Leonora Carrington: Die Windsbraut

  • Leonora Carrington

    Die Windsbraut

    Bizarre Geschichten

    Mit einem Vorwort von André Breton

    Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Heribert Becker

    Kleine Bücherei für Hand und Kopf – Band 61

    Klappenbroschur, 256 Seiten,

    durchgehend vierfarbig, mit vielen Illustrationen


    Erstmals erschienen 2009

    Nachauflage erscheint im Januar 2024


    978-3-89401-602-9

    18,00 €


    Klappentext

    100 Jahre Surrealismus in 2024: Leonora Carringtons Erzählungen endlich wieder lieferbar

    Leonora Carrington, Malerin und Dichterin, war nicht nur die wilde Muse der Surrealisten. Wohl war sie mit Max Ernst liiert, und Breton erzählte bewundernd, wie sie einst in einem vornehmen Pariser Restaurant ihre Schuhe auszog und ihre Füße mit Senf bestrich. Doch Carrington war eine selbstbewusste surrealistische Künstlerin. Ihre Malerei stellte sie in Amsterdam und Paris aus und später in Mexiko.

    In den Bizarren Geschichten aus den dreißiger bis achtziger Jahren – kein anderes Buch der Künstlerin versammelt Werke aus einer solchen Zeitspanne – erzählt Leonora Carrington traumhafte, eindringliche, wundersame Begebenheiten.

    Ob sie schildert, wie ein junges Mädchen eine Hyäne statt seiner selbst zum verhassten Debütantinnenball schickt, ob sie eine Begegnung mit einem seltsamen Jäger im englischen Wald beschreibt oder von dressierten Ratten erzählt, die in Kriegszeiten Menschen in Lazaretten operieren – Carringtons Prosa ist wundersam, träumerisch und von starker Ausdruckskraft.

    Ausgewählte Gemälde der Künstlerin illustrieren das Buch.


    Das genaue Inhaltsverzeichnis findet sich mit Informationen zur Autorin und Pressestimmen auf der Verlagswebsite: https://edition-nautilus.de/programm/die-windsbraut/


    Besitzt jemand von euch eine ältere Auflage des Buches und kann etwas dazu sagen?

  • Besitzt jemand von euch eine ältere Auflage des Buches und kann etwas dazu sagen?

    Was meinst du genau mit "was sagen", lieber Felix ? Als Abgleich der verschiedenen Übersetzungen, oder ganz generell? Von dem Buch gab es bislang nur eine weitere Auflage: die erste von 2010, oder? Die hat eine identische Aufmachung, Seitenzahl, Klappentext ... Da würde ich von einer einfachen Neuauflage ausgehen.



    Falls du Carrington an sich nicht kanntest (was ich mir jetzt eigentlich nicht vorstellen kann):

    Ich hab ältere Auflagen von ihren Kurzgeschichten bzw. vermutlich alles, was es bis in die 2000er auf Deutsch von ihr herauskam. (Weil ich sie Mitte der 80er anfing zu lesen, als Englisch noch nicht so arg flüssig ging und sie glaube ich auch in anderen Sprachen schrieb, die ich nicht kann - Französisch & Spanisch) Die Kompilationen der Geschichten überschneiden sich teils, da fehlt mir bissl der Durchblick grad, aber ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass ihre Werke vergriffen gewesen sein sollen. Antiquarisch ist glaube ich alles noch erhältlich, ich hatte zwischendurch ab & zu mal was als Geschenk bestellt gehabt.


    Die schönste Ausgabe ist imA die Sammlung Die ovale Dame bei Qumran, die sich meiner Erinnerung nach nur teils überschneidet mit einem sehr schmalen (und optisch recht hässlichen) Ullstein-Bändchen gleichen Titels. Dann gibt es bei Suhrkamp noch die Sammlung Das Haus der Angst. Extrem empfehlenswert ist auch ihr Roman, Das Hörrohr (Suhrkamp) sowie ihre Theaterstücke (gesammelt in Das Flannellnachthemd, Qumran, darunter auch Fragmente). Absolut wichtig auch ihr autobiografischer Bericht der Zwangseinweisung in die Psychiatrie (nach einem Zusammenbruch, weil sie die - zum Glück unwahre - Nachricht erreichte, Max Ernst wäre von den spanischen Faschisten auf der Flucht ermordet worden): Unten (Suhrkamp).


    Ihre Texte (und Malerei / Skulpturen) sind neben selbstverständlich Surrealismus und dem Phantastischen gleichzeitig verstörend, schön, gruselig, bedrückend, aber auch sehr humorvoll und geistreich.


    Die Windsbraut hab ich nun grad nicht, weil es zu viele Überschneidungen (oder eine vollständige?) mit Texten in meinem Bestand hat, auch würde ich da keine Neuübersetzung benötigen (falls das welche wären).


