Beiträge von Arkham Insider Axel

    Ich hab mir grad die weniger günstige Ausgabe aus den 50ern gegriffen, mit Dinosaurierkampf-Schutzumschlag.

    Schöne Sache, ich habe auch so eine alte Ausgabe, gefällt mir jedenfalls besser als die Version aus den 80ern … Das Buch ist nicht schlecht, aber längst nicht so schmissig wie "The Lost World".

    Ich hab mir mal das eBook aus der Penguin Classic Reihe besorgt, das ein extrem interessantes, kritisches Vorwort hat. Hoffe, ich komme im Sommer dazu, es zu lesen.

    Ich bin gespannt, wie dir das Buch gefällt. Ob Haggard wirklich bewusst ein Konzept brechen wollte, weiß ich nicht. Er hat jedenfalls einige Jahre in Südafrika gelebt und sich mit der Zulu-Kultur beschäftigt – auch darüber hat er dann geschrieben, soll heißen: nicht nur vom fernen Desktop aus.


    Haggard hat es jedenfalls bestimmten Leuten angetan, ich zitiere aus dem Eintrag der dt. Wikipedia:


    Zitat

    Zu seinen Bewunderern zählt auch Carl Gustav Jung, für den die Figur der Königin Ayesha, einer jahrtausendalten Zauberin und Herrscherin über einen afrikanischen Stamm, in She ein Modell für sein Anima-Konzept war. Einen psychoanalytischen Blick auf das Werk Haggards wirft auch Arno Schmidt in seinem letzten, Fragment gebliebenen Roman Julia, oder die Gemälde.

    einem (vorgeblichen) archäologischen Fund aus den südamerikanischen Hochkulturen

    Damit sind schon einmal 2 wichtige Bedingungen für eine Lost Race/Lost World-Story erfüllt. Wie auch immer – gutes Gelingen bei der Niederschrift!


    Für den anglo-amerikanischen Raum ist sicher noch Edgar Rice Burroughs (Tarzan, Pellucidar u. a.) wichtig. Dieser hatte schon Vorläufer: z. Bsp. Bulwer-Lytton mit "The Coming Race" (1871). Daneben fällt mir noch Abraham Merritt ein mit "Das Gesicht im Abgrund" ("The Face in the Abyss") u. a.


    Deutschsprachige Autoren gab es natürlich auch, etwa Robert Kraft mit "Die Nihilit-Expedition". Und Conan Doyles "Lost World" hat eine russische Entsprechung: "Plutonien" von Wladimir Afanassjewitsch Obrutschew aus dem Jahr 1924 (diesen Titel sollte man noch in einer günstigen DDR-Ausgabe erstehen können).


    Ich würde übrigens auch nicht davor zurückschrecken, Lovecrafts "Berge des Wahnsinns" in diesen Bereich einzuordnen. Mit einer Forschungsexpedition und der Entdeckung einer untergegangenen Hochkultur sowie deren Metropole sind auch hier wesentliche Bausteine der Gattung vorhanden.


    Ich war schon einmal auf den Verlag gestossen, es handelt sich um Gyan Books Pvt Ltd. aus Delhi. Das Geschäftsmodell besteht darin, die Bücher in verschiedenen Versionen anzubieten: als Softcover, Hardcover und "Luxus"-Ausgabe (in Leder gebunden).


    Strach Handelt es sich denn um ein neu gesetztes Buch (also mit neuem Schriftbild) oder einen Faksimile-Druck der originalen Ausgabe? Und ist es möglich, dass du mal ein, zwei Fotos hier zeigst?

    die antike Stadt Kôr eine kleinen Platz in der Geschichte, an der ich aktuell schriebe, erhalten hat.

    Das hört sich doch gut an! Beschäftigst du dich in deiner Geschichte denn mit dem Thema "Lost Race" oder "Lost World"? Und war das der Grund, dass du dieses Buch ausgewählt hast? Ich habe es schon länger im Regal stehen und war froh, dass nun ein Anlass bestand, es endlich auch einmal zu lesen.


    Was ich noch interessieren würde, wie würdest du das Buch in Haggards Werk einordnen?

    In der Hinsicht muss ich leider passen. Es ist schon Jahre her, dass ich seine anderen Sachen las und mehr als einen positiven Eindruck kann ich daher nicht vermitteln. "König Salomons Diamanten" wird ja allgemein als Jugendbuch bezeichnet, was auf "Sie" aber wohl kaum zutrifft. Das esoterische Gewicht des Romans scheint übrigens nicht von ungefähr zu kommen, sondern eine persönliche Spezialität von Haggard gewesen zu sein … allerdings bin ich auch nur oberflächlich mit seiner Biografie vertraut.


