Beiträge von Arkham Insider Axel

    Klingt interessant. Du weißt nicht zufällig in welcher Storysammlung/Anthologie "Der Schatten aus dem Kirchturm" zu finden ist?

    Gewiss. Sie ist z. Bsp. in einem dieser Gespensterbücher (Bd. 8, Geisterruf). Am besten ist jedoch die Sammlung Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos. Hüter der Pforten, ebenfalls Bastei Lübbe. Denn hier werden alle 3 Stories hintereinander präsentiert:


    1. Der Schlächter von den Sternen (Bloch)
    2. Der leuchtende Trapezoeder (HPL) und
    3. Der Schemen am Kirchturm (Bloch)

    Diese Anthologie ist im Original bei Arkham House erschienen und bringt neben den genannten noch Stories von CAS, Robert E. Howard, Frank Belknap Long, Henry Kuttner … noch eine Bloch-Story (Das Notizbuch) und auch Leibers Der Schrecken aus den Tiefen ist am Start.

    H.P. Lovecraft & Fritz Leiber: Writers of the Dark

    Besten Dank für die Beschreibung dieses Bandes! In der publizierten Lovecraft-Korrespondenz ist es häufig so, dass vor allem Lovecrafts Briefe im Mittelpunkt stehen bzw. abgedruckt wurden. Es ist natürlich bedauerlich, wenn dabei — wie hier beschrieben — die Gegenseite gar nicht zu Wort kommt. Leibers Essays wiederum können natürlich nicht den unmittelbaren Eindruck des Briefverkehrs ersetzen.


    Noch zu den Geschichten:

    "The Terror drom the Dephts"

    Dieselbe ist als Der Schrecken aus den Tiefen im 6. Gespensterbuch (Vampirnächte) des Bastei Lübbe-Verlags erschienen. Sie kann freilich nicht mit Der schwarze Gondoliere mithalten; ich sehe es wie du: Auch wenn diese Story keine regelrechten Lovecraft-Elemente enthält, so wabert unter ihrer Oberfläche doch etwas vom Geiste des Meisters oder Misters aus Providence.


    off topic: Was echte Pastiches angeht, so würde ich hier z. Bsp. Robert Blochs Der Schatten aus dem Kirchturm (The Shadow from the Steeple) den Vorzug geben. Keine Parodie, aber eine Antwort auf Lovecrafts The Haunter of the Dark, welches wiederum von Blochs The Shambler from the stars befeuert wurde.


    Überhaupt Fritz Leiber und Robert Bloch: Beides Autoren, die als Jungspunde in Lovecrafts Bannkreis gerieten, um dann aber mit der Zeit ganz auf eigenen Füßen zu stehen; sie lagen ja altersmäßig auch nicht sehr weit auseinander.

    Außerdem hatte ich das Buch übers Wochenende dummerweise auf der Arbeit liegen lassen.

    Das hört sich nach einem beneidenswerten Arbeitsplatz an! Wie zu sehen ist, wirst du ja außerdem die Bekanntschaft mit Fafhrd und dem Grauen Mausling machen …



    Aktuell lese ich übrigens gerade "Fritz Leiber and H.P. Lovecraft: Writers of the Dark"

    Was die Beziehung Leiber – Lovecraft angeht, so ist noch ein Titel besonders erwähnenswert: „Adept’s Gambit“, eine längere Erzählung bzw. ein Kurzroman, den Leiber 1936 geschrieben hatte und Lovecraft probeweiser vorlegte. Der fasste seinen begeisterten Gesamteindruck in einem Brief zusammen, der – wie so viele Briefe Lovecrafts – längst den privat gesteckten Rahmen verlassen hat und noch heute als gültige Kritik gilt. Damit nicht genug: Lovecraft sandte „Adept’s Gambit“ an Henry Kuttner und Robert Bloch und öffnete Leiber auch in dieser Richtung Türen.



    „Adept’s Gambit“ ist auch deshalb legendär, weil sie eine der frühesten Geschichten um Fafhrd und den Grauen Mausling ist. Der Verlag Camelot Books brachte 2014 eine Neuausgabe nach dem Originalmanuskript heraus, in einer limitierten Auflage von 300 Stück, inklusive Lovecrafts Brief sowie eine Einführung von S. T. Joshi. Eine kürzere Version war bereits 1947 in der Arkham House-Sammlung „Night’s Black Agents“ erschienen. Auf Deutsch ist die Geschichte erhältlich als „Das Spiel des Adepten“ (Heyne) oder „Adepten-Gambit“ (Ed. Phantasia).

