Jimmie Robinson: Junk Rabbit

  • Junk Rabbit

    Story, Konzept & Bilder: Jimmie Robinson

    USA 2023

    Shadowline / Image Comics

    6-teilige Miniserie, einzeln oder als Sammelband. Cover / alt. Cover sind innen enthalten.

    Ohne Seitenzahlen, daher kann ich nur sagen: regulärer Umfang beim gängigen Kleinformat (etwas näher an A4 als an A5).

    Infoseite des Verlages

    Preis meines Comicladens war € 23.-.


    SERIES PREMIERE - A new hero rises from mountains of consumer waste, mass homelessness, and devastating climate change. Some call the hero a myth, an urban legend, but others know that it’s the JUNK RABBIT come to life! JIMMIE ROBINSON brings a new take to the dystopian tale of how climate disaster alters not only our world, but also the heroes that literally rise from it. Swamp Thing meets RoboCop.




    Oooooh, I'm in love!

    Durch einen FB-Post des Comicladens um die Ecke entdeckt und gleich gekauft. Hier überzeugt mich einfach alles: Konzept, Thematik, Zeichnungen, Texte (sehr poetisch und präzise), Setting sowie Prämisse. Es ist ein Rundumpaket, in dem ganz offensichtlich eine Menge Herzblut und kreative Energie steckt, es ist eigenständig und hat auch sympathisches Nicken in Richtung Horror-SF, ohne aber konkrete Referenzen zu bringen.


    Es geht um eine Zukunft, in der die gesamte Welt eine einzige Müllhalde ist (googelt man mal 'Trash Vortex' ist das absolut nicht weit hergeholt, man müsste nicht mal ins Jahr 2198 gehen). Die Reichen leben in Biosphären, den Dome Cities, in denen Städte mit Hochhäusern und Technik / Internet ähnlich dem heutigen Stand existieren. Es gibt semi-legalen Tourismus der Reichen in die Außenwelt, genannt Sink. (Von der Idee: overflowing sink = verstopftes Spülbecken). Auch das zeigt sich jetzt bereits, denkt man an z. B. Idioten wie Pierre Maalouf a.k.a. YourFellowArab auf Haiti.


    Dieses Comic hat geschafft, meinen Zynismus auszuhebeln, weil es auf der einen Seite ganz klar und ungeschönt Fakten statuiert; auf der anderen aber keine politischen Heilsversprechen gibt. Der Rabbit (oder ich sollte wohl sagen: die, obwohl das Heft auch hero, nicht heroine, verwendet) ist eher wie Romeros Zombies. Die auch warnen, aber ohne Zeigefinger, ohne penetrantes holier than thou, ohne Pathos. Dass hier bei der Titelfigur sogar ein Schuss gebrochene Niedlichkeit und Humor reinkommen, macht alles noch spannender. Apropos 'Horror': es gibt durchaus Blutfontänen und abgerissene Körperteile.


    Die Geschichte beginnt recht komplex, der Motor ist auf beiden Seite Rache, aber anderer Art, aus anderen Beweggründen und damit fast polar gegengesetzt konzipiert. Die Bösen sind bislang zwar böse, aber nicht platt, dumm, langweilig.


    Auch, wenn die Zeichnungen innen nicht so extrem schattiert / farblich abgestuft sind wie die Cover, gibt es eine ungeheure Menge an liebevollen, inhaltlich relevanten Details und nicht einfach bloße Kulisse, die imA zu oft lieblos und generisch gestaltet ist (Vgl. hier wären die non-Jon-Muth X-Men, Marvel generell etc., Bloodbourne usw.). Also da durchaus zu vergleichen mit meinem Fav Cover oben - allein diese Farbübergänge beim grünen Schleim, die Texturen wie Haut vs Technik, die aber selbst schon Teil des Morastes ist, wie sich das Kabel ums Bein windet oder Schleim in die Tastatur fließt ...


    Die Idee des Rabbit wird im Innencover erklärt: Es gibt Konstanten wie die roten Augen und der weiße Hasenkopf, der Streifenrock. Es gibt aber auch Wandlungen, denn die Figur setzt sich selbst auch aus Schrott / ihrer Umgebung zusammen und verändert sich optisch je nachdem dezent. Geiles Konzept!


    Innen gibt es tolle Inserts (Icons, Warnschilder, Bemerkungen, Geräusche ...) und man kann mit einem Bild irre lange zubringen, immer noch mehr entdecken. Ich hab bestimmt 10 Minuten an den ersten beiden Seiten allein gesessen - allerdings: Man kann das auch beschleunigen und dann eben die Bilder dem Wichtigsten / der Handlung nach erfassen und die Sprechblasen lesen, und dann funktioniert es genauso gut.


    Mein Sammelband hat leider nicht mein favorisiertes Cover (oben), sondern das in der Collage unten ganz links - möglich durchaus, dass ich ein zweites kaufe, wenn der Händler wie angekündigt Neuware bekommt. Die Qualität des Drucks und des Papiers (fast Hochglanz, seidig) ist sehr gut, wirklich eine gelungene Produktion. <3

    Erinnert mich von der Idee her übrigens ganz dezent an den japanischen stop-motion-Film Junk Head. Und Freunde des Marsupilami könnten auch aufhorchen ...