Die deformierte Tina arbeitet für den schwedischen Zoll in einem Fährhafen zwischen Schweden und Dänemark. Sie verfügt über eine nützliche Begabung: Sie kann Gefühle wie Angst, Nervosität oder Schuldgefühle riechen und so Schmuggler zielsicher aussortieren. Sie lebt in ihrem eigenen Haus im Wald zusammen mit dem Hundetrainer Roland (platonisch aber beziehungsähnlich). Ihr dementer Vater ist im Altersheim.
Eines Tages begegnet ihr bei der Arbeit ein Reisender, der auf dieselbe Weise deformiert aussieht wie sie und ein auffälliges Interesse für Insekten zeigt. Bald kommen sie sich näher, und der Fremde klärt sie auf, wer sie wirklich ist.
Dieser eher leise Fantasyfilm hat ein paar Überraschungen und Wendungen parat, die es in sich haben, die erste davon schon im ersten Viertel des Films. Hut ab vor dem Drehbuchautor (oder den Autoren). Der Film ist schlicht und ergreifend genial!
Wer den Film noch sehen möchte, der halte sich fern von Wikipedia, der Artikel spoilert ALLES.
Ein anderer Film, der diesen thematisch etwas näherkommt, ist "Wildling" (ebenfalls sehr empfehlenswert).
Ein paar Rezeptions-Stimmen und meine Meinung dazu:
Das Branchenmagazin Variety bezeichnete Border als „aufregende, intelligente Mischung aus Liebesfilm, Nordic Noir, sozialem Realismus und übernatürlichem Horror, die Genrekonventionen trotzt und sie untergräbt“ und „zum Kultklassiker bestimmt“ sei. (Absolut!!) Das Magazin sieht in Tinas Verhältnis zu den Tieren des Waldes Elemente des Magischen Realismus. Einziger Kritikpunkt von Rezensentin Alissa Simon war, dass die Vielzahl an Plotelementen einige Zuschauer überfordern könnte. (So ein Schwachsinn! Wer von dem Film überfordert ist, sollte vielleicht besser die Teletubbies gucken.)
Der Hollywood Reporter urteilte, Regisseur Abbasi „mische übernatürliche Folklore mit zeitgenössischem sozialen Realismus, um eine universelle Parabel über Tribalismus, Rassismus und Angst vor dem Fremden zu erschaffen“. (Dem muss ich widersprechen, die Menschen behandeln Tina eigentlich nicht, als wäre sie keine von ihnen) Das Magazin lobte die Leistungen der beiden Hauptdarsteller, des Kameramanns und der Maske, stellte aber heraus, dass sozialer Realismus und übernatürliche Folklore sich von Natur aus nicht sonderlich gut ergänzten und dass das Konstrukt des Films deshalb an einigen Stellen etwas volatil sei. (Das sehe ich ganz anders. Der Realismus des Films - warum eigentlich immer wieder das Adjektiv "sozial"? - verstärkt die Wirkung des übernatürlichen Teils, ohne ihm Schaden zuzufügen. Und wieso "Folklore"?) So sei das Ergebnis einer Szene, in der abrupt zwischen beiden Genres gewechselt wird, „ulkige Absurdität“, die vom Publikum in Cannes aber wohlwollend aufgenommen worden sei. (Ich habe nirgends "ulkige Absurdität" vorgefunden. Der Film ist leise, traurig und auch irgendwie tragisch. Zu keinem einzigen Zeitpunkt auch nur ansatzweise witzig.)
Sight & Sound, das Magazin des British Film Institute, sieht im „absurden Humor“ von Border eine Stärke (wie gesagt enthält der Film kein Gramm Humor) und stellt als Schlüsselaspekt des Films die Einbettung verworren-folkloristischer Elemente in eine natürliche Umgebung heraus. (Schon wieder "Folklore". Schreiben die voneinander ab?) Das Magazin lobte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Arbeit des Special-Effects-Teams und der Maske. Als negativ erwähnte Sight & Sound, dass der Pädophilen-Nebenplot in seiner Wirkungskraft hinter die Liebesgeschichte von Tina und Vore zurückfalle. (Das ist kein Nebenplot! Weder in Bezug auf die Aussagekraft des Films noch in Bezug auf die Geschichte. Ich glaube, die von Sight and Sound gehören zu jenen Überforderten, welche Rezensentin Alissa Simon befürchtete.)