Beiträge von Nils

    Hat da jemand mehr von ihm auf Deutsch?

    Ich kann mich nicht erinnern, jemals über eine Übersetzung einer seiner Aufsätze o. ä. gestolpert zu sein. Nun sind aber meine Kenntnisse gerade im SF-Bereich auch sehr begrenzt.


    Den Umschlag zu STRANGE HORIZONS kann ich beisteuern:

    Ah, besten Dank dafür.

    Ich habe mir die Doku gestern erneut angesehen - und war wiederum sehr angetan. Interessante Interviews, sehr stimmige Komposition und immer wieder ein stilistisch passendes, künstlerisch ansprechendes Zusammenspiel schöner Aufnahmen mit atmosphärischer Musik.


    Allerdings fiel mir später am Abend, nachdem ich mich etwas mehr mit Smiths Biographie beschäftigt hatte, doch auf, dass einige eher unschöne Aspekte entweder ausgelassen oder nur seicht angeschnitten wurden. Ich will kein Wort wie "glattgebügelt" benutzen, es ist ggf. einfach dem Fokus des Films auf den Künstler CAS geschuldet, aber zwei Aspekte im Leben des Menschen Clark Ashton Smith kommen aus meiner Sicht doch zu kurz: Soziale Stellung und Gesundheit.


    Joshi erwähnt in einer seiner Passagen kurz, Smith sei in den 10er Jahren "nicht ganz gesund" gewesen, evtl. Tuberkulose sei es gewesen oder auch eine leichte Depression. Zudem sei er sehr scheu gewesen. In den CAS-Folgen der "Arkham Insiders", die sich maßgeblich auf Alan Gullette und - wie ich glaube - auch Steve Behrends stützen, klingt es aber doch etwas ernster, da wird über arge psychische Probleme nachgedacht und über Vereinsamung durch soziale Phobien bzw. eine arge mentale Belastung, die der Kontakt mit Menschen bei CAS zeitweise ausgelöst haben soll. Am Ende des Lebens dann ging es Smith körperlich gar nicht mehr gut, von Schlaganfällen ist die Rede. Im Film wird davon nichts erählt, vielmehr klingt es hier so, als habe er zum Lebensende hin wenig gelitten.


    In Sachen sozialer Stellung bzw. Einkommenslage dasselbe Spiel. Darüber wird im Film geflissentlich geschwiegen, es scheint dann so, als habe CAS selbstgenügsam in seiner Klause vor sich hin gehaust und von selbstgemachtem Wein gelebt. Befasst man sich damit genauer, so scheint es aber eher so gewesen zu sein, dass Smith immer wieder Lohnarbeit hat ausführen müssen, um sich und seine Eltern über die Runden zu bringen. Dies war ihm offenbar verhasst - verständlicherweise - aber es ist ja nun doch ein elementarer Teil eines Lebens, der sich auch auf künstlerisches Schaffen auswirken wird. In der Doku wird insgesamt der Eindruck vermittelt, Smith habe ein selbst gewähltes, primitives Dasein geführt, aber dies stimmt so möglicherweise nicht.


    Der Film bleibt sehenswert und es kann Gründe geben, dramaturgischer oder anderer Art, um die genannten Aspekte stiefmütterlich zu behandeln. Den Vorwurf, dadurch ein zumindest in Teilen verzerrtes Bild des Menschen zu geben, muss der Regisseur sich aber wohl gefallen lassen.

    Ich denke, Western und Krimis dürften auch übersetzt worden sein bzw. eine Suche könnte sich lohnen.

    Verhältnismäßig viele, da hatte ich ja bereits ein paar Titel genannt. Ist natürlich speziell, aus meiner Sicht jedenfalls, meinen letzten Western-Roman habe ich als Jugendlicher gelesen. Von Grubers hard-boiled-Storys kenne ich ein paar im Original, die sind recht in Ordnung, solides Handwerk mit bekannten Zutaten, jedoch wohl nur für Leute, die nach den großen Namen der Sparte noch mehr wollen. Regelrechte Kriminalromane von Gruber habe ich nicht gelesen. Dass sein Western-Stil in seine Krimis hinüberschwappt, wie du auf deinem Blog schreibst, wundert mich gar nicht.

