Abartige Geschichten - Grimm

    • Offizieller Beitrag

    Die Ebook-Ausgabe ist schon mal raus, der Print soll folgen.

    Abartige Geschichten - Grimm


    Es waren einmal … zwei Brüder, die sich in früheren Zeiten um die Verbreitung von allerlei Erzählungen bemühten, die heuer und allerorts als Märchen bekannt sind. In ihnen ging es am Ende stets verträumt-romantisch zu, und sie schlossen nicht selten mit den Worten "… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. "


    Diese Schlussworte stehen vordergründig für das Überleben der Figuren, von denen die Geschichten erzählten. Hintergründig aber stehen sie auch für die beiden Brüder, die heute noch überlebensgroß für ihre damalige Leistung, diese Geschichten aufgespürt, gesammelt und verlegt zu haben, gewürdigt werden, sodass wir und unzählige Generationen von Kindern nach uns sie vorgelesen bekommen konnten.


    Es waren ebenso einmal zwei Brüder im Geiste, die sich bis in die heutige Zeit um die Verbreitung von allerlei Erzählungen bemühen, die sie in mehreren Bänden innerhalb dieser Reihe, die nicht zu Unrecht den Titel "Abartige Geschichten" trägt, verlegen. Ob ihnen dafür später einmal ein ähnlicher Ruhm zuteil wird, kann heute nur schwer vorhergesagt werden. Und selbst, wenn sehr stark bezweifelt werden darf, dass die Geschichten dieser Anthologie etlichen Generationen von Kindern vorgelesen werden könnten, so haben sie doch eines mit den Grimm'schen Märchen gemeinsam: Diese waren nicht selten mit Gewalt, Blut und Erotik (zumindest vor der Überarbeitung der ersten Ausgabe damals) gespickt.


    Und wenn mir die geneigte Leserschaft diesbezüglich keinen Glauben schenken mag, so lese sie doch einmal wieder eines der alten Märchen in seinem Original. Ich schlüge "Rotkäppchen", "Aschenputtel" oder "Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen", vor.


    In diesem Sinne verbleibe ich mit den Worten "Und wenn Sie nicht zu Tode erschrocken sind, dann schmökern Sie noch heute".


    Ihr Bernar LeSton



    INHALT:


    Germaine Paulus

    Hundert Jahre tief


    Ralf Kor

    VERY BAD DWARFS


    Markus Heitkamp

    SCHWEINEFRASS


    Erik R. Andara

    DER MARKT AM ENDE DER WELT


    Sonja Rüther

    GOLDIE UND DIE BÄREN


    Nici Hope

    ASH


    Nicole Renner

    Der Junge und die verzauberte Krähenfeder


    Jean Rises

    Der Nekromant

    von Oz


    Wolfgang Brunner

    Die Narben kalter Küsse


    Markus Lawo

    DER HERZBUBE


    Isa Theobald

    GÖTTER


    Sam Bennet

    Licht und Schatten

    – (K)ein Wintermärchen


    Joachim Sohn

    DER GRIMM


    Vincent Voss

    DAS GIERIGE ARSCHLOCH


    Sascha Dinse

    GLITCH


    Diana Kinne

    Knusper, knusper …


    Jacqueline Mayerhofer

    Layandralien


    Markus Kastenholz

    MYTHOS!


    Bernar LeSton

    DES NACHTS



    Quelle: https://www.amazon.de/Abartige…3613031655&srpt=ABIS_BOOK

  • Eine Heroin-Spritze statt einer Spindel, Drogenkoma statt hundertjährigem Schlaf, Aschenputtel hinterlässt nur verbrannte Erde, das Mädchen mit den Schwefelhölzern muss sich als Prostituierte verdingen. Bekannte Märchenmotive neu gedeutet. Das bekommt der Leser in den besten Momenten von „Abartige Geschichten – Grimm“ geboten. Und angesichts des Fundus, aus dem sich hier schöpfen lässt ist es verwunderlich, dass erst jetzt eine Horror-Anthologie mit Märchenmotiven erscheint.


    Auch in seinem dritten „Abartige Geschichten“-Streich hat sich Herausgeber Markus Lawo einige namhafte Autorinnen und Autoren der deutschen Phantastik-Szene geangelt, die eine bunte Reise durch diverse Märchenreiche bieten: Germaine Paulus, Ralf Kor, Sascha Dinse, Vincent Voss, Isa Theobald, Wolfgang Brunner und einige mehr haben sich von den gesammelten Erzählungen der titelgebenden Brüder Grimm aber auch von „Der Zauberer von Oz“ und „Alice im Wunderland“ inspirieren lassen und präsentieren ihre eigenen – mal subtilen, mal durchaus harten – Interpretationen dieser symbolträchtigen Vorlagen. Beinahe so, wie es der amerikanische Verlag Zenescope Entertainment in Comicform praktiziert.


    Die meisten Beiträge bestechen schon allein durch die stets überraschende Art und Weise, in der bekannte Elemente in einem neuen Zusammenhang präsentiert und interpretiert werden. Neben den überwiegend gelungenen Stories gibt es auch einige, die eine strengere Auswahl gerechtfertigt hätten. Auch das Lektorat hätte gerne strenger hinschauen dürfen, um dem Leser Sätze wie „Ihre Eltern starben vor zwei Jahren bei einem Autounfall, bei dem auch Dorothy war.“ zu ersparen. Leider trüben solche kleinen Lese-Stolperfallen empfindlich den ansonsten positiven Gesamteindruck.


    Diese Ausrutscher außen vor gelassen, darf man auch „Grimm“ wieder als Top-Anthologie im Bereich deutscher Phantastik bezeichnen und sich auf Band 4 freuen. Sehr gelungen auch das Abschluss-Gedicht von Bernar LeSton, in dem sich eine Köchin nach und nach ihre Herrschaft munden lässt. Als schönes Extra hat die Künstlerin Sabine Klotzsche alias Eulenfrollein (https://www.instagram.com/eulenfrollein/) zu jeder Geschichte ein passendes Entry-Bild beigesteuert.