Ja, ein nahezu endloses Thema, das sich problemlos auf viele Gruppen und Individuen ausweiten lässt.
Was wäre die Konsequenz? Dürfen Serienkiller nur noch von realen Mördern dargestellt werden, oder die Drehbücher von ihnen geschrieben? Wie macht man das mit der Darstellung von Soldaten, Königinnen, Sexarbeitern? Polizisten?
Ich denke, zu solchen Forderungen wird es vorerst nicht kommen, wobei:
Darf man True Detective nicht mehr schauen, weil die Ermittlungsarbeit Quark ist?
Das ist schon eine Kritik, mit der sich ja z. Bsp. ein deutsches TV-Urgestein wie der Tatort herumschlagen muss. Wenn wir an die Figur des Duisburger Kommissars Horst Schimanski denken (der gar kein Duisburger ist!), so hat besonders der die Gemüter erhitzt, wenigstens in den 1980ern. Gerade auf der Polizeiseite, die sich hier alles andere als realistisch dargestellt sah.
Der Vorwurf der kulturellen Aneignung – um den es bei dieser Karl May-Chose geht – beinhaltet zwei Aspekte: Das der Aneignung an sich und dann noch einmal das der kulturellen Aneignung im Speziellen. Für die Indigenen Nordamerikas bedeutet dies: Sie wurden erst bekämpft, in Reservaten isoliert und gesellschaftlich benachteiligt und dann zweitens bemächtigten sich die Sieger ihrer kulturellen Lebenswelten, um daraus Unterhaltung zu schaffen. Dass ein real life-"Apache" mit einer Operettenfigur wie Winnetou nichts anfangen kann, leuchtet durchaus ein.
Das Feature, von dem ich jetzt 2 Folgen gehört habe, beleuchtet natürlich diverse Seiten. Es geht z. Bsp. auch um ein Vater-Sohn-Ding, noch dazu in Ostdeutschland: Ben Hänchens Vater ist nämlich Mitbegründer der Karl May-Spiele und bezeichnet sie als ein Lebensprojekt. Ihre ersatzlose Streichung würde er mit dem Ende der DDR gleichsetzen, d. h. mit der bitteren Erkenntnis, dass alles, was man im guten Glauben auf die Beine stellte, sich im Nachhinein als falsch erwies …