsam einen Novellenband zu verfassen, kann ich gar nicht sagen. Denn als Tobias Reckermann mich dazuholte, waren die Vorüberlegungen zu „Die Zeit der Feuerernte“ bereits in vollem Gange. Zu diesem Zeitpunkt gehörten auch schon Erik. R. Andara, Ina Elbracht und Christian Veit Eschenfelder zu der Truppe, die jetzt selbstbewusst auf Buchcovern als „Team Feuerernte“ bezeichnet wird, ohne dass immer unbedingt alle beteiligt sein müssen. Für das erste Buch haben wir zahlreiche E-Mails gewechselt, hatten einen Discord-Server für weiteren Austausch, haben trotz einiger technischer Hürden Videokonferenzen durchgeführt, um uns abzusprechen und uns über unseren jeweiligen Schreibfortschritt auf dem Laufenden zu halten. Ich habe diese Zusammenarbeit von Anfang an sehr genossen, weil alle Beteiligten nicht nur tolle Autor:innen sind – und das sind sie! –, sondern weil der gemeinsame Weg mit ihnen in ebenso inspirierend und motivierend wie verbindlich und verlässlich verlief. Es hat einfach einen enormen Spaß gemacht! Und das Ergebnis kann sich, wie ich finde, auch noch unbedingt sehen lassen!

    Weil es ganz offensichtlich allen so ging und sich zudem mit Blitz ein passender Verlagspartner gefunden hatte, haben wir dann einfach das nächste Buch angeschlossen, ohne uns zu wiederholen. „Drommetenrot“ hat anders als „Die Zeit der Feuerernte“ mit Leo Perutz’ „Der Meister des jüngsten Tages“ einen geteilten Inspirationspunkt und die Geschichten sind im Sinne klassischer Sammlung von Phantastik durch eine gemeinsame Erzählsituation verbunden. Letzteres rührt vermutlich daher, dass ich fälschlicherweise in einer Nachricht von Tobias das Wort „Seraphim“ als „Serapion“ gelesen habe und daraufhin Hoffmanns „Serapionsbrüder“ ins Spiel brachte. Der Dank: Ich durfte die verbindenden Zwischentexte selbst verfassen.

    Bei „Metempsychosen“ gab es wie im ersten Projekt kein geteiltes Bezugswerk, sondern eher eine lockere Verbindung durch Seelenwanderung, auf die der Titel ja auch hinweist und die wir nicht esoterisch ausleuchten, sondern im Weird Fiction. Dafür haben wir trotz aller Unterschiedlichkeit mehrere größere und kleinere Bezugnahmen, quasi Brücken zwischen auf die Geschichten eingebaut, ohne dabei die Unabhängigkeit der Beiträge aufzugeben. Die Farbwahrnehmung der Hauptfiguren ist zum Beispiel relevant und irgendetwas mit fliegenden Schweinen ist ja sowieso immer.

    Teil 4 der Reihe, wenn man es denn überhaupt eine Reihe nennen will, entsteht seit Anfang des Jahres in verschiedenen Geschwindigkeiten. Drei von vermutlich vier Geschichten sind bereits geschrieben, die Vierte steht kurz vor der Vollendung. Das Projekt trug lange Zeit den Arbeitstitel „Stein von Rosetta“ und genau diese Stele war auch der gemeinsame Ausgangspunkt. Mittlerweile hat sich das Projekt hat aber ziemlich emanzipiert, weshalb wir es mittlerweile in „Kryptologicae“ umbenannt haben. Es dürfte bald bei Blitz offiziell angekündigt werden.

  • Mammut erst einmal danke für die Besprechung! und allgemein das Wahrnehmen dieser vielleicht etwas obskuren Bücher ;)

    Felix ganz fein nachgezeichnet, so, oder so ähnlich war das! und ja, diese fliegenden Schweine!


    wobei ich noch anmerken kann, dass Team Feuerernte wie ich glaube für uns alle vier Autor*innen eine Art geistiges Zuhause darstellt, oder zumindest einen Ankerpunkt, an dem wir uns immer wieder unserer Seltsamkeit versichern können :D

    Jedenfalls hat mich das Team auch über zwei Jahre desolaten fast-nichts-Schreibens bei der Stange gehalten.


    wir sind sicherlich sehr unterschiedliche Autor*innen mit je eigenen Zugängen zum Schreiben, was man den Novellen bestimmt anmerken kann, wir teilen aber auch so viel miteinander, dass es bei der Zusammenarbeit zu geistigen Verschränkungen kommt, zu einem mehr-als-die-Summe-der-einzelnen-Teile.


    Wenn ich einen gemeinsamen Anspruch formulieren sollte, bestünde der wohl hauptsächlich darin, uns aller Palletten und Register des Fantastischen bedienen zu können, ohne uns den Regeln einzelner Genres zu unterwerfen.


    Nachdem die Beiträge für Kryptologicae nun schon wenigstens in Rohform existieren, gibt es übrigens auch schon Ansätze eines Plans für ein Buch #5