Beiträge von Arkham Insider Axel

    Jedenfalls ist alles immer einen Tick drüber.

    Super Satz, der das Ganze schon schön auf den Punkt bringt. :) Ja, das Stilmittel (?) der Übertreibung macht Aickman – wenigstens in dieser Story – so rasch keiner nach!


    Vielleicht wiederhole ich mich, aber diese Geschichte ist eine der stärksten des Bandes. Oder?

    Vielen Dank für den Hinweis! Für einen westdeutsch Sozialisierten herrscht hier doch immer ein bisschen Nachholbedarf. Ein Film wie Star Wars – der ins Weltraum verlängerte Arm des Wilden Westens – war in meiner Kindheit prägend für mich: ein in die Zukunft transportierter Kampf um Macht und Einflussnahme nach kapitalistischen Regeln.


    Den inhaltlich anders gearteten Zugang der sozialistischen Länder zum technischen oder utopischen Roman bzw. Film habe ich mir erst viel später bewusst gemacht. Auch wenn dieses spezielle Genre nicht ganz meine Tasse Tee ist, so habe ich mir diesen ARD-Film sehr gerne angeschaut. Tolle Original-Aufnahmen, interessante Hintergründe und Rückblicke, – und hinsichtlich der DEFA-Geschichte so oder so sehenswert. Well done!

    Danke für diesen Beitrag! Ich muss mich wieder mal an den Roman wagen; habe eine Ausgabe hier aus der Reihe Phantastische Literatur des Bastei-Lübbe Verlags (schwarze TB mit gelber Titeltypografie). Habe es einmal zu lesen begonnen, dann kam irgend etwas dazwischen … wie das so ist …

    Neben den vier Romanen von H. Rider Haggard selbst gibt es auch noch eine Fortsetzung von Peter Tremayne, "The Vengeance of She". Im Original von 1978, auf Deutsch ein paar Jahre später in der Reihe Bibliothek der phantastischen Abenteuer von Fischer erschienen.

    Danke für den Hinweis. Wird (bei Gelegenheit) auch einmal angetestet!


    Jeff Long: Im Abgrund (The Descent). Aus d. Amerikanischen v. Gerald Jung

    Broschur, 543 Seiten. Blanvalet. München 2001


    Inhalt/1

    Ende der 1990er Jahre wird der Menschheit bewusst, dass die Erde nicht nur vom Homo sapiens, sondern noch von einer anderen Gattung bewohnt wird: dem Homo hadalis. Die sogenannten Hadal bevölkern in verschiedenen Erscheinungsformen quasi die Kehrseite unseres Planeten. Dieser unterirdische Subplanet offenbart sich als weitreichendes Höhlensystem mit eigener Flora und Fauna. Das Verhältnis zwischen Menschen und Hadal ist nicht ungetrübt. Es kommt zu brutalen Attacken von Seiten der Hadal, die aus dem Erdinneren heraus wie eine Guerilla operieren. Doch bald schon werden aus den Jägern Gejagte und die Menschen dringen mit militärischer Entschlossenheit in den Subplaneten vor. Den Hadal bleibt nicht anderes übrig, als sich immer tiefer in ihr lichtloses Reich zurückzuziehen. Ihr letzter Trumpf besteht in ihrem Führer – ein klandestiner Messias, der sich unerkannt auf der Oberfläche bewegt, wo er der Menschheit unentwegt durch Intrigen schadet. Nur ein kleiner Kreis hellsichtiger WissenschaftlerInnen erkennt, dass es sich bei diesem Gegenspieler um das personifizierte Böse handelt: den Satan selbst.


    Inhalt/2

    Um dem Teufel auf die Schliche zu kommen, schleust der sogenannte „Beowulf-Kreis“ die Nonne Ali in eine Expedition ein, die im Auftrag eines multinationalen Konzerns die Unterwelt erforschen soll. Die Expeditionsgruppe besteht aus diversen WissenschaftlerInnen, einer kleinen Söldnerarmee und natürlich einem Vertreter des Konzerns. Ali selbst ist als Linguistik-Expertin mit von der Partie. Sie freundet sich mit Ike an, dem Scout der Truppe. Diese Freundschaft ist speziell, denn Ike hatte sich einst jahrelang in der Gefangenschaft der Hadal befunden. Wie kein anderer ist er für die Rolle des unterirdischen Kundschafters prädestiniert. Das Brisante: Er hat sich offenbar zu einer Art Mischwesen zwischen Homo sapiens und Homo hadalis entwickelt …


