Beiträge von Longstride

    Also für einen echten Kleinverlag ist das allein wegen der Übersetzungskosten nichts. Mich persönlich würden auch exklusive Ausgaben nicht ansprechen. Ich sehe da kein Land, leider.

    Natürlich ist G2 der reine horror und weird ist es auch. es gibt eine rahmenerzählung, eine gaststory von jörg kleudgen, zwei storys im reprint aus meiner sammlung Rumors Fährte, die wesentliches aus der geschichte von gotheim erzählen, und mehr. Der band ist etwas unfangreicher als der erste und gibt einges an hintergrund preis. Wie im ersten buch vermischen sich zeiten, wobei die spanne hier insgesamt rund 1500 bis 2000 jahre umfasst. Der fokus liegt dabei aber auf den letzten 150 jahren seit gründung des kaiserreichs. Außerdem spinne ich gerade garn für einen folgeroman zusammen :)

    falls jemand gezielt Abschnitte aus Band 2 und 3 lesen möchte, würde ich noch noch mitgehen.


    Graham Harman (war doch nur ein n): Weird Realism - Lovecraft ans Philosophy, und vielleicht sein Speculative Realism - An Introduction

    Kenne ich bisher aber alles nur auszugsweise.

    warum die Existenz einer Welt 'ohne uns' irgendwie beängstigend und (fast) traumatisierend sein soll.


    Mir ist auch unklar, woher er all diese Annahmen nimmt. Black Metal als Satanismus existiert erst, seit die norwegische Presse die Kirchenbrände so bezeichnet hat.


    Kurzum: Die Veränderungen in der Welt haben stark mit den Menschen zu tun, und das Reflektieren darüber ist nicht unmöglich, sondern nur schmerzhaft. Korrigiert mich, wenn ich das zu handfest sehe ...

    Ich gehe noch mal kurz auf die drei Punkte ein, um vielleicht etwas von der Lektüre zu retten.


    1. Diese Welt ohne uns wird von ET als eine Welt Nach uns umrissen. Stichwort Postapokalypse, also ja, Albtraummaterial.


    2. Black Metal: meine Einschätzung liegt da etwas anders. Venom und das erste Album von Bathory, sowie Mayhem, von denen sich u.a. norwegische Black Metal-Bands gerne herleiten, sind schon klar satanistisch gestylt, i.e. maximale Häresie durch Inversion, spätere Bathory geben dann ein Beispiel und Vorbild für eine Emanzipation/Apostase vom Christentum hin zum Paganismus. Insofern kann man Thacker hier quasi generisch/evolutionär lesen, sollte aber bedenken, dass BM Bands da wohl nicht immer so streng logisch gedacht haben wie man das hier verstehen könnte. Ich denke, es geht da in erster Linie um Antagonismus, also könnte man Black z.B. auch einfach mit böse/evil assoziieren.


    3. Ja, er leitet das nicht sauber her, gemeint ist aber mMn ein "über den Kopf Wachsen" mitunter selbstgemachter Probleme, eine Verselbständigung der Ereignisse, s. hierzu noch einmal Hyperobjekt, ein an sich ganz spannendes Konzept


    Betr. Schopenhauer und Eingemachtes. ET exerziert weiter so durch, viel schlüssiger wird es nicht. Halt Pop-Philosophie, was zu dem Vortrag und dieser BMTheory-Seite passt. Negative Theologie ist ein ganz sinniges Verfahren und lässt sich nicht ausschließlich auf die Existenz Gottes anwenden...

    @

    Mit "Welt ohne uns" meint er sicher keine Welt ohne Menschen.

    "The world-in-itself may co-exist with the world-for-us – indeed the human being is defined by its impressive capacity for not recognizing this distinction. By contrast, the world-without-us cannot co-exist with the human world-for-us; the world-without-us is the subtraction of the human from the world." (Seitenzahl muss ich leider schuldig bleiben)


    Die Welt, die wir wahrnehmen ist ein Endprodukt unseres Nervensystems. Ohne die menschliche Wahrnehmungsmöglichkeit kann man nicht wissen, was existiert.

    das Problem beschreibt er schon weiter oben. Die Welt an sich denken ist paradox, aber es lässt sich eben doch spekulieren (i.e. Spekulativer Realismus)

    mir fällt auf, dass ET eigentlich nicht eingehend begründet, warum wir uns eine Welt ohne uns vorstellen sollen (wozu uns das befähigen soll), nur dass die vorhergehenden Modelle, mythologisch, theologisch, existentiell, nicht ausreichen, um dem drohenden Gespenst der Auslöschung zu begegnen. Hier beschreibt er die Welt mit ihren gegenwärtigen Schrecken (Climakatastrophe, ...) als ein Hyperobjekt, also ein Objekt, dass sich nicht in seiner Gänze objektivieren, d.i. beobachten/beschreiben lässt. Der Ansatz der Vorrede ist im Wesentlichen einer des Spekulativen Realismus.

    in der ersten Quaestio (Black in Black Metal) erscheint mir die "Definition" des Black einsichtig (Satanismus, Paganismus, Kosmischer Nihilismus sind sicher passende Abbildungen dessen, was mit Black in BM assoziiert wird), trotzdem bleibt Black Teil der Bezeichnung rein arbiträr (was es ja sicher auch ist, aber na ja). Mit Schopenhauer scheint ET mit bis dahin größter Näherung bei dem angekommen zu sein, was er als Vorstellung einer Welt ohne uns meint. Hier hakt ein Verweis zur Objektorientierten Onthologie ein. Den Ausklang der Quaestio (Anführung der Ambient-Alben) finde ich ziemlich unbefriedigend kurz abgehandelt und leider nicht im Geringsten evident.

    Den Ansatz, Supernatural Horror als einen Vorstoß zu betrachten, nicht-philosophisch philosophisch zum Ausdruck zu bringen, was die Philosophie selbst nicht beschreiben kann, finde ich allerdings gut getroffen, mag sicher für eine ganze Reihe von Werken/Schriftstellern im Genre (speziell philosophischer Weird Fiction und Horror) gelten, aber inwiefern das auch für die "breite Masse" der Artefakte gilt, bleibt hier unhinterfragt.