Utz Anhalt - Die Bluthochzeit

  • "Die Heirat der katholischen Prinzessin Frankreichs, Marguerite, mit dem hugenottischen König von Navarra, Henri, geht als Pariser Bluthochzeit in die Geschichte ein, weil sie das Massaker der Bartholomäusnacht einleitet, das schlimmste religiöse Verbrechen im Frankreich des 16. Jahrhunderts. Albtraumvisionen plagen Marguerite. Ihre Amme Juliette berichtet von Gräueltaten auf den Straßen von Paris, und ihre Freundin Amira ahnt ein altes Böses aus der Überlieferung Persiens. Dann explodieren mit Misstrauen und Hass gefüllte Schatten in einem Inferno des Wahnsinns und des Todes. Viele Jahre später sieht Marguerite die Opfer immer wieder in ihrer Erinnerung: mit zerfetzten Bäuchen, ohne Schädeldecke, mit ausgeweideten Leibern und durchlöcherten Brüsten, stinkend, taub, blind, tot oder im Todesschmerz gebrochen. Sie versucht zu ordnen, wie das alles geschehen konnte und landet immer wieder bei einer Person: Azatak. Was hat es mit dem faszinierend-unheimlichen Fremden auf sich, den die Pariser »den Ägypter« nennen, auf dessen Hut Edelsteine funkeln wie flüssige Blitze in einer von einer Feuersbrunst erhellten Finsternis? Selbst ihre Mutter Catherine de’Medici fürchtet und verehrt diesen Mann. Doch ist er überhaupt menschlich?"


    Meine Meinung: Anhalt beschreibt Gräueltaten so, dass es wehtut, aber niemals effektheischend ist. Ich habe damals von Foucault "Überwachen und Strafen" gelesen, eine Einführung protokolliert die letzte Hinrichtung Frankreichs, eine Vierteilung, und ich vermute, Anhalt hat aufgrund seines akademischen Hintergrundes gut recherchiert und wenig übertrieben. Nichtsdestotrotz: Es ist schon arg brutal, was in der Bartholomäusnacht vor sich geht. Die mystische Geschichte um Azatak umspannt diesen historischen Zeitrahmen, man lernt historische Persönlichkeiten kennen und weiß um eine Einordnung der Geschehnisse. Das mag ich immer sehr: Wissen über gute Erzählungen vermittelt bekommen, ohne dass es dabei übertrieben ist. Gelingt hier gut. Im Horrorgenre ist dieser Roman zurecht aufgehoben, führt uns die Erzählung doch schließlich in cthuloide Welten. Sehr stimmig! Ich vergebe 8,25 "Baumstümpfe aus Knorpeln, zusammengehalten von einer Haut aus geschmolzenem Pech".