    Einschätzung

    Im Abgrund bietet (unter anderem) eine moderne Variante des Themas Lost World/Lost Race (beides trifft hier zu). Der Roman teilt sich grob in zwei Teile auf: die Entdeckung der Hadal und die Expedition in den Subplaneten. Jeff Long zieht gerade in diesem Part verschiedene Vorbilder heran und benennt sie auch: So stecken die Hadal irgendwo unter einer Decke mit den Morlocks aus H. G. Wells Zeitmaschine. Der Subplanet geht auf Jule Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde zurück (inklusive subterranen Ozeans). Was den religiösen Input angeht: davon wird das Genre bekanntlich seit eh und je angefeuert. Das Ideal heißt in dem Fall Dante und die Erkundung der Unterwelt gerät zur Reise durch die Hölle. Suche und schließlich Identifizierung des Satans haben mich an Sachen wie Rosemarys Sohn (Ira Levin) oder die Omen-Filme erinnert. Longs Beitrag zum Thema besteht darin, dass er das Turiner Grabtuch als ein Selbstporträt des Teufels entlarvt … na gut, okay.


    Meinung

    Als seitenlanger Roman lässt Im Abgrund viele Leute auf- und wieder abtreten, hangelt sich von einem Sub-Plot zum nächsten, bereist die halbe Welt und ist bemüht, die Spannung niemals abreißen zu lassen. Das ist gut gemacht und ich habe mich gewiss nicht gelangweilt. Allerdings geht die Fülle an Ideen, die alle auserzählt werden wollen, zu Lasten von Atmosphäre und Eindringlichkeit. Ich möchte sehr gerne vom Unheimlichen ergriffen werden – aber kurz und heftig! So ein Effekt verlangt eine narrative und sprachliche Konzentration, die ein Türstopper wie Im Abgrund naturgemäß nicht aufbringt. Am Ende gehe ich mit einer interessanten Grundkonzeption und einigen guten Einfällen aus dem Roman heraus. Aber leider auch mit vielen geschwätzigen Dialogen, Sentimentalitäten und unschönen Grausamkeiten. Die plastische Darstellung von Genitalverstümmelungen, ausgerissen Augen und abgeschlagenen Köpfen ist jedenfalls komplett überflüssig. Aber ich fürchte, ich bin für den zeitgenössischen Horrorroman so oder so hoffnungslos verloren …


    Ich vergebe 3 von 5 Daumen :thumbup::thumbup::thumbup:

    Nicht die ersten, aber immerhin recht frühe Veröffentlichungen von Pulpstern im deutschsprachigen Raum. Lange bevor der Begriff durch einen Streifen wie Pulp Fiction oder sogar eine Reihe wie Pulp Legends (Festa) geadelt wurde.

    Es klingt mir letztlich so, als ob der liberalkonservative Oberschichtenmann Bulwer-Lytton uns hier seine pessimistische Kritik sozialer Progression vorzulegen gedachte.

    Das mag sein, aber manchmal, so habe ich den Eindruck, ist ihm seine Kritik aus dem Ruder gelaufen und hat sich verselbstständigt. Jedenfalls fragte ich mich beim Lesen des Öfteren: Wird hier Kritik betrieben oder Gedankenspielerei? Das Buch hat jedenfalls Charme.

    Tobias Reckermann - Xulhu


    Was für eine kompakte und mitreißende Auftaktgeschichte! Reckermann hat mich sofort in seinen Bann gezogen, wisssenschaftlich essayistisch beschreibt er eien Forschungsreise zu den Aneoin im zentralen Kongo. Diese kommunizieren nicht verbal, alles wird schweigend erledigt und der Ich-Erzähler beobachtet teilnehmend, wird mehr und mehr zu einem von den anderen. Natürlich lauert ein Geheimnis kosmischen Grauens im Hintergrund. Wunderschöner Beginn!

    Ich habe mir das Hörbuch (gelesen von Michael Perkampus) gegeben – very nice.


    Edward Bulwer-Lytton: Das kommende Geschlecht (The Coming Race, Erstveröffentlichung 1871)

    Aus d. Englischen v. Michael Walter

    Phantastische Bibliothek Bd. 42, Suhrkamp. Frankfurt a. Main 1980


    Glück auf! (Worum es geht)

    Ein junger, wohlhabender Müßiggänger (unser Erzähler) erforscht gemeinsam mit einem befreundeten Ingenieur ein Bergwerk. Als sich die beiden Männer abseilen, kommt es zu einem Unfall, der dem Ingenieur das Leben kostet. Auf sich allein gestellt, begibt sich der Erzähler weiter in die Unterwelt. Dort trifft er auf einen speziellen Menschenschlag: die Vril-ya – ein Geschlecht von überlegener Erhabenheit und Intelligenz. Der Fremdling wird nach anfänglicher Skepsis freundlich in die Gemeinschaft aufgenommen. Nach und nach lernt er die gesellschaftliche Organisation der Vril-ya kennen, welche – der Name sagt es ja – auf einem besonderen Stoff beruht: Vril. Dabei handelt es sich um eine evolutionär bedingte Kraft, welche die Unterirdischen psychisch und physisch meisterhaft beherrschen.


