Beiträge von Arkham Insider Axel

    @watcher55 Gegen diese Kritik lässt sich im Einzelnen wenig sagen. Dass mir das Buch dennoch gefallen hat, liegt daran, dass die aufgeführten Punkte für mich unwichtig sind (sonst könnte ich kaum so ein frenetischer Lovecraft-Leser sein).


    Figuren müssen sich meinetwegen nicht entwickeln, einer Moral gegenüber bin ich eher ablehnend eingestellt und eine singuläre, geradlinige Idee (ohne Schlenker, Exkurse und nebensächliche Episoden) auf mittlere Romanlänge auszudehnen, finde ich auch okay, solange der Rhythmus stimmt. Und da schafft es King m. M. nach, die Spannung um das Mysterium des Buick bis zum Ende aufrechtzuerhalten.

    Da ich den besagten Text (noch) nicht kenne, ist es natürlich für ein Urteil verfrüht. Aber dank des Hinweises auf den Autor habe ich dann ein bisschen gegoogelt. In einer Besprechung des Buches "Renovatio Europae" (Junge Freiheit, 14.9.19, von Marco F. Gallina) wird Bezug auf Tolkien genommen … so verdichten sich die Hinweise, dass es sich um den von dir gemeinten David Engels handelt.


    Was da so geschrieben wird, ist ein Phänomen, dass mir auch schon bei Lovecraft aufgefallen ist. Nämlich eine rückwärtsgewandte und politisierte Lesart, wie sie möglicherweise typisch für eine rechtskonservative Literaturauffassung ist. Tolkien wird als überzeugter Katholik und Traditionalist gerühmt. Letzteres lässt sich, wenn man will, natürlich auch bei Lovecraft unterstreichen. Das ist ja bemerkenswert, weil dieselben Stoffe – Lovecraft und Tolkien – ebenso schon von der Hippie-Generation entdeckt worden waren.


    Wer hat nun recht (provokant gefragt)? Oder gibt es Überschneidungen in den politisch-gesellschaftlichen Idealen der Blumenkinder und der strenggläubigen Patrioten? Zumindest der Aspekt einer naturnahen, agrikulturellen Gesellschaft (wie wir sie ja bei Tolkien finden) ist ebenso progressiv wie konservativ – je nachdem, von welcher Seite aus betrachtet …


    Das aber sind jetzt schon extrapolierte Gedankengänge meinerseits, die nichts mit dem Artikel zu tun haben. Um dessen Lektüre ich jetzt natürlich nicht herumkomme. X/

    Shadowman Gern geschehen! [Skl]


    Ich hatte damals auch im alten Forum den Thread ein bisschen verfolgt. Das mit dem Arno Hach war mir nicht mehr präsent, aber irgendwo klingelte es dann doch im Oberstübchen …


    Auch die Ankündigung von Schädel, 2014 mit der Schließung des Verlags die Bestände vernichten zu wollen, hat mich aufmerksam gemacht. Ich glaube es war dann, als ich die Sammlung komplettierte. Die Achilla Presse als solche wäre hier natürlich ein Thema für sich wert. Viele schöne Bücher und natürlich hilfreiche Sekundärliteratur.


    Nils Kannst Du vielleicht in der Stadtbibliothek den Kauf dieses Werks anregen? Da gehört es hin, meiner Meinung nach, in den Präsenzbestand (und mit guter Diebstahlsicherung!)

    Die Reihe „Mutabor. Phantastische Bücher“ – Motto „Mumien, Monstren, Mutationen“ – ist für Liebhaber und Sammler von Phantastik-Reihen ebenso unverzichtbar wie die „Bibliothek des Hauses Usher“, die „Bibliotheca Dracula“ oder die „Bibliothek von Babel“ (und ich nenne noch: „DuMont’s Bibliothek des Phantastischen“).


    Worum geht’s?

    Das Projekt aus dem Kleinverlag Achilla Presse (Mirko Schädel) bestand von 2001 bis 2010 und brachte es auf 7 Bücher bzw. 8 Bände (Nr. 4/5 war ein Doppelband). Die Bücher sind Gesamtkunstwerke und wurden mit ästhetischer Treffsicherheit aufs Publikum losgelassen. Hier ist vom Format, Satzspiegel, Typografie, Layout über die Illustrationen bis hin zur buchbinderischen Arbeit alles wie aus einem Guss: bequem zu handhaben, spannend zu lesen und genussvoll anzusehen.

    Inhalte

    Die Auswahl versammelte fast nur deutschsprachige Autoren, die sich in kleinem (wenn nicht kleinstem) Kreis und Umfang der Phantastik widmeten. Bekannte Namen sucht man also vergeblich (Ausnahme Band Nr. 7: Leopold von Sacher-Masoch). Stattdessen brachten die Bände vergriffene, nahezu unauffindbare Raritäten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert in Form von Novellen oder kurzen Erzählungen.