    Hier noch meine stümperhafte Rezension zu...

    Durchaus nicht! So sehr mich der Titel interessiert hat, so durchwachsen scheint der Inhalt zu sein … ich halte mich vorerst an andere der von dir besprochenen Romane.


    Ich habe gestern wieder die Gelegenheit einer Tramfahrt für eine weitere short story genutzt:


    Belsen Express, dt.: Expreß nach Belsen, enthalten in: Lübbes Auswahlband Phantastische Literatur 82 (Hrsg. Michael Görden), im Original erschien die Geschichte 1975.



    Inhalt

    Ein Bürger der USA hat, ca. 10 Jahre nach Ende des 2 WK, eine paranoide Scheu vor nicht näher definierten Nazi-Umtrieben. Gleichzeitig ist dieser Mensch selbst ein fremdenfeindlicher Biedermann mit starkem Sicherheitsbedürfnis und abgeriegeltem Eigenheim. Es gibt verschiedene Vorfälle: ein fälschlicherweise an ihn geliefertes Paket mit Büchern über den Nationalsozialismus, Begegnungen mit unheimlichen Fremden, Busfahrten zur Arbeit, die den Eindruck von Sammeltransporten in Vernichtungslager erwecken … irgendwann stürzt dieses ganze Wahngebäude über dem Protagonisten zusammen — die schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet.


    Eindruck

    Gar nicht nachvollziehbar, dass diese Story 1976 den World Fantasy Award und den August Derleth Award gewonnen hat. Ich finde sie rundherum ziemlich dämlich; bin aber ohnehin kein Freund dieser literarischen Form der Aufarbeitung von NS und Holocaust. Auch hier scheint mir das Thema insgesamt doch zu gewaltig und unfassbar, als dass Leiber es angemessen hätte anpacken können. An diesem Punkt sehe ich jedenfalls eine Grenze von Phantastischer Literatur.

    Nur dass es hier doch deutlich weniger "Reptilienmenschen" und tote Kinder gibt, die von irgendwelchen Decken hängen.

    Wahre Worte, — ich hätte denn auch eher an das allgemeine Gefühl einer Zwischen- oder Übergangswelt gedacht: so fasse ich jedenfalls das von Leiber dargestellte Venice auf. Ein Ort, an dem die Membran der anerkannten Realität schon recht ausgedünnt ist. Man beachte auch den Hinweis auf das Vorhandensein der Beatniks und den gängigen Drogenkonsum (womit Daloway Erfahrung hat). Und was Leiber und Burroughs hier eint, ist nicht zuletzt eine starke Paranoia, die mich wiederum — ich springe mal wieder unbedarft hin und her — an gewisse Lovecraft-Sachen ( vor allem: Der Flüsterer im Dunkeln) erinnert …

    Laut Wikipedia geht es ja in Richtung Mystery; ich hatte es irrtümlich immer für einen Krimi gehalten.

    Das ist schon richtig; etwas dezidiert Phantastisches kommt, wenn ich es richtig erinnere, nicht vor. Der Roman atmet immerhin eine betörende Mischung aus Unheimlichkeit und Schwermut. Es geht viel um Einsamkeit — und das ist für mich der Schulterschluss zu Leibers Story, denn sein Protagonist Daloway ist ja auch irgendwie auf verlorenem Posten, der sich vornehmlich um die eigene Achse dreht.

    Sicher ein Highlight dieser Storysammlung, daneben hat "Spiegelwelt" jedoch noch jede Menge andere großartige Geschichten zu bieten. Z.B. "Der schwarze Gondoliere": Leiber kreiert dort eine wirklich beeindruckende und surreale Alptraumwelt, mit einer äußerst ungewöhnlichen und interessanten Prämisse: "Erschaffen aus der üppigen Vegetation und den Tierfetten der Karbon- und benachbarter Zeiten, in sich die die schwarze Essenz allen Lebens enthaltend, das je bestanden hatte, in Wirklichkeit ein großer, tiefer Friedhof der gesamten unheimlichen Vergangenheit, mit schwärzesten Gespenstern, habe das Öl Hunderte von Jahrmillionen gewartet (...) bis auf der Oberfläche sich ein Wesen entwickelte, mit dem es symbiontisch leben und durch das es sich verwirklichen und ausdehnen konnte." Thomas Ligotti hätte das nicht besser hingekriegt!