    Nils, schau mal hier

    Ah ja, ein bisschen was ist also vorhanden. Kurt Singer mal wieder, wie ich feststelle.



    Interessante Artikel über Pulps, Pulpautoren samt übersetzten Geschichten gibt es von Matthias Käther in Zwielicht.

    Mittlerweile sind zwei als Sammelbände bei Blitz erschienen.

    Die Artikel sind natürlich bekannt und ich habe auch beide Blitz-Anthologien, jedoch habe ich dort - sofern ich nichts übersah - keine Spur von Frank Gruber entdecken können.

    Ich nutze die Gelegenheit, um zwei von Moskowitz verantwortete Bücher aus meiner Sammlung vorzustellen.


    Es handelt sich um die Aufsatzsammlung Strange Horizons: The Spectrum of Science Fiction (Scribner's, 1976) und die mit literarhistorischen Essays versehene Anthologie Under the Moons of Mars (Holt, Rinehart and Winston, 1970).




    Zu Strange Horizons fehlt mir leider der Schutzumschlag. Auf goodreads heißt es:


    An analysis of the Science Fiction genre that looks at its ability to predict social, religious and psychological changes in our society, and its function as a barometer of our collective subconscious desires. Book includes chapters on religion, civil rights, the role of women in society, birth control, mental health, crime, war, art and unexplained phenomena, along with a chapter devoted to Tom Swift and the Stratemeyer Syndicate.


    Moskowitz selbst gibt in er Einleitung an, mit den Texten einige Forschungslücken schließen und auf einige weniger bekannte Aspekte bzw. Personen des Feldes hinweisen zu wollen. Das Inhaltsverzeichnis zeigt eine thematische Gliederung des Bandes. Ein Index von stattlichen 26 Seiten weist die Vielfalt der Essays hinsichtlich vorkommender Personen und Publikationen aus.






    Sodann kommen wir zu Under the Moons of Mars:





    Hier ist die Marschrichtung recht eindeutig. Der Band versammelt eine Story-Auswahl aus verschiedenen Munsey-Magazines: Dabei sind u. a. Tarzan-Erfinder Edgar Rice Burroughs (titelgebende Geschichte, die im All-Story Magazine erschien), der von großen englischen Autoren wie H. G. Wells und Algernon Blackwood beeinflusste George Allan England und der mit Lovecraft bekannte Abraham Merritt.





    Die kleinteiligen Begleittexte Moskowitzens schließen sich an den Geschichtenkorpus an:


    Bei diesem Buch dürfte es sich um einen der spannendsten Einblicke in die Welt der Pulps - der US-amerikanischen "Groschenhefte" - handeln; ein Einblick auch in die Köpfe derjenigen Menschen, die diese untergegangene Welt abseitiger Literatur bevölkerten: Autoren und Herausgeber.


    Es geht um Frank Grubers autobiographische Szene-Schilderung The Pulp Jungle (Sherbourne Press, 1967). Das Buch ist leider sehr rar, kann aber im Internet gelesen werden.





    Wer war dieser Gruber (1904 - 1969)? Im deutschsprachigen Raum dürfte er, so scheint es mir, nur eingefleischten Genre-Leser*innen ein Begriff sein. Gemessen an seiner eigenen Darstellung (unterstützt aber auch bspw. durch Aussagen des mit Gruber gut bekannten Schriftstellers und Kollegen Erle Stanley Gardner) war Gruber der Prototyp des "Hackworkers", ein Vielschreiber von Unterhaltungsliteratur unterschiedlichster Art mit dem eisernem Willen, in Publikumsverlagen und vielgelesenen Magazinen veröffentlicht zu werden - und damit vom Schreiben leben zu können. Daher legte sich Gruber nie auf eine bestimmte Richtung, auf ein bestimmtes Thema fest. Geschult an Größen wie dem Dime-Novel-Autor Horatio Alger und dem Western-Heroen Max Brand zieht Gruber in den 20er Jahren als Autodidakt von der Provinz in die Großstadt, um es als Self-Made-Autor zu Ruhm und Reichtum zu bringen. Der steinige Weg dorthin bildet den roten Faden von Grubers chronologisch aufgebautem Buch.


    Zitat von Frank Gruber

    And then one day I opened an envelope. [...] This envelope didn't contain a rejection slip, however. It had a letter - and a check for three dollars and fifty cents. [...] I had made it.


