Sam Moskowitz

  • Der Vorteil an Sammlern und Forschern wie ihm: ihre zeitliche Nähe zum Gegenstand, die eine gewisse Authentizität garantiert. Der Nachteil (aus heutiger Sicht): Daten und Fakten müssen einer genauen Revision unterzogen werden.

    Deine Bedenken haben mich dazu veranlasst, meine Sammlung an einschlägiger Sekundärliteratur durchzusehen. Es ist wirklich auffällig: An Moskowitz ist zwar kein Vorbeikommen, er taucht reichlich in jedem Index auf; Ron Goulart schreibt in seinem Standardwerk Cheap Thrills den - vielleicht auch etwas süffisant-pejorativ gemeinten - Satz: "SF historian Sam Moskowitz, who has written more about science fiction than Prescott wrote about Mexico [...].". Allerdings geschieht es auffällig oft, dass er schlicht als Autorität genannt wird, nicht mit einem seiner Bücher. Es heißt dann "Moskowitz claims..." oder "Moskowitz says..." oder etwas in der Art. Mike Ashley zitiert in einem seiner Bücher sogar aus privaten Telefongesprächen mit Moskowitz.


    Du hast also vollkommen Recht mit deinem Hinweis auf die "gewisse Authentizität". Dass Moskowitz sich sehr gut auskannte in seinem Feld, dass er extrem gut vernetzt und ein Vielschreiber ohne (oder kaum) Gleichen war, dies alles scheint unstrittig. Auf der anderen Seite scheint er sich eine singuläre Position erarbeitet zu haben, aus der heraus er Aussagen mit Wirkmacht treffen konnte, mit denen man dann entsprechend vorsichtig umgehen sollte.

  • falls es interessiert: Der Band ist in der Villa Fantastica in Wien im Bestand …!

    … und steht auch schon seit einigen Jahren in meinem Regal. Da sieht man, dass Nils seine Bücher besser im Griff hat! Immerhin, wie ich vermutet hatte, finden sich vereinzelte Beiträge in diesen typischen TB-Anthos der 60er bis 80er Jahre. Ich hoffe, t.sebesta bastelt derweil weiter an der deutschsprachigen Bibliografie von Moskowitz.


    Den Goulart habe ich ebenfalls, allerdings seinerzeit nicht nach Moskowitz gescannt (Register hat das Buch ja keins).

    Auf der anderen Seite scheint er sich eine singuläre Position erarbeitet zu haben, aus der heraus er Aussagen mit Wirkmacht treffen konnte, mit denen man dann entsprechend vorsichtig umgehen sollte.

    Nun, solange man es nicht besser weiß: kann man ihn ja als Quelle nennen.

  • Da sieht man, dass Nils seine Bücher besser im Griff hat!

    Wenn es mal so wäre. Ich glaube manchmal, mit der eigenen Büchersammlung ist es wie mit dem Leben allgemein: Man irrt sich so durch und landet dann und wann einen Glückstreffer.



    Nun, solange man es nicht besser weiß: kann man ihn ja als Quelle nennen.

    Das man das tun kann ist unstrittig. Bekannt ist andererseits natürlich auch die alte Historiker-Weisheit, nach der nichts schlimmer ist als ein Zeitzeuge.

  • Sam Moskowitz, dessen Sammlung an Erstausgaben, Briefen, Fanzines, Magazinen und allerlei Ephemera einen legendären Ruf genoss, verstarb 1997. Zwei Jahre später wurde seine Sammlung versteigert.


    • The Sam Moskowitz Collection of Sciene Fiction - Sotheby's Auction 7330 (New York, 29.06.1999)




    Vom Katalog existiert auch eine limitierte Hardcover-Variante, der ein gezeichnetes Portrait von Moskowitz sowie eine Liste der letztendlichen Verkaufspreise beiliegt. Ich besitze bloß das plebejische Softcover ohne alles. Ein paar interessante Eindrücke dürften sich indes auch hieraus gewinnen lassen,





    Eingeleitet wird der Katalog, der dankenswerterweise größtenteils vollfarbige Abbildungen auf Hochglanzpapier zeigt, von einer persönlichen Erinnerung an S. M.



  • Ich besitze bloß das plebejische Softcover ohne alles.

    Zu welchem man dich allerdings beglückwünschen kann! Die paar Bilder wirken jedenfalls sehr vielversprechend; nebenbei bedienst du damit ja auch den Bücher-über-Bücher-Thread.


    Ich denke, dass Moskowitz (auch) aufgrund seiner WHH-Sammlung den an anderer Stelle erwähnten biografischen Vorstoß wagte. Zu den Lovecraft-Sachen lässt sich wohl feststellen, dass dieses Material glücklicherweise größtenteils der Forschung zugänglich ist. Der hier bezifferte Wert bezieht sich natürlich auf die Publikationen an sich. Ob davon auch etwas an Institutionen ging, z. Bsp. an die John Hay Library der Brown University?

  • Ich denke, dass Moskowitz (auch) aufgrund seiner WHH-Sammlung den an anderer Stelle erwähnten biografischen Vorstoß wagte.

    Womit er dann ja materialmäßig recht gut dastand offenbar. Wie beurteiltest du noch gleich seine Arbeit in diesem Bereich?



    Ob davon auch etwas an Institutionen ging, z. Bsp. an die John Hay Library der Brown University?

    Eine interessante Frage. Leider fehlt mir die Verkaufsliste, wo teilweise dann auch die Käufer bzw. kaufenden Institutionen gelistet werden.

    • Ein Totenschädel aus Zucker. Horrorstories - Heyne Verlag, 1972, hrsg. von Alden H. Norton, übersetzt von Walter Brumm

    Eine Frage: In diesem Buch sind auch vor jeder Story einleitende Worte geschrieben, die an sich sehr interessant sind. Es geht aber weder aus der Einleitung von Moskowitz, noch aus den Texten hervor, wer die Einleitungen geschrieben hat. Ich vermute, dass diese auch von Moskowitz geschrieben wurden und nicht vom Herausgeber Norton. Kann mir das jemand bestätigen oder widerlegen? Oder stichhaltige Argumente für oder gegen anführen? Ich habe sie derzeit undter "anonym" indexiert …

  • Kurz vor Jahreswechsel noch eine kleine Auffrischung in Sachen Moskowitz:


    • The Immortal Storm: A History of Science Fiction Fandom (The Atlanta Science Fiction Organisation Press, 1954)



    Mit diesem Buch hatte Moskowitz sich als Fandom-Forscher und -Chronist zuerst einen Namen gemacht.


    The Immortal Storm is Sam Moskowitz' epic story of the foundations of SF Fandom, from the 1920s to the beginning of World War II. It chronicles the people, the organization, the crises and the feuds which created fandom. [...] Written in Moskowitz's excited prose, you'll meet the fans and pros who shaped us all! Illustrated with 30 or so photographs and including an excellent index.




    Portait of the author as a younger man:




    Wie bereits beschrieben, ist das Buch mit zahlreichen zeitgenössischen Photographien versehen.




    Donald A. Wollheim machte dem säumigen Verleger Gernsback Feuer unterm Hintern. Er war innerhalb der Szene gut vernetzt und gab später einflussreiche Anthologien heraus.



    Neulich beim "Emperor of Dreams"... Vermutlich erzählt E. Hoffman Price gerade, wie er einst Lovecraft in ein Bordell einlud.



    Lyon Sprague de Camp, der - soweit mir bekannt - kein Österreicher war.



    Hugo Gernsback, Herausgeber der Amazing Stories, von Lovecraft "Hugo, the Rat" genannt.