    Wie es der Zufall so will, habe ich auch den Nachfolger "Ayesha, sie kehrt zurück" hier stehen – und ich denke, dass ich das Buch zeitnah in Angriff nehmen werde.

    Ich möchte nach erfolgter Lektüre einige Aspekte des Romans erwähnen, die nach meinem Dafürhalten durchaus nicht generisch oder vorhersehbar sind. Ausgabe ist Band 1 der 24-bändigen Haggard-Reihe im Heyne Verlag (Übersetzung: Helmut Degner).


    This is a man's world

    Die Beziehung zwischen Leo und seinem väterlichen Mentor Holly ist interessant gestaltet. Jener ist das Sinnbild des schönen Mannes, dieser aber so hässlich, dass er später den Spitznahmen „Pavian“ erhält. Erscheinung und Wesen – gedrungener Körper, starker Haarwuchs, lange Arme, kräftig, sportlich, dabei ein großer Denker – erinnern unweigerlich an Conan Doyles Professor Challenger. Holly ist von dem Anblick, dem „Sie“ ihn gewährt, so ergriffen, dass er – natürlich chancenlos – auf Leo eifersüchtig wird (ohne dass das jedoch ihr gutes Verhältnis trüben könnte). Diesen Dualismus – schön und jung gegen hässlich und gealtert – finden wir im Männerbild einiger der herausragendsten Texte jener Zeit wieder. Ich denke an Oscar Wildes „Dorian Gray“, Robert Louis Stevensons „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ oder Bram Stokers „Dracula“. Auf die Thematik sexueller Potenz/Impotenz gehe ich an dieser Stelle aber lieber nicht ein …


    Eine leibhaftige Göttin?

    „Sie“, Ayescha, ist nicht nur Herrscherin, sondern weist auch einige göttliche Züge auf. Sicher: ihre leidenschaftlichen Gefühle scheinen sehr erdverbunden zu sein und auch ihre unglaubliche Lebenskraft wird „natürlich“ erklärt. Andere Punkte wiederum sind bemerkenswerter. Dank ihrer Schöpferkraft kann „Sie“ verschiedene Rassen züchten. Darunter ein Geschlecht von Riesen, das aber verdarb. Oder eine Spezies, die so hässlich war, dass sie diese wieder aussterben ließ. Herzlos muss uns ihr jüngster Streich erscheinen: taubstumme Dienerinnen und Diener, mithin also Menschen, deren Wahrnehmung und Äußerung bedeutend eingeschränkt ist. Haggard treibt den göttlichen Vergleich auf die Spitze, wenn sich Ayescha im Kapitel 23 („Der Tempel der Wahrheit“) auf die von den früheren Bewohnern von Kôr verehrte Göttin der Wahrheit bezieht.


    Totenkult und Wiedergeburt

    Bis zu einem gewissen Grad scheint Ayescha die von Haggard literarisierte Totengöttin Isis der ägyptischen Mythologie zu sein. Der Autor verwendet jedenfalls mehr als eine dementsprechende Anspielung. Helena Petrovna Blavatsky hatte einige Jahre zuvor mit „Isis entschleiert“ (1877) ein Programm vorgelegt, das – so interpretiere ich es – Haggard mit seinem Roman profaniert. „Sie“ lässt jedenfalls recht zügig die Hüllen fallen und blendet unseren Chronisten Holly durch ihre übermenschliche Schönheit. Doch zurück zur Totengöttin. Das Motiv des Todes – daran anschließend das der Reinkarnation – verfolgt Haggard stringent und abwechslungsreich. Der brachiale Kampf zwischen Löwe und Krokodil (der mit dem Tod beider endet) mag abgedroschen erscheinen, aber in dem Zusammenhang nicht fehl am Platz. Ayeschas Höhlenreich mit seinen zahllosen konservierten Leichen und erst recht mit der Pyramide aus Skeletten verdichtet diese Absicht bis zum Extrem. Haggard reizt den Komplex so weit aus, dass er auch vor Nekrophilie nicht zurückschreckt. Die Amahagger hausen nicht nur gemeinsam mit den Toten, sondern bedienen sich ihrer auch zu verschiedenen Zwecken. Sie tragen ihre Kleider auf und – benutzen sie als Brennmaterial! Ein schauriger Höhepunkt des Romans ist das 19. Kapitel („Bringt mir eine schwarze Ziege!“), in welchem abfackelnde Mumien eine Art Schwarze Messe illuminieren.


    Fazit

    Ich belasse es vorerst einmal an dieser Stelle. So klischeehaft der Roman im Großen und Ganzen erscheinen mag, so lohnenswert ist doch die Beschäftigung im Detail. Sicher begegnen uns in dem Roman viele altbekannte Elemente,. Doch wie Felix schon sagte, ist das nicht Haggard anzulasten, sondern liegt an unserem gediehenen Erfahrungsschatz. Einige der saloppen Gesellschaftsentwürfe hinsichtlich der „Lost Race“ sind vielleicht waghalsig, laden aber zur Frage ein: Welche Alternativen bietet der Text zu den Gegebenheiten der viktorianischen Epoche? Für mich besteht der Unterhaltungswert bei einem solchen Buch in den ausgesprochenen und unausgesprochenen Implikationen. „Sie“ ist eben nicht nur eine Paradebeispiel einer bestimmten literarischen Gattung, sondern offeriert Gedankenfutter hinsichtlich Mythologie, Sexualität, Psychologie, Politik etc. Legen wir hier einen aktuellen Moralkodex an, ja – dann lässt sich die Sache klassifizieren als „eurozentristisch, rassistisch, sexistisch“. Allerdings wurde der Roman kaum um dieser Eigenschaften willen geschrieben. Sie vor Augen, aber gleichzeitig die Qualitäten des Buchs im Blick zu haben, ist für mich eine erstrebenswerte Auseinandersetzung.

    ein Nachwort, indem das Werk in seinen Entstehungszeitraum eingeordnet worden wäre.

    Ja, das darf man heutzutage erwarten. Die deutsche Sekundärliteratur zu Haggard, die mir bekannt ist, zeigt sich allerdings in den angesprochenen Punkten nicht besonders "woke". Es handelt sich dabei um Texte aus den 1980er und 90er-Jahren.

    Hast du denn bereits "Sie" gelesen?

    Ich habe heute, nachdem Du den Thread eröffnet hast, mit dem Buch begonnen und hoffe, in 2 Tagen durch zu sein. Gelesen habe ich früher "König Salomons Diamanten", "Das Elfenbeinkind" ("The Ivory Child") und "Der Zauberer im Sululande" ("Allan's Wife").

    Da sprichst du ein Werk an, welches gewiss auch von Rider Haggard zehrt.

    Mir ist schon gleich zu Beginn eine Ähnlichkeit aufgefallen, dazu später mehr …

    Vielleicht für alle, die ein echtes historisches Interesse an der Entwicklung der Phantastischen Literatur haben.

    Ich denke schon, dass dieses Interesse angebracht ist, wenn ein Buch mit negativen oder negativ konnotierten Eigenschaften wie "eurozentristisch, rassistisch, sexistisch …" belegt wird. Denn da stellt sich doch erst einmal die Frage, warum sollten wir so einem Werk unsere Aufmerksamkeit (hinzu kommt ja noch sein generischer und vorhersehbarer Inhalt) schenken.


    Wenn ich die Reaktionen von hardt und Nils lese, dann kann man Dir Felix kaum den Vorwurf machen, Du wolltest für das Buch (oder den Verlag) werben …


    Was mich betrifft, so lese ich den Haggard – aber auch Doyles Lost World, welches zu meinen Lieblingsbüchern zählt – recht gerne. Das heißt nicht, dass ich die aus heutiger Sicht negativen Elemente schätze. Aber ich stoße mich auch nicht an ihnen, denn schließlich kann ich ja einordnen, vor welchem Hintergrund ein Buch wie Sie entstanden ist. Begriffe wie "Fremdheit" "Abenteuer" oder "Wildnis" standen noch nicht unbedingt zur Diskussion, sondern erweckten und erfüllten Erwartungen, die sich mittlerweile eben gewandelt haben.


    Übrigens ist dieser Wandel, so scheint mir, noch vergleichsweise jung. Denn bis in die 1980er Jahre erfreute sich der klassische Abenteuerschmöker noch einiger Beliebtheit. Der Heyne Verlag brachte z. Bsp. bis Mitte der 80er seine mehrbändige Haggard-Ausgabe auf den Markt.


    Ich möchte noch kurz hinweisen auf meine Vorstellung von Cornell Woolrichs Die wilde Braut, ein merkwürdiges Buch, das in der Lost-Race-Tradition steht, diese aber schon zeitgemäß abändert.

    Nils Deine analytische Reaktion stimmt in allen Punkten, so dass ich ihr kaum mehr etwas hinzufügen kann.


    Nur zu einer Sache:


    sodass die Lektüre für den Adepten des Grauens eher Arbeit als Freude darstellt.

    Ein vielleicht bekanntes Phänomen: manchmal erwächst die Freude aus der Arbeit; je größer diese, desto größer fällt auch jene aus. Ich hatte den Ehrgeiz, das Buch auszulesen und die abgeschlossene Lektüre empfinde ich durchaus als Gewinn.


    Inkorporiert im "Maler Nolten" ist übrigens auch eines der bekanntesten jahreszeitlichen Gedichte, das unter dem Titel "Er ist's" bekannt wurde und gerade ausgezeichnet passt:


    Frühling läßt sein blaues Band

    Wieder flattern durch die Lüfte;

    Süße, wohlbekannte Düfte

    Streifen ahnungsvoll das Land.

    Veilchen träumen schon,

    Wollen balde kommen.

    - Horch, von fern ein leiser Harfenton!

    Frühling, ja du bist's!

    Dich hab' ich vernommen!


    Worum es geht, Teil 1

    Der 16-jährige Theobald Nolten besucht gemeinsam mit seiner Schwester Adelheid eine Burgruine. Es ist ein grauer, wehmütiger Tag, der als Stimmungsbild der nun folgenden schicksalhaften Begegnung dient. Im Inneren des Gemäuers vernimmt Theobald einen betörenden Gesang – schnell ist die Quelle ausgemacht: „eine Jungfrau, deren fremdartiges, aber keineswegs unangenehmes Aussehen auf den ersten Blick eine Zigeunerin zu verraten schien.“

    Der Junge und seine Schwester nehmen das Mädchen – Elisabeth – mit ins elterliche Pfarrhaus, wo ihr Vater (die Mutter lebt nicht mehr) alles andere als begeistert ist über den Gast. Tatsächlich ist ihm Elisabeth keine Unbekannte. Ihr Anblick erinnert ihn an eine tragische Familiengeschichte, in die sich einst sein eigener Bruder verstrickte … und die sich mit Elisabeths Auftauchen fortzusetzen scheint. Freilich nicht unmittelbar, denn sie verschwindet kurz darauf wieder, „ohne auch nachher, als man sie vermisste, wieder aufgefunden werden zu können.“


    Worum es geht, Teil 2

    Jahre später malt Nolten das Bild einer „nächtlichen Versammlung musikliebender Gespenster“, in dem er Elisabeth die Rolle einer Organistin verleiht. Mit ihr – zu der er seit jenen Jugendtagen gar keinen Kontakt mehr hatte – wird zuerst eine von insgesamt drei Frauen eingeführt, denen Nolten in Liebesglück und Liebesunglück verbunden ist. Denn eigentlich wartet in der alten Heimat seine Verlobte Agnes auf ihn, von der er sich aber entfremdet hat. Statt ihrer gilt seine Aufmerksamkeit neuerdings der Gräfin Konstanze von Armond.

    An dieser Stelle meint Noltens Freund, der Schauspieler Larkens, eingreifen zu müssen. Um die Beziehung zu Agnes zu retten, beginnt Larkens mit ihr einen Briefverkehr in Noltens Namen und täuscht eitel Sonnenschein vor. Dieser fingierte Briefwechsel fliegt natürlich eines Tages auf; mit fatalen Folgen für alle Beteiligten.


    Zwischen allen Stühlen

    Eduard Mörikes 1832 erschienener „Maler Nolten, eine sogenannte „Novelle in zwei Teilen“, kann ebenso unter dem Aspekt der Gespenstergeschichte als auch unter dem des Künstler- oder Bildungsromans betrachtet werden. Auch von einem psychologischen oder Entwicklungsroman ist die Rede … je nachdem, welche Sekundärliteratur man konsultiert. Schön hat es Volker Hoffmann in seinem Eintrag in „Kindlers Literaturlexikon“ ausgedrückt: „Mit der Gattungszuordnung beginnen die Probleme des Malter Nolten.“

    Ohne Zweifel gibt das zu Beginn des Buchs beschriebene Gemälde eines Totentanzes den Takt vor. Denn die rätselhafte Zigeunerin Elisabeth, von welcher der 16-jährige Nolten verkündet „Und lass es ein Gespenst sein!“, greift immer wieder aus zwielichtigen, abgründigen Regionen in sein Leben ein. Sagen und gespenstische Geschichten, die zwischen den Handelnden kursieren, bilden einen durchgängigen Untergrund des Buchs. Dessen Erzähltechnik erreicht mit „Der letzte König von Orplid“ einen ersten Höhepunkt. In dieses „phantasmagorische Zwischenspiel“ eingeflochten (und davon unabhängig bekannt geworden) ist Mörikes Ballade „Die Geister am Mummelsee“.


