Beiträge von Ender

    Das Buch hatte ich im letzten Jahr gelesen und war insgesamt ebenfalls recht angetan. Hier mein damaliger Eindruck:



    Ein Horrorthriller, der im Hameln der Jetztzeit angesiedelt ist und Bezug auf die klassische "Rattenfänger"-Sage nimmt. Dabei werden Mythos, reale Begebenheiten und Geschichtliches zu einer spannenden Thrillerhandlung vermischt.


    Im Hinblick auf Stil und Spannungsaufbau ist der Roman allerdings recht konventionell geraten: bestimmte Formulierungen wiederholen sich etwas zu oft ("linker Hand / rechter Hand"), einige Details wirken ein wenig altmodisch (welche Dreißigjährigen heißen heutzutage noch Peter oder fahren VW Käfer?), der Plot ist zwar größtenteils rasant erzählt, aber ohne die ganz großen Innovationen oder Überraschungen.


    Was sehr gut gelingt, ist das Ineinandergreifen von historischen Fakten, überlieferter Legende und aktuellen Ereignissen. Der Autor hat sich erkennbar viel Mühe bei der Recherche gegeben. Für manche Leser könnten die Ausführungen zu mittelalterlichen Zusammenhängen hier und da vielleicht etwas zu langatmig ausfallen - wer sich jedoch ein wenig für lokale Historie interessiert, wird bestens bedient.


    Eine altbekannte düstere Sage in eine moderne Horrorgeschichte umzugestalten, ist auf jeden Fall eine hervorragende Idee, die hier auch durchaus gekonnt umgesetzt wurde. Herausgekommen ist dabei vielleicht nicht der ganz große Wurf, aber doch ein überwiegend spannendes und kurzweiliges Buch.

    Die offenbar nachträglich entstandene und der ursprünglichen Story "Der Außenposten" vorangestellte Kurzgeschichte „Der Besucher“ fand ich stilistisch wesentlich schwächer als den "Haupttext" und inhaltlich zudem ziemlich überflüssig. Sie dient wohl in erster Linie dazu, das Ganze zu einem vollständigen Buch aufzupumpen. Wenn man sie komplett überspringt, verpasst man aber mMn nichts wichtiges, im Gegenteil: fast hätte sie mich davon abgehalten, bis zur eigentlichen Geschichte weiterzulesen.


    Zum Glück bin ich aber doch drangeblieben, denn "Der Außenposten" hat mir dann extrem gut gefallen.

    In Stil und Aufbau orientiert sich die Novelle an den alten, klassischen Schauergeschichten: die Ereignisse werden in Form eines Berichts rückblickend von einer direkt beteiligten Person geschildert, wobei bereits zu Beginn schreckliche Dinge und ein schlimmes Ende angekündigt werden. Die Bezugnahme auf Poe, Blackwood oder natürlich insbesondere Lovecraft, der sogar ausdrücklich erwähnt und zitiert wird, ist also offensichtlich. Und tatsächlich funktioniert diese Herangehensweise ganz hervorragend!

    Die ganze Zeit lauert das Unheimliche bereits im Hintergrund, die Spannung steigt kontinuierlich an und als das Grauen dann schließlich zutage tritt, ist es sehr packend und eindringlich beschrieben.


    Klasse Geschichte, die mir sehr viel Spaß gemacht hat!

    Mein Problem dabei ist: von den Internationalen Romanen habe ich noch keinen einzigen gelesen (obwohl da schon ein paar dabei sind, die mich interessieren) und von den Nationalen Romanen ganze zwei ... die ich allerdings beide nicht preis- oder nominierungswürdig fand.

    Vielleicht schaffe ich es, mich zumindest in einer Kategorie an der Endrunde zu beteiligen, indem ich mich dann ganz gezielt durch die nominierten Kandidaten durchlese. Hat im letzten Jahr auch schon mal geklappt ...

    Wenn ich ein Buch kaufe will ich vorher wissen, wer es geschrieben hat. Es geht doch nicht nur um Inhalte, sondern auch um Schreibstil und vieles mehr.

    Das kann ich nachvollziehen und dagegen will ich auch gar nichts sagen. Mir ging es um den Punkt "Preis nachträglich aberkennen".

    Wenn's ein Preis für "Bestes Erstlingswerk" oder "Bester Roman einer Frau" gewesen wäre ... klar. Aber das stand ja nicht zur Debatte.


    Wenn jedoch ein Roman zum "Besten Horrorroman des Jahres" gewählt wurde, dann hat er das auch verdient. Falls danach jemand sagt "Wenn ich gewusst hätte, dass das Buch nicht von einer weiblichen Debütantin stammt, dann hätte ich anders abgestimmt", dann hat derjenige den Sinn dieser Wahl nicht verstanden.

    Die Idee, einen Preis abzuerkennen, weil er unter einem unbekannten Pseudonym veröffentlicht wurde, finde ich ehrlich gesagt ziemlich abwegig.

    Es sollte doch schließlich der Roman ausgezeichnet werden, und sonst gar nichts.


    Dass wir womöglich alle bei der Beurteilung einer Geschichte - ob bewusst oder unbewusst - bestimmte Erwartungen und/oder Vorurteile haben bzw. mit dem Namen verknüpfen, der auf dem Cover steht ... tja, das ist wahrscheinlich menschlich. Aber dafür können ja die Autoren nichts. Das ist ganz alleine der Fehler des jeweiligen Lesers.

    Oh, du hast die „seitenweise“ Anthologie mitgenommen. Darin bin ich auch vertreten, nicht nur deshalb eine sehr gute Wahl. Du unterstützt mit dem Kauf des Buches ja auch noch einen guten Zweck. :*

    Daran ist Melanie Schneider Schuld. Die hat mich einfach nicht ohne Buch vom Stand weggelassen ^^

    Aber es sind ja doch eine ganze Reihe bekannter Namen in der Anthologie vertreten, deshalb war ich leicht zu überzeugen. Auch das Konzept der 'Kürzestgeschichten' finde ich interessant.

    Bin gespannt.


    Ender ist überhaupt ein Guter, der ständig mit den schönsten Frauen zu sehen ist. %X

    Ähm... ja...

    Das ist zumindest das Ziel. :saint:

    Meinen kleinen Erlebnisbericht vom Messewochenende 2019 gibt es HIER


    Zwar mehr "Frankfurter Buchmesse" als "BuCon" - aber dafür durch die SF-Brille ... und mit vielen Bildern ;)

    Ich habe gerade keine offizielle Quelle parat, aber:

    Die Handlung soll wohl an die Teile 1 und 2 anknüpfen. Alles was in den Filmen danach kam, hat praktisch nie stattgefunden.

    Aber im ersten Schritt geht es doch erstmal nur um die Nominierungsvorschläge. Das heißt: Punkte werden noch nicht vergeben, auf eine Reihenfolge muss man sich auch noch nicht festlegen.

    Wenn du jetzt schon einen Text nominierst, spricht trotzdem nichts dagegen, im Dezember ggf. noch weitere Vorschläge zu machen.


    Ich erkenne da keine Ungerechtigkeit.

    Wenn es schon einen eigenen Thread zu diesem Buch gibt, dann hinterlasse ich meinen Leseeindruck (der dem von Lapismont übrigens sehr ähnlich ist) doch hier einfach auch nochmal:


    Ein moderner, mysteriöser Schauerroman, der auf verschiedenen Ebenen wirkt und funktioniert - was seine Nominierung sowohl für den Deutschen Buchpreis als auch für den Vincent Preis erklären bzw. belegen mag. Aus insgesamt vier Perspektiven wird ein Fluch/Mythos/Kult beleuchtet, der die beteiligten Personen auf unterschiedliche Weise berührt, der selbst jedoch nie so wirklich eindeutig und greifbar wird. So findet letztlich auch keine echte Auflösung statt, was einerseits Raum für Interpretationen lässt, andererseits aber auch etwas enttäuschend ist.


    Sprachlich gibt es einige echte Höhepunkte zu entdecken, wobei die geradezu hymnischen Buchrücken-Blurbs dann doch eindeutig zu dick aufgetragen sind.


    Ich habe den Roman mit Interesse gelesen, er hätte aber für meinen Geschmack gerne etwas konkreter und weniger nebulös sein dürfen.

    Ich sehe den Kanal auch sehr gerne, in erster Linie wegen der vielen interessanten und fundierten Buchbesprechungen. Von den sonstigen Beiträgen interessiert mich naturgemäß der eine mehr, der andere weniger - aber insgesamt ist das meiner Meinung nach der beste der (zugegebenermaßen sehr wenigen) BookTube-Kanäle, die es im Phantastikbereich gibt.

    In der aktuellen SF kommt es mMn aber auch nur durch die "Grenzgänger" dazu, dass relativ viele Genreromane bei Großverlagen erscheinen.

    Heyne hat natürlich traditionell ein breites SF-Programm, Piper seit ein paar Jahren regelmäßig eine Handvoll Romane pro Jahr, Knaur hier und da mal einen, Bastei Lübbe kaum noch.

    Aber ein erheblicher Teil der Neuerscheinungen, auch bei den o.g. aktuellen Nominierungen, sind ja bei Verlagen erschienen, die "offiziell" keine SF verlegen, sondern diese dann aus Marketinggründen immer neutral als Roman, Thriller o.ä. bewerben. Der größte Teil der Leserschaft von z.B. "Hologrammatica", "Die Hochhausspringerin", "Hier ist es schön", "Der Platz an der Sonne" oder dem letztjährigen Gewinner "Qualityland" ist sich wahrscheinlich gar nicht bewusst, einen SF-Roman in Händen zu halten.

    Nichtsdestotrotz SIND sie natürlich SF, selbst wenn sie ohne Raumschiffe oder Aliens auskommen.


    Aber wie Lapismont sagte: Alles eine Frage der Definition. Wenn man sämtliche Psychopathen-Folterthriller mitzählt, dann gibt es sicherlich auch bei den großen Publikumsverlagen jede Menge Horror.