Otfrid von Hanstein

  • Otfrid von Hanstein, auch Otfried von Hanstein (* 23. September 1869 in Poppelsdorf; † 17. Februar 1959 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, der unter anderem die Pseudonyme Guenther von Hohenfels,[1] R. Trebonius, Otfrid Zehlen, Otto Zehlen, O. Zehlen und Otto Berndt verwendete.


    Hanstein verfasste während seiner langen schriftstellerischen Karriere über zweihundert Romane, Erzählungen und Sachbücher. Da er nicht mit dem von ihm sehr geschätzten Karl May verglichen werden wollte, wählte er als Schauplätze möglichst solche Länder, die May nicht verwendete.

    Er beschränkte sich nicht auf ein bestimmtes Genre, so erschienen im Laufe der Zeit unterhaltende Gesellschafts- und Liebesromane, Kriminalromane, viele Abenteuergeschichten – oftmals auch für Jugendliche bestimmt – oder auch Western und ca. 10 Science-Fiction-Romane, die zum Teil auch in den amerikanischen Pulp Magazinen "Wonder Stories" und "Wonder Stories Quarterly" in englischer Übersetzung veröffentlicht wurden.


    Quelle Wikipedia:


    Gelesen habe ich bisher drei seiner Krimis:

    47 Otfrid von Hanstein - Der Urlaub des Herrn Van Zoomen 

    51 Otfrid von Hanstein - Der Fall Hollerbaum

    Der Mann im Grauen Mantel


    Hat zufällig jemand diesen Roman gelesen?

    • Elektropolis. Die Stadt der technischen Wunder. Ein Zukunftsroman. Levy & Müller, Stuttgart 1928.
  • Ich habe Elektropolis jetzt erworben, ich wurde in Tschechien fündig. Hier ein Bild des Buches.

    Der Roman erschien als Electropolis in Wonder Stories Quarterly, Summer 1930

    Publication: Wonder Stories Quarterly, Summer 1930


    Und auf russisch im Jahr 1991 als Электрополис?Elektropolis:

    Publication: Фата-Моргана 1


    Hier ein paar Informationen:

    Otfrid von Hanstein - Elektropolis
    Elektropolis - Die Stadt der technischen Wunder von Otfrid von Hanstein erschien im Jahr 1928 bei Levy & Müller in Stuttgart. Hier die Ti...
    defms.blogspot.com




  • Wie bist du den auf ihn gekommen?

    …nur so am Rande, im Neuen Stern hat sich Bernd Wiese auch mal über ihn ausgelassen:

    Hanstein --- Otfrid v. --- Der Fluch des Goldes --- 15 ---
    Hanstein --- Otfrid v. --- Das Licht im Osten --- 9 ---
    Hanstein --- Otfrid v. --- Der blonde Gott --- 30 ---

    = Einträge aus meiner Übersicht zu den alten Büchern.

    https://scifinet.org/scifinetboard/index.php/blog/64/entry-10067-aus-alten-bücherschränken-stand-1-oktober-2021/


  • Danke für die Hinweise.

    Wie ich auf Hanstein kam? Ich hatte irgendwann beschlossen mich durch den Bastei Kriminal-Roman zu lesen und da erschienen als Band 47 und 51 zwei Romane des Autors, die mir gefallen hatten.

  • Ein Thread zu Otfrid von Hanstein – da muss man gleich darauf hinweisen, das hier ein Fass ohne Boden droht. Von insgesamt „etwa 150 Romanen“ ist im Lexikon der Science Fiction-Literatur die Rede. Präziser geht das Lexikon der Abenteuer- und Reiseliteratur vor: „Er schrieb Reiseberichte, Abenteuerromane, Jugendbücher, historische Romane, Kriminal- und Gesellschaftsromane, Sachbücher, Biografien und utopische Romane – insgesamt mehr als 250 Bücher.“ Nur 2 Beispiele aus der lexikografischen Literatur, der Autor ist ja einschlägig bekannt (nicht zuletzt durch seine Arbeiten für die Gernsback-Magazine).


    In meiner Bibliothek befinden sich einige Werke von ihm, über die ich mir – ich gestehe es – selbst noch keinen richtigen Überblick verschafft habe. Immerhin: Eine Erzählung las ich jüngst, die ich im folgenden Beitrag vorstelle.

