Octave Mirbeau - Der Garten der Qualen

  • Der Garten der Qualen (aus dem Belleville Verlag von 2005)

    "Spielhöllen, Bordelle und die Börse sind die bevorzugten Aufenthaltsorte des Erzählers. Mit seinem Schulfreund, der es zu einem Ministerposten im Kabinett von Gambetta gebracht hat, ist er in dunkle Machenschaften, in politische Intrigen und Korruption verstrickt. Um die eigene Karriere nicht aufs Spiel zu setzen, beseitigt der Minister den lästigen Mitwisser, indem er ihm einen Forschungsauftrag im Fernen Osten vermittelt.


    So schifft sich der Erzähler nach Ceylon ein, voller Hoffnung, mit der neuen Identität auch ein neues Leben beginnen zu können. Auf dem Schiff lernt er die junge, geheimnisvolle Engländerin Miß Clara kennen und folgt ihr nach China. Seine zunächst eher zurückhaltende Geliebte entpuppt sich bald als grausamkeitslüsterne Megäre, die ihn in die tiefsten Abgründe des Menschlichen einweiht – und Asien erscheint ihm schon bald nur noch als pandämonische Folterkammer.


    Der Garten der Qualen vereinigt alle Elemente der Dekadenz in sich und ist aufs engste verknüpft mit den Werken Baudelaires, Flauberts, Gautiers, Huysmans’ und nicht zuletzt des Marquis de Sade. Neo-Sadismus, Satanismus und romantischer Exotismus verschmelzen in ihm zu einer Allegorie des untergehenden Europa. Inmitten eines Blumen- und Schönheitskultes zelebriert Octave Mirbeau (1850-1917) ein infernalisches Kompendium grausamster Strafen und exzentrischer Torturen.


    »Baudelaire streute die Samen der fleischfressenden, monströsen, fauligen Tropenpflanzen aus, die im Treibhausklima des fin de siècle ihre Blüten trieben.« (Mario Praz) Der Garten der Qualen, diese »Bibel des Sadismus« (Tailhade), ist eine der bemerkenswertesten dieser Blüten."



    Erst einmal vielen, vielen Dank, Katla: Das war ein absoluter Tipp für mich. Über den Inhalt lässt sich wenig Zusätzliches berichten, nur, dass man sich hier sprachlich dem obersten Regal bedient. Mirbeaus zynische gesellschaftliche Beobachtungen sind ätzend, es hat mir sehr viel Spaß gemacht ihnen zu folgen. Seine ausschweifenden Botanikbeschreibungen habe ich derart noch nie lesen dürfen und seine Exzesse, es mit Blut, Gedärm, Folter, Liebe, Erotik und Sex anzureichern sind ... unbeschreiblich. Anschließend an die Geschichte folgt ein bebilderter Exkurs in die chinesische Gerichtspflege und man kann sich zu einigen Foltermethoden inspirieren lassen. Der abschließende Begleittext über Mirbeaus Einbettung in Zeit und zu anderen Literaten runden das gelungene Buch ab.


    Ich bin geneigt, 9,5 Pfingstrosen in den gequälten, aufgebrochenen Leib eines Verstümmelten zu legen.