BUCH: ​Stephenie Meyer: "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" -- ERSTES BUCH

  • Bevor das Buch in Deutschland erschien, berichtete mir meine damalige Chefin bereits von dem Buch. Ihre Tochter hatte es auf Englisch gelesen gehabt und war begeistert davon. Ihre Tochter tauschte sich, laut meiner Ex-Chefin, über ein Forum mit anderen Fans über das Buch aus und fing an, selbst Kurzgeschichten zu schreiben. Zu der Zeit Fanfiction rund um die Charaktere des Buchs.

    Ich freute mich zu hören, dass ein junger Mensch gerne Bücher las und sogar mit dem Schreiben begonnen hatte, zudem noch Vampir-Geschichten.

    Ich vergaß das Buch wieder, aber erinnerte mich an den Buchtitel und das Gespräch, als die Verfilmung durch die Medien ging. Was ich über den Film hörte, sprach mich nicht besonders an, passte nicht zu meinem Bild von Vampiren, aber passte auch nicht so recht zu den Erzählungen meiner Ex-Chefin über das Buch.

    Als ich Jahre nach der Verfilmung die Gelegenheit bekam, den Film zuhause zu sehen, schaltete ich ihn mittendrin aus, weil er mich zu sehr langweilte, um ihn bis zum Ende aushalten zu können. Auch bei einem zweiten Versuch verlief es auf diese Weise.

    2022 bekam ich dann den Film "Beilight - Bis(s) zum Abendbrot" zu sehen, der die Geschichte im Stil von "Scary Movie" auf die Schippe nimmt.

    Die Parodie blieb mir im Gedächtnis. Ich beschloss, zumindest mal einen Blick ins Buch zu werfen und ein paar Seiten zu lesen, um mir einen eigenen Eindruck machen zu können.

    Ich wurde angenehm überrascht. Die Atmosphäre und Erzählweise im Buch ähnelten - aus meiner Sicht - überhaupt nicht dem Twilight-Film.

    Das Buch vermittelte mir den Eindruck einer Gruselgeschichte oder eines Mystery-Thrillers. Oder eines Dramas mit Horror-Elementen. Die Vampire wirkten auf mich bedrohlich.

    Ich habe das Buch "Bis(s) zum Morgengrauen" bis zum Ende gelesen und finde es gut geschrieben.

    Ich weiß nicht, ob es die Intention der Autorin war, eine unheimliche Geschichte zu schreiben, oder ob ich mehr von "Dracula", "psychologischem Horror", "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" und Hybristophilie in der Geschichte zu lesen meine als andere darin entdecken oder sie tatsächlich enthält. Ich erkenne in dem Buch keine harmlose, verherrlichende, einvernehmliche und gleichberechtigte Vampir-Teenie-Romanze.

    Für mich ist das Buch eine Vampir-Gruselgeschichte.

    Manche Eigenschaften der Vampire sind neuartig, andere dafür ganz klassisch: Für mich ist beispielsweise fraglich, ob die Vampire wirklich gutaussehend sind oder nur von ihrem menschlichen Umfeld/ ihren potentiellen Opfern als gutaussehend und begehrenswert wahrgenommen werden.

    Nicht einmal ungefährlich scheinen sie zu sein, obwohl diese Vampir-Familie sich von Tierblut ernährt.

    Gleichzeitig sehe ich die Schuld nicht nur beim Vampir Edward. Er ist zwar auf männliche Art manipulativ und besitzt zudem eine übernatürliche Anziehungskraft durch sein Vampir-Dasein, aber Bella hat in ihrem Inneren auch eine selbstzerstörrerische Neigung zu jemandem, der "nicht wie alle" und "nicht langweilig" ist. Auch scheint es ihr zu gefallen, dass Edward jung aussieht und trotzdem schon älter, erfahrener, weltmännischer und "erwachsener" ist als die gleichaltrigen "normalen Jungs" um sie herum.

    War Detlef Schuld, dass Christiane F. sich in ihn verliebte und auch drogensüchtig wurde?

    Warum bekommen Serienkiller Liebesbriefe in den Knast geschickt? Alltäglichere Beispiele gibt es im realen Leben ebenfalls zuhauf.

    Auch wenn viele Twilight-Fans und -Kritiker die Geschichte und ihre Charaktere anders sehen, dieses erste Buch erlaubt inhaltlich und vom Schreibstil her auch meine Interpretation.

    Ich habe nur das erste Buch gelesen. Über die Fortsetzungen kann und möchte ich nichts sagen, weil ich sie nicht gelesen habe.

    Nach dem Buch habe ich es übrigens doch noch geschafft, mir den Film "Bis(s) zum Morgengrauen" komplett anzusehen, allerdings erst, als ich auf die Idee kam, statt der deutschsprachigen Synchronisation die englischsprachige Tonspur einzustellen. Auf Englisch wirkte es deutlich weniger weichgespült.


    (Eine ursprüngliche Version dieses Texts hatte ich vor einiger Zeit bereits unter "Ich lese gerade ..." in diesem Forum veröffentlicht.)