Vom 5.
Februar bis zum 22. Mai 2022 findet im Düsseldorfer
Heinrich-Heine-Institut die Ausstellung „Ilna Ewers-Wunderwald.
Rebellin des Jugendstils" statt. Ich hatte das Glück, noch einen
Platz für die Vernissage im Palais Wittgenstein zu ergattern, mit
welcher die Schau gestern eröffnet wurde.
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Klavierspiel leitete den Abend ein,
bevor die Direktorin Dr. Sabine Brenner-Wilczek ihr Grußwort
vortrug. Es folgte ein erster Beitrag der Kölner Schauspielschülerin
Paula Götz, die Texte aus dem Kabarett „Überbrettl“ rezitierte
sowie aus Ewers-Wunderwalds Indien-Tagebuch vorlas. Mit dem Gedicht
„Orchideen“, das Hanns Heinz Ewers seiner Frau gewidmet hat,
beschwor Götz die morbide Atmosphäre der Jahrhundertwende.
Hintergründe über das Zustandekommen der Ausstellung lieferten die
beiden Kuratoren Martin Willems, B. A. und Sven Brömsel. Letzterer
legte in seinem Vortrag einen Schwerpunkt auf die Biografie der
Künstlerin und stellte sie in all ihrer Vielseitigkeit dar.
Einen kurzen Auftritt hatte der
Berliner Kunstschmied Gösta Gablick, dessen Skulptur „Fliegender
Fisch“ von einem bevorzugten Motiv Ilna Ewers-Wunderwalds
inspiriert ist: ein phantasievoller, teilweise vergoldeter „Nachbau“,
wirkungsvoll im ersten Ausstellungsraum platziert, umgeben von den
Werken der Künstlerin. Die umfassen vor Ort rund 30 Blätter, die sich über zwei Räume verteilen. Ergänzend dazu bietet eine
Medienstation Informationen über Gablicks Skulptur sowie über eine
gerade entstehende Graphic Novel der Berliner Zeichnerin Leonie
Gizinski. Bemerkenswert ist die digitalisierte Aufnahme eines alten
Wachszylinders, der vielleicht – es gibt keinen Beweis – einen
Gesangspart von Ilna Ewers-Wunderwald aus dem „Überbrettl“
wiedergibt.
Neben den original Grafiken sind einige
Bücher ausgestellt, deren Einbände die Künstlerin für den Georg
Müller Verlag entworfen hat: Titel von Hanns Heinz Ewers, Pierre
Mille oder Claude Farrère.
Unter anderem auch die beiden hier gezeigten Ewers-Bände (freilich in besseren
Zuständen als meine Exemplare …). Wenngleich prächtig, können
diese Druckwerke doch nur unvollständig den filigranen Reiz der
Originale wiedergeben, die fast gänzlich aus privaten Sammlungen
stammen. Zwei (gut lesbare) Seiten des erwähnten Indien-Tagebuchs
lassen sich in einer Vitrine studieren. Ein nachgeschneidertes Kleid
stellt das Geschick der Textildesignerin Ilna Ewers-Wunderwald unter
Beweis.
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Fazit
Ein schöner und interessanter Abend.
Für mich schloss er an meinen Besuch vom Oktober 2021 an, als ich
auf dem Nordfriedhof das Grab von Hanns Heine Ewers aufgesucht hatte.
Um den ging es diesmal nur am Rande, wenngleich die Verbindung Ilna
und Hanns zeitweise natürlich sehr intensiv war. Das
Heinrich-Heine-Institut rückt Ilna Ewers-Wunderwald mit dieser
Ausstellung an ihrem Geburtsort jedenfalls ins rechte Licht. Das
künstlerische Bewusstsein der Stadt dreht sich, wenn es um die Kunst
des 19. und 20. Jahrhunderts dreht, vor allem um die berühmte
Düsseldorfer Malerschule. Dieses Bewusstsein wird hiermit um eine
eigenständige Künstlerin bereichert, die weit über den
Düsseldorfer Tellerrand geschaut hat. Mit ihrer vielseitig kreativen
Persönlichkeit entpuppt sich Ilna Ewers-Wunderwald als ein
Gesamtkunstwerk, dessen Neuentdeckung längst überfällig war.
Links
Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf:
Ilna Ewers-Wunderwald: Rebellin des Jugendstils
YouTube: Eröffnungsfilm Ilna Ewers-Wunderwald – Expedition Jugendstil (Ausstellung im
Horst-Janssen-Museum Oldenburg)