Beiträge von Arkham Insider Axel

    Bei aller berechtigten Kritik an Frau Löffler, schreibt Simon Sahner ja selbst:


    Zitat

    „Wenn das anspruchsvoll gehandhabt wird, dann halte ich das für eine sehr positive Entwicklung im Sprechen über Literatur.“

    Das ist eben der entscheidende Punkt: anspruchsvoll.

    Ich bin gerne bereit, auch die Tugenden eines Buches zu loben. Und ja, The Bunyip , du hast Recht: die Schilderung des Urwalds hat mir gefallen. Ich kann mir denken, dass sich das Bild über diesen Autor und seine Themen rundet, wenn man mehr von ihm liest.


    Tja, was den James betrifft: das Fass macht ja Mittelholzer selbst ein bisschen auf. Und da habe ich dann halt einen Maßstab angelegt.


    Eine sehr subjektive Kritik ist, dass ich mehr von der Lektüre erwartet hatte (eine Position, die sich schlecht objektiv begründen lässt). Deshalb habe ich damals (letztes Jahr) das Buch zur Seite gelegt. Ich bin wirklich weit davon zu sagen, es sei schlecht. Und weiß Gott, ich habe bestimmt schon literarisch mittelmäßigere Bücher ausgelesen – aber wohl auch, weil sie in irgendeine Richtung polarisiert haben. Dieses Faszinosum fehlte mir beim Mittelholzer …


    Wie auch immer: Die Präsentation des Buchs habe ich sehr gerne gelesen, bitte mehr davon!

    Ich gestehe, eines der wenigen Bücher, das ich nicht zuende gelesen habe.


    Warum?


    So reizvoll das Thema und auch das Setting klingen, kriegt der Autor nicht richtig die Kurve. Das, was von meinem geschätzten Vorredner als Spannung bezeichnet wird, habe ich als Hinhalten und unnötige Länge empfunden. Ja, der Name M. R. James fällt in der Story und so kann man den Engländer wohl als Reverenz wie auch als Referenz sehen. Aber Mittelholzer ist in seinem Vorgehen zu friedlich, zu bedächtig – die Bösartigkeit und Hinterlist eines M. R. James erreicht er nicht. Selbst das angestrebte Gefühl einer Bedrohung aus einer anderen Welt, stellte sich nicht bei mir ein. Gelesen habe ich etwas bis zu der Stelle, an der die Inhaltsangabe abbricht – doch da war ich schon so wenig erpicht, hinter des Rätsels Lösung zu kommen, dass ich aufgab, – was mich als Leser gewiss auch nicht in einem guten Licht dastehen lässt, ich bestreite es nicht!


    Ich fühle mich zudem in meiner Theorie bestätigt: der Roman an sich ist nicht das formale Territorium fürs Unheimliche. Namentlich nicht in diesem Fall, wo aus der zugrunde liegenden Idee eine hübsche, exotische (freilich zahme) Geistergeschichte hätte werden können. Die ganze Familiensituation sowie die Liebelei zwischen den jungen Leuten – der typische Ballast, welcher der unheimlichen Phantastik einmal mehr das Wasser abgräbt … und so ist der interessanteste Aspekt des Buches vielleicht wirklich, dass es

    Mittelholzer schafft hier mit nur wenigen, fast beiläufigen Sätzen, den Aberwitz einer auf Rasseunfug basierenden kolonialen Gesellschaftshierarchie zu beleuchten.

    Falls du mal Langeweile haben solltest und der Artikel nicht zu lang ist, wäre ich ja sehr an einem Scan interessiert *flöt pfeif*

    Deine Wunsch wurde erhört. :)


    Ich habe die insgesamt 6 Seiten bei WeTransfer hochgeladen, sie stehen dort ca. 1 Woche zur Verfügung und können natürlich von jedem abgerufen werden, der diese Zeilen hier noch rechtzeitig liest.


    Link: WeTransfer/Westfaelische Spuklandschaften


    Bibliografische Information: "Westfälische Spuklandschaften". Von Dr. Hermann Schönhoff. Mit sieben Originalzeichnungen von Augustinus Heumann. In: "Hermann Löns Kalender. Ein Jahrbuch deutscher Heimaterzähler". Hrsg.: Dr. Friedrich Castelle. Heimatverlag der J. Schnellschen Buchhandlung. Warendorf i. Westf. 1922

    Ich musste nur schmunzeln, weil es sich so liest, als seien Dinge wie die "Indiana-Jones-Kampagne", "Pulp-Regeln" oder die ominösen "Investigatoren" Allgemeinweisen. Für RPGler sind sie das natürlich auch – für Außenstehende wie mich böhmische Dörfer. :)

    Eine spannende Frage. Sicher, bei gewissen Blogs kann man eine fast schon symbiotische Beziehung zu Blog und Verlag feststellen. Was natürlich im Interesse beider sein dürfte. Dafür herrscht dann auf diesen Blogs immer eitel Sonnenschein.


    Die Gedanken zum Thema betreffen auch dieses Forum. Hier gibt es zwar durchaus negative Kritik – aber über ein "Gefällt mir" oder "Gefällt mir nicht" reicht es oft nicht hinaus. Das Problem, so wie ich es sehe, ist also nicht allein ein Zuviel an Lobhudelei, sondern ebenso eine Bequemlichkeit – vielleicht auch eine Unbildung –, die verhindert, dass der/die Rezensent*in sich die Mühe macht, die eigenen Lektüreindrücke zu prüfen, zu analysieren, um sie schließlich in den größeren Rahmen einer (allgemein verständlichen + nützlichen) Kritik zu packen.


    Ich lese hin und wieder ganz gerne auf diesem Portal:

    https://literaturkritik.de/


    Rezensionen zu einzelnen Titeln lassen sich hiermit finden:

    https://literaturkritik.de/public/Buch-Suche.php