Bei Across the River handelt es sich nicht um den "italienischen Evil Dead" (lange nicht mehr so eine schwachsinnige Klappentext-Aussage gelesen...), sondern um einen äußerst subtilen, behutsam Stimmung konstruierenden Genre-Beitrag, der sich in keinem Moment Richtung Splatter o. ä. bewegt.
Im ruralen Italien nahe der slowenischen Grenze ist ein Wissenschaftler unterwegs, um Wildbestände zu dokumentieren, die entsprechenden Kameras zu checken und eine Dokumentation anzufertigen. Der Mann fährt allein mit einem Wohnmobil und dringt immer weiter in die Wildnis vor, als ihm nach und nach Unregelmäßigkeiten in der Umgebung auffalen. Seltsame Fundstücke und Spuren geben ihm Rätsel auf. Schließlich stößt er tief in den Wäldern auf ein scheinbar verlassenes Bergdorf...
Regisseur Lorenzo Bianchini mixt in seinem wohl ersten international bekannt gewordenen Film diverse Einflüsse: Gothic Horror und Haunted House, Found Footage und Folk Horror, aber auch Backwood-Vibes sind vorhanden. Einen einschlägigen Film, der den genannten Bereichen eindeutig zuzuordnen wäre, darf man aber nicht erwarten. Across the River nimmt sich viel Zeit, um die Atmosphäre der Landschaft wirken zu lassen und das Publikum auf seine historisch begründete Spur zu führen. Dräuende Musik und ein spartanisch-akzentuiertes Sounddesign tun ein Übriges. Dies und auch sein rauer Amateur-Look ist dem Film bisweilen negativ angerechnet worden, für mich hat es aber den Reiz ausgemacht. Bianchini ist ein Filmemacher der Stimmung, das wusste ich von dem großartigen Angel in the Wall (2021). Man muss sich auf die gedrosselte Geschwindigkeit einlassen und die unterschwelligen Effekte genießen. Wenn man einen rasanten, blutigen Schocker erwartet, wird man in jedem Fall enttäuscht. Zwar wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber die ungewohnte Umgebung und die damit einhergehende, reizvolle geschichtliche Herleitung des Grauens sowie das handwerkliche Können des Regisseurs sind Grund genug, einen Blick zu riskieren. Leider ist die deutsche Synchro misslungen, aber da nur wenig gesprochen wird, fällt dies kaum ins Gewicht.