Zwielicht 19

  • Ina Elbracht - Monsieur Ortolan


    Oha, schöner Auftakt. Dextertwist literarisch ebenso so gut umgesetzt. Und die Geschichte spielt mit dem dahinschmelzenden Mitleid der Hauptfigur, ehe man merkt, dass sein Schicksal ebenso beklagenswert ist.

  • Torsten Scheib - Wenn die Dunkelheit ruft


    Einen Teil der Erzählung habe ich ja schon auf dem BuCon vorgelesen bekommen, umso neugieriger war ich, wie sich die Geschichte fortsetzt. Und Wow! Diese Geschichte hat wieder diese Schwermütigkeit, diese Melancholie, die ich so mag. Düster ist sie zudem, denn in der Kürze vereinbart sie gleich mehrere Elemente des klassischen Horrors. Geheimnisse der eigenen Vergangenheit, ein mysteriöser Kult, Haunted House. Hat mir sehr gefallen!

  • Algernon Blackwood - Kains Sühne


    Die Übersetzung liest sich wunderbar flüssig und die Geschichte klingt bei mir an, auch wenn sie keinen überraschenden Twist hat. Die innere Verbindung zweier Männer, die tiefer geht als Freundschaft und vom Schicksal geleitet wird. einer hat immer Glück, der andere steckt immer nach. Karma is a bitch. Schön zu lesen.

  • Algernon Blackwood: Kains Sühne


    Ich lese den ja oft gern. :)


    Ich mag ja seine Sprache gern, immer dieses "indes" und "überdies", das fließt so schön vor sich hin. Witzig auch, dass das Wort "Zwielicht" hier vorkommt (beim BuCon witzelten Vincent und Erik, dass das quasi ein Muss sei).


    Die Story in a nutshell: "Er war kein Mörder, doch er verharrte"


    Mir fällt auf, dass ähnliches auch oft Thema bei Blackwood ist. Als würde er sich gern mit diesen Abgründen beschäftigen, Menschen, die normalerweise vielleicht nicht morden würden, aber dann die Gelegenheit trotzdem nutzen, sobald sich diese ergibt.

  • Nele Sickel: Geburtstag ohne Simon


    Allein der Titel ist schon cool.


    Ich-Person, Präsenz (das mag ich ja beides) und ich bin sofort drin in der Story. Das erzählende Ich ist am Geburtstag auf dem Jahrmarkt - ohne Simon, denn der ist mit seinen Eltern nach Norwegen gezogen.


    Der "Gameboy" verortet die Story aus meiner Sicht auch irgendwie Mitte der neunziger Jahre. Nun gut, Pokémon fing aber später an, also vielleicht doch ein paar Jahre danach.


    Mir driftet die Story am Ende zu rasch ins Allzu Phantastische ab, das hat mich irgendwie kalt erwischt. Aber gut geschrieben und vor allem klingt der Ich-Erzähler super-authentisch. Auch wenn ich damit gerechnet hätte, dass er sich als drittes etwas anderes wünscht.

  • Ja, der hat oft sich ähnelnde Themen, das gefällt mir persönlich ebenfalls gut.

    Hier übrigens die Veröffentlichungshistorie zur Geschichte:

    Title: Cain's Atonement

  • Lena Marlier: Matriphagie


    Da hätte ich nach der Geburtsszene fast das Handtuch geworfen und bin froh, es nicht getan zu haben. Der Schluss war richtig gut und echt gut vorbereitet. Ansonsten sehr beklemmend (wobei ich in letzter Zeit ein bisschen zu viel von der Sorte "Böser Mensch, meist männlich, unterdrückt und sperrt anderen Mensch, meist weiblich ein" gelesen habe).

    Das mit der Spinne und den Spinnenbabys und der Schluss haben das aber alles wieder gutgemacht für mich. Starke Story!

  • J. H. Schneider: Piotrek lebt


    Das ist der SF oder der normalen Phantastik für mich näher als dem Horror, was mich aber nicht stört. Es bleibt ein wenig im Dunkeln, der "du" ist (meiner Interpretation nach ein Ex-Partner), aber ich liebe die Idee, dass "plötzlich" (seit sechs Jahren mindestens) wir nicht mehr außen auf der Erde, sondern innen wohnen und es wird auch so schön nicht erklärt, wieso eigentlich. (Das wäre auch sicher schief gegangen.) Ich kann mit dieser veränderten Weltsicht voll mitgehen und liebe die Gedanken dazu! Klasse! Hey, diese Story wäre mir auch in einer meiner geliebten angloamerikanischen Horror-Zines nicht negativ aufgefallen. Das wäre was, was ich vielleicht zum Vincent-Preis nominieren sollte, nur bin ich unsicher, ob der Horror-Gehalt ausreicht. Klar, die neue Weltsicht hat genügend Horror, vor allem, da so viel verschwindet, nur ist das erzählende Ich dabei so klar und sachlich, dass die Atmosphäre viel näher an der SF als am Horror ist.


