Beiträge von Felix

    Wohin der Grimm der Toten verschwindet

    Bisher meine liebste Geschichte des Bandes, stimmungsvoll und wired, führt sie in zwei Perpsektiven zwei Welten zueinander, wobei die realistischere zunehmend ihren Platz in einer angenommen rationalen Wirklichkeit immer weiter verliert. Von Geschichten dieser Art möchte ich mehr lesen, auch wenn mich das Eröffnungssetting erst etwas abgeschreckt hat und ich mich frage, ob Filmschaffende auch ihre unfertigen Filme in dieser weise vorführen würden. Nach meinem Verständnis kommt der Schnitt und dei Postproduktion in der Regel doch tendenziell eher nach dem Dreh, oder? Hier scheint es so so zu sein, asl würden die SzenenBausteinartig nach und nach fertiggestellt, sodass auch einen unfertiger Film schon so präsentiert werden kann, dass er seine ganze Wirkung entfaltet. Naja, geschenkt, die Geschichte gefällt mir trotzdem.

    Bei Der Pitch bin ich auch angekommen. Die Geschichte ist kurz und bündig, fiese geschrieben und hat trotzdem Platz für den Eltern-Arbeit-Konflikt im Home Office, der in der Corona-Pandemie meines Erachtens viel zu sehr wegignoriert wurde. Wofür die Geschichte nichts kann: Ich bin mit dem Thema Videokonferenzen/Verbindungsprobleme/etc. seit den Erfahrungen aus den letzten Jahren so durch, dass ich dazu nichts in meiner Freizeit lesen möchte, auch nicht in einer bösen oder zynischen Variante.

    Rast der Kraniche

    Die Geschichte wirkte beim Lesen, als sei sie von jemandem geschrieben worden, der sein Handwerk versteht, der einen Blick für die Menschen hat und eine reizvolle Mischung aus Empathie, Destruktivität, Sehnsucht und Realitätsnähe literarisch zu verknüpfen weiß, dessen Schreibstil lebendig und natürlich herüberkommt und der mit seiner Geschichte in einer international erfolgreichen Anthologie neben literarischen Weltgrößen bestehen könnte.

    Die Geschichte erfüllte meine Ansprüche und übertraf meine Erwartungen. Allerdings verliert sie etwas an Größe durch ihr Erscheinen in einem Horrormagazin. Für das Erscheinen in einem Horrormagazin fehlt ihr ein Beweis, dass das Apokalyptische/ Höllische/ Übernatürliche tatsächlich passiert ist und nicht nur ein Traum/ eine Vision/ eine Wahnvorstellung war.

    Rast der Kraniche hat mich emotional wirklich gepackt und das schaffen nur wenige Geschichten in so kurzer Zeit. Dass das phantastische Moment nur ein Traum ist, stört mich dabei nicht, zumal es einen nicht unerheblichen Raum einnimmt. Das täte es vielleicht, wären alle Geschichten so gestrickt, sind aber bisher gerade nicht. Und warum die Geschichte deiner Meinung nach durch ein Erscheinen in Zwielicht entwertet würde, verstehe ich nicht ganz. Sicherlich würde ein Suhrkampband eher die Aufmerksamkeit des Feuilleton erhalten, aber wofür wäre das ein Masstab. Für mich zeichnet sich Zwielicht gerade durch dei große Spannbreite der Spielarten, Themen und Stile, die alle zur dunkeln Phantastik und Horror gehören, und da hat diese Geschichte für mich auf alle Fälle einen passenden Platz gefunden, gerade auch weil sie etwas anderes funktioniert als die vorherigen.

    Ich denke, wenn jemand bei einem solchen Projekt mitmacht, dann, weil es einen persönlich interessiert. Da ist die Wissenschaft vermutlich nicht anders gestrickt als andere Bereiche.


    Hast du bestimmte Disziplinen vor Augen (Stichwort: Labor), Marianne? Ich könnte deine Ausschreibung zum Beispiel in meiner interdisziplinären Arbeitsgruppe "Climate Thinking" (https://www.uni-kassel.de/fb02/forschung/climate-thinking) verbreiten. Darin sind Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Geistes- und Kulturwissenschaften vertreten.

    Nachtschalter

    Der Schreibstil der Geschichte zog mich besonders zu Beginn in seinen Bann. Der Beginn der Geschichte ist auch angenehm geheimnisvoll, lakonisch und ergebnisoffen, so dass das Lesen Spaß macht.

    Tja, und irgendwann geht es in Richtung Gruselelement

    Genau diesen Eindruck hatte ich auch. Die Geschichte beginnt sehr stimmungs- und geheimnisvoll und, wie du schreibst, in bester Weise ergebnisoffen. Einen Bruch habe ich dann wahrgenommen, als ich vorausahnte, in welche Richtung sich die Ergebnisoffenheut auflösen würde. Insgeheim hätte ich mir hier eine andere Lösung gewünscht, einer verrücktere, surrealere oder auf andere Weise stärker eigenständige. Aber gut, das liegt an mir. Trotzdem eine gute, zu Beginn sehr gute, Geschichte und, wie Elmar schreibt, eine gelungene Abwechslung im Buch.

    Ich hoffe, ich verstehe es richtig, dass es hier in der Leserunde zu einem Gespräch kommen soll, deshalb gehe ich jetzt mal auf Elmars Beitrag ein, hoffentlich ist es auch erwünscht ...

    Das ist ganz sicher erwünscht. Es gibt meines Wissens aber auch keine festen Regeln. Deshalb schreib und diskutier gerne mit, so viel du möchtest. So werde ich es auch halten.


    Auf Heimatabend folgt Silke Brandts Der vierte Apokalyptische Reiter. Erneut handelt es sich um historischen Horror und auch der Einsteig ist ganz ähnlich generisch formuliert. Silke/Katla hat offenbar umfassend für die Geschichte recherchiert, was sich besonders in dem umfangreichen Anhang zur Geschichte zeigt. So ein Anhang ist sicherlich ungewöhnlich, gefällt mir aber sehr gut. Noch besser gefällt mir aber, dass sich die Ergebnisse dieser Recherche viel besser in die Geschichte einfügen als bei bei Heimatabend. Sind sie bei Heimatabend die historischen Details eher stimmunsgvolles Dekor, bilden sie in Der vierte Apokalyptische Reiter den Kern der Handlung und tragen die ganze Geschichte. Auch die reduziertere Figurenzahl und das Timming gefallen mir bei dieser ebenfalls sehr stimmigen Geschichte nicht nur besser, sondern richtig gut. So kann es gerne weitergehen!

    Gut, ich fange einfach mal an und beginne das vorne im Buch.


    Martin Schemm - Heimatabend

    Historischer Horror, der sehr generisch beginnt und dann sehr viel Zeit, um in Gegend, Ort, Figuren, deren Club usw. einzuführen. Gespickt der Beitrag mit zahlreichem Zeitkolorit, der sicherlich gut recherchiert ist, aber nicht recht im Dienst der Geschichte stehen will. Atmosphärisch wird alles durch die Wettberschreibungen, der eigentliche Plot ist für meinen Geschmack aber zu wenig ausgearbeitet und passt für mich nicht zu dem so umfänglich angelegten Beginn. Insgesamt (nur) ein solider Einstig in das Buch.

    Ich wollte nur mal anmerken, dass ich aus dem Urlaub zurück bin, das Buch in den Händen halte und heute auf dem Weg in den Feierabend damit in kleinen Häppchen beginnen werde.

    Ab Anfang August könnte ich mitlesen. Dann bin ich aus dem Urlaub zurück und beruflich ist es noch nicht so wild. Ich müsste mir nur das Buch noch besorgen. Wie ist es denn mit Katla und Vincent Voss , ihr seid doch sogar im Buch vertreten?

    Zum Tod von Bruno Latour hat die ARD-Audiothek (https://www.ardaudiothek.de/ep…rdball/bayern-2/12005827/) das Hörspiel "Kosmokoloss. Eine Tragikomödie über das Klima und den Erdball" online gestellt, das auf einem Theaterstück des Wissenschaftsphilosophen basiert. Ich bin jetzt auf der Suche nach anderen Hörspielproduktionen, die den Klimawandel im weitesten Sinne thematisieren und an denen Wissenschaftler:innen beteiligt waren. Bei Comics/Graphic Novels zum Thema sind solche Kooperationen ja mittlerweile gang und gäbe, bei Hörspielen ist es für mich neu. Kennt ihr etwas aus diesem Bereich? Ich bin für alle Tipps dankbar, auch wenn ihr euch nicht ganz sicher seid.