Beiträge von Frank Duwald

    Keine Sorge wegen Thomas Mann. Ich habe von Mann nur den Zauberberg gelesen (freiwillig) und den bisher auch nur halb (lese immer nur ein Kapitel und wieder was anderes). Was ich mit meinem Vergleich sagen wollte, war, dass Frau Heine sich nicht nur allein auf die Story konzentriert sondern auch sehr viel ungewöhnliche Atmosphäre drum herum schafft. Wie gekonnt und lebenserfahren sie das darstellt, dass hat mich halt an die besten Stellen des Zauberbergs erinnert. Ist bei Frau Heine aber frei von Langeweile und Geschwafel.

    Ganz großen Dank, Axel, für diese Empfehlung. Habe mir auch eine dieser modernen Schrottversionen geholt (schrecklich). Ich bin wirklich geplättet, wie gut diese Erzählung ist. Meiner Meinung nach übertrifft sie in jeglicher Hinsicht einen sehr großen Teil englischer Schauergeschichten um ein Vielfaches, die alle gleich scheinen und oft etwas Belangloses an sich haben. Mich beeindruckt insbesondere alles, was um die eigentliche Story herum geschrieben ist. Die Stimmung sehr profund beschrieben. Diese Schiffsfahrt, die teils schrägen anderen Passagiere - das alles kommt unglaublich sicht- und spürbarbar rüber. Mich hat das ein bisschen an den Zauberberg von Thomas Mann erinnert. Und die Geschichte an sich ist ebenfalls wundervoll angelegt.

    Haha, ich kann inzwischen den Müll am kleinen Finger raustragen.

    Ich bin kürzlich nach einer kleinen Muskelaufbau-Pause wieder eingestiegen, und ich muss sagen, es gefällt mir immer besser. Ich bin jetzt auf Seite 200 (es sind große und volle Seiten), und inzwischen ist die Handlung zunehmend durchzogen von mysteriösen, unerklärbaren Schlieren, was vor dem realistischen Hintergrund sehr erquickend ist.

    Was mir so bis Seite 150 zu schaffen gemacht hat, ist, dass der Roman mit jedem neuen Kapitel immer wieder neu zu beginnen scheint, ohne im Ganzen weiterzukommen. Inzwischen werden aber immer mehr Zusammenhänge deutlich, obwohl bisher jedes Kapitel neue Charaktere hat. Und: das Buch ist wirklich wundervoll geschrieben. Man ist sehr nah an den Charakteren, für deren oft missliche Lagen Moore großes Mitgefühl rüberbringt. Das ist schon bisher wirklich große Literatur, ohne dass es in irgendeiner Form elitär wird.

    Ich lese es gerade, habe bisher 100 Seiten. Erste Eindrücke: Einschüchternd gut, wunderbarer Stil, sehr gut und flüssig lesbar, voller Humor. Die Charaktere voller Wärme und Mitgefühl beschrieben, jeder Charakter, bisher alle leicht schräg, auf seine Art ein Original. Und über allem schwebt etwas vage Übernatürliches. Nicht den geringsten Schimmer, wohin das führen wird.

    Wenn das so gut bleibt, geht das wirklich in Richtung "Jahrhundertroman". Bisher kann ich nur sagen: Virtuos, und es macht Spaß.

    Allerdings sollte man vorher kräftig ins Fit gehen, denn das Teil ist wahnsinnig schwer und nicht gerade klein.

    ... der seine lesbische Autoren-Schwester aktiv vom Veröffentlichen abhalten - und sie sogar ganz aus der Öffentlichkeit drängen - wollte.

    Katla, davon habe ich nie gehört. M. R. James wird ja immer als Muss genannt, aber nachdem ich irgendwo las, dass Frauen in seinen Geschichten nicht die geringste Rolle spielen und ich die einzige Story von ihm (ich glaube die erste in der Festa-Ausgabe) genauso fand, wie du es oben so herzhaft beschrieben hast, ließ ich es bleiben mehr von ihm zu lesen. Auf so Männermuff stehe ich nicht so.

    Der neue, zweite Band der Festa-Aickman-Ausgabe ist momentan meine Nr. 1-Lektüre. Was für ein großer Autor, nicht nur auf Phantastik bezogen! Da die Geschichten der Werkausgabe ja leider durcheinander nach den originalen Sammelbänden angeordnet sind, ich die Geschichten aber chronologisch nach Erstveröffentlichung lese, um Aickmans Entwicklung nachzuempfinden, musste ich erst auf den zweiten Band warten, weil darin eine Story ist, die chronologisch gesehen in den ersten Band gehört hätte. Jetzt aber Attacke, ich kann nun 16 Geschichten lesen (unter Einbezug der DuMont-Ausgabe).
    Ich habe mich übrigens dazu entschlossen, alle Geschichten, die vorher bei DuMont erschienen sind, in der DuMont-Übersetzung zu lesen. Bei allen Textvergleichen, die ich bisher gemacht habe, ist die DuMont-Übersetzung deutlich akkurater. Die Festa-Übersetzung neigt dazu, manche Wörter und Satzteile nicht gem. Original zu übersetzen, sondern teilweise durch Eigeninterpretation eher zu erklärerisch umzusetzen - vermutlich, um es der Leserschaft einfacher zu machen. Bei einem Autor wie Aickman, bei dem jedes Wort eine Bedeutung haben kann, halte ich das aber für teilweise für eine ungünstige Taktik.