M.R. James - Ghost Stories

  • MR James ist ja immer mal wieder Thema im Forum.

    Tartarus Press bringt jetzt seine Geistergeschichten heraus. Inklusive zwei Essays.


    Inhalt:

    'Introduction' by R.B. Russell and Rosalie Parker.

    Ghost Stories: ‘Canon Alberic’s Scrap-book’, ‘Lost Hearts’, ‘The Mezzotint’, ‘The Ash-Tree’, ‘Number 13’, ‘Count Magnus’, ‘ “Oh, Whistle, and I’ll Come to You, My Lad” ’, ‘The Treasure of Abbot Thomas’, ‘Casting the Runes’, ‘The Stalls of Barchester Cathedral’, ‘Martin’s Close’, ‘Mr Humphreys and His Inheritance’, ‘A View from a Hill’, ‘A Warning to the Curious’, ‘An Evening’s Entertainment’, ‘A Vignette’.

    Appendices: ‘Occult Sciences’, ‘On Demonology’.


    James: Ghost Stories


    Ich habe noch nie was von ihm gelesen.

    Wenn jemand seinen Stil beschreiben könnte wäre das toll.

    Bisher keine Ahnung ob ich mir das zulegen soll.


    Grüsse in die Runde,

    ralphomat

  • Moin dear ralphomat ,


    die Ausgabe wundert mich ziemlich, es gibt ja die Collected Works (wirklich alles, was er geschrieben hatte) bereits seit längerem und das sind nun mal fast alles Ghost Stories.


    "Whistle ..." ist zu Recht im Klassiker-Kanon ganz oben und das wäre ein must read. (Steht aber glaube ich auch frei online.) Ich besaß mal die Collected Works und fand alles andere, das er geschrieben hat, unglaublich schnarchig und stilistisch erstaunlich schwach, heißt: Lahme Ideen, laberige Sprache ohne Modulation im Tempo, vom Vokabular / Syntax her sehr basic = unästhetisch, kein Spannungsbogen, vorhersehbar, kein anständiges Ende. Vieles beginnt mit einer interessanten Prämisse und einer netten Atmosphäre, führt dann aber irgendwie zu nix. ImA war "Whistle ..." so Art 'auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn'.

    Ich hab auch in jede Geschichte dort mit viel gutem Willen zumindest reingelesen, wenn nicht ganz durch. Kapiere absolut nicht, wie James zu dieser Berühmtheit kam, ganz ehrlich.


    Es hilft jetzt gar nix, dass James ein ultra-reaktionärer Spießertyp mit Stock im *beep* war, der seine lesbische Autoren-Schwester aktiv vom Veröffentlichen abhalten - und sie sogar ganz aus der Öffentlichkeit drängen - wollte. (Als ich seine Geschichten versuchte zu lesen, wusste ich allerdings von all dem noch nix - eigentlich hatte er bei mir massig Vorschusslorbeeren wegen dieser einen tollen Story.) Für Tipps, wo man ihre Texte bekäme, wäre ich nun wieder dankbar, ich hab mal irgendwo gelesen, dass sie wesentlich besser schrieb als er (und er ihr Ideen klaute? weiß nicht mehr genau).


    Du kannst dir jetzt sicher denken, was ich dir rate ... Meine Collected Works hätte ich dir sehr gern geschenkt, hab sie aber schon vor Jahren im offenen Bücherschrank unserer Bibliothek ausgesetzt.

  • Ich war und bin begeistert von den beiden Festa-Bänden mit seinen Geistergeschichten. Ich mag viele der Geschichten darin und auch den Stil.

    Ein paar der Geschichten in den Festa-Bänden habe ich schon mehrmals gelesen, weil sie mir gut gefallen und mich gut unterhalten.

    Sein Stil wirkt auf mich atmosphärisch, humorvoll, unverkrampft. Er erzeugt eine positive Gruselstimmung, die gewaltarm und unblutig in den Bann zieht, vom Alltag ablenkt und in Erinnerung bleibt, ohne albern oder gekünstelt herüberzukommen.

    Ein wenig altmodisch sind die Geschichten schon, aber auf eine ruhige, reizarme Art, die sich angenehm anfühlt. Von den Figuren erfährt man nur das, was für die Geschichte relevant ist und nicht ihre ganze Lebensgeschichte und Gefühls- und Gedankenwelt.

    Es mögen eher harmlose Gruselgeschichten sein, aber welche, die vor dem geistigen Auge Bilder erzeugen und die Phantasie anregen. Bei den Geschichten kann ich gut entspannen.

  • ... der seine lesbische Autoren-Schwester aktiv vom Veröffentlichen abhalten - und sie sogar ganz aus der Öffentlichkeit drängen - wollte.

    Katla, davon habe ich nie gehört. M. R. James wird ja immer als Muss genannt, aber nachdem ich irgendwo las, dass Frauen in seinen Geschichten nicht die geringste Rolle spielen und ich die einzige Story von ihm (ich glaube die erste in der Festa-Ausgabe) genauso fand, wie du es oben so herzhaft beschrieben hast, ließ ich es bleiben mehr von ihm zu lesen. Auf so Männermuff stehe ich nicht so.

  • Lieber Frank Duwald , ich bin sogar 100% sicher, dass ich davon in diesem Forum las und mich dann erst online weiter nach Artikeln darüber umschaute. Das wird so auch nirgends groß erwähnt. Vielleicht hat die eine tolle Geschichte ja auch seine Schwester verfasst *gn* :P .


    Befremdlich finde ich, dass man Lovecrafts Namen kaum nennen darf, ohne eine halbe Seite politischer Einschränkungen kundzutun, die sich aber in erster Linie (wie bei James) auf sein Privatleben bzw. Briefe und Jugendgedichte beziehen. Bei James scheint sein disaströses Verhalten gar keinen Einfluss auf die Rezeption zu haben und bei Bram Stoker ebenfalls nicht, wobei er den allermassivsten Rassismus gegen alles, was nicht englisch-weiße Mittel-/Oberklasse ist (Schwarze, Asiaten bzw. Chinesen, Iren, Osteuropäer ... Arbeiter, Dorfbewohner), direkt in seinen Geschichten selbst stehen hat. Auch seine Frauenfiguren - bzw. eher die Schicksale, die jene erleiden, die aus der reproduzierenden / untergeordneten Rolle fallen - sind ja nicht so das Gelbe vom Ei.


    An sich stört mich die Abwesenheit von Frauenfiguren in Fiktionen gar nicht. Vor allem: Lieber gar keine Frauenfiguren als fiktionale Frauen in komischen Rollen. Selbst die rationalen Strugatzkis schrieben sie bissl in die 'gefühlsbetonte', 'spontan-naiv-irrationale' Ecke. Aber selbstverständlich ist - hehe - Muff total öde, da stimme ich dir sofort zu. Den können Frauen aber auch ganz gut (looking at you, Mrs. Radcliffe ...).