Beiträge von Nils

    Dieser Roman aus der Goblin Press konnte mich leider nicht überzeugen.


    Offensichtlich als Lovecraft-Pastiche angelegt, wankt der Roman zwischen psychologischer und phänomenologischer Weird Fiction und versucht sich zuletzt an der Einstreuung einer Prise Abenteuerroman. Dabei erweckt die Struktur nicht den Eindruck, als ob sie mit Bedacht gewählt worden wäre. Dies hat eine gewisse Orientierungslosigkeit zur Folge, was wiederum Ineffektivität erzeugt. So irrt man als Leser etwas verwirrt durch die kredenzte Mischung, in der sich seltsam folgenlose Charakterzeichungen mit hölzernen Dialogen und zu häufigem Namedropping abwechseln. Es sind durchaus interessante Ansätze vorhanden, sie blitzen immer mal wieder auf im Fortgang der Handlung, allein es bleibt davon über Anklänge hinaus nichts übrig. Viele Szenen wirken geradezu abgedroschen durch ihre übersatte Anreicherung mit Anspielungen auf alle möglichen Vorbilder (meinte ich gar einmal, das juvenile Conan-Doyle-Stück "The Mystery of Sasassa Valley" zu erkennen?) und fügen sich letztlich kaum zu einer homogenen Erzählung.


    Insgesamt bleibt der Eindruck eines unausgegorenen Mischung aus diversen Lektüren, aus denen man etwas Neues zu stricken gedachte. Ein legitimes Experiment, was für mich hier aber leider misslang. Meiner Ausgabe ist ein Nachwort Bernd Rothes beigefügt, in welchem gesagt wird, eine ältere Version von "Jenseits von Gut und Böse" sei hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben. Nun kenne ich zwar lediglich die aktuellere Version, das Verdikt scheint mir aber weiterhin gültig zu sein.

    Ich schaue mir Florians Kanal auch immer wieder gerne an. Zwar bespricht er relativ selten ein Buch, was mich wirklich interessiert, aber seine Videos sind gut gemacht und er selbst bespricht Literatur in angenehmer Weise, sodass ich seinen Kanal gerne nutze, um mir einen Überblick zu verschaffen. Von hohem Interesse sind allerdings seine Themenvideos - jedenfalls im Regelfall.

    YKP ist eine Audioschmiede aus der Oberpfalz, die sich ganz der Weird Fiction verschrieben hat - wobei sie auch einige wenige Bücher im Programm haben.


    Ich habe diverse Produktionen daheim, u. a. "Das Artefakt", Der schwarze Mann" und die Kollektion um Geschichten von Ambrose Bierce und kann alles vorbehaltlos empfehlen. Teilweise kommt man auch noch an das lovecraftig-kabbalistische Hörspiel "Die falsche Erlösung" und eine gelesene Fassung von Lovecrafts "Dagon".


    https://www.yellow-king-productions.de/

    Ich habe zuletzt sehr viel Blackwood gelesen, daher mache ich erstmal Pause. Aber "Der Zentaur" wird bei der nächsten Runde gewiss angegangen.

    Ich mag den Roman Der Zentaur sehr.

    Interessant! Den Roman muss ich noch lesen, habe bisher allerdings nur sehr zurückhaltende Meinungen gehört und ihn daher nicht ganz oben auf meine Liste gesetzt.


    Ich hab das Michael schon mehr wie einmal geschrieben und gesagt, wie toll ich das finde das er und Achim Hildebrand Blackwood quasi wieder so ein bisschen hervorgeholt haben.

    Definitiv, da stimme ich dir zu.

    Es gibt Überlegungen in diese Richtung, wobei aber noch diverse Dinge zu klären sind. Wir wollen in jedem Fall abwarten, bis die Printauflage sich verkauft hat.

    Diese Novelle von Jörg Kleudgen ist schon etwas älter (erstmals 2011 erschienen, wenn ich es richtig sehe). Erschienen ist sie in Jörg Kleudgens eigenem Verlag Goblin Press.


    Die meisten Leute hier werden vermutlich mit Jörgs Werk und seinem Verlag bestens vertraut sein. Ich bin selbst erst etwa um 2016 mit der deutschen Phantastikszene in Kontakt gekommen, als ich für eine Ausgabe des CLN tätig wurde. Tatsächlich kam ich erst im vergangenen Jahr dazu, mir das aktuelle Programm der Goblin Press anzuschauen und mir einige Titel zu bestellen - nun habe ich mit "Stella Maris" meinen Einstand als Leser der Goblin Press feiern können.


    In Jörg Kleudgens Novelle sucht der Chemiker Jonas Schwarz Abstand von seiner bisher recht betrüblichen Existenz, indem er sich weit außerhalb der Saison auf eine Nordseeinsel zurück zieht. Zudem hat er kürzlich einen schweren Schock erlitten, von dem er sich hier zu kurieren gedenkt. Aber seine Vergangenheit lässt sich so leicht nicht abschütteln, wie Schwarz bald bemerken muss.


    Es ist dem Autor gelungen, mit "Stella Maris" eine faszinierende und hoch suggestive Novelle subtilen Grauens vorzulegen, die von Beginn an einen angenehmen Sog entwickelt und verschiedene Ansätze sowie Erzählebenen gekonnt verwebt. Sprache und Satzkonstruktion lassen den geübten Autor erkennen, der seine eigene Stimme längst gefunden hat. Einflüsse der klassischen und post-klassischen Weird Fiction lassen sich mannigfaltig feststellen, wenn man danach sucht. Die Reziprozität des Protagonisten und der Außenwelt erinnern an Robert Aickman, während der Umschlag von unterschwellig brodelnder Natur ins Körperliche an vergleichbare Konstruktionen aus dem Werk Arthur Machens gemahnen. Durch das Grundgerüst der Novelle mit seinen vielen - zum Teil nett schrulligen - Anspielungen und dem Versuch, überzeugenden Hintergrundrealismus durch wissenschaftliche Vorgangseinkleidung zu generieren, zieht Jörg Kleudgen natürlich seinen Hut vor H. P. Lovecraft. Aus all diesen Einflüssen dringt aber des Autors eigener Klang durchgehend erkennbar heraus, wenn Jörg Kleudgen sich z. B. als ausgezeichneter Kenner norddeutsch-maritimer Topographie und Soziologie erweist und sich diese mit Deutlichkeit zur Orientierung durch den sich entfaltenden Sog nimmt. Subtile Andeutungen hinsichtlich konfessioneller Geschichte und lokaler Mythenbildung tun ihr übriges, um aus "Stella Maris" einen äußerst empfehlenswerten kontemporären Beitrag zur dunklen Phantastik anspruchsvoller Couleur zu machen.


    Ich habe die Novelle in einem Zug gelesen, da sich mich durchaus zu fesseln vermochte. Kritikpunkte wären aus meiner Warte des Freundes von Minimalismus höchstens an einigen wenigen Stellen anzubringen, denen ein oder zwei kurze Absätze weniger in der beschreibenden Ausführung wohlgetan hätten. Ich würde hier aber kein allgemeingültiges Urteil formulieren wollen, da derlei Feinheiten zu oft schlicht Geschmacksache sind. Aufs Gesamt gesehen ist es Jörg Kleudgen bewundernswert gut gelungen, eine Szenenreihe hinsichtlich Stimmung und Effekt zu einer Einheitlichkeit zu verdichten. Ausflüge in die Individualpsychologie werden pointiert gesetzt und dabei derart eingehegt, dass sie sich homogen einfügen.


    Ich freue mich sehr darauf, mehr von Jörg und mehr aus der Goblin Press zu lesen.