    Der schwarze Gondoliere (The Black Gondolier) habe ich gestern gelesen. Die Story erschien 1964 in der Arkham House-Anthologie Over the Edge; meine Version findet sich in Lübbes Auswahlband Phantastische Literatur 83 (Hrsg. Michael Görden).



    Inhalt

    Im Mittelpunkt steht ein Bursche namens Daloway, der in Venice (Kalifornien) einen alten Wohnwagen sein Domizil nennt. Daloway ist ein belesener Kopf mit vielen Talenten — kann nur leider nichts aus sich machen. So arbeitet er gerade so viel, um notdürftig über die Runden zu kommen. Den Rest seiner Zeit verbringt er mit der Lektüre historischer, geologischer, psychologischer und okkultistischer Literatur. Dies ist der Nährboden für die von Cheddar Goblin zitierten Prämisse, die vom Schreckgespenst des Schwarzen Gondoliere gekrönt wird.


    Eindruck

    Der Name Thomas Ligotti ist gefallen. Ich werfe noch William S. Burroughs und Ray Bradbury in die Runde. Denn Daloway ist unübersehbar das Produkt seiner Umgebung: der einstigen Attraktion Venice, in den Randbezirken nur mehr ein düsterer Schauplatz der Erdölgewinnung. Wie Leiber den Ort beschreibt: das hat Qualitäten, die an Burroughs Interzone (Naked Lunch) erinnern und – möglicherweise – Bradburys Roman Der Tod ist ein einsames Geschäft (Death is a Lonely Business) inspirierten, welcher ebenfalls vor der verschatteten Kulisse von Venice spielt. Ein packendes Lehrstück über die dark side des amerikanischen Traums und die aus dem „Schlaf der Vernunft“ geborenen Ungeheuer …

    "Erzählungen aus dem Reich des Schrecklichen und Übersinnlichen beginnen oft mit einem bleichen Gesicht, das in einer Vollmondnacht am Fenster auftaucht, oder einem alten Dokument in zittriger Handschrift oder dem Gebell eines Hundes über dem nebligen Moor. Aber unsere Geschichte begann mit einer Mondfinsternis."

    Ein toller Anfang — sehr vielversprechend, vielen Dank wieder einmal für dein Engagement Cheddar Goblin


    Die (negativen) Kritikpunkte, die hier genannt werden, würden mich keinesfalls von einer Lektüre abhalten. Ja, ich tendiere dann auch dazu, mir die ungekürzte Fassung zu geben. Denn wenn ich mich schon an einen Roman wage, dann darf dieser ruhig langatmig sein — das erwarte ich ja von der Form. Ich bin auch Handlungssträngen nicht böse, die im Nichts enden … solange sie mich während der Lektüre gut unterhalten. Alles kann, nichts muss, keine Verpflichtungen, Reisende soll man nicht aufhalten: wenn ich meine lesende Erwartungshaltung einmal salopp formulieren darf.

    Cheddar Goblin Herrin der Dunkelheit besitze ich schon; deine letzte Besprechung hört sich auch verlockend an … Ich bin jetzt erst mal vom Gegebenen ausgegangen und habe nach weiteren Leiber-Stories gesucht und bin auf „Die automatische Pistole“ („The Automatic Pistol“) gestoßen, veröffentlicht in der Mai-Ausgabe 1940 von Weird Tales. Ich habe sie gelesen in: Grabgeflüster. Unheimliche Geschichten (Gespensterbuch 2), 1984 in der Reihe Phantastische Literatur bei Bastei Lübbe erschienen, herausgegeben von Michael Görden (eine Gabe von Nils , der meine Vorliebe für Anthologien tatkräftig unterstützt) . Weitere bibliografische Angaben finden sich hier: http://www.isfdb.org/cgi-bin/title.cgi?41637


    Inhalt

    Es geht um eine automatische Pistole, die eine Bande von Alkoholschmugglern während der Prohibition auf Trab hält. Ihr Eigentümer macht um sie ein geheimnisvolles Gewese und hat sie so manipuliert, dass sie äußerst leicht losgeht. Der Boss der Bande ist scharf auf die Waffe, killt ihren Besitzer und eignet sich das Ding skrupellos an. Mit der Gun im Gepäck taucht er bei zwei weiteren Ganoven auf, wovon einer der Erzähler ist, um sich bei ihnen vor den Cops zu verstecken. Auch hier sorgt die schwarze Knarre für Nervosität… bis sie schließlich losgeht und ihre tödliche Ladung gnadenlos verballert.


    Eindruck

    Auf packende Art wird hier die Idee der magischen Waffe behandelt. Leiber deklariert eine Pistole zur Begleiterscheinung des Teufels und kommt noch einmal – wie später in Hexenvolk (Conjure Wife) – auf den Hexenglauben im technisierten 20. Jahrhundert zu sprechen. Verpackt ist das Ganze als schnörkellose Gangstergeschichte nach bestem Pulp-Zuschnitt. Hat Spaß gemacht, die Story bei sommerlichen Temperaturen am Badesee und bei einem gepflegten Longdrink zu lesen!

    Meine Leiber-Sammlung wächst...

    Tatsächlich wusste ich nicht, dass so relativ viel von Leiber auf Deutsch erschienen ist. Allerding habe ich selbst noch bei meinen Playboy-Bänden geschaut, weil: mir war doch so …! Aber nein, der Leiber-Band befindet sich nicht in meiner Bibliothek, so dass ich hier schon eine Fehleinschätzung vermutete. Jetzt sehe ich, dass da doch ein Band erschienen ist. Ich schätze, dass es sich um eher älteres Material aus den Pulps und Digests handelt?

    Etwas weniger Gerüchteküche wäre schön.


    Bisher hatte ich über das Buch (es gibt auch eine Ausgabe für Fantasyliteratur von 2005) nichts sonderlich gutes gehört.

    Von wem, wo und wann?

    Auf Facebook hieß es jetzt

    Bitte um Quellenangabe.


    Wenn man sich schon eine Weile mit phantastischer Literatur beschäftigt, wird man aus dem Text von Kalju Kirde nicht viel Neues erfahren, immerhin liest esr sich ganz angenehm, und es finden sich darin auch einige nette Autoren - und Einbandabbildungen.

    Hier ist doch ein genauerer Blick auf die Genese des Textes wünschenswert, der seine Ursprünge im Jahr 1966/67 hat. Zumindest meine Wenigkeit hatte da noch lange nicht das Licht der Welt erblickt. Man muss schon so fair und ehrlich sein, Kirdes Pionierarbeit in diesem Spektrum voll und ganz zu würdigen.


    Dass dieser Groß-Essay "ganz angenehm zu lesen ist" – nun, auch das eine Leistung, die ich nicht zu gering einschätze. Denn weder leidet der Text unter einer akademischen Schwere noch unter Oberflächlichkeit oder Fehlinterpretation. Er bietet bis heute mustergültig in kompakter Form eine Übersicht der wichtigen und wichtigsten Werke des Genres, offenbart manches Kleinod und kann alles in allem als ein gutes Sprungbrett für die Erforschung der Rezeption der sog. Weird Fiction im deutschen Sprachraum dienen.


    Nein, nein – ich bin sehr dagegen, die Verdienste von Kirdes Darstellung nach irgendeiner Richtung kleinreden zu wollen. Und eine Bewertung im Zusammenhang mit dem Lexikon der Horror-Literatur ist daher – unter den gegebenen Umständen – auch nicht besonders glücklich. Richtiger wäre es eher, Kirdes Arbeit und die resultierende Wechselwirkung bezüglich der Bibliothek des Hauses Usher und der Phantastischen Bibliothek Suhrkamp zu untersuchen.

    Da ich meine digitale Zeit momentan einschränke, mache ich mich etwas rar … aber ein Leiber-Thread ist natürlich eine schöne Gelegenheit, sich zu Wort zu melden.


    Die Umtriebe des Daniel Kesserich: Erst einmal vielen Dank für die Vorstellung. Dieses Buch füllt offensichtlich eine Lücke – und ist vielleicht für den treu ergebenen Leiber-Fan ein Muss. Deine Einschätzung, Cheddar Goblin , nachdem die Novelle recht stark von den genannten Vorbildern abhängig ist, hat für mich Gewicht; nicht zuletzt das junge Alter Leibers zum Zeitpunkt der Niederschrift … es macht insgesamt nicht den Eindruck eines Must-have.


    Hexenvolk: Ich bin nicht mehr (die Lektüre liegt Jahre zurück) sicher, ob Leiber das heikle Geschlechterthema so gut angepackt hat. Dass Hexenglaube und Hexenverfolgung Relikte einer düsteren Zivilisationsepoche sind, muss ich nicht extra sagen. Die Abgründe von Verfolgung, Folter und Hinrichtung einer menschenfeindlichen Gerichtsbarkeit überspringt Leiber jedenfalls locker-flockig. Das Buch steht in einer Reihe von Geschichten, die mit der Idee spielen, Magie habe sich in unser modernes "Automobil-Zeitalter" hinübergerettet und wirke ungebremst aller sonstigen Fortschritte weiter. Wie gesagt: Es ging in der historischen Hexenverfolgung weniger darum, irgendwelche dubiosen magischen Übel auszumerzen, sondern darum, sich unliebsamer Leute zu entledigen – zum Großteil Frauen.


    Ein weiterer Vorbehalt: Ich finde die Vorstellung panne, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau steht – so verstehe ich jedenfalls den zentralen Plot. Wenn Tansy Saylor, die Hexe des Romans, wirklich cool wäre, würde sie ihren Gatten zum Mond schießen und selbst Karriere machen. Doch nein, sie ist vollauf zufrieden, von der zweiten Reihe aus still und heimlich die Fäden zu ziehen … gähn.


    Herrin der Dunkelheit: Das Buch liegt seit Jahr und Tag ungelesen hier. Mirko hatte es ca. 2016 für den Sigma 2 Foxtrot-Podcast vorgeschlagen … dabei blieb es. Vielleicht rege ich noch einmal die Lektüre und Besprechung an. Die autobiografischen Bezüge sowie die Chose mit CAS interessieren mich durchaus.


    Um noch einmal auf Lovecraft zu sprechen zu kommen: Da gibt es ja den vielzitierten Aufsatz von Leiber Ein literarischer Kopernikus (A Literary Copernicus) aus den 1940er (?) Jahren: ein Beitrag der frühen Lovecraft-Forschung, wenn man so will. Der Text ist z. Bsp. enthalten im Suhrkamp-Band H. P. Lovecrafts kosmisches Grauen. In der 1. Ausgabe von Omen. Das Horror-Journal (Festa) erschien 2003 wiederum ein Aufsatz von S. T. Joshi: H. P. Lovecrafts Einfluss auf Fritz Leiber … den ich allerdings mal wieder lesen müsste, um mich dazu äußern zu können.


    Und zu guter Letzt: Von den Fafhrd und der Graue Mausling-Stories habe ich einige gelesen – und fand sie (damals) ganz gut. Auch hier stünde eine erneute Lektüre an!

    Ich schliesse mich einmal an und zeige die beiden erwähnten Privatdrucke (RoughArtVerlag) mit eigens erstellten neuen Übersetzungen und Grafiken von Denis Vidinski, die schon lange vergriffen sind:

    Sehr interessante Veröffentlichungen. Die mir zwar bekannt waren, die ich vorher allerdings noch nicht zu Gesicht bekam – besten Dank fürs Zeigen!

    Und bevor sich Axel die Blöße geben muss, seien hier noch die drei äußerst hörenswerten Folgen des "Arkham Insiders"-Podcasts empfohlen, die sich intensiv mit Clark Ashton Smith auseinandersetzen:

    Dank dir Cheddar Goblin , dass du mich vor dieser Blöße bewahrt hast! Diese 3 Podcasts haben uns damals viel Freude bereitet.


    Aus gegebenem Anlass habe ich nun mal wieder in meiner Bibliothek gestöbert und noch einige ältere Veröffentlichungen hervorgeholt … ein kleiner antiquarischer Streifzug.


    Diese Tatsache ist schon länger bekannt – aber immer wieder interessant. Im Gegensatz zum mittlerweile allgegenwärtigen H. P. Lovecraft schlugen einige seiner Zeitgenossen schon deutlich früher auf dem deutschen Buchmarkt auf. Die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens (BdUudW) hatte seriellen Charakter und erschien von 1876 bis 1962 in gebundener Form, also als typisches Buch. Im Jahrgang 1933 finden wir 2 Beiträge von C. A. Smith: Band V brachte „Das Geheimnis des Asteroiden“ und Band IX „Die unsichtbare Stadt“ (wobei hier der Autor als A. C. Smith angegeben wurde). Den Stories beigefügt wurden die Illustrationen von Frank R. Paul (1884 – 1963 ), einem in Österreich geborenen und in die USA ausgewanderten Künstler, der viel für die Pulps gearbeitet hat.





    Ebenfalls von Interesse ist ein Hinweis im Insel Almanach auf das Jahr 1972. Science Fiction und Phantastik (Weird Fiction) hatten zu der Zeit ja ein schönes Heim im Insel Verlag gefunden: Davon legt dieser Jahresband Zeugnis ab. Im Anzeigenteil lesen wir zum Smith-Band Der Planet der Toten in der Bibliothek des Hauses Usher: „Wahrer Erbe Poes, Beckfords und Flauberts in der amerikanischen Literatur ist der Fantasy-Autor Clark Ashton Smith. Zum erstenmal in deutscher Sprache erscheint eine Sammlung seiner short stories aus den zwanziger Jahren.“



    Zwischen den Suhrkamp- und den Festa-Ausgaben kann sich die Sammlung Poseidonis, 1985 bei Moewig erschienen, kaum behaupten. Sie soll natürlich trotzdem erwähnt werden. Enthalten sind 16 Geschichten, die den jeweiligen imaginären Reichen Smith’ zugeordnet sind: Poseidonis, Lemuria, Ptolemides und Andere Reiche.


    Ich weiß zwar nicht ob "Der Krocketspieler" wirklich "eins der besten phantastischen Bücher des zwanzigsten Jahrhunderts ist", wie im Klappentext behauptet wird, aber es ist sicher eins der besten Bücher die ich bisher von Wells gelesen habe.

    Ich kann dazu noch eine Notiz beitragen — wenn auch nur second (oder sogar third) hand:


    Zitat

    The Croquet Player (Der Krocketspieler): pessimistische Novelle über den Niedergang der Zivilisation. „In diesem Buch stimmen die literarischen Verfahrensweisen mit denen der thebaischen Sphinx überein.“ (Borges)

    Zitat: Schenkel, Elmar: H. G. Wells. Der Prophet im Labyrinth. Paul Zsolnay Verlag. Wien 2001 (S. 322)



    Damit komme ich zu dieser sehr lesenswerten Sammlung von Essays rund um Wells Biografie und Schaffen, aufgelockert mit Originaltexten von Wells selbst. Das Buch zu erstehen dürfte kein Problem darstellen und das Studium ist eine sinnvolle Ergänzung zu jeglicher Wells-Lektüre (ob nun der bekannten oder der unbekannten Art). Hier das Inhaltsverzeichnis:


    • Kartographie
    • Ein amerikanisches Echo
    • Ruf und Gegenruf
    • Im Labyrinth der Zukunft
      • Die Entdeckung der Zukunft
      • Ein Antagonist namens Chesterton
      • Antizipationen
      • Gestalten der Zukunft
    • Zeitreise
    • Fahrrad


    • H. G. Wells: Die literarische Diät



    • Zeichen vom Mars
    • Der Essay als Labor



    • H. G. Wells: Die Wiederentdeckung des Einzigartigen


    • Ein Interview im August 1897
    • Plastizität
    • Möglichkeitswelten
    • Das Verschwinden der Materie
    • Vierte Dimension
    • Nahtod


    • H. G. Wells: Über die Geliebten und den Schatten des Liebenden


    • Neurologische Expeditionen
      • Die Insel der Farbenblinden
      • Die Tür in der Mauer
      • Der Ozean in der Großstadt
      • Die Flucht aus dem Zeitgewand
    • Unbehagen an der Kultur
      • Mr. Lewisham
      • Mr. Polly
      • Mr. Blettsworthy


    • Totalitäres Roulette
    • Ghostwriter


    • H. G. Wells: Mein Selbst-Nachruf (1943)


    • Anmerkungen
    • Chronik von Leben und Werk
    • Bibliographie
    • Personenregister
    • Text u. Bildnachweis