    Zwischen Inflation und Großer Depression läuft Gruber, der Junge aus der Kleinstadt, durch Chicago und sucht nach Möglichkeiten. Er investiert in ein Publikationsregister, um sich einen Überblick zu verschaffen und Adressen an der Hand zu haben. Er lernt zufällig Edwin Baird kennen, seinerzeit Herausgeber von Real Detective, und schneidet seine Storys auf den Pulp-Markt zu. Bei Highbrow- und Middlebrow-Heften wie dem Atlantic Monthly oder Colliers Magazine blitzt er regelmäßig ab. Während er sich kaum sein schäbiges Hotelzimmer leisten kann und von Fastfood aus Automaten-Restaurants lebt (er gibt zahlreiche Tipps, wie man sich um die Wochenmiete drücken und die Gerätschaften austricksen kann, wenn man besonders klamm ist), arbeitet er kurzzeitig als Redakteur für speziell auf die Landbevölkerung im Umkreis zugeschnittene Publikationen der Chicago Tribune und kann einige Texte in sog. Sunday School Publications unterbringen. Jahrelang kämpft der aufstrebende Schriftsteller derart ums Überleben. Der Durchbruch kommt, als er in den 30er Jahren nach New York zieht und sich in den dortigen Magazin-Dschungel wirft.


    Zitat von Frank Gruber

    There were in existence in 1934 some one hundred fifty pulp magazines. Street & Smith, which had been established in 1855, was possibly the most solid of all the pulp publishers. [...] The company put around thirty-five magazines, including "The Shadow", "Doc Savage", "Detective Story", "Love Story", "Western Story" [...]. Away downtown was the Frank A. Munsey Company, established by the fabulous Frank Munsey in 1887. Among its stalwarts were "Argosy", "All Story" [...], "Railroad Stories", "Munsey's Magazine" and "Detective Fiction Weekly". [...] Popular Publications had been in business only a few years [...]. At 144 West Forty-eighth Street was Standard Magazines, established in 1932 [...]. Dell Magazines was down on Thirty-fourth Street. [...] Warner Publications was at 515 Madison Avenue. The company owned [...] "Black Mask" [...]. Short Stories was at 9 Rockefeller Plaza. It was owned by William J. Delaney [...]. He later purchased "Weird Tales" also.


    Gruber ist mittlerweile Experte im Feld. Er weiß genau, welche Magazine gut gehen und welche Firma gut bzw. zuverlässig bezahlt. Er schreibt nun vorrangig Krimis (Hard-Boiled) und Western gemäß folgender Rangordnung:


    1. Black Mask

    2. Adventure

    3. Short Stories

    4. Argosy

    5. Detective Fiction Weekly

    6. Dime Western

    7. Dime Detective


    Er lebt auch im "Big Apple" weiterhin auf Sparflamme. Um Porto zu sparen, reicht er Manuskripte stets händisch ein. Da er die Fahrtkosten scheut, latscht er dafür tagtäglich quer durch die Metropole, wenn er nicht gerade seine alte Schreibmaschine beackert, sich Billigsuppe und Gratis-Cracker in Schnellrestaurants einverleibt oder sich durch Fensterfluchten vor der Zimmermiete drückt. Einmal gelingt ihm Letzteres nicht, sodass er die Nacht als Schwarzfahrer in einer U-Bahn verbringen muss. Er betreibt auch, was man heute "netzwerken" nennen würde: Er lernt relevante Akteure kennen, u. a. Arthur J. Burks und den auch nach seiner Pulp-Karriere sehr erfolgreichen Steve Fisher. Beim Klinkenputzen trifft er auch auf Lester Dent, den Erfinder von Doc Savage; auf Walter Gibson, den Erfinder von The Shadow; den späteren Sektengründer L. Ron Hubbard und auf Norvell Page, den Erfinder von The Spider.


