Ich konnte mir den Film heute endlich anschauen. Er hat mir gut gefallen, eine detaillierte Bewertung fällt mir aber schwer. Die Einordnung als "surrealistischer Folk Horror" passt gut; viele Elemente, die wir heute mit Folk Horror verbinden, sind vorhanden, und es ist schon gewagt, überhaupt von einer Realitätsgrenze zu sprechen, denn das, was an vermeintlich sicherer Realität gezeigt wird, steht von Beginn an in Frage. Man müsste noch das Label "Experimentalfilm" hinzufügen, da der Film nicht handlungsgetrieben ist, er mäandert eher in Bildern umher und verlässt sich ganz auf den Schauplatz und die Hauptdarstellerin, um Anziehung zu schaffen.
Sicherlich kann man im Laufe des Film über verschiedene Elemente darauf schließen, was da wohl geschehen sein mag, aber die Deutungsangebote sind derart zahlreich, dass man sich lieber auf das Gesamtkunstwerk konzetrieren sollte. Hier, vermute ich, könnten sich die Geister scheiden. Enys Men ist eine Wunderkammer aus Symbolen und Stimmungen, poetisch und lakonisch bisweilen, manchmal subtil schaurig und verunsichernd. Langsame Betrachtungen der Natur wechseln sich mit Passagen ab, die mit schnellen Schnitten und unangenehmer Audiospur die Sinne angreifen. Was geschieht der Frau auf der Insel, die einsam den Stand der Flora protokolliert und abends A Blueprint to Survival studiert? Sind es Halluzinationen? Böse Erinnerungen? Spukerscheinungen? Vergangenheit, die nicht vergeht scheint ein Thema zu sein, Wunden, die nicht heilen. Auch der Umgang des Menschen mit der Natur und untereinander, harte Schicksale, Ausbeutungen, lokale Geschichte. Das Andere gesellt sich über die kornische Sprache in diese phantasmagorische Konstruktion, die eine Art nicht-urbane Psychogeographie entwirft. Das alles hat mir, wenngleich sicherlich im Konzept nicht neu, in seiner spezifischen Transgressivität gut gefallen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass manches Publikum es nicht verzeiht, mit Rätseln und Zeichen gelockt zu werden, die sich letztlich einer konkreten Auflösung und Ausdeutung entziehen. Der Film spielt vieles nur an, geht kurz in die eine Richtung, um dann wieder anders abzubiegen, öffnet jede Menge Resonanzräume, mit denen man dann selbst als Kenner des Genres und Liebhaber der soziohistorischen Folie umzugehen hat.
Ich habe den Kauf jedenfalls nicht bereut. Enys Men (Steininsel) ist ein ruhiges Experiment, für das man sich Zeit nehmen und Offenheit mitbringen muss. Wer an Autoren wie Robert Aickman geschult ist, weiß, was gemeint ist. Vielleicht hat Mark Jenkin hier Aickmans "The View" auf Halluzinogenen vorgelegt. Unpolititsch ist das alles dabei keineswegs, was weitere Interpretationsmöglichkeiten aufmacht. Ein guter Tipp war das, Katla