Beiträge von inferninho

    Der Kurzroman von Rodenbach erschien 1892 unter dem französischen Titel "Brugues la morte", ich las die Reclam Ausgabe in der neuen Übersetzung von 2003, die zuerst bei Manholt unter dem Titel "Brügge tote Stadt" erschien.

    Es gibt auch eine Festa Ausgabe mit der Erstübersetzung aus dem Jahr 1903, welche noch weitere 19 Kurzgeschichten enthält (dazu finde ich im Netz leider keine Info, wäre aber dafür dankbar :) ). Dort erschien das Buch im Rahmen der bizarren Bibliothek.


    Die neue Übersetzung liest sich gut und flüssig, der Roman behandelt zwar das phantastische Motiv des Doppelgängers, jedoch ohne wirklich phantastische Elemente einzubringen. Die Charaktere sind sehr klar, haben wenig Persönlichkeit und wirken für heutige Verhältnisse sehr austauschbar, verfügen jedoch über einen wichtigen Symbolismus. Die Hauptrolle hat jedoch in meinen Augen Brügge, selten habe ich eine so stimmungsvolle Beschreibung einer Stadt gelesen. Auch verfügte Rodenbach über eine Sprachgewalt, die durchaus zu gefallen weiß. Relativ bekannt und beispielhaft ist wohl folgende Passage des Romas


    „Das tote Brügge selbst lag im Grab seiner steinernen Grachten, denn die Adern seiner Kanäle waren erstarrt, als der große Puls des Meeres aufgehört hatte, hier zu schlagen.“


    Für mich eine klare Leseempfehlung für Urlaubsreisen nach Belgien (momentan leider wohl eher nicht) oder einen Aufenthalt in der Badewanne, wenn es draußen regnet (momentan leider wohl eher ja).

    Im Rahmen der Lesechallenge habe ich mich Dan Simmons Kurzgeschichtensammlung "Styx" aus dem Heyne Verlag, erschienen im Jahr 1995. In den USA erschien der Band bereits 1990 und trug den Titel "Prayers to broken stones".


    Insgesamt sind 13 Geschichten enthalten, die ein breites Spektrum abdecken und es gibt ein sehr schönes Vorwort von Harlan Ellison, das für mich fast lesenswerter erschien als die Geschichtensammlung selbst. Vom feinfühligen Horror in "Der Styx fließt bergauf" über phantastische, parawissenschaftliche Elemente in "Alptraumaugen die ich fürchte" und klassischem Horror in "Metastatis", "Iversons Gruben" und "Totengrausen" (woraus später der Roman "die Kraft des Bösen" wurde, btw: lohnt der sich?). Mit "Erinnerungen an SIri" und "Nach Nam-Land ohne Rückfahrkarte" kommt auch der SciFi-Hintergrund von Simmons klar durch.

    In "Vanni Fucci erfreut sich bester Gesundheit und lebt in der Hölle" und "Rasieren und Haareschneiden, zweimal beißen" sowie "Gequält vom Alptraum der schaukelnden Wiege" fließt viel Humor ein.

    "Der Tod des Zentaurs" fehlten die phantastischen Elemente ganz, wenn ich mich recht erinnere. Die Story stellt aber für mich ein Highlight des Bandes da. "2 Minuten 45 Sekunden" ist eine sehr unterhaltsame sehr kurze Geschichte.


    Insgesamt haben wir es hier mit einer sehr abwechslungsreichen und unterhaltsamen Veröffentlichung zu tun, die sich flott lesen lässt und sehr "eighties" ist.


    Gelungen fand ich, mit "Metastasis" und "Das Opfer" behandelt zweimal den gleichen Stoff, erst in Form der Kurzgeschichte und dann in Form des daraus entstandenen Drehbuchs, das kannte ich bisher in der Form nur in einer Ausgabe von Kings "Der Werwolf von Tarker Mills".

    Man kann sehr schön sehen, wie für Adaptionen Figuren verschmelzen, Orte wechseln und Handlungsstränge angepasst werden.


    Was bleibt hängen?


    1. Heyne hat viel Resteverwertung betrieben, nur 6 der 13 Geschichten sind Erstveröffentlichungen, ganze 3 davon erschienen sogar im Vorfeld in einem Band (Nachtvisionen)

    2. Die Tippfehler bzw. Rechtschreibfehler (wie man es denn nennen will) treten im Rudel auf, sehr ärgerlich, das kenne ich selbst von Klein(st)verlagen besser

    3. Simmons hasst Fernsehprediger (ob er andere Prediger lieber mag, geht aus dem Buch nicht hervor)

    4. Simmons hat einen sehr einfühlsamen Schreibstil in der Kurzprosa, der mich teilweise an King erinnert hat (vom Mitfühlenden her)

    5. Wer das Buch noch nicht hat, kann auf dem Flohmarkt nichts falsch machen.

    Magischen Realismus habe ich in dem Buch nicht finden können oder definiere ihn anders. Übersinnliches gibt es im Buch nicht.

    Groteske trifft es schon eher, ich habe auch die Definition gelesen, es sei existenzialistisch.

    Tatsächlich musste ich nach einer Zeit an Sisyphus bzw. P.K. Dicks Mercertum denken und am Ende des Buches hat mich die Hauptfigur teilweise an Kapitän Ahab erinnert.

    Ein großartiges Buch, Anfang bis Ende meisterhaft.

    Eine perfekte Zusammenfassung eines ganzen Romans in 7 Worten. :)


    Abes Prosa ist herrlich, die Geschichte ist surreal und fesselnd. Ich bin immer wieder fasziniert, welch geniale

    Schriftsteller Japan hervorgebracht hat und wie wenig Beachtung diese im Westen finden.


    Wer ein außergewöhnliches und zeitloses Buch, das einem viel über den Menschen an sich verrät.

    Und man lernt unheimlich viel über Sand. :D

    Kann ich gerne machen, die Geschichte geht allerdings am Ende nicht allzu stark ins Detail, so dass ein Teil davon meine Deutung ist.


    Klingt so, als hätten die Gebrüder und ich den gleichen Film gesehen, die Grundstory stimmt stark überein


    Das erinnert mich irgendwie sehr stark an den preisgekrönten Kurzfilm "Der Templer" von Florian Henckel von Donnersmarck. Leider finde ich keinen Trailer.


    Könntest du einen kleinen Spoiler zur Geschichte posten?

    Beetlejuice????§"


    Danke für die Links übrigens.

    Ich glaube allerdings, ich warte auf den neuen Marrak im Herbst.

    btw., wollte der nicht im Februar genauere Infos posten?


    Zitat

    Hey, ich glaube die Plörre schmeckt nicht viel besser als unser Fürsten Pils. Die Besitzer sind glaub ich miteinander verwandt.

    Das ist _keine_ Glaubensfrage. ^^

    Danke Mammut. Leider war es nicht meine Auswahl, sondern die von Sar Sargoth. Ich hatte es als Vorlage kopiert und irgenwie muss ich es überschrieben haben. ^^


    So und nun meine Wahl:

    1) Eine Roman-Neuerscheinung aus 2019 oder 2020:

    hier wäre ich für Ratschläge dankbar. Ich habe wirklich keine Ahnung, was sich derzeit lohnt.


    2) Eine Kurzgeschichtensammlung

    Styx von Dan Simmons. Mit Simmons wollte ich mich schon länger beschäftigen und wurde gerade gestern dazu inspiriert. ;)

    3) Ein Buch aus der Liste "Die einflussreichsten Werke des Genres"

    Der Kult von Thomas Tryon. Der Sub muss niedriger werden.


    4) Ein Buch, das eines der Genre-Preise gewonnen hat.

    Ganz schlicht: Cujo von Stephen King.


    5) Ein im Original nicht deutsch- oder englischsprachiges Buch.

    Da bin ich gleich doppelt vertreten: Gestern habe ich mit "Die Frau in den Dünen" von Kobo Abe angefangen, japanische Literatur gibt es bei uns leider zu wenig und wenn, dann wird sie häufig kaum beachtet. Dazu kommt dieses Jahr noch

    Georges Rodenbach - Das tote Brügge. Sonst lese ich es nie.


    6) Ein im Original deutschsprachiges Buch

    Ich schließe mich Sar Sargoth an und lese "Gotheim an der Ur" von Tobias Reckermann


    7) Einen beliebigen Heftroman Grusel/Horror

    Gespenster Krimi No. 15 - Killerkäfer im Westerwald, Aus Heimatliebe:*

    Ich habe gestern Abend gestartet und was soll ich sagen?


    Abe hat eine wundervolle Sprache und startet nach dem eigentlichen Beginn des Romans, um dann nach nur anderthalb Seiten zurückzuschauen.

    Bis jetzt ein sehr spannendes Buch vom "Kafka Japans".

    Ich halte euch auf dem Laufenden.