Direkt gefolgt von Black Sails. Letztere ist zwar schon etwas älter, aber hat mich dennoch richtig geflasht. Ich glaube, wir haben gar keinen eigenen Thread dazu im Forum, was wir schnell ändern sollten. Denn in der Serie paßt einfach alles. Schauspielerisch wirkt dagegen GoT wie GZSZ für Baumschüler.
Aye, Captain! Dein Wunsch ist mir Befehl, und mit den Schauspielern sehe ich das ganz genauso. Es tut auch nicht weh, dass viele - männliche wie weibliche - ganz ausgesprochen lecker anzusehen sind ...
Die Serie ist ein Bastard aus Stevensons Treasure Island und der historischen 'Piratenszene' zu Nassau, Bahamas, wobei ich mich weder mit dem einen noch dem anderen auskenne. Soweit ich sie geschaut habe (1 bis den Beginn von 4), passiert nix Spekulatives, aber das Ganze ist eindeutig Parallel History, und zwar eine so absolut perfekte Mischung, dass ich Black Sails vieles einfach abnehme, ohne mit der Wimper zu zucken.
Alles beginnt mit einer Meuterei, die Captain Flint den Befehl über die Walrus gibt, und mit seiner Crew macht er sich nun auf die Suche nach der legendären Urca de Lima, die einen Goldschatz von umgerechnet 5 Million USD mit sich führt und der spanischen Krone gehört. Flint plant, mit der Beute Land auf Nassau zu kaufen und dort eine autonome Piraten'republik' zu gründen. Nassau ist einer der sicheren Häfen für Piraten, da sie dort unverfolgt Handel treiben können (soweit ich weiß, ist dies historisch korrekt).
Hier mag jemand anderes einspringen, mir war der übergreifende Plot ziemlich Latte. Was Black Sails zumindest in den ersten beiden Staffeln brillant löst, ist, eine Reihe hochspannender, komplexer persönlicher wie politischer Konflikte zusammenzubringen, die alle sehr gut auf den Hintergrund der einzelnen Figuren abgestimmt sind. Es gibt grandiose Action, knackige Dialoge mit einer Menge 'fucks', tolle Kulissen, schöne (durchaus teils überzeugende) Kostüme, eine Menge Blut und Gewalt und recht deftigen Sex.
Der jedoch wirkt nicht wie in GoT so peinlich arbiträr und völlig überflüssig eingestreut, sondern es werden damit Emotionen und Konflikte erzählt, also ein show don't tell über Sex, was in Fiktion einfach extrem selten ist. Und ich möchte am liebsten in all caps mit fünf Unterstreichungen sagen: Es ist das einzige Mal überhaupt, dass ich sowohl realistischen wie auch wirklich erotischen Lesbensex auf der kleinen / großen Leinwand gesehen habe. Not for lack of trying ...
Die Serie bietet einige postmodern wirkende Charaktere, allen voran ein paar selbstbestimmte Frauen, die entweder einen Kontor leiten oder als Piratinnen unterwegs sind. Letzteres ist definitiv nicht fiktiv, ersteres vermutlich eher parallel history. Die Frauenfiguren (auch mit einiger schöner 'ethnic diversity') wirken in Plot & Setting ganz harmonisch / realistisch, und keineswegs so, als seien sie von einem Gleichstellungsbeauftragten dort abgestellt worden.
Anders als meine vllt. meistgehasste Serie Vikings, gelingt es Black Sails wirklich gut, postmoderne Elemente so zu integrieren, dass sie nicht albern wirken. Ein weiterer Pluspunkt: anders als in nahezu jedem anderen Film wird zumindest ab & zu gezeigt, dass die Crews auf den Schiffen auch tatsächlich arbeiten, nicht nur mit einem Fernrohr an Deck rumstehen oder einem Säbel wedeln.
Fürchterlich auf den Wecker ging mir nur Long John Silver (ich bin unsicher, ob das an meiner Abneigung gegen Comic Relief liegt, ich den Schauspieler einfach nicht mag oder beidem), und je weiter die Serie fortschritt, auch seltsamerweise das viele Gefluche. Ich sah auch irgendwann keinen roten Faden mehr, es ging um zu viele kleine Konflikte, die episodenlang auserzählt wurden und mir dann auch zu comichaft überzogen wurden (Vane in dieser seltsamen Piraten-Holzfällerkolonie).
Eigentlich hätte ich mit einem abgeschlossenen story arc über zwei Staffeln wunderbar leben können, versuche es aber vielleicht nochmal neu mit den späteren Episoden.
Nerdige Randnotiz:
Das Titelbild des Soundtracks, der Typ mit den überkreuzten Armen, mag zwar mystisch-heroisch wirken, hat aber einen banalen Hintergrund: Damit der Kapitän nicht uncool über Deck schreien muss und weil das einfach deutlicher ist, werden Befehle mit Handzeichen vermittelt. Die gekreuzten Arme bedeuten, dass beim Anlegen beide Vorleinen (Kopfleine und Vorspring) an Land festgemacht sind.
Eine Faust erhoben bedeutet, dass die Kopfleine festgemacht werden soll, oder als Antwort, dass sie fest ist. In dieser Art gibt es auch Handzeichen für Setzen/Einholen verschiedener Segel, Loswerfen oder Fieren (Nachgeben) von Leinen, oder Segelstellungen. Das wird heute in der gesamten Niederländischen Großseglerflotte so gehandhabt und ist äußerst praktisch. Ich glaube nicht, dass es diese Zeichen vor 1830/50 gab; zudem wird so ein motorloses Vollschiff nicht an einen Pier kommen, sondern draußen ankern. Das Bild ist also leider in diesem historischen Kontext ziemlicher Quark.
Titelsong mit Akkordeon - der wunderbare Phileas Rogue
InteressanterArtikel (Engl.): "Black Sails: Pirates, Politics, Booty and Classic Literature"
Und wie gesagt, schöne Kostüme: