Da ich meine digitale Zeit momentan einschränke, mache ich mich etwas rar … aber ein Leiber-Thread ist natürlich eine schöne Gelegenheit, sich zu Wort zu melden.
Die Umtriebe des Daniel Kesserich: Erst einmal vielen Dank für die Vorstellung. Dieses Buch füllt offensichtlich eine Lücke – und ist vielleicht für den treu ergebenen Leiber-Fan ein Muss. Deine Einschätzung, Cheddar Goblin , nachdem die Novelle recht stark von den genannten Vorbildern abhängig ist, hat für mich Gewicht; nicht zuletzt das junge Alter Leibers zum Zeitpunkt der Niederschrift … es macht insgesamt nicht den Eindruck eines Must-have.
Hexenvolk: Ich bin nicht mehr (die Lektüre liegt Jahre zurück) sicher, ob Leiber das heikle Geschlechterthema so gut angepackt hat. Dass Hexenglaube und Hexenverfolgung Relikte einer düsteren Zivilisationsepoche sind, muss ich nicht extra sagen. Die Abgründe von Verfolgung, Folter und Hinrichtung einer menschenfeindlichen Gerichtsbarkeit überspringt Leiber jedenfalls locker-flockig. Das Buch steht in einer Reihe von Geschichten, die mit der Idee spielen, Magie habe sich in unser modernes "Automobil-Zeitalter" hinübergerettet und wirke ungebremst aller sonstigen Fortschritte weiter. Wie gesagt: Es ging in der historischen Hexenverfolgung weniger darum, irgendwelche dubiosen magischen Übel auszumerzen, sondern darum, sich unliebsamer Leute zu entledigen – zum Großteil Frauen.
Ein weiterer Vorbehalt: Ich finde die Vorstellung panne, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau steht – so verstehe ich jedenfalls den zentralen Plot. Wenn Tansy Saylor, die Hexe des Romans, wirklich cool wäre, würde sie ihren Gatten zum Mond schießen und selbst Karriere machen. Doch nein, sie ist vollauf zufrieden, von der zweiten Reihe aus still und heimlich die Fäden zu ziehen … gähn.
Herrin der Dunkelheit: Das Buch liegt seit Jahr und Tag ungelesen hier. Mirko hatte es ca. 2016 für den Sigma 2 Foxtrot-Podcast vorgeschlagen … dabei blieb es. Vielleicht rege ich noch einmal die Lektüre und Besprechung an. Die autobiografischen Bezüge sowie die Chose mit CAS interessieren mich durchaus.
Um noch einmal auf Lovecraft zu sprechen zu kommen: Da gibt es ja den vielzitierten Aufsatz von Leiber Ein literarischer Kopernikus (A Literary Copernicus) aus den 1940er (?) Jahren: ein Beitrag der frühen Lovecraft-Forschung, wenn man so will. Der Text ist z. Bsp. enthalten im Suhrkamp-Band H. P. Lovecrafts kosmisches Grauen. In der 1. Ausgabe von Omen. Das Horror-Journal (Festa) erschien 2003 wiederum ein Aufsatz von S. T. Joshi: H. P. Lovecrafts Einfluss auf Fritz Leiber … den ich allerdings mal wieder lesen müsste, um mich dazu äußern zu können.
Und zu guter Letzt: Von den Fafhrd und der Graue Mausling-Stories habe ich einige gelesen – und fand sie (damals) ganz gut. Auch hier stünde eine erneute Lektüre an!