    Letztlich schafft Gruber es, sich als Autor von Kurzgeschichten und Romanen zu etablieren. Ab Mitte der 30er Jahre ist er auf breiter Front gefragt, verdient sehr gut und kann sich mit seiner Frau ein Haus leisten. Am Ende seiner Laufbahn wird er ca. 300 Stories und um die 60 Romane veröffentlicht haben. Er wird kaum eines der großen Magazine dabei ausgelassen haben, vor allem mit der Geschichte seiner Nummer 1 - Black Mask, dem 1920 von H. L. Mencken gegründeten Heft, für das auch global anerkannte Autoren wie Hammett, Chandler und Cornell Woolrich sowie berühmte Genre-Schriftsteller wie Vincent Starrett, Carroll John Daly und Paul M. Cain schrieben - ist Grubers Name rückblickend eng verbunden. Dass er auch phantastische Stoffe schrieb, zeigen Veröffentlichungen z. B. in Weird Tales. Später werden Filme und TV-Serien nach seinen Vorlagen gedreht. Die Presse nannte ihn einmal "The American Edgar Wallace".


    So bietet Frank Grubers The Pulp Jungle einen flott geschriebenen und kurzweiligen Einblick in das Leben eines Berufsschreibers verschiedener Unterhaltungsliteratur und sein berufliches Umfeld. Bemerkenswert ist allerdings, dass es nur wenig um Literatur geht. Streckenweise liest sich das Buch eher für eine ökonomische Analyse, denn Gruber orientiert sich knallhart an der Nachfrage und interessiert sich nur am Rande für Kunsthandwerk. Für ausgemachte "Hochliteraten" hat er gar nur Hohn und Spott übrig. Bei ihm muss die Kasse klingeln, was aus seiner Sicht gleichbedeutend damit ist, das Publikum in den Ansprüchen befriedigt zu haben.


    Für allem für Leser*innen Kriminalliteratur der "harten Schule" und Liebhaber*innen klassischer Pulp-Figuren sind Grubers Erzählungen aus der damaligen Szene von hohem Interesse. Auch um Western geht es viel: Die kurze Recherche zeigt, dass Gruber bei uns vor allem in dieser Sparte bekannt sein dürfte, übersetzt wurde er für einschlägige Reihen der Häuser Bastei-Lübbe (Herrscher über weites Land, John, der Rächer und Die Kansas-Geier) und Heyne (Er kam aus der Hölle, Sein Colt musste schweigen) bzw. Goldmann (Die goldene Fährte), wobei sich auch Krimi-Stoffe finden, z. B. in der Reihe Super-Krimi des Xenos Verlags (Rufen Sie den Leichenwagen, Goldraben) - wobei selbiger Verlag auch den Super-Western hatte (Unerbittlich, Mit eiserner Hand). Sollte sich in einer Anthologie eine phantastische Geschichte aus Grubers Feder finden, wäre ich daran sehr interessiert, bislang habe ich keine gefunden.

    Die fantastischen Brüder Strugatzki


    Zitat

    Jahrelang bemühte sich Journalist Martin Hartwig um ein Interview mit Boris Strugatzki, der gemeinsam mit seinem Bruder Arkadi zu den Großmeistern der Science-Fiction-Literatur gehört. Schließlich, 2011, bekam Hartwig eine Audiodatei zugesandt: „Deutsche Radio“.

    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=150775



    Literatur und Kolonialismus


    Zitat

    Mit Soldaten allein lässt sich keine Kolonie erobern. Es braucht Politiker und Wirtschaftsführer sowie Priester und Schriftsteller. Sie legitimieren Okkupation und Ausbeutung. Nicht selten entlarven sie aber auch die kolonialistische Ideologie.

    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=469091




    Alle reden zu viel - Charles Bukowski zum 100.


    Zitat

    Charles Bukowski gilt als ein ungehemmter Schriftsteller: schlampig, unsozial und frei. Mehr als 40 Bücher hat der Außenseiter geschrieben, er wurde verachtet, aber auch verehrt – vor allem in Deutschland. Vor 100 Jahren wurde Bukowski geboren.

    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=482256

    Ich sehe es mit gemischten Gefühlen. Die Übersetzungen stimmen bei Festa für meine Begriffe häufiger nicht, und Aickman ist sprachlich nicht ohne Anspruch, daher bleibe ich da erstmal skeptisch. Dazu kommt das mittlerweile relativ krude Verlagsprofil, ich sähe Aickman sehr viel lieber in einem anderen Verlag. Aber da Letzteres eher Wunschdenken sein dürfte und Aickman eine weitere Verbreitung verdient hat UND Übersetzungen auch gelingen können, will ich keine allzu arge Schwarzmalerei betreiben.