Bijan Moini - Der Würfel

  • Inhaltsangabe:

    Unsere Wirklichkeit wird mehr und mehr von künstlicher Intelligenz geprägt. Dieser brillante Roman erzählt auf packende Weise, wohin uns diese Entwicklung führt: in ein sorgenfreies Leben, über das der perfekte Algorithmus herrscht, genannt "Der Würfel". Die nahe Zukunft. Deutschland wird von einem perfekten Algorithmus gesteuert: Der "Würfel" ermöglicht den Menschen ein sorgenfreies Leben, zahlt allen ein Grundeinkommen, erstickt Kriminalität im Keim. Um das zu leisten, sammelt er selbst intimste Daten der Bevölkerung. Berechenbarkeit ist zum höchsten Gut geworden. Einer der wenigen Rebellen gegen dieses System ist der 28-jährige Taso. Mit großem Aufwand entzieht er sich der Totalerfassung, täuscht den Würfel über seine Vorlieben und Gedanken, indem er seine Entscheidungen mithilfe von Spielwürfeln und einer Münze trifft. Er ist ein "Gaukler", einsam, aber zufrieden. Doch dann bekommt er Besuch von einer jungen Frau: Dalia ist aus einer rückständigen Sekte geflohen und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Leben in der schönen Welt des Würfels. Taso verliebt sich in sie, gerade als der Widerstand ihn rekrutieren will. Plötzlich steht er vor einer unmöglichen Entscheidung: Verrät er seine Ideale – oder eine ideale Welt?

    Der Roman gewann den DSFP 2020 als Bester SF Roman sowie den Seraph 2020 als Bestes Debüt.

    Die Welt der Kubisten ist unserer nicht so unähnlich. Es handelt sich um einen Wohlfahrtsstaat mit Grundeinkommen, welches aber nicht bedingungslos ist bzw. seine Höhe. Die Menschen in Deutschland werden von einer künstlichen Intelligenz regiert, dem Würfel. Ähnlich ist es in China, da heißt es Harmonismus und die KI nennt sich Xi. Und es gibt blockfreie Staaten, in Deutschland gibt es die Neue Amische, die sich dem Würfel entziehen, es gibt Offliner und Taso, der sich als Gaukler versucht und einen niedrigen Predscore anstrebt. Je höher dieser ist, desto angesehener der Mensch und so höher das Einkommen. Den Predscore erhöht man, in dem man Daten von sich preisgibt. Genau das will Taso nicht und so lernen wir seine Reise zwischen Gaukelei, Kubistentum und Revolution kennen. Dabei wird sehr anschaulich die Vor- und Nachteile eines solchen Systems dargelegt. Das ist die Stärke des Romans. Die zweite Hälfte wird es dann allerdings doch sehr gewöhnlich. Es geht natürlich darum, den Würfel zu stürzen und ich will gar nicht verraten, wie und mit wem, aber damit beschäftigt sich der zweite Teil des Romans und sowas hat man natürlich hundertmal gelesen. Dazu ist Taso eine sehr wankelmütige Person, die es einem nicht einfach macht, das Buch zu lieben.

    Insgesamt ein Buch mit Stärken und Schwächen, bei der die doch sehr naiv wirkende Hauptperson doch einige mal nervt. Eine Lektüre würde ich trotzdem empfehlen, hat der Roman doch eindeutig interessante Aspekte, die zum Nachdenken anregen und die Grauen Zellen in Bewegung setzen. Leider hält der Roman das Niveau nicht bis zum Ende durch, dafür wird es reichlich unterhaltsam.


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