kannst du zu den Übersetzungen noch die Originaltitel nennen?
Hallo Mammut,
klar, sehr gerne (ich kopiere mal aus dem Feuersignale-Manuskript, die Verweise sind hinten im Impressum):
Der verlassene Ort *) : „Głucha przestrzeń“ in Demon ruchu, erweiterte 2. Ausgabe. Warszawa-Kraków 1922
Szateras Engramme: „Engramy Szatery“ in Naokoło świata Nr. 28. Warszawa 1926
Die Parabel vom Tunnelmaulwurf: „Przypowieść o krecie tunelowym“ in Polonia Nr. 141. Katowice 1926
[Und das hattest du selbst schon weiter oben, glaube ich: Pyrotechnik -„Pirotechnik“ in Księga ognia [Das Buch des Feuers]. Łódź 1922]
Das sind Eisenbahngeschichten, die Grabinski nach der ersten Auflage des Demon ruchu (1919) schrieb, er hatte sich nach der erweiterten zweiten noch eine dritte - weiter erweiterte - Auflage gewünscht, die aber nicht mehr zustande kam. Daher gibt es zwei Demon-ruchu-Stories, die außerhalb der beiden DR-Auflagen in Magazinen veröffentlicht wurden.
("Die sonderbare Station" erschien in der 2. erweiterten Auflage). Vgl. CLN 2 - Horror in Eisenbahnen, da hab ich das alles auseinandergefusselt.
Der Grabinski-Übersetzer Miroslaw Lipinski arbeitet einem Interview zufolge an einer englischen Gesamtausgabe seines Motion Demon (1919) mit allen 14 Geschichten - so wie Grabinski sie erträumte. Da er aber auch seit 10 Jahren eine englische Ausgabe des Book of Fire in Arbeit hat, mag das noch dauern.
*) „Głucha przestrzeń“ bedeutet wortwörtlich übersetzt "der taube Raum", das allerdings lässt sich interessanterweise nicht verwenden als 'Der stille Ort'. Dies ist der Originaltitel von deinem gesuchten "Die verlassene Strecke", dazu siehe weiter oben hier im Faden mein Beitrag #41:
Wie unserer engl-poln Übersetzer in den Fußnoten anmerkt, verwendet Grabinski nicht nur in dieser Geschichte einen alten Begriff, der gleichermaßen "Ort" wie auch "Gleis" bedeutet. Der Titel wird von Grabinski im allerletzten Absatz noch einmal aufgegriffen, als er sagt: Es wurden Geistererscheinungen beobachtet, nachdem in dem Tal keine Züge mehr fuhren. Dieser Spuk hörte erst auf, als alle Gleise und Anlagen schließlich abgebaut waren - dann erst sei der 'Ort wirklich verlassen'.
Die Geschichte mit der alternativen Bedeutung 'verlassenes Gleis' zu betiteln, ist daher bissl Quark, denn am Ende geht es ja genau um den Ort, an dem nichts mehr an Gleise erinnert - es ist ein verlassener Ort, keine verlassene Strecke. (Das war sie nur zwischendurch, sozusagen).
"Die sonderbare Station" fand ich plotmässig ziemlich mau (Stichwort: Snowpiercer mit SF/Fantasy-Feeling), die Anthologie an sich ist allerdings ein schönes Buch, von einer Anschaffung würde ich also nicht abraten. Und bin gespannt, was du sagst. (Die story hatte ich im CLN 2 mitbesprochen, ehrlich gesagt hätte ich sie - wenn anonym gelesen - nicht als eine Grabinski-Geschichte erkannt).