  • Die Farm am Usumacinta. Erzählung von Otfrid von Hanstein

    In: Das neue Universum. Interessante Erfindungen und Entdeckungen. Reiseschilderungen, Jagden, Abenteuer, Erzählungen, Sport und Spiel. 61. Band. Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Stuttgart 1940, S. 267 – 286



    Inhalt

    Der Pilot eines Postflugzeugs muss unweit der Halbinsel Yucatan notlanden. Mitten im dichtesten Dschungel. Nach einer Begegnung mit menschenfressenden Indigenen stößt er in der Waldeinsamkeit auf eine Farm. Diese entpuppt sich als voll mechanisierte Plantage, – ein Produktionskomplex, der von genial konstruierten Robotern beherrscht wird, – konstruiert, um dereinst dem Deutschen Reich zu alter Größe zu verhelfen (wir schreiben die Zeit nach dem 1. Weltkrieg). Dass mit diesen Robotern nicht unbedingt gut Kirschen zu essen ist, erfährt unser Bruchpilot nur allzu bald …


    Eindruck

    Es handelt sich um eine Mischung aus Abenteuer und Science Fiction-Story, deren Deutschtümelei (deutsche Piloten – deutscher Erfinder – deutsches Werk im Dschungel) sich schließlich als Hybris entpuppt und zum Scheitern verurteilt ist. Das phantastische Geschehen wird am Ende als Fiebertraum abgetan, doch wird diese Aufklärung wiederum im letzten Satz selbst in Frage gestellt. Anspruchslos erzählt, was freilich auch an einer zeitgenössischen Bearbeitung liegen mag.


    Hintergrund

    Diesem nur wenige Seiten zählenden Abdruck liegt ursprünglich Otfrid von Hansteins Roman Die Farm des Verschollenen zugrunde, erschienen 1924 (siehe Bloch 2/1354). Über den Usumacinta weiß die allwissende Müllhalde: „Der Río Usumacinta ist der wasserreichste Fluss Mittelamerikas; er bildet die Grenze zwischen Guatemala und dem mexikanischen Bundesstaat Chiapas.“


  • Ich habe Elektropolis jetzt durch.

    Fazit: Elektropolis ist ein faszinierendes Zeitzeugnis. Optimistisch und fortschrittlich in den technischen Ideen und den Visionen des Herrn Schmidt. Eine automatisierte Stadt, im Einklang mit der Natur und den indigenen Völkern. Der Autor bzw. stellvertretend sein Protagonist Herr Schmidt verteufelt den Krieg und das daraus resultierende Leid. Er setzt seine Waffen, die ein schreckliches Potenzial haben, nur als Defensivwaffe ein und verschuldet keine Opfer direkt.

    Obwohl der Roman sehr viel Wert auf Technik und deren Machbarkeit setzt, sieht er in dem Bergwerk ein außerirdischen Kometen und die Höhlenzeichungen von einer untergegangen Hochkultur wie Atlantis. Der "Bergwerkkomet" hebt dann auch als Ätherrakete ab, nachdem das ganze Bergwerk explodiert.

    Elektropolis ist aber auch ein Roman, der auf die deutsche Nation Wert legt, ein Neu-Deutschland in Australien schaffen will, das vor allem - oder gar ausschließlich - mit Deutschen bevölkert sein soll und damit ähnlich nationialzentriert vorgeht, wie es in der amerikanischen Science Fiction noch in den 50ern und 60ern üblich war.


    Otfrid von Hanstein - Elektropolis
    Elektropolis - Die Stadt der technischen Wunder von Otfrid von Hanstein erschien im Jahr 1928 bei Levy & Müller in Stuttgart.
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    Aus SF Sicht sollten noch diese Romane interessant sein:

    Mond-Rak I. Eine Fahrt ins Weltall. Ein Zukunftsroman. Levy & Müller, Stuttgart 1929

    Nova Terra, 1930 (vermute ich nach dem Titel zumindest)

    Die Milliarden des Iram Lahore (siehe hier: https://scifinet.org/scifinetb…von-hanstein/#entry434207)


    Welche Geschichten sonst noch phantastisch sind, ist mir unbekannt. Die von dir, Axel vorgestellte Geschichte scheint ja auch darunter zu passen.

  • Ich habe ein weiteres Hanstein-Buch gelesen, das sich schon gefühlt ½ Ewigkeit in meiner Bibliothek befindet:

    Im Reiche des goldenen Drachen. Reise-Erzählung aus dem Inneren Chinas. Von Otfrid von Hanstein [1919]. Erster Band: Durch die Höhlen und Schluchten des Wu-tai-Shan.