    I’ve got the Power (Die Vril-Kraft)

    Obwohl von gemeinsamer Abstammung, haben die Vril-ya eine andere Entwicklung hingelegt als die Menschen. Dank der ebenso zerstörerischen wie beruhigenden Vril-Kraft sind sie maximal gelassen; menschliche Affekte machen ihnen nicht zu schaffen. Und alle Erfahrungs- und Anschauungswerte der oberirdischen Welt sind hier unten ins Gegenteil verkehrt. Wesentliche, uns bekannte Triebkräfte sind verkümmert. Was zur Folge hat, dass es keine Kriege und keine Ungleichheiten gibt – im selben Zug aber auch keine bedeutenden Einzelpersönlichkeiten oder künstlerische Errungenschaften. Dies alles wird vom Erzähler fein beobachtet und analysiert. Wobei er beständig zwischen Zustimmung und Ablehnung schwankt. Zwar erkennt er die Überlegenheit seiner Gastgeber an, doch ist er sich nicht sicher, ob ihm ihre Lebensweise behagt.


    Der eine kommt, der andere geht (The Coming Race)

    Der Roman gliedert sich in 29, teils sehr kurze Kapitel. Das ungeschriebene 30. Kapitel bleibt unserer Phantasie überlassen. Doch sollten die Vril-ya eines Tages beschließen, die Oberwelt zu betreten, so dürfte dies zu Ungunsten der Menschheit ausfallen. Gemäß ihrer Philosophie bliebe ihnen nicht anderes übrig als unsere Auslöschung. Denn ein dermaßen raffiniert entwickeltes Geschlecht hat keinerlei Interesse am Fortbestehen einer Menschheit, die noch auf der Stufe leidlich zivilisierten Barbarentums steht … Das Prinzip der Eugenik ist daher bei den Vril-ya auch nichts anrüchiges, sondern integraler Bestandteil ihrer Bevölkerungspolitik. Freilich kämen sie nie auf den Gedanken, aus Grausamkeit oder Genusssucht zu töten und lehnen eine karnivore Ernährung strikt ab.


    Fazit

    Das kommende Geschlecht ist kein (wie es mir vorschwebte) atemberaubender phantastisch-abenteuerlicher Roman. Vielmehr habe ich das Buch als hintergründigen Kommentar der Menschheitsgeschichte bis zum Zeitpunkt ihrer Niederschrift gelesen, das auch heute noch Aussagekraft besitzt. Was als Lost Race beginnt, sich zur Utopie entwickelt, trägt schließlich mehr und mehr die Züge einer Satire. Es ist ein gedankenreiches Werk, dessen dürre Handlung nur dazu dient, uns mit den theoretischen und praktischen Aspekten der Vril-ya bekannt zu machen. Ich bin eigentlich kein Freund solcher literarischen Gesellschaftsentwürfe (oder ihrer Gegenmodelle), doch hat mir die Spitzfindigkeit der Ausführungen Spaß gemacht. Zudem bin ich fasziniert von der Vril-Kraft, die eine eigene, ungeplante Dynamik entwickelt hat: Esoterische bis hin zu völkisch-okkultistischen Kreisen griffen Bulwer-Lyttons Vision dankbar auf und verorteten sie in ihren eigenen Themenbereichen. – Doch das ist wieder ein anderes Thema …


    Ich vergebe 4 von 5 Daumen. :thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

    Schöne Sache, danke für den Hinweis!

    Leider finde ich die Bücher immer viel zu teuer.

    So weit würde ich nicht gehen. Es kann ja auch gewünscht sein, dezidiert eine Sammlung klassischer Phantastik aufzubauen – ohne dass man sein eigenes Bücherregal mit Gesamtausgaben, Romanen, Erzählbänden usw. belastet, die Vieles enthalten, was man im Endeffekt denn doch nicht liest.

    Aber klar, eine nicht geringe Anzähle der Bände bringt Stories, die schon zigfach in Genre-Sammlungen berücksichtigt wurden.