    Aufmachung

    Jeder Band misst 27 × 17 Zentimeter und kommt im eleganten Hochformat daher. Die Bücher sind fadengeheftet und haben ein Lesebändchen. Besonders passend für die Buchillustration ist die Wahl von Holz- und Linolschnitten. Kräftige Konturen, große Schwarz- und Farbflächen harmonieren optimal mit dem Schriftbild. Eine Ausnahme stellt Band Nr. 2 (Arno Hach: „Die Menschenhaut“) dar, der mit Aquarellen bebildert ist (und daher auch mit glattem Papier ausgestattet). So gelungen diese duftigen Aquarelle (von Jörg Kleinschmidt) auch sind, – mir gefallen die eher derben Grafiken der anderen Ausgaben in dem Zusammenhang besser.

    Verfügbarkeit

    Die „Mutabor“-Bücher wurden nicht geheimniskrämerisch oder unter obskuren Umständen unter die Leserschaft gebracht, sondern ganz regulär über den Buchhandel veröffentlicht (zumindest anfangs, bis Schädel aus verlegerischer Erwägung dem Barsortiment den Rücken zukehrte). So gibt es (antiquarisch) einzelne Exemplare noch zu den original Verkaufspreisen von rund 15 Euro +/-. In einem Verlagsprospekt wurde damals allerdings schon der oben genannte Band Nr. 2 als vergriffen deklariert. Kein Wunder, dass hier die Angebote deutlich höher liegen.

    Übersicht

    1. Franz Kreidemann: Der Fluch (2001), illustriert von Heike Küster (Band 1)
    2. Arno Hach: Die Menschenhaut (2001), illustriert von Jörg Kleinschmidt (Band 2)
    3. Leopold Günther Schwerin: Der Kleptomane (2002), illustriert von Christoph Feist (Band 3)
    4. Hans Georg Wegener: Seltsamia (2004), illustriert von Heike Küster (Band 4/5)
    5. Karl von Schlözer: Jetzt und einst! (2007), illustriert von Heike Küster (Band 6)
    6. Leopold von Sacher-Masoch: Die Toten sind unersättlich (2008), illustriert von Heike Küster (Band 7)
    7. Friedrich Wilhelm Ladislaus Tarnowski: Der Dämon in der Apotheke (2010), illustriert von Christoph Feist (Band 8 )

    Nebenbei gesagt …

    • Im erwähnten Verlagsprospekt ist eine Abbildung des 6. Bandes, wo der Titel „Einst und jetzt“ und nicht wie in der Druckausgabe „Jetzt und einst“ lautet.
    • Der Erscheinungsort im Impressum wechselte munter von Band zu Band. Butjadingen war fast immer dabei, daneben aber auch Lemberg/Galizien, Bombay, Friesland, Beresina, Leipzig usw. Dieser Einfall hatte natürlich immer etwas mit den Autoren bzw. den Werken zu tun.
    • Die äußerst robusten, harten Einbände der Bücher sind angeblich abwaschbar … was ich nicht getestet habe.
    • Der lateinische Reihenname „Mutabor“ ist ein Zauberspruch aus dem Märchen Kalif Storch von Wilhelm Hauff und heißt auf deutsch: „Ich werde verwandelt werden“ (Quelle: Die allwissende Müllhalde)
    • Ich selbst wurde auf die Reihe aufmerksam durch eine Rezension des 3. Bandes in der Süddeutschen Zeitung vom 10.11.2003 (Kristina Maidt-Zinke).

    Zurück zur "Bibliotheca Dracula". Habe die Schwarten gestern mal wieder hervorgekramt, und da fand ich dann in einem der Bücher noch dieses zeitgenössische, grausam schöne Faltblatt zu Werbezwecken. Vorgestellt wird u. a. auch Mario Praz' "Liebe, Tod und Teufel. Die schwarze Romantik".


    Also, was den obskuren Begleitband zum "Frankenstein" angeht: Ich könnte mir auch vorstellen, dass das eine Promo-Aktion o. ä. des Verlags gewesen ist. Welchen Sinn sollte es machen, das Nachwort extra zu veröffentlichen, wo doch das eigentliche Buch schon damit versehen ist? Die deutsche Nationalbibliothek hat jedenfalls kein Exemplar und auch antiquarisch bin ich (auf die Schnelle) nicht fündig geworden.


    Katla Genau, ich meine die Romane, die noch ein Nachwort haben. Das muss man sich dann erblättern bzw. ein Lesezeichen einlegen, um sich das Suchen beim nächsten Mal zu ersparen. Kein Weltuntergang, aber ich wollte es mal gesagt haben.


    Ja, die Büste, ein Geschenk meiner Schwester. Genau genommen eine Keksdose (abnehmbare Kopfschale), aber der skulpturale Charakter ist unübersehbar.

    Der ganze Titel lautet:


    Hermann Ebeling: Frankenstein. Zur Tradition eines Monsters. Anhang zu Mary Wollstonecraft Shelley Frankenstein. Roman. Aus dem Englischen von Friedrich Polecovics [sic!]. Nachwort von Hermann Ebeling. Carl Hanser Verlag.


    Hm. Bis auf ein Foto (ein Spielzeug-Frankenstein) scheint es sich allerdings um das Nachwort + Dokumente + Bibliografie zu handeln, welches das reguläre Buch auch enthält (mein Exemplar von 1970, ab S. 317, die Broschüre gar nicht datiert).


