Gespensterlicht
Meinung:
"Gespensterlicht" scheint mir ziemlich autobiographisch zu sein. Cassius (gab es den nicht auch bei Shakespeare?) ist, genau wie Leiber, ehemaliger Alkoholiker und seine Frau beging mit Barbituraten und Alkohol Selbstmord. Sollte er wirklich ein Alter Ego des Autors sein (und das sind viele Figuren bei Leiber), dann geht dieser hier jedoch ziemlich hart mit sich ins Gericht: Cassius hat durch seinen Alkoholismus seinen Sohn völlig vernachlässigt; ist ein alter Lüstling, der junge (sehr junge) Frauen angräbt und war am Abend an dem seine Frau starb, so zugedröhnt dass er es noch nicht mal mitbekommen hat. Schlimmer noch, er hat sogar die Befürchtung dass er sie im Rauschzustand erwürgt haben könnte und sich nur nicht mehr daran erinnern kann. Das lässt sich sicher nicht alles eins zu eins auf Leiber übertragen, aber er scheint hier definitiv ein paar Schuldgefühle und Traumata zu verarbeiten.
Hallo Cheddar Goblin,
ich danke für den Hinweis, weil ich gerne noch viel mehr von Leiber lesen möchte. Deine Einschätzung seines Spätwerks deckt sich mit – wie ich finde – einem wirklich hervorragendem Roman von ihm: "Our Lady of Darkness". Warum dieses Kleinod nur ein einziges Mal um 1980 herum ins Deutsche übersetzt wurde, ist mir ein Rätsel.
Auch dort ist der Protagonist ein nur schwach verfremdetes Alter Ego des nunmehr trockenen Fritz Leiber, der langsam aus dem Alkoholstupor zu sich kommt und wieder zu leben beginnt.
Ich mache mich auf die Sache nach Gespensterlicht und empfehle ganz, ganz dringend "Our Lady of Darkness". (Deutscher Titel "Herrin der Finsternis", oder so ähnlich. Nicht ganz so gelungen, aber eine griffige Übersetzung ist da auch nicht so ganz trivial)