Beiträge von Lotte

    Das Buch ‚Die kalten Sterne‘ von John Birmingham hat mich leider nicht so überzeugen können. Die Geschichte hörte sich aber nicht schlecht an. Nach einigen Jahrhunderten ist plötzlich ‚die Sturm‘ wieder da, eine terroristische Organisation, die damals in einem Krieg geschlagen wurde. Sie waren seitdem verschwunden, aber jetzt greifen sie wieder an. Die Sturm ist eine Organisation, die alle Modifikationen ablehnt. Sie sehen sich selbst als die einzigen wahren Menschen und sind zurückgekommen, um alle nicht-menschlichen Wesen oder alle Menschen, die mit technischen Hilfsmitteln optimiert worden sind, zu töten.


    Die Sturm hat als Angriff die Neuralnetze gehackt, eine Schadsoftware geladen und damit alle, die online waren, in wütende, total durchgedrehte Kannibalen verändert. Natürlich gibt es auch einige, die nicht online waren, unter anderem die Protagonisten, die wir im Buch kennenlernen. Eine Kommandantin eines Raumschiffs, einen alten Professor, eine Weltraumpiratin, eine Prinzessin und ein Gefangener, der eigentlich hingerichtet werden sollte. Auch einen Anführer der Sturm lernen wir kennen.

    Am Anfang ist alles sehr komplex, weil man einfach in diese Welt reinfällt und nicht genau weiß, was passiert. Man versteht schon sehr schnell, dass es einen Angriff gibt und wer der Feind ist. Nur ist es schwierig zu folgen, weil jedes Kapitel von einem anderen Protagonisten handelt und sie sich ständig abwechseln. Mit den Protagonisten selbst bin ich irgendwie auch nicht so warm geworden. Sonst kann ich mich ziemlich in Personen hineinversetzen, aber hier blieb alles irgendwie ein wenig oberflächlich. Es fühlte sich manchmal so an, als ob sie Karikaturen waren, die alle für einen bestimmten Typ standen.


    Vor allem am Anfang des Buches hatte ich das Gefühl, dass es gar kein Ziel gab. Natürlich weiß man als Leser, dass die Protagonisten versuchen, die Sturm entgegenzuwirken, aber sonst gibt‘s eigentlich nichts weiter. Keine Entwicklung, kein Hinterfragen, einfach Gute gegen Böse und deswegen hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas gefehlt hat.


    Inzwischen weiß ich, dass das Buch der Auftakt einer Trilogie ist und mit diesem Wissen wirkt das Buch für mich vor allem als eine Einführung in diese Welt und als eine Möglichkeit, die Protagonisten darzustellen. Richtig spannend und interessant wurde es für mich erst ab dem Augenblick, an dem einige Protagonisten zusammenkommen und die Geschichte ein wenig Schwung bekommt. Leider war das schon fast das Ende.


    Obwohl ich schon bessere Bücher gelesen habe, würde ich eventuell noch den zweiten Teil lesen, weil der Prolog dann doch vielversprechend war. Es deutete darauf hin, dass ein interessantes, sehr persönliches Dilemma für eine der Protagonisten entstehen könnte. Da wäre ich mal gespannt, ob der Autor es auch schafft, das tatsächlich umzusetzen.


    Fazit: Mir persönlich hat es nicht so gut gefallen, obwohl es einige spannende Augenblicke gab. Der Autor hatte meiner Meinung nach viel mehr aus der Geschichte rausholen können. Wer es aber mag, sich zurückzulehnen und einen Science-Fiction-Roman ohne allzu viel Tiefgang zu lesen, der könnte dieses Buch mögen.

    Auf die ‚Basement Tales 9: Last Exit‘ habe ich mich schon lange gefreut und es ist wieder großartig geworden. Dieses Mal gab es insgesamt 13 Texte, einige etwas länger, andere etwas kürzer, aber alle schaffen es, die Leser in abgefahrene Situationen mitzuführen. Mir hat die Abwechslung der Genres sehr gut gefallen. Ständig kam wieder eine neue Überraschung dazu, was beim Lesen wirklich viel Spaß gemacht hat.


    Der Band fängt an mit einer Geschichte von Faye Hell ‚Wenn möglich, bitte wenden‘. Die Geschichte wird von einer Ich-Protagonistin erzählt. Als Leser erfährt man ziemlich schnell, dass sie mit dem Auto unterwegs ist, aber sonst wird man ein wenig im Dunkeln gelassen. Nach und nach kommen Details und Gedanken dazu und entdeckt, wo wir uns befinden und was eigentlich genau los ist. Durch diesen langsamen, aber spannenden Aufbau bleibt die Geschichte von Anfang bis Ende spannend.


