Louis Marvick - Ein Connoisseur der Trauer


  • WHITETRAIN Underground #4 ist da!

    Ein Connoisseur der Trauer - Erzählung von Louis Marvick

    33 Seiten im Softcover


    "In diesem Gebäude fließt der Strom ungleichmäßig. Dass muss der Grund für den unangenehm tiefen Klang meiner Opernaufnahmen sein. Der prekäre Betrug, mit dem die Kunst als das richtige Leben auftritt, ist anfällig für solche mechanischen Verzerrungen, welche die Stimme genau in jenem Augenblick um die erforderliche Tonhöhe bringen, in dem diese einen über den Gipfel der Melodie tragen sollte."


    Gerade bestellt. Da die bisherigen Veröffentlichungen aus der Underground-Reihe von WhiteTrain absolut fantastisch waren, bin ich wirklich gespannt.

  • Gestern lag’s im Briefkasten.

    Bei „Ein Connoisseur der Trauer“ handelt es sich um die zweite deutsche Übersetzung des Autors Louis Marvick. Zuvor erschien von ihm „Taschen der Leere“ im äußerst lesenswerten „IF Annual: Weird“ (zudem damals übrigens auch der Übersetzer Martin Ruf eine Geschichte beisteuerte).

    Den Dingen, die ich zu sagen habe, ist eine gewisse Kälte eigen, und ich muss lernen, diese zu bewahren (…) Jegliches Sprießen der Fantasie oder erzählerischer Überschwang wären eine Beleidigung gegenüber der Unfrucht der Trauer.“ - So beginnt der namenlose Erzähler seinen Bericht. Nach dem Tod seiner Mutter, hat er etwas Geld geerbt, kündigt daraufhin seinen Job und zieht nach Paris, um dort einen Großteil seines Lebens mit Lesen zu verbringen. Zu diesem Zweck findet er sich immer häufiger auf dem Friedhof von Montparnasse ein. Bei einer Beerdigung beobachtet er dort zufällig einen äußerst seltsamen Mann, der bei ihm sofort eine starke Aversion auslöst: „Je länger ich hinsah, umso überzeugter wurde ich, dass er eine Art Parasit war.“ Doch besagter Parasit und sein rätselhaftes Verhalten geht ihm seitdem einfach nicht mehr aus dem Kopf und so versucht er herauszufinden, wer der mysteriöse Fremde ist und warum er regelmäßig an Beerdigungen teilnimmt, obwohl er die Verstorbenen überhaupt nicht zu kennen scheint. Dabei muss er sich jedoch immer mehr eingestehen, dass er mit ihm vielleicht mehr gemeinsam hat, als er es wahr haben möchte... Mehr sollte man über die kurze Geschichte (circa 30 Seiten) besser nicht verraten.

    Das hier ist definitiv nicht mehr ganz so experimentell wie die letzten Veröffentlichungen aus der Underground- Reihe („Tiere des Exodus“ & „Ophelia“), aber auch weit davon entfernt eine konventionelle Erzählung zu sein, die einem am Ende die Lösung auf dem Silbertablett serviert. „Ein Connoisseur der Trauer“ enthält zwar vielleicht diverse Merkmale einer Schauergeschichte, streift dieses Genre aber höchstens nur am Rande und belässt es größtenteils bei Andeutungen. Generell bleibt hier vieles in der Schwebe und kann ganz unterschiedlich Interpretiert werden. Klassischen Horror sollte man also eher nicht erwarten. Das hier ist vielmehr ein Blick in die Psyche eines äußerst verschrobenen Mannes, voller Selbsthass und Verzweiflung.

    Wenn dieser seine Wohnung wechselt und in ein Zimmer zieht, das eher einem Sarg gleicht, musste ich dezent an das Buch „Der Mieter“ von Roland Topor und dessen geniale Polanski-Verfilmung denken. Zudem besitzt die Geschichte wirklich eine wunderschöne Sprache, wenn auch nicht ganz so poetisch wie zuletzt bei D.P Watt. Und gegen Ende wechselt das Ganze dann plötzlich in die Tagebuchform und nimmt gleichzeitig deutlich an Fahrt auf... Erneut ein äußerst gelungener und lesenswerter Band, von einem Autor, von dem in Zukunft gerne noch weitere Übersetzungen kommen dürfen. Mal wieder Danke an Whitetrain!

  • danke für die Besprechung

    Immer wieder gerne. Die Reihe hat definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.

    Als nächstes müsste ja die Novelle von Rix kommen, oder? Kann man mit der Veröffentlichung noch dieses Jahr rechnen?

    Und bist du mit den Verkäufen einigermaßen zufrieden? Kann man schon sagen, ob die Reihe nach den bisher geplanten Bänden noch fortgesetzt wird?

  • lauter fragen, ha ha! Rix wird dies jahr nix mehr aber vorher (anfang nov) schieben wir noch ein chap mit drei stories von martin ruf ein. Über die geplanten bände hinaus... mal sehen. Die verkäufe, naja, besser als befürchtet, weniger als erhofft. Aber es übertrifft die erwartungen :D