Beiträge von Nils

    Kann man überhaupt irgendwo belastbare Verkaufszahlen bekommen? Ich hatte neulich festgestellt, dass der Börsenverein des deutschen Buchhandels in seinen Statistiken gar keine Genres ausweist, sondern lediglich nach Sparten wie "Belletristik", "Sachbuch" etc. unterscheidet. Was keine wirklich genauen Schlüsse zulässt.

    Ganz kurz noch eine Korrektur meiner Aussage dazu: Denis Scheck darf man natürlich nicht unterschlagen - der hat in seinem Kanon von 2019 immerhin Tolkien, Poe und J. K. Rowling mit drin, plus einiger anderer Sachen, und geht so immerhin stark auf phantastische Literatur zu. Wobei er eher ein angelsächsisches gesamtliterarisches Verständnis pflegt. Was nicht wenig ist im Vergleich zur deutschen Spießbürgerlichkeitsbildung.

    Was im Feuilleton besprochen wird und was nicht, hängt ja neben der Zeitung selbst ganz maßgeblich auch von den Leuten ab, die eine Laufbahn als Kulturjournalist*in einschlagen. Die setzen dann ggf. ihren Geschmack durch. Eine handvoll Erwähnungen von Autoren aus dem Bereich der Weird Fiction hat es über die Jahrzehnte gegeben - mal einen Essay über Arthur Machen von Joachim Kalka, mal eine Rezension Lord Dunsanys, mal was zu Lovecraft von Jörg Drews - aber massiert darüber geschrieben wurde und wird nicht. Einen deutschen Michael Dirda gibt es leider bisher nicht, wie ich es sehe.

    Da heute sein 100. Geburtstag begangen worden wäre, nutze ich die Gelegenheit, auf den rührigen Autor, Kritiker, Forscher und Herausgeber Sam Moskowitz hinzuweisen. Moskowitz war und ist gewiss ein wichtiger Mann für den Bereich der SF und die Weird Fiction, wo er sich gerade auch der Magazin- und Fan-Kultur annahm.



    Moskowitz im Jahr 1976



    Am 30. Juni 1920 in New Jersey geboren, griff Moskowitz bereits in früher Jugend leidenschaftlich gern zu den diversen Pulp-Magazinen der Ära. Er organisierte sich bald im SF-Fandom und stieg zu einem relevanten Organisator auf. In den 30er Jahren war er in Kontroversen verwickelt, u. a. kam es zu internen Streitigkeiten mit anderen Fandom-Strukturen (wohl auch aufgrund politischer Ausrichtungen), in denen auch Donald A. Wollheim eine Rolle spielte.


    Eine führende Rolle im Feld erwarb er sich durch rührige Tätigkeiten als Autor und Herausgeber. Er schrieb Artikel und Aufsätze, stellte Anthologien zusammen und arbeitete bspw. als Chefredakteur für Hugo Gernsbacks Magazin Science-Fiction Plus. Zudem erwarb er sich einen ausgezeichneten Ruf als Sammler von Büchern und Magazinen. Seit 1998 wird entsprechend der Sam Moskowitz Achive Award für, wie es heißt, "excellence in science fiction collecting" verliehen.


    Fan-Treffen in Philadelphia, 1937. Moskowitz ist der vierte von links in der oberen Reihe. Ganz links: Donald A. Wollheim.

    Quelle



    Moskowitz Beiträge vor allem zur Geschichte des SF-Fandoms werden zwar nicht gänzlich ohne Kritik, aber insgesamt positiv beurteilt. Entsprechend geäußert haben sich Größen der Zunft wie Anthony Boucher und Theodore Sturgeon.


    Moskowitz erkrankte als starker Raucher an Kehlkopfkrebs. Nach einer Operation trat er dennoch weiter als Redner auf Veranstaltungen auf, wofür er dann ein elektronisches Sprechgerät benutzte. 1997 starb er an einem Herzinfarkt.



    Moskowitz (rechts) auf einer Convention im Jahr 1971

    Quelle


    Wissenswertes im Netz


    Wikipedia (De)


    Wikipedia (En)


    Würdigung von William Patrick Maynard auf pulpfest.com


    Publikationsliste auf isfdb.com

    Bitte. :) Ich dachte mir, dass es dich interessiert.


    Krass, dass ein offenbar so minderwertig recherchiertes Buch eine eigene Sendung erhält. Andererseits ist beim Deutschlandfunk so oft irgendwas faul in den Sendungen, dass es mich wiederum gar nicht mehr so wundert.