    Ich halte Carrington für eine der brillantesten und fantasiebegabtesten sowie auf ihr Leben bezogen eine der radikal konsequentesten Künstler*innen der Geschichte. Auch wesentlich besser als die oft mit ihr verglichene (recht romatisch-verträumte) Leonor Fini, Remedios Varo und sogar immer noch besser als die wunderbare Dorothea Tanning. Auf Englisch gibt es eine Werkschau: Leonora Carrington Surrealism, Alchemy and Art.


    Und einen neueren, ganz wunderbaren Film (Doku), auch mit raren Interviews. The Lost Surrealist. BBC Four, 59' auf YT.


    Keine Ahnung, sorry falls ich dich vollgequatscht haben sollte und deine Frage auf was ganz Anderes, Spezielles abzielte. =O

    Carrington ist ein absolutes Must-Have und Must-Read (-See), es gibt wenige, die ich so sehr bewundere wie sie - ja, Giger, Ernst, Caravaggio, Genteleschi, Kahlo, Kubin ... Aber dann wirds echt schon dünn.


    Fun fact: Michael Perkampus übersetzte Carrington, ich muss noch mal nachfragen, ob das für eine Druck- oder Onlinepublikation war, und was genau.

  • Oh, ich sehe ein, dass meine Frage etwas lapidar dahingeschrieben war. Aber du hast sie genau in dem umfänglichen Sinne verstanden, den ich gemeint hatte. Dankeschön! Die Autorin habe ich schon lange auf der Liste, weiß aber so gut wie nichts über sie und war deshalb zögerlich. Auf dieses Buch bin ich gestern gestoßen, fand es interessant, aber wusste auch darüber nichts. Deshalb wollte ich einfach mal die Forenexpertise anzapfen ... und siehe da. Ich muss wohl mindestens ein Buch kaufen, aber ob von Suhrkamp oder von Nautilus ist für mich noch nicht ganz klar.

  • Ah puha, @lieber Felix , dann ist ja gut. Dachte schon du denkst: Herrje, das weiß ich doch alles, wollte nur ...

    Ich muss wohl mindestens ein Buch kaufen, aber ob von Suhrkamp oder von Nautilus ist für mich noch nicht ganz klar.

    Hehe, das Kaufenmüssen sehe ich auch so.


    Als Entscheidungshilfe vielleicht:

    Das Hörrohr ist etwas 'wärmer', freundlicher und humorvoller als die meisten Kurzgeschichten und vielleicht besser zu genießen, wenn man die Art der Figuren und Motive bei ihr bereits kennt. Hauptprota ist eine sehr verschmitzte alte Frau (Dame, Hexe ...), eben die mit dem Hörrohr.


    Typischer für das Gesamtwerk wären imA die Geschichten in Die ovale Dame, ganz vor allem rate ich mit enthusiastischem Nachdruck, als erstes "Die Debütantin" zu lesen. Nicht nur, weil es eine ganz gemeine (und etwas blutige), aber auch empathische und extrem verrückte Geschichte ist, sondern weil sie mMn exemplarisch für das Werk steht. Das war auch mein Einstieg und danach wollte ich restlos alles lesen, was sie geschrieben hat.


    Unten wäre dann eine gute Ergänzung - denn obwohl es das reale Leben erzählt, fehlt es hier absolut nicht an phantastischen Eindrücken ... oder Albträumen.


    Das Haus der Angst hat imA einen etwas anderen drive als Die ovale Dame. Es ist düsterer, unheimlicher, bedrückender, aber wirkt teils auch etwas fragmentarischer vom Aufbau der Texte her (manches kam mir kaleidoskopartig vor, ohne Ende).


    In Kürze würd ich raten zu allem auf einmal dieser Reihenfolge:

    - Die ovale Dame (Qumran, auch, weil die Übersetzung toll und das Buch haptisch/optisch schön ist)

    - Unten (Suhrkamp)

    - Das Haus der Angst (Suhrkamp)

    - Das Hörrohr (Suhrkamp)


    Und weil du dann nicht genug hast, kaufst du die Theaterstücke und die Windsbraut, einfach der Vollständigkeit halber. :) [Cof]


    Die Theaterstücke sind very nice to have, wenn man mit der Prosa durch ist. Hier werden einige storylines und Figurenkonzepte aufgegriffen und neu erzählt, es wiederholt sich dann einiges (wobei das auch wunderbar ist, nix von dem, was ich sage , ist irgendwie negativ gemeint).

    Viel Spaß und berichte bitte, wie es bei dir ankam. [Gh2]

  • Ich lese gerade vor allem im dunkeln, während ich darauf warte, dass meine ältere Tochter einschläft, und das kann auch schonmal eine gute Stunde in Anspriuch nehmen. Deshalb bin ich vor allem an eBooks gebunden. Das wiederum beißt sich mit Leonora Carrington und dem Großteil der Literatur, die mich gerade brennend interessieren. Aber bald kommt die verheißungsvolle vorlesungsfreie Zeit und damit verbunden ein paar Freiräume statt enger Wochentaktung. Dann kann ich mir hoffentlich wieder Lesezeit auf Papier freischaufeln.