    Es handelt sich um den ersten Teil einer insgesamt dreiteiligen Romanreihe, die Hanstein für den Leipziger Verlag Gustav Fock verfasste. Wie ich sehe, gibt es einen Band auch als Neubearbeitung des Ueberreuter Verlags von 1979 sowie einen aus dem Safari Verlag von 1931.



    Ausgangslage und Schauplätze

    Das Buch kreist um die Abenteuer einer kleinen Reisegruppe im „Inneren Chinas“. Diese besteht im Kern aus dem deutschen Erzähler, der zuletzt als Lehrer in Peking arbeitete, dem Spanier Don José sowie ihrem treuen chinesischen Diener Ta-kl. Schauplätze sind das nordchinesische Wutai Shan-Gebirge, durch dessen Schluchten man sich hindurch zum Hwang-Ho, dem Gelben Fluss, schlägt. Der Band endet mit der Passage durch die Chinesische Mauer, jenseits derer die Wüste Gobi neue Erlebnisse verheißt – jedenfalls für den Folgeband.


    Handlung

    Das Hauptärgernis unserer Freunde besteht darin, dass ihre ursprüngliche Reiseerlaubnis aus Peking zwischenzeitlich annulliert wurde. Mit einer Mischung aus Maskerade und Versteckspiel versuchen sie, sich dem drohenden Zugriff der Behörden zu entziehen. Zäh wird das ursprüngliche Ziel verfolgt, in die bisher nur wenigen Europäern bekannten Gegenden im Osten des Landes vorzudringen. Wie bei Karl May sind es nicht unbedingt immer Kampf- und Schlagkraft, mit der sich die Helden aus brenzligen Situationen befreien. Selbstbewusstes Auftreten, List oder ein gepflegter Rückzug sind oft des bessere Mittel der Wahl. Freilich ist auch einmal der Ansturm eines reißenden Gebirgsflusses zu überstehen oder ein Kampf mit wilden Leoparden auszutragen.


    Eindruck

    Die Regierung in Peking ist offenbar sehr darauf bedacht, die Reisepläne unserer Expedition zu vereiteln. Woraus der Chronist einen veritablen Fremdenhass macht und die Bezeichnung von den „fremden Teufeln“ gehört bald zum guten Ton aller, die den Europäern Übles wollen. Gewöhnungsbedürftig (und veraltet) ist die deutsche Transkription der chinesischen Namen – selbst der Setzer hatte hier bisweilen Probleme, so dass Städte und Eigennamen mal so, mal so geschrieben werden. Die Handlung selbst ist recht gedrosselt und insgesamt arm an Action. Dafür gibt es immer wieder Schilderungen des chinesischen Kulturlebens: der Besuch einer Opium-Höhle, die Besichtigung einer Seidenraupen-Zucht, einen nächtlichen Fischfang, eine traditionelle Begräbniszeremonie usw.



    Zitat

    Zitat

    „Es gibt also auch zuverlässige und treue Chinesen.“

    „Sogar viele, lieber Don José. Sie sind anders als wir und manches an ihnen erscheint uns wunderlich, aber sie sind ein fleißiges, genügsames Volk, und wenn sie die Fremden hassen, dann liegt wohl auch vieles an diesen selbst. Sie kommen eben als Herren in das Land und wollen sich darin festsetzen. Sie verletzten vielfach die überaus große und empfindliche Höflichkeit der Chinesen. Aber darum sind diese nicht schlecht. Im Gegenteil, sie sind oft auch sehr ehrlich, und besonders im geschäftlichen Leben von großer Höflichkeit und Gewissenhaftigkeit. Alles in allem, das Volk hat eine große Zukunft.“

    Fazit

    Unterhaltsames, wenn auch etwas zähflüssiges Abenteuerbuch im Stil der Zeit. Dass allerlei folkloristische Klischees gepflegt werden, darüber lässt sich hinwegsehen. Bedeutender wiegen diejenigen Versuche des Autors, Verständnis und Anteilnahme der fremden Kultur zu zeigen. Positiv ins Gewicht fällt zudem der Mix aus Mutterwitz und Galgenhumor, mit dem der Erzähler manch haarsträubende Episode kommentiert. Ich vergebe 3 von 5 Daumen.


    :thumbup::thumbup::thumbup: