Beiträge von Ender
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Bitte nicht falsch verstehen: Ich möchte hier niemanden für sein Abstimmungsverhalten kritisieren. Ich fand es nur gerade sehr auffällig und eben auch überraschend, dass so viele "alte" Texte nominiert wurden. Auf der Gesamtliste der relevanten Werke standen ja durchaus viele Dutzend aktuelle Romane. Aber wenn das den Geschmack der Abstimmenden wiedergibt, dann ist es eben so.
Mich persönlich lässt das dann höchstens am Zustand des Genres (ver)zweifeln, da für mich der Eindruck entsteht, dass die aktuellen Neuerscheinungen nicht mit den jahrzehntealten Geschichten mithalten können.
Was meine Anmerkung zu Neuauflagen angeht: Wenn es sich um Erstübersetzungen handelt, finde ich es völlig gerechtfertigt, dass ein Buch in diesem Jahr für die Wahl relevant ist. Aber beim nominierten Stephen King - Buch beispielsweise handelt es sich um eine Sammlung von vier Storys, die nicht nur uralt, sondern auch allesamt schon vor vielen Jahren auf deutsch erschienen sind. Da finde ich dann nicht unbedingt, dass so ein Buch etwas bei einer "Best of 2023"-Abstimmung zu suchen hat.
An diesem Punkt könnte man über das Regelwerk eingreifen (falls das gewünscht ist). Für das Problem mit den limitierten Kleinstauflagen oder den Mondpreisen weiß ich allerdings keine einfache Lösung - damit muss man wohl einfach leben.
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Wenn ich mir eine persönliche Einschätzung bzgl. der Wirkung/Massentauglichkeit/Verbreitung/Aufmerksamkeit (wie auch immer man es nennt) des Vincent Preis erlauben darf:
Ich selbst interessiere mich z.B. für die Kategorie "Internationales Literaturwerk". Wenn ich mir nun aber die Nominierungsliste ansehe, dann finde ich dort unter den 5 nominierten Werken gerade mal einen einzigen Text, der aus diesem Jahrhundert stammt. Darüber hinaus einige Sammler-/Sonder- bzw. limitierte Auflagen, die, wenn man sie schnell genug ordern konnte, nicht selten 40-50 Euro kosten. Für Zu-Spät-Gekommene auch gerne mal einen mittleren dreistelligen Betrag für ein gebrauchtes Exemplar.
Ich kann also jetzt nicht in dieser Kategorie mit abstimmen, sofern ich nicht hunderte Euro für ein paar jahrzehntealte Geschichten ausgeben möchte.
Ein breites Publikum kann man auf diese Weise freilich nur schwer für den Vincent Preis begeistern.
Wenn dieser Preis, oder zumindest diese Kategorie, von Nerds dominiert wird (no offense), die gerne auf 100 Exemplare limitierte Sammlereditionen kaufen, dann ist das ja durchaus okay. Wird aber dafür sorgen, dass es immer ein Nerd-Preis bleiben wird, der "normale Durchschnittsleser" kaum erreicht.
Oder dass viele Abstimmende eine Vorliebe für Werke des 20. Jahrhunderts haben - auch in Ordnung. Ein Gradmesser, wie es um die aktuelle dunkle Phantastik bestellt ist, welche Trends und Entwicklungen das Genre international gerade erlebt ... das lässt sich daraus aber nicht ableiten. (Und ist das nicht gerade das Spannende an solchen Preisen?)
Neue, junge Fans werden damit jedenfalls auch nicht gewonnen. Stephen King ist natürlich immer ein Zugpferd, aber ein paar Geschichten aus den 70er/80er Jahren - neu aufgelegt - entflammen jetzt nicht unbedingt Neulinge für das Horrorgenre.
Das sind einfach nur mal so ein paar unsortierte Gedanken meinerseits. Was man daraus macht, weiß ich selbst nicht so genau.
(Na ja, eine einfache Möglichkeit wäre zum Beispiel, keine Neuauflagen, sondern nur Erstübersetzungen zur Abstimmung zuzulassen.)
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Ja, ich war sehr angetan von dem Roman. Da steckt eine Menge an realen Ereignissen dahinter (erschreckend genug), und wie Everett das dann weitergesponnen hat ... das ist schon abgefahren.
Auf die VINCENT - Nominierungsliste hat er es trotz meiner Stimme leider nicht geschafft. Da ich ihn selbst erst gerade in den letzten Tagen gelesen habe, war es aber schon zu spät, um noch Werbung dafür zu machen. Das sei also hiermit nachgeholt ...
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in der internationalen Liste ist wirklich eine Menge dabei, was mich interessiert. Aber - was soll ich sagen - ich komme einfach nicht gegen meinen Lesestapel an.
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Hallo Marianne,
die Intention dahinter kann ich schon erkennen. Die Diskussion darüber, ob und wie man solche Bilder von Katastrophen, Kriegen, Verbrechen etc. verwenden sollte, ist ja nicht neu. Es gibt sicher Argumente dafür und dagegen, also quasi Realismus vs. Sensationslust. Letzteres will ich dir nicht unterstellen, aber es ist halt schwierig. Schon wenn es dabei um Journalismus geht, also zunächst mal eine reine Berichterstattung, kann man darüber geteilter Meinung sein. Und im Rahmen von (wenn auch ernsthafter) Unterhaltung finde ich es erst recht problematisch. Aber wenn nun darüber diskutiert wird, dann ist ein erstes Ziel ja schon erreicht.
Ich muss es ja nicht gut finden.
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Du meinst das ist geschmacklos weil es so nah an der Realität ist?
Weil ich es unnötig finde, hier ein reales Foto von einem realen Menschen als Vorlage zu nehmen. Das Schicksal des Kindes war schon furchtbar genug, da muss es nicht noch als Schockeffekt auf einem Buchcover herhalten. Meine Meinung.
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Puh. Nennt mich zimperlich, aber die Abbildung, die ja ganz offensichtlich an das berühmt gewordene tatsächliche Foto der am Mittelmeerstrand angespülten Kinderleiche angelehnt ist, finde ich ehrlich gesagt ziemlich geschmacklos.
Ja klar, es soll schockieren oder besonders drastisch sein, aber das hätte man auch anders lösen können als - nur leicht verfremdet - ein reales Opfer abzubilden. Ich find's unangenehm.
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Hmm. So ganz kann ich mich euren Lobeshymnen nicht anschließen.
Positiv: Ein stimmungsvoll-atmosphärischer Road Trip (auch wenn die "Roads" gemieden werden), ein dazu passendes ruhiges Erzähltempo. Man bekommt ein Gefühl für die endlose Weite des Landes und die Gewalt der Natur.
Trotzdem fand ich das Ganze eher enttäuschend. Die Hauptfigur ist durch und durch unangenehm: ein Killer, der die ganze Zeit emotionslos Leute umbringt, gerne auch mal Unbeteiligte. Ganz offenbar etwas, was er schon sein ganzes Leben lang gemacht hat. Hmm. Emotionen empfindet er nur für seine Frau, die er ach so wahnsinnig liebt – was ihn allerdings nicht daran hindert, auf dem Weg zu ihr bei der ersten Gelegenheit mit einer anderen rumzuvögeln.
Die Handlung ist sehr schlicht und dreht sich eigentlich nur im Kreis: Ankunft in einer Stadt, dort gibt’s Ärger und er sticht oder knallt irgendwen ab. Dann zieht die Truppe weiter, erreicht nach ein paar Tagen die nächste Stadt und es geht wieder von vorne los.
Interessant wurde es kurz, als die durchaus gruseligen übernatürlichen Elemente ins Spiel kamen: die wirken zunächst spannend, spielen dann aber leider im Laufe der Geschichte kaum eine sinnvolle Rolle.
Manches wird auch einfach nur kurz angerissen und dann nie wieder erwähnt (Stichwort Zeitschleife).
Man wartet immer auf irgendeinen besonderen Kick, aber der kommt einfach nicht. Es gibt in der Geschichte keine echte Entwicklung, keine Überraschung und keine zusätzliche Ebene, die sich mal auftut. Stattdessen: nächste Stadt, nächster Kampf, nächster Mord. Dann ein paar kalte Nächte unterm Sternenhimmel. Repeat.
Schade. Kein kompletter Reinfall, aber da wäre viel mehr möglich gewesen.
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Ich habe mal versucht alle zu erfassen
Perfekt, danke!
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Wenn ich es richtig sehe, dann ist die Liste am Anfang dieses Threads nicht um die genannten Titel ergänzt worden. Um sich einen Überblick zu verschaffen, müsste man also sämtliche Beiträge nochmal durchsehen.
Lässt sich das noch in einer Gesamtübersicht zusammenfassen?
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Ich habe das noch in keinem anderen (Medien) Bereich, oder generell bei anderen Konsumgütern erlebt.
Dann wirf mal einen Blick in Bundesliga-Ticketbörsen. Oder versuche, eine Taylor Swift - Karte zu erwerben
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In einem 4- oder 5-minütigen Beitrag kann man natürlich keine tiefschürfenden Analysen erwarten, aber diese "Kann Fantasy auch gute Literatur sein?" Pro-und-Kontra - Gegenüberstellung ist dermaßen platt und oberflächlich ("Ja, kann es" vs. "Nein, ist doch alles das selbe"), da hätte man sie sich auch gleich sparen können.
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Schade, der Roman hätte mich interessiert. Aber für 45 Euro sicher nicht. Immer ärgerlich, wenn spannende Übersetzungen dann leider nur so erscheinen.