    Was mich immer etwas ärgert bei den Bänden: Es gibt kein Inhaltsverzeichnis, so dass man nicht mit einem Griff zum Nachwort oder den Anhängen gelangt …

    Bei mir war es so, ich hatte jahrelang nur den Supplement-Band zum "Frankenstein" (links im Bild, ein Nachwort von Hermann Ebeling). Dann habe ich vor 2 Jahren auf einem Trödel sehr günstig eine ganze Handvoll der Bücher mit Schutzumschlag ergattern können. Und da war auch endlich das Gegenstück zu dem Anhang dabei …


    Gibt es eigentlich solche Anhängsel noch zu weiteren Titeln?



    Aus dem Jahr 2018 stammt der Film „Clark Ashton Smith. The Emperor of Dreams“ des kalifornischen Regisseurs Darin Coelho Spring. Der Streifen wurde zuvor im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne finanziert. Meine Wenigkeit und einige Bekannte und Freunde haben daran teilgenommen … und letztes Jahr trudelten die DVDs ein. Hier ein kurzer Überblick, was die (sehr empfehlenswerte) Doku zu bieten hat.


    Vorab jedoch der Link zu Hippocampus Press, wo die DVD offiziell erschienen ist (das Crowdfunding war nur zu 75% erfolgreich):

    https://www.hippocampuspress.c…the-emperor-of-dreams-dvd


    1) The Star-Treader: 1893 – 1926

    Die rund 110-minütige Dokumentation lässt Literaten, Künstler, Herausgeber und Forscher zu Wort kommen: Harlan Ellison, den jüngst verstorbenen Willum H. Pugmire, den Smith-Biografen Scott Connors, S. T. Joshi u. a. Die wichtigste Rollen nimmt Donald Sidney-Fryer ein, der durch den Film führt. Wir begleiten ihn in Auburn zu den Stätten aus Smith’ Leben oder nach San Francisco, Wohnort des Dichters George Sterling und Mentor des jungen Smith.


    2) Hyperborea beyond Hyperborea: 1927 – 1937. H. P. Lovecraft and the Weird Tales Years

    Ab den späten 1920er-Jahren begann Smith, nachdem er vorher als jugendliches Dichter-Genie gefeiert worden war, mehr Prosa zu verfassen. Wichtig war die Bekanntschaft mit Lovecraft. Der Part untersucht die wechselseitige Inspiration zwischen diesen ungleichen Persönlichkeiten. Smith hat ja ein ganz eigenständiges Werk geschaffen, das durchaus nicht in Abhängigkeit von Lovecraft zu sehen ist. Unisono gilt „The City of the Singing Flame“, 1931 in „Wonder Stories“ veröffentlicht, als einer von Smith’ besten Texten. Sidney-Fryer nimmt uns im nordkalifornischen Bergland mit an den Originalschauplatz Crater Ridge, der Smith zu dieser wundervollen Erzählung inspirierte.


    3) The Sorcerer Departs: 1938 –1961

    Den Abschluss der Doku bilden die späten Jahre (bis zu Smith’ Tod), in denen dem Dichter noch einmal das Glück einer Ehe mit Carol Jones Dorman zuteil wurde. Exklusiver Interviewpartner ist William Dorman, Smith’ Adoptivsohn.


    Und sonst?

    Sehenswert sind die Grafiken und Gemälde, die Smith als Ausgleich zu seinen Gedichten und Erzählungen schuf. So werden unter anderem einige Blätter aus den Illustrationen zu seinem Gedicht „The Hashish-Eater“ gezeigt. Ebenso reizvoll sind die Miniaturen, rätselhaften Köpfe und Fratzen, teilweise Darstellungen seiner literarischer Wesenheiten (auf meinem Foto zu sehen: Tsathoggua). Diese Kreationen werden informativ und unterhaltsam von den beiden Künstlern Charles Schneider und Skinner kommentiert.

    Als angenehme Pflicht empfinde ich es, auf einen Podcast hinzuweisen, der vor einigen Monaten an den Start gegangen ist. Es handelt sich um:


    Dr. Doyle und Mr. Holmes – Der deutsche Sherlock-Holmes-Podcast


    Mitnichten geht es dabei nur um den weltbekannten Detektiv, sondern – gerade in den bisherigen Folgen – um die Biografie von Arthur Conan Doyle. Dieser Autor ist ja in mehrfacher Hinsicht auch in einem Phantastik-Forum gut aufgehoben.


    Jüngst hatte ich bei einem von dem Podcast in Zusammenarbeit mit dem Verlag "28 Eichen" ausgelobten Preisausschreiben mitgemacht und einen Buchpreis gewonnen. Dabei handelt es, wie man sehen kann, um einen Band mit Vermischtem, u. a. auch der titelgebenden, frühen Spukhaus-Story von Doyle.


    Da unser Nils einer der Hosts des Podcasts ist, kann man sicher sein, dass ehrenwerte und gut recherchierte Qualität geliefert wird.