    Fazit

    Ich habe den „Malter Nolten“ gerne gelesen, auch wenn die Lektüre zwischenzeitlich ins Stocken geriet. Das liegt zum einen an der Länge des Buchs, meiner Ausgabe mit kleinem Schriftbild und, wie das bei einem fast 200 Jahre alten Werk natürlich ist, an der altertümlichen Sprache, in die es sich ja immer wieder „einzuarbeiten“ gilt.

    „Maler Nolten“ fußt sicher noch irgendwo auf dem Schauerroman. Der geringe zeitliche Abstand zum Werk E. T. A. Hoffmanns ist bedenkenswert, ebenso die Unterfütterung durch die Gespensterballade: ein Feld, auf dem sich Mörike ohnehin betätigte. Dennoch überwiegt die menschliche Tragik des Geschehens – ein Geflecht aus Intrige und Gegenintrige – den gruseligen Effekt.

    Interessanterweise bleibt der „Titelheld“ selbst relativ blass gezeichnet. Seine Gefühle und Absichten kommen vielmehr in der Darstellung seiner drei „Gespielinnen“ zum Ausdruck. Sie erscheinen denn auch als Repräsentantinnen verschiedener gesellschaftlicher Sphären. Mit Agnes strebt Nolten ein geregeltes Bürgerleben an, mit der feinsinnige Konstanze von Armond verkehrt er in Adelskreisen und Elisabeth mag für eine ungeordnete, umherirrende Existenz stehen, – nicht zuletzt, so hat es Gero von Wilpert ausgedrückt, für die „dunkle Dämonie des Künstlertums“.

    Es gibt eine zeitgenössische Buchbesprechung von Max Meyerfeld, einem deutsch-jüdischen Übersetzer, der von 1875 bis 1940 gelebt hat.


    Erschienen im "Literarischen Echo", Band 22, Nr. 2 (15. Oktober 1919):


    Zitat

    „Herr Heinz Salmon […] hielt es anscheinend für eine Notwendigkeit, den Dorian Gray noch einmal zu schreiben. ‚Ein moderner Schriftsteller’, läßt er seinen in Geist ertrinkenden Klugredner ausrufen, ‚debütiert meistens mit etwas, von dem der weise Ben Akiba gesagt haben würde, daß es schon dagewesen sei.’ Stimmt auffallend für diesen Roman. Bis zur Lächerlichkeit kopiert er bewußt sein Vorbild. Alles, aber auch alles ist übernommen: Handlung, Charaktere, Dialog, noch das Vorwort. Dazugekommen sind zwei oder drei Züge aus dem Leben Oscar Wildes, dem das Buch gewidmet ist. Das Bildnis hat sich in eine goldene Maske verwandelt; der schöne Dorian und der zynische Lord Henry sind in dem einen Alexander Eberhard zusammengeflossen. Selbst auf die Nebengestalten erstreckt sich der Nachbildungstrieb (die Zirkustänzerin Zita = Sybil Vane, der eifersüchtige Neger = Matrose). Das Feuerwerk der Unterhaltung wird böse verwässert. […] Mit Kunst hat der Versuch so viel zu tun, wie wenn Dilettanten sich ans Klavier setzen und über ein gegebenes Thema phantasieren.“


    Das Zitat ist entnommen der Webseite von Dr. Horst Schroeder, der sich sowohl mit dem Werk von Oscar Wilde als auch mit dem von Max Meyerfeld auseinandersetzt.


    Link: http://horst-schroeder.com/index.htm

    Zitat

    Wie entstanden die Welt und das Leben in dieser Vielfalt, wie lautet der Plan der schicksalsbestimmenden, übernatürlichen Mächte, welche Ursachen haben Übel, Krankheit und Tod, und von welchen aussergewöhnlichen Taten gibt es neue Kunde? Mit einer gross angelegten Ausstellung stellt das Liechtensteinische LandesMuseum erstmalig die Themen Märchen, Mythen, Legenden, Fabeln und Sagen vor, die einen fundamental wichtigen Bestandteil jeder Kultur und ihres kollektiven Gedächtnisses bilden. Dabei werden Spuren verfolgt, die sich durch die Erzählungen von Menschen verschiedener Kulturen ziehen. Diese Spuren beginnen tief in der Vorgeschichte und verbreiten sich zu einem frühen Zeitpunkt. Sie entfalten sich in den Mythen, Sagen, Fabeln, Legenden der Antike und führen in die Welt unserer europäischen Märchen, welche zunächst nur mündlich tradiert worden sind. Auch die Sagenwelt Liechtensteins wird dabei vorgestellt.

    Weitere Infos sowie einige Abbildungen von Exponaten sind hier zu finden: Ausstellung Märchen, Sagen und Symbole