Schöne Idee! Wie wahrscheinlich viele Leute meines Alters, bin ich mit Bond-Filmen großgeworden, da sie in den 90er Jahren regelmäßig Samstags um 20.15 Uhr gesendet wurden (ARD und ZDF, wenn ich das richtig erinnere). Die Zeit, als man sich noch das Wochenendprogramm in der Fernsehzeitung markierte und sich dann zur rechten Zeit vor dem TV-Gerät traf (beide Augenpaare der Eltern zu bei der Altersfreigabe), habe ich so noch in guter Erinnerung.
Ich habe alle Bond-Filme zuhause und sie seit meiner Kindheit immer wieder durchgesehen. Es fällt mir schwer, eine Auswahl der 3 besten Bonds zu begründen. Ich muss dazu gestehen, noch nie einen Bond-Roman auch nur in der Hand gehalten zu haben und so keine Vergleiche ziehen kann. Ich bin allerdings allgemein kein Purist, daher halte ich es mit James Bond ebenso wie mit Sherlock Holmes: Er ist ein popkulturelles Symbol, dass immer wieder neu gedeutet werden kann, sodass aus meiner Sicht eigentlich alles geht und jede Generation ihren neuen Bond bekommen kann. Vielleicht demnächst eine Frau? Mir recht. Meine eigenen Vorliebe gehen indes in die Frühzeit der Reihe zurück. Meine Vorlieben für markige Kalter-Kriegs-Szenarien mit überdrehten Fu-Manchu-mäßigen Schurken und die konservative Ästhetik der späten 50er bzw. die sich mit den "Swinging"-Ansätzen der 60er Jahre verbindende Ästhetik werden hier voll bedient. Dazu kommt, dass Sean Connery bis heute "mein" James Bond ist. Der bisweilen allzu schmierige sexistische Schwung jener Zeit irritiert zwar immer wieder, ist für mich aufgrund anderer Vorzüge aber ausblendbar. Analog zu meiner allgemeinen Haltung bin ich aber auch über andere Bond-Interpretationen froh und kann mit den albernen Moores sowie den teils wirklich absurden Brosnans genauso gut leben wie mit den harten Craigs und den 80er-typischen Daltons.
Ich nenne einfach mal drei Filme, die für mich aus verschiedenen Gründen herausragen:
1) Leben und Sterben lassen
Mein erster Bond, an den ich bewusste Erinnerungen habe. Ich müsste 7-8 Jahre alt gewesen sein, als ich ihn im Fernsehen sah.
Auch wenn Roger Moore in "Die 2"-Manier eher ein dandyhafter Slapstick-Agent ist als alles andere, hat mich das Setting des Films sofort überzeugt und ich mag es bis heute. Das Amalgam aus pulpiger Agentenstory und karibischem Voodoo-Kult bzw. jazziger New-Orleans-Kulisse macht einfach Laune. Korrespondiert wahrscheinlich auch sehr gut mit meinen Vorlieben für Mystery und Phantastik, obgleich natürlich keine wirklich übernatürlichen Aspekte hier eine Rolle spielen.
2) James Bond jagt Dr. No
Für viele ja eher ein ungeliebter "Pilot", da hier alles noch nicht ganz so ausgeprägt ist - gerade diese vorgeformte Rauheit macht für mich aber den Reiz aus. Zudem dürfte der Asiate Dr. No eine kleine Hommage an Sax Rohmers Dr. Fu Manchu darstellen, was mich zusätzlich freut. Das Inselszenario ist erstklassig und Connery hat einige angenehm harte Actionszenen zu absolvieren. Tatsächlich sehe ich aber die Folgefilme "Liebesgrüße aus Moskau", "Goldfinger" und "Feuerball" ebenso gerne aufgrund ihrer spezifischen Charakteristika. Schwere Wahl!
3) Goldeneye
Obgleich Bond hier nicht mehr in meiner bevorzugten Zeit agiert und Pierce Brosnan vielleicht eine Idee zu glatt herüber kommt, hat mich die zeitgenössische Interpretation zu Kinderzeiten ebenso überzeugt aufgrund der Einbindung neuerer Technik und etwas flotteren Actionszenen.
Objektiv könnte man sicherlich Kriterien finden, die meine Auswahl anzweifeln, die Liste ist sehr subjektiv geprägt. Tiefpunkte der Bond-Reihe sind für mich übrigens "Diamantenfieber", "Octopussy", "Stirb an einem anderen Tag" und "Ein Quantum Trost".