Eugene Thacker: In the Dust of This Planet

  • Es könnte sein, dass hier am deutlichsten wird, dass ET als Philosophie-Professor wirken möchte, aber nunmal keiner ist und deshalb die Relevanz der genauen Klärung dieses Punkts übersieht

    Weil dieser Aspekt meiner Kritik vermutlich sehr hart klingt, schiebe ich noch ein paar Informatione nach. Laut Wikipedia ist Eugene Thacker promovierter Komparatist, also vergleichender Literaturwissenschaftler. Aktuell hat er eine Professur im Bereich der Medienwissenschaften inne. Beide Disziplinen sind natürlich Philosophie-affin, aber weisen andere Erkenntnisinteresse, methodische Herangehensweisen und Fachkulturen auf als die Philosophie. Das ist natürlich nicht per se schlechter, fällt aber in der Regel auf, wenn jemand sich in anderen Disziplin bewegt als derjenigen, mit der man am vertrautesten ist.

  • Zitat

    Das ist natürlich nicht per se schlechter, fällt aber in der Regel auf, wenn jemand sich in anderen Disziplin bewegt als derjenigen, mit der man am vertrautesten ist.



    Jepp, aber es gibt auch Ausnahmen. In meinem Fach ist es z.B. Conrat Schetter, der als Geograph mit seinen Werk "Etnizität und ethnische Konflikte in Afghanistan" ein beachtenswertes ethnologisches Werk geschaffen hat und eben die Problematiken des Faches selbst klug analysiert.


    Egal. Ich habe das Buch jetzt auch gelesen und ziemlich genossen. 5 Semester Philosophie habe ich mir damals zu beginn meines Studiums auch gegönnt, aber ich bezweifel, dass das haften gebliebene Wissen besonders hilfreich war. Vielleich die Affinität dazu, ja. Genossen habe ich den Ansatz, die philosophischen Dichotomien am Thema Horror abzuarbeiten. Zentrale Frage, und egal, wie man es benennen will, ist die Welt an und für sich, also die Wlt für uns und die Welt ohne uns. Natürlich lassen sich da zum Horrorgenre Brücken schlagen, da sie alle ihre figürlichen Vertreter*innen internalisiert haben und wie Thacker herausarbeitet, darin wohl auch ihr Schrecken begründet sieht. Im Gegensatz zu einigen Meinungen hier, kann ich die Ängste bei dem Gedanken an eine Welt ohne uns, durchaus verstehen. Thacker arbeitet aber nicht ausschließlich in gegensätzlich Begriffspaaren, sondern arbeitet in einer erweiterten Dreiecksbeziehung, die sich durch das ganze Werk zieht. Die Welt für uns, die Erde auf der wir leben und der Planet. Dieses Dreieck wird philosophisch gedacht und begründet und hat m.E. nach einiges für sich. Die Aktualität zeigt sich ja, indem er z.B. zur Mystik sagt, dass es aktuell am ehesten eine kiimatologische Mystik sein sollte, die uns mit der Welt an sich (Erde) verbinden sollte.

    Sehr spannend erläutert war für mich auch die Negativität des Lebendigen. Ich bemerke immer, dass mich eine Auseinandersetzung damit an meine intellektuelle Grenze bringt. Nichts ist halt schwer vorstellbar, solange ich eben denke. Ein finaler Brückenschlag zu asiatischen, philosophischen Konzepten, die im Nicht auch einen Einklang sehen können, hat meinen Horizont ebenfalls erweitert.

    Wirklich erhellend fand ich die milieuspezifischen Verknüpfungen zu den Genrefiguren: Zombies = Aufstand der Arbeiter; Vampir = der aus seiner Zeit gefallene romantische Aristokrat; der Dämon = Mittelschicht, als verbindendes Element; Geister = Geistiges


    Alles in allem hat es mir sehr viel Spaß gemacht, dass Buch jetzt weit nach dem Lesezirkel zu lesen.