    Danach folgt ‚Last Exit‘ von Axel Hildebrand. Darin handelt es sich um eine junge Frau, Leonie, die entscheiden muss, ob sie ihren Vater, der schon lange in Koma liegt, maschinell am Leben erhalten möchte oder nicht. Die Geschichte ist großartig geschrieben, aber das Ende ist unglaublich fies. Ich habe wirklich von Anfang an mit Leonie mitgefiebert, mich manchmal aber auch gefragt ‚warum?‘. Man merkt halt, wie sie langsam verzweifelt und hat keine Ahnung, wie das Ganze enden wird. Aber egal was man sich vorgestellt hat, was dann tatsächlich passiert, haut einen einfach um.


    Mit ‚Flamme gut - alles gut‘ von Carsten Steenbergen geht‘s dann eher in die Fantasy-Richtung. Mosley Spencer arbeitet bei der Fortuner Beleuchtungskompanie, aber während der Arbeit wird er von irgendetwas angegriffen, was zur Folge hat, dass er durch eine Art Tor hindurchgeht und in eine Bibliothek landet. Da wird er von einem Magier begrüßt und zusammen müssen sie versuchen, die Kreatur zu fangen, bevor es allzu viele Schaden anrichtet. Insgesamt eine schöne, spannende Geschichte mit einigen humorvollen Elementen.


    The Last Exit‘ von Lee Hollis ist dann wieder etwas total anderes und ich muss zugeben, dass ich nicht ganz damit klargekommen bin. Ich werde es wahrscheinlich noch einige Male lesen müssen, um irgendwie zu verstehen, was mir der Text sagen will. Es handelt sich um eine Person, die in der Geschichte verschiedene Räume durchläuft, ständig begleitet von 7th Eye und irgendwie werden die Räume immer abgefahrener. Es war schon interessant zu lesen, aber ich war irgendwie den ganzen Text durch leicht verwirrt.


    Die Geschichte von Christian von Aster aber ‚Der Besuch bei der alten Dame‘ war dann wieder ganz gut zu folgen. Hendrick Belger geht auf Besuch bei einer alten Dame, weil er und seine Frau gerne ihr Beet im Gemeinschaftsgarten übernehmen wollen. Es liest sich wie ein ganz gemütliches Gespräch, aber was sich dabei offenbart, ist ziemlich erstaunlich. Dieser Text macht wirklich gute Laune. Die alte Dame war mir sehr sympathisch, der Text super geschrieben und genial aufgebaut.


    Fluchtweg Wurmloch‘ von Sedlmeir ist ein kurzes, aber kräftiges Gedicht. Mir hat es gut gefallen.

    Darauf folgt ‚Penis Parvus‘ von Lina Thiede. Die Geschichte habe ich noch immer im Kopf und das wird auch eine Weile so bleiben. Man befindet sich in einer Welt, wo die Frauen die absolute Macht und die Männer gar nichts zu sagen haben. Die Frauen bringen Kinder zu Welt und wie mehr Kinder sie bekommen, wie höher ihr Status. Die Männer dagegen arbeiten und sind die Sklaven der Frauen. In der Geschichte lernen wir Cord kennen und wie sein Leben aussieht. Es ist haarsträubend und das Ende extrem dramatisch. Beim Lesen hat mich die ganze Gesellschaft ziemlich angeekelt. Es ist eine Welt, in der ich nicht leben möchte. Die Art und Weise, wie man miteinander in dem Text umgeht, tut einfach nur weh. Ich habe von Anfang bis Ende mitgefiebert und konnte mit dem Lesen nicht aufhören. Ich war zur selben Zeit fasziniert und wollte das Heft eigentlich nur noch gegen die Wand schleudern. Lina Thiede schafft es, ihre Leser voll und ganz abzuholen, sie in einer vollständig anderen Welt hineinzuversetzen und sie erst wieder loszulassen, lange nachdem sie die letzten Buchstaben gelesen haben. Für mich persönlich eine der stärksten Geschichten des Heftes.


    Hans Gerhards ‚Protokoll des Himmels‘ war dann wieder ein total anderer Text. Ich bin leider nicht so wirklich damit klargekommen, obwohl es ganz gut geschrieben war. So wie ich es verstanden habe, handelt es sich um eine Expedition. Die Teilnehmer hängen in einem Luftschiff über eine Insel und schauen sich an, was da unten passiert. Langsam aber verfallen sie selber den Wahnsinn. Es ist ein interessanter Text, aber hat mich nicht wirklich begeistern können.