    Die gesamte Sideline mit Piotrek (die nicht so sehr an der Seite ist, siehe Titel), ist ja sowieso voll mein Ding. Geliebte sterbende Verwandte, da habe ich einen ganz weichen Keks in mir. Das ist auch toll geschildert, so respektvoll, immer mit subtilen Hinweise, wie Piotrek war, bevor er alt und krank wurde. Und wie er das jetzt sieht oder nicht mehr sehen will. Richtig gut! Eine Story, die eine deutlich längere Rezension verdient, nur jetzt habe ich ein Kind auf dem Schoß und kann so schwer meine vielen Notizen sehen. Vielleicht mache ich später noch was auf dem Blog oder bei amazon, wenn ich das gesamte Magazin durch habe.


    Aber ja, hey, genau wegen sowas lese ich seit drei Jahren treu das Zwielicht!

    Wie findet ihr nur immer wieder solche Perlen?


    Ich stecke noch in der Übersetzung mit den Zwillingsschwestern, der Anfang war auch klasse, nur sind dann all meine Kinder aufgewacht ...

  • Lena Marlier: Matriphagie


    Da hätte ich nach der Geburtsszene fast das Handtuch geworfen und bin froh, es nicht getan zu haben. Der Schluss war richtig gut und echt gut vorbereitet. Ansonsten sehr beklemmend (wobei ich in letzter Zeit ein bisschen zu viel von der Sorte "Böser Mensch, meist männlich, unterdrückt und sperrt anderen Mensch, meist weiblich ein" gelesen habe).

    Das mit der Spinne und den Spinnenbabys und der Schluss haben das aber alles wieder gutgemacht für mich. Starke Story!

    Sieht man von Internetveröffentlichungen ab, ist das die erste erschienene Geschichte der Autorin. Ich finde, ein beeindruckendes Debüt.

  • Es handelt sich beim Vincent Preis ja um einen Literaturwettbewerb für Horror und unheimliche Phantastik. Da kann man bestimmt immer drüber streiten, ob sowas noch dazu gehört oder nicht. Für mich ist das so ein Graubereich in der Phantastik, das sitzt generell zwischen den Stühlen, ich finde aber, das gehört dazu.

    J. H. Schneider war schon in Zwielicht 16 vertreten (An der Ziegelsteinstraße). Zwielicht ist immer offen, egal ob es sich um neue Autoren handelt wie oben oder um Geschichten, die aus der Art geschlagen sind. Das gehört zu unserem Konzept und entsprechend bekommen wir auch immer wieder entsprechende Einsendungen. Piotrek lebt ist mit Sicherheit nicht Jedermanns Sache. Umso schöner wenn die Geschichte Begeisterung hervorruft.

  • Brian Evenson: Die Abfolge


    Die Idee war okay und es gab auch Spannung - aber so richtig mitgenommen hat mich die Story nicht. Einige Aspekte fand ich interessant (grau, und die beiden Welten, auch, dass nur eine Abfolge dorthin führte) und die Dynamik zwischen den Zwillingen war überzeugend.


    Ich glaube, mir hat einfach am Ende was gefehlt, es ist nur so ausgedudelt, wie ein Lied aus den Neunziger Jahren. Ich hätte hier lieber ein Beethoven-Ende gehabt, nochmal richtig auftafeln und dann Paukenschlag, Schluss (was nicht heißt, dass ich ein eher ruhiges Ende nicht auch mal zu schätzen wüsste ...)

  • Glen Sedi: Unsere Anhängsel


    Das ist fieser Body-Horror, den ich normalerweise nicht lese. Es war aber so gut geschrieben, dass ich es doch gelesen habe, manchmal allerdings etwas rascher (aus Selbstschutz), daher kann es sein, dass einiges über meinen Kopf gegangen ist.


    Eigentlich finde ich es ja immer gruselig genug, wenn jemandem Körperteile abhanden kommen, hier habe ich gelernt, dass auch das Gegenteil gruselig ist.


    Schön sind solche Sätze "Wie die 30 cm lange Charrière Knochensäge mit jedem Eingriff ihre Schärfe einbüßte, wurde sein Verstand immer stumpfer und unempfänglicher für diese kleinen Gesten". Das freut mich als Leserin!


    Ich glaube, dass ich das Ende nicht komplett durchdrungen habe, aber ja, die Story hatte was. Nur halte ich mich von dieser Art Horror sonst einfach gern fern. So eindringlich, dass es mich jetzt verfolgen wird, war es aber nicht, da habe ich gestern was anderes im Magazin Dark Matter gelesen, uff, das verfolgt mich schon die ganze Zeit und wird mir sicher noch wochenlang hinterher laufen (die Story war aber auch insgesamt einfach sehr viel besser).