Vasa - Schwedens Geisterschiff

  • Ah, da ist ja auch jemand vom Vrak-Museum mit beim Tauchgang, die sind ja wirklich äußerst aktiv.


    Lieben Dank, Nils , obwohl ich mir das Museum geschenkt hab und nur - aus dem Vrak kommend - vor'm Vasa-Museum einen Kaffee im Park getrunken hab, werd ich da doch mal einen Blick reinwerfen. Rein intuitiv denkt man ja, die müsse wegen ihres gigantisch, disproportional hohen Hecks so instabil gewesen bzw. gesunken sein. Aber es gab sicher Schiffe dieses Designs, die fuhren (ich kenne mich mit Kriegsmarine null aus, aber für mich sieht das nach einem sehr unlogischen Bauplan aus). Bin mal gespannt, warum die das als 'Geisterschiff' betitelt haben, zumal das ja inzwischen an Land ruht ...


    Grad heute las ich (FB: White Stars, Black Sea), dass auf dem Grund der Ostsee über 100.000 Wracks liegen, meist nicht mehr identifizierbar, aber oft in exzellenten Zustand. Wie diese 400 Jahre alte Schönheit, die vollkommen intakt in 75 m Tiefe liegt - daher wird angenommen, dass sie in einem Sturm sank (cooles Detail, wie der geschuppte Unterkörper sich aufgespalten am Bug lang schlängelt):


  • Bin mal gespannt, warum die das als 'Geisterschiff' betitelt haben, zumal das ja inzwischen an Land ruht ...

    Es gibt da eine unheimliche Episode aus einem Roman des Österreichers Siegfried Freiberg (1901 – 1985), in der der Hauptakteur eine Vision in Stockholm erlebt:


    Zitat

    Da, schon verärgert, gewahrte er plötzlich eine Menge Menschen. Wie ein kleiner Wald standen sie vor einer hohen Wand. Ein hochbordiges Fahrzeug ragte zirka achtzehn Meter vor ihm auf. Es mußte das Achterschiff der „Vasa“ sein, das aufwendig mit Zieraten bekleidet war. Eine Fülle von Skulpturen und Reliefs sah ihm entgegen. Alles schien hier durcheinandergemischt: Mythologie, Sage und Geschichte. Tritonen, Nereus, Herkules, König David und Tiberius, gepfählt von einem römischen Soldaten, Fratzen von wilden Tieren, grausige Maskarone. Die Embleme des Hauses Vasa leuchteten an verschiedenen Stellen in Rot und Gold. Joshua stand plötzlich wie gelähmt. Was für eine Darstellung! Krochen hier nicht Aale durch Mund, Nase, Augen und Ohren, eines wohl Ertrunkenen? Beschwor man durch diese realistische Skulptur die Gefahr des Todes, der allen Schiffsleuten drohte, die an Zauber glaubten?


    Hier rückt der Autor die „Vasa“ immerhin in eine gewisse Nähe zum Geisterschiff. Das Motiv hat ja (du kennst meine Ansicht) so unendlich viel mehr zu bieten als den „Fliegenden Holländer“ oder die „Mary Celeste“. Was aber die zitierte Episode angeht, so ist sie enthalten in Prof. Schreibers [d. i. Hermann Schreiber] Horrorkiste (Band: „Reise in die Stadt des Grauens“), wo sie „An einem Sonntag in den Schären“ heißt. Der Roman, dem sie entnommen, war zu dem Zeitpunkt (1971) noch nicht erschienen. Er kam 1972 heraus, heißt Tage wie Ferien und berichtet von den Erlebnissen des amerikanischen Bonvivants Mr. Joshua Shoemaker, der auf einer Reise nach Europa seinen Ursprüngen nachspüren möchte. Eigentlich heißt er nämlich Joschi Schuhmacher, – born in Austria …

    Das Buch versprüht über weite Strecken gepflegte Langeweile, die „Vasa“-Sache – die sich als Vorbotin einer kommenden Tragödie lesen lässt – ist wohl noch das beste daran. Ihre vorab Aufnahme in eine Anthologie mit Horror- oder Gruselgeschichten verdankte sie offenbar einer freundlichen Bekanntschaft zwischen Schreiber und Freiberg.

  • Das Buch versprüht über weite Strecken gepflegte Langeweile

    Hehehe! Wobei es bei Literatur Schlimmeres gibt, die gemütliche Variante kann ganz charmant sein.

    Hier rückt der Autor die „Vasa“ immerhin in eine gewisse Nähe zum Geisterschiff. Das Motiv hat ja (du kennst meine Ansicht) so unendlich viel mehr zu bieten als den „Fliegenden Holländer“ oder die „Mary Celeste“.

    Deine Ansicht teile ich selbstverständlich.

    Ah ja, so gesehen vermutlich als Geisterschiff zu kategorisieren und der Ausschnitt (allerliebsten Dank, wieder etwas gelernt!) klingt tatsächlich sehr schön wild. Phantasmagorisch, um es denglisch zu sagen.

    Rein intuitiv denke ich bei Geisterschiff an etwas, das zumindest für einige Zeit vollständig 'außer Sicht' geriet, was bei der Vasa ja durch die Nähe zum Ufer nicht richtig gegeben war. Andererseits sind 75 m Tiefe - wenn ich jetzt drüber nachdenke - durchaus etwas, das wohl bis zur Moderne als untauchbar gelten musste.

    Auf GEO.de findet sich eine Fotostrecke zu den Ostsee-Wracks

    Wie cool, danke sehr! Ungewöhnlich klare Bilder und schöne Blickwinkel.