    Warum hat Onkel Ralf Spülhände?‘ von Jens Schumacher fand ich dann wieder genial. Ein kleines Mädchen soll eigentlich schlafen gehen, aber will noch nicht. Sie will unbedingt, dass ihr Vater noch eine Gutenachtgeschichte erzählt und wenn sie dann die Frage ‚Warum hat Onkel Ralf Spülhände?‘ stellt, gibt er nach. Man kann sich schon vorstellen, dass die Geschichte nicht so harmlos wird. Der Text ist ziemlich kurz, aber macht unheimlich viel Spaß.


    Und auch die Geschichte von Luci van Org ‚Bukkake‘ habe ich gerne gelesen. Es gibt eigentlich zwei Handlungsstränge. Auf der einen Seite lernen wir Peter und Mary Rose kennen, die eine Wette abschließen und auf der anderen Seite gibt‘s Leo und Jenny, die gemeinsam das ‚Xtasis‘, einen Sexclub, besuchen. Dazu kommt noch eine Prise Impfskepsis und am Ende läuft alles aus dem Ruder. Es ist eine unterhaltsame, humorvolle, aber auch ein wenig böse Geschichte. Mir hat es sehr gut gefallen.


    Der Reißverschluss‘ von Germaine Paulus ist die letzte Geschichte, bevor das Bonuslevel anfängt. Es handelt sich um einen Mann, Gregor Sumsa, der eines Morgens aufwacht und merkt, dass ein Reißverschluss über sein Körper läuft. Er versucht mit der Situation klarzukommen, was aber nicht so super gelingt. Ich fand‘s eine tolle Geschichte, richtig gut geschrieben, ein wenig absurd, aber es stimmt auf jeden Fall nachdenklich. Man kann es als reine Unterhaltung lesen, aber man kann sich auch tiefer mit den Geschehnissen auseinandersetzen, was die Geschichte noch besser macht.

    Eigentlich sollte das Heft hier zu Ende sein, was man daran merkt, dass die Autoren, Illustratoren und die Lektorin vorgestellt werden. Wenn man aber weiterblättert, trifft man plötzlich auf einer Seite mit der Aufschrift ‚Bonuslevel‘.


    Dahinter verstecken sich noch zwei Texte, nämlich ‚Schrödingers Bigfoot‘ von Michael Endres und ‚Das letzte Wort‘ von Germaine Paulus. Diese beiden Geschichten haben mir sehr gut gefallen.


    In ‚Schrödingers Bigfoot‘ wacht der Protagonist morgens in einem Wald auf, steckt in einem Bigfoot-Kostüm und versucht sich zu erinnern, wie er in dieser Situation gelandet ist. Es war lustig und traurig zur selben Zeit. Das Ende fand ich ganz spannend und ich hatte gerne noch weitergelesen.


    Das letzte Wort‘ ist dann wirklich die allerletzte Geschichte des Heftes und handelt sich um vier Personen, die versuchen, Bazaza, einen Dämon, zu beschwören. Natürlich läuft alles anders als erhofft. Ich hatte beim Lesen ganz viel Spaß. Die Dynamik zwischen den Protagonisten und das großartige Ende haben mir super gefallen.


    Insgesamt habe ich mich sehr über die Texte im 9. Band der Basement Tales gefreut. Einige haben mir besser gefallen als andere, aber alle waren gut ausgearbeitet und toll geschrieben. Ich bin wirklich sehr froh, dass es diese Heft-Reihe gibt, weil man ständig wieder neue Autoren und Stile entdeckt. Ich warte schon voll Spannung auf die ‚Basement Tales 10‘.

    ‚Ætherresonanz‘ ist Teil 2 der Ætherwelt-Reihe von Anja Bagus. Teil 1 hat mir schon sehr gut gefallen und deswegen habe ich mich dafür entschieden, Teil 2 für diese Kategorie zu lesen. Es war großartig.

    In der Ætherwelt-Reihe lernen wir Annabelle Rosenherz kennen. Sie ist eine junge, selbstständige Frau, lebt aber in Baden-Baden in 1912 und hat deswegen nicht so viele Rechte. Nachdem ihr Vater verschwunden ist, seht sie für alles alleine und wird gedrängt zu heiraten. Eine junge alleinstehende Frau wird halt nicht so gerne gesehen. Annabelle ist aber stur und möchte nicht einfach die gesellschaftlichen Konventionen folgen. Sie möchte frei sein.

    Aber nicht nur die ganzen Benimmregeln prägen dieser Welt, sie ist auch von Æther verseucht. Niemand weiß, wo es herkommt, aber alle wissen, dass es gefährlich ist. Wenn man mit dem Æther in Berührung kommt, kann es sein, dass man sich verwandelt. Es gibt Menschen, die gar nichts spüren, es gibt andere, die halb Mensch, halb Tier werden und noch andere, die nur einen kleinen Makel aufzuweisen haben, wie Annabelle. Ein Teil ihres Arms und ihre Hand sind nach einer Berührung mit Æther grün geworden und weisen irgendwie bestimmte Kräfte auf, die Annabelle aber noch nicht ganz verstanden hat und auch nicht kontrollieren kann.

    Menschen, die sich verwandelt haben, werden von der restlichen Gesellschaft als gefährlich und verdorben gesehen. Deswegen versucht Annabelle ihren Makel auch zu verbergen. Im ersten Band aber fliegt sie auf, was ziemlich dramatische Folgen hat.

    Band 2 knüpft mehr oder weniger da an, wo Band 1 aufgehört hat. Das Amt für Ætherangelegenheiten wurde gegründet und Annabelle ist wieder zuhause in Baden-Baden. Die meisten Protagonisten aus dem 1. Band arbeiten jetzt beim Amt. Sie versuchen zu verstehen, was es mit den Verwandlungen auf sich hat und probieren, die Verwandelten und die restliche Gesellschaft vor einander zu schützen.

    Eines Tages bittet einen Kommissar sie um Hilfe. Es gibt eine Serie unergründliche Mordfälle. Die Opfer liegen morgens tot im Bett, weisen Schnittwunden auf, Stücke Haut fehlen und trotzdem hat niemand, auch nicht die Person, die daneben schlief, was gemerkt. Er ist der Meinung, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und möchte, dass das Amt bei den Untersuchungen hilft.

    Zur selben Zeit bekommt Annabelle einen Brief von Rudolf Bader, ein reicher, aber auch sehr kranker Industrieller. Er ist ein alter Freund ihres Vaters und lädt sie ein, ihn und sein Sohn zu besuchen. Er könnte ihr vielleicht noch was über den letzten Besuch ihres Vaters erzählen. Sie willigt ein und entscheidet zusammen mit ihrer besten Freundin Johanna hinzufahren. Sofort merken die beiden aber, dass etwas nicht ganz in Ordnung ist. Das Anwesen sieht ziemlich heruntergekommen aus, alle Fensterläden sind zugenagelt, die Bediensteten sind sehr komisch drauf und auch mit dem Sohn scheint etwas nicht zu stimmen. Bevor Annabelle es sich bewusst ist, steckt sie schon wieder mitten in Schwierigkeiten.


    Das Buch war extrem spannend. Die Autorin schreibt aus verschiedenen Perspektiven und deswegen kriegt man auch als Leser mit, was die verschiedenen Personen denken und fühlen. Man möchte Annabelle und ihre Freunden darauf hinweisen, dass sie sich in großer Gefahr befinden, muss aber trotzdem warten, bis sie es selber herausfinden und hoffen, dass es dann noch nicht zu spät sein wird.

    Der Antagonist, und wie Annabelle mit ihm umgeht, fand ich sehr gut ausgearbeitet. Er ist nicht völlig böse und das versteht sie auch. Sie entdeckt langsam, wie er so geworden ist, und da empfindet man als Leser ganz viel Mitleid. Bis eine Grenze überschritten wird und man weiß, dass er hoffnungslos verloren ist.

    Wieder war ich fasziniert von dieser Welt mit ihren vielen Benimmregeln, und wie unverständlich sie für mich auch manchmal sind, es verleiht auch einen gewissen Charme. Man hat wirklich Lust, auch selber mal im Baden-Baden von 1912 zu flanieren und die ganze Atmosphäre am eigenen Leib zu erfahren. Das Æther, die Verwandlungen und die technischen Spielereien haben mich auch sehr beeindruckt. Die Gesellschaft an sich ist aber sehr hart. Alles was anders ist, wird nicht verstanden und als Böse gesehen. Dazu kommen noch große Unterschiede zwischen Arm und Reich. Diese Reibungen merkt man beim Lesen im Hintergrund und da hat man ständig das Gefühl, dass das Ganze irgendwann explodieren wird.

    Sowohl Band 1 als Band 2 haben mir sehr gut gefallen und kann ich allen weiterempfehlen, die gerne gutgeschriebene, spannende Geschichten lesen, in denen auch gesellschaftliche und ethische Fragen eine wichtige Rolle spielen. Ich freue mich auf Teil 3, der auch schon bei mir im Bücherregal steht.

    Für diese Kategorie habe ich ‚Der dunkle Wächter‘ von Carlos Ruiz Zafón gewählt. Es ist das erste Buch, was ich von Zafón lese und es wurde mir warm empfohlen.


    Ich bin sehr froh, dass wir im Regal noch die Hardcoverausgabe stehen hatten, weil meiner Meinung nach ist das Cover so viel passender und regt auch eher zum Lesen an: ein hell strahlender Leuchtturm inmitten von bedrohlicher Dunkelheit. Dies stellt die Atmosphäre des Buches sehr gut dar.


    In ‚Der dunkle Wächter‘ begegnen wir die Familie Sauvelle. Simone ist verwitwet und hat einen ganzen Haufen Schulden geerbt. Sie und ihre Kinder versuchen in Paris zu überleben, bis sie ein Jobangebot bekommt, eine Stelle als Haushälterin in Cravenmoore anzutreten. Cravenmoore ist ein geheimnisvolles Anwesen in der Normandie und im Besitz von Lazarus Jann. Er ist Spielzeugmacher und das ganze Gebäude ist dann auch überfüllt von den verschiedensten mechanischen Figuren. Am Anfang läuft alles noch ganz gut, bis eines Tages Hannah auf mysteriöse Art stirbt. Damit fängt das ganze Grauen an.


    Mir hat dieses Buch gut gefallen. Es fängt an mit einem Brief, der den Leser sehr neugierig macht. Sofort ist man in der Geschichte gefangen, die sich langsam aufbaut. Das Cravenmoore-Anwesen und dann noch die Spielzeugfiguren dazu sind ein grandioses Setting. Sofort spürt man, wie diese bedrohliche Atmosphäre auf die Protagonisten wirken muss. Dazu kommt noch die geheimnisvolle Leuchtturminsel und ein dunkles Wald, was Cravenmoore von der Wohnung der Sauvelles trennt. Auch streut der Autor ständig kleine Hinweise im Text, die die Spannung nur steigern lassen, wie:zum Beispiel bestimmte Zimmer darf man nicht betreten, eine rätselhafte Geschichte über eine vor Jahren ertrunkene Frau, das Doppelgängermotiv, usw. Als Leser versucht man ständig alle Puzzleteile zusammenzulegen, um verstehen zu können, was da eigentlich vor sich geht.


    Die Geschichte ist schauderhaft und faszinierend zugleich. Auf der eine Seite fiebert man mit. Man kann sich förmlich vorstellen, wie die mechanischen Spielzeuge auf Irene und Ismael wirken müssen, während sie nachts durch das Gebäude schleichen. Aber man ist auch fasziniert von der Phantasie dieses Mannes, der all diese Kreaturen entworfen hat. Im Geheimen möchte man am liebsten auch mal durch Cravenmoore streifen und alles auf sich wirklich lassen.

    Die Protagonisten, vor allem Ismael und Irene, schließt man sich sofort ins Herz. Deswegen fiebert man auch so mit. Man möchte nicht, dass den beiden was Schlimmes passiert. Eigentlich ist die Geschichte für die meisten Beteiligten tieftraurig. Alle haben ihre Verletzungen aus der Vergangenheit, die sich mit sich mitschleppen und sich auf ihre Gegenwart auswirken.


    Für mich persönlich ein toller Schauerroman, in den man sich schnell hineinversetzen kann. Von Anfang bis Ende ist die Spannung spürbar und das Setting hat mir sehr gut gefallen.

    Ich freue mich schon sehr auf die Lesechallenge 2021, aber planen finde ich da immer sehr schwierig, weil ich sehr impulsiv lese. Auf jeden Fall habe ich vor, mich jedes Mal vor meinem Regal zu stellen und mal zu schauen, ob ich noch ungelesene Bücher, die zu dem jeweiligen Thema passen, hier herumstehen habe.


    Eine Frage hatte ich noch. Beim ersten Thema ‚Ein im Original weder deutsch- noch englischsprachiges Buch‘ ist gar kein Genre angegeben. Heißt das dann auch, dass das egal ist oder soll es in dem Bereich der Phantastik bleiben?

    Glückwunsch für die Challenge. Hat sich die Lektüre denn insgesamt für dich gelohnt?

    Danke. Es hat sich schon gelohnt. Einige Bücher hatte ich schon im Regal stehen und habe ich jetzt endlich mal gelesen, aber ich habe auch viele neue Sachen entdeckt, einfach weil man sich auf der Suche macht etwas zu finden, ohne sich früher schon mal Gedanken über die spezifischen Themen gemacht zu haben.

    Ich würde mich sehr über eine neue Lesechallenge freuen. Sowohl die Kategorien, die Royston vorgeschlagen hat als das was Mammut hier noch reingeschrieben hat, sind interessant. Das mit den Schwierigkeitsstufen find ich eine richtig gute Idee.

    So, es hat ein wenig gedauert, aber ich glaube, ich bin jetzt auch durch.


    Kategorie 1 - Romanneuerscheinung aus 2019 / 2020: ‘The Twisted Ones’ von T. Kingfisher:


    Kategorie 2 - Kurzgeschichtensammlung / Anthologie: ‘Erntenacht - Dunkle Folklore’ von Bruno E. Thyke (Hrsg.)


    Kategorie 3 - Die einflussreichsten Werke des Genre Horror und unheimliche Phantastik: ‘Call of Cthulhu’ von H.P. Lovecraft


    Kategorie 4 - Preisträger des Vincent Preis, Bram Stoker Award, August Derleth Award, bzw. für das Jahr 2020 nominiert: ‘Klammroth’ von Isa Grimm


    Kategorie 5 - Ein im Original weder deutsch- noch englischsprachiges Buch: ‘Himmelstrand’ von John Ajvide Lindqvist


    Kategorie 6 - Ein im Original deutschsprachiges Buch: 'Requiem für Miss Artemisia Jones' von Isa Theobald und David Gray


    Kategorie 7 - Heftroman Grusel / Horror: ‘Gespensterkrimi 9: Das Sanatorium’ von Curd Cornelius und D. J. Franzen

    Mit Heftromanen hatte ich bisher eigentlich noch fast gar keine Erfahrung, deswegen war dies auch ziemlich neu für mich und habe einfach mal geschaut, was es so alles gibt und dann ‚Gespensterkrimi 9: Das Sanatorium‘ von Curd Cornelius und D.J. Franzen ausgewählt. Es hörte sich interessant an.


    Die Geschichte spielt in einer kleine Stadt bzw. Dorf. Am Anfang weiß man nicht genau, was los ist. Einige Männer befinden sich in einem Wald, wo sie auf dem Weg zu einer Verabredung sind. Sie werden aber angegriffen. Eine Person kann wegkommen und läuft zurück zu dem Zeltplatz, wo er sieht, dass die krakenähnlichen Wesen auch hier alle andere Menschen angreifen und sogar verschleppen. Er kann sich verstecken und wird später von der Polizei eingesammelt.


    Es stellt sich heraus, dass Michael dort undercover unterwegs war, um eine Motorbande auszuspionieren. Mit dem, was passiert ist, hat er natürlich nicht gerechnet. Aber bald ist Hilfe unterwegs. Es gibt eine Organisation: ‚Die Schattenchronik‘, die sich spezialisiert haben auf Bedrohungen aus dem Jenseits. Einige Agenten werden hingeschickt, unter anderem Kruger, der ein alter Freund von Michael ist, um zu versuchen herauszufinden, was da eigentlich los ist. Schon bald befindet man sich als Leser in ein spannendes Abenteuer, das sich manchmal sehr schnell entwickelt.


    ‚Das Sanatorium‘ ist eine sehr kurzweilige Geschichte. Mir hat‘s gefallen, obwohl es sich manchmal sehr schnell entwickelte und man ab und zu das Gefühl hatte, dass die Schriftsteller gerne mehr Platz gehabt hatten. Es gibt stellen, wo versucht wird, kurz und knapp ganz viel Hintergrundinformationen zu vermitteln. Meiner Meinung nach hatte man das viel schöner und detaillierter ausarbeiten können.


    Die Geschichte an sich ist spannend und mysteriös. Man fiebert als Leser mit und fragt sich ständig, ob alle heil aus dem Abenteuer rauskommen werden. Ab und zu wird es auch ein wenig unheimlich, was mir gut gefallen hat.


    Insgesamt eine tolle Geschichte, wenn man mal was Kurzes und Spannendes zwischendurch lesen möchte. Es macht Spaß, bleibt aber nicht lange im Kopf hängen.

    ja, das stimmt. 'Die Bewegung' steht bei mir im Bücherregal, aber habe ich noch nicht geschafft zu lesen. 'Himmelstrand' ist Teil 1 der Trilogie, 'Die Bewegung' soll dann eine Art Prequel zu Himmelstrand sein und der dritte Teil der Trilogie heißt auf Schwedisch 'X - den sista platsen', aber da habe ich keine Ahnung, ob es schon eine Übersetzung auf Deutsch gibt.

    John Ajvide Lindqvist ist ein schwedischer Autor, dessen Bücher ich sehr mag. Für diese Kategorie habe ich ‚Himmelstrand‘ gelesen. Das Cover und auch den Klappentext hatten mich neugierig gemacht. Es handelt sich um zehn Menschen, die eigentlich auf einem Campingplatz Urlaub machen. Als sie morgens aufwachen, stehen sie aber auf eine leere Wiese, die sich unendlich auszustrecken scheint. Der Himmel ist makellos blau, aber eine Sonne ist nicht zu sehen. Langsam wachen alle auf und überdenken die Situation. Wo sind sie gelandet? Wie kommen sie hier wieder weg? Und vor allem: warum?


    Die Geschichte geht langsam los. Als Leser muss man sich, genauso wie die Personen im Buch, erst mal zurechtfinden. Man hat keinen blassen Schimmer, was passiert ist und wer die Protagonisten sind. Am Anfang ist alles auch noch ganz harmlos. Es handelt sich eher um die Frage, was passiert ist und wie man jetzt überleben soll. Aber langsam merkt man, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Irgendetwas stimmt nicht. Nicht mit der Umgebung, aber auch nicht mit den Personen, die da gelandet sind. Alle haben Geheimnisse und Traumata, die sie aus der Vergangenheit mitschleppen. Die Spannung steigert sich und beim Lesen muss man sich von der Geschichte führen lassen, weil es doch manchmal sehr skurril wird.


    Mir hat dieses Buch gut gefallen. Am Anfang habe ich ein wenig gebraucht, um rein zu kommen, aber nach etwa 150 Seiten wollte ich unbedingt wissen, wie die Geschichte sich entwickeln wurde. Man braucht halt die Zeit, um sich orientieren und die Protagonisten kennenlernen zu können. Einige fand ich sehr sympathisch, mit anderen hatte ich Mitleid und dann gab‘s noch einige Personen, die ich einfach nur gehasst habe. Weil alle so unterschiedlich sind, entsteht auch eine gewisse Dynamik in der Gruppe, weil sie ja mehr oder weniger gezwungen sind, gemeinsam mit den Geschehnissen klarzukommen.


    Aber nicht nur das Klarkommen miteinander spielt eine große Rolle. In dieser Welt, in der diese Personen gelandet sind, müssen sie sich mit ihren Traumen und Geheimnissen, die sie schon seit Ewigkeiten mit sich tragen, auseinandersetzen. Als Leser wird man nach und nach darüber informiert, was jede einzelne Person miterlebt hat und was für einen Einfluss das auf seinem Leben hatte. So versteht man auch besser, warum sie handeln, wie sie handeln, aber es macht die Personen nicht unbedingt sympathischer.


    Das Ende hat mir eigentlich auch gefallen, obwohl noch viele Fragen offenbleiben. Es passiert unglaublich viel in diesem Buch und man folgt als Leser einfach die Geschichte. Man versucht so viel wie möglich zu verstehen, eine Logik zu finden, aber verliert sich immer wieder in die Unendlichkeit der grünen Wiese. Die Geschichte ist stimmig, aber vieles wird nicht aufgeklärt. Als Leser kann man nach dem Lesen noch lange darüber nachdenken, was jetzt eigentlich passiert ist.


    John Ajvide Lindqvist hat es in ‚Himmelstrand‘ geschafft, eine sehr unheimliche Atmosphäre zu kreieren. Man fiebert mit, versucht, das Ganze zu verstehen, scheitert und will einfach nur weiterlesen, in der Hoffnung noch zu erfahren, was da eigentlich los sei. Obwohl die Unheimlichkeit vor allem auf psychologische Ebene stattfindet, gibt es einige Szenen, die nicht ohne sind. Falls man gerne Geschichten liest, die bedrohlich wirken, in der nicht alles bis ins Detail erklärt wird und die manchmal ein wenig wirr anmuten, dann könnte ‚Himmelstrand‘ gefallen.

    ‚Klammroth‘ von Isa Grimm bzw. Kai Meyer hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte schon einiges über das Buch gehört und wollte es schon seit einer Weile lesen, was ich jetzt endlich geschafft habe. Es hat sich gelohnt.


    Die Geschichte handelt sich um Anais, die mit ihrer Tochter Lily nach Klammroth fährt, nachdem ihr elterliches Haus abgebrannt ist und ihre Stiefmutter dabei ums Leben gekommen ist. Da ist die Frage: Was ist genau passiert? War es ein Unfall, Selbstmord oder vielleicht Mord? Aber dabei bleibt es nicht. Als Leser merkt man ziemlich schnell, dass das nur der Aufhänger der Handlung ist und in Klammroth viel mehr los ist. Von Anfang an wird klar, dass der unheimliche Tunnel eine sehr große Rolle spielen wird und natürlich die Vergangenheit von Anais. Sofort wird eine bedrohliche Atmosphäre dargestellt, in der man als Leser ziemlich schnell gefangen wird.


    Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Man kann sich alles ganz gut vorstellen und das Buch liest sich wie einem Film. Das hat auch mit der Geschwindigkeit der Geschichte zu tun. Die Kapitel sind kurz gehalten und erhöhen deswegen das Tempo. Es gibt keine Seite, wo nichts passiert. Als Leser wird man auch ständig dazu gezwungen mitzudenken. Auf der eine Seite möchte man entdecken, was mit Anais‘ Stiefmutter passiert ist, anderseits ist es aber noch viel spannender herauszufinden, was genau während des großen Busunfalls passiert ist, wovon man die Spuren bei den Bewohnern in Klammroth noch deutlich sehen kann.


    Anais war für mich eine interessante Protagonistin. Dazu muss ich sagen, dass die anderen Protagonisten eher weniger ausgearbeitet wirkten. Sie waren da, weil man sie für die Geschichte gebraucht hat, aber eine tiefere Emotionalität habe ich während des Lesens nicht gespürt. Trotzdem hat es mich nicht so gestört, weil Anais ganz klar im Vordergrund stand und die ganze Handlung sich um sie gedreht hat. Sie will eigentlich gar nicht in Klammroth sein, hat aber keine Wahl, und wird durch die Geschehnisse gezwungen sich ihre Vergangenheit zu stellen. Man merkt schnell, dass sie schwerwiegende Probleme hat, und das wird auch in der Geschichte immer deutlicher. Der Autor versucht, den Leser zu verwirren, in dem er den Eindruck erweckt, dass Anais durch ihre psychische Erkrankung, die Welt manchmal anders wahrnimmt und man deswegen nicht genau sagen kann, ob das, was man als Leser aus ihren Augen erfährt, echt ist oder doch eher Wahnvorstellungen sind. Das erhöht meiner Meinung nach die Spannung, weil man nicht mehr weiß, ob man sie, die Hauptprotagonisten, vertrauen kann oder nicht.


    Insgesamt eine sehr tolle Horror-Geschichte, wo man als Leser richtig gut mitfiebern kann. Durch das Setting: Klammroth, ein kleines Dorf, inzwischen still und vergessen, dass aber viele alten Wunden mit sich schleppt, und dazu noch das dunkle Regenwetter, dass sich durch die ganze Geschichte zieht, wird eine düstere Atmosphäre hervorgerufen, die das Bedrohliche noch verstärkt. Auf jeden Fall eine lesenswerte Geschichte.

    Obwohl die Geschichte schon länger bei mir im Bücherregal stand, hatte ich sie noch nicht gelesen. Die Lesechallenge hat mich motiviert, das jetzt endlich mal zu tun.

    Mir hat den Text gut gefallen. Ich mag den Schreibstil von H.P. Lovecraft sehr und habe sie auch in dieser Geschichte sehr genossen. Die Art und Weise, wie er alles beschreibt, sowohl die Stadt, aber auch die Gedanken der Ich-Person fand ich grandios.


    Die Handlung wird angenehm aufgebaut. Am Anfang lernt man den Ich-Protagonisten kennen. Sein Großonkel ist verstorben und er erbt alles. So findet er einige Dokumente mit als Thema ‚Cuthulhu Cult‘. Von Neugier angetrieben, versucht er Schlau aus der Sache zu werden. Es hat Spaß gemacht zu lesen, wie er am Anfang ständig versucht rationale Erklärungen zu finden, aber unterschwellig die Unheimlichkeit schon anwesend ist, die sich dann auch ständig steigert. Wie mehr er über diesen Kult erfährt, wie klarer ihm wird, dass es keine rationalen Erklärungen gibt.


    Die Geschichte ist in drei Teilen verteilt. Im ersten Teil setzt er sich mit seinem Erbe und mit Wilcox, und die Träume, die er hatte, auseinander, danach liest man, was Inspektor Legrasse entdeckt hat und im letzten Teil wird erzählt, was mit dem Seemann Johansen passiert ist. Man merkt, wie sich alles steigert und immer mehr Sinn ergibt. Man wird während des Lesens immer neugieriger, bis man dann durch die Notizen von Johansen ziemlich viel erfährt und sehr gut verstehen kann, dass die Ich-Person sich sehr unwohl fühlt.


    Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich kann nachvollziehen, warum sie zu einem Klassiker geworden ist. Die Art und Weise, wie sie geschrieben ist, ist großartig und die Geschehnisse sind unglaublich unheimlich, weil sie in einer realistischen Welt spielen und man sich alles